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Veröffentlicht am 07.09.2021

Nur wenige Tage im Jahre 1096

Tod oder Taufe - Die Kreuzfahrer am Rhein
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Rabbi Chaim und der Domdekan Raimund stehen sich freundschaftlich gegenüber. Gemeinsam versuchen sie die Psalmen zu übersetzten. Doch die Zeiten sind schlecht, ein großes Kreuzfahrerheer nähert sich ...



Rabbi Chaim und der Domdekan Raimund stehen sich freundschaftlich gegenüber. Gemeinsam versuchen sie die Psalmen zu übersetzten. Doch die Zeiten sind schlecht, ein großes Kreuzfahrerheer nähert sich der Stadt. In Worms und Speyer waren die Kreuzfahrer schon und haben Schaden angerichtet. Angeführt werden die Menschen von einem Priester, den alle nur als Rotkutte bezeichnen. Jetzt stehen sie vor Mains und wollen die Juden vernichten. Tod oder Taufe ist ihr Motto. Der Domdekan und auch der Rabbi versuchen alles, um ein Blutvergießen zu verhindern, aber ihre Chancen stehen denkbar schlecht in diesem Jahr 1096.

In diesem historischen Roman erzählt der Autor Jakob Matthiessen von den Ereignissen aus dem Jahr 1096 in Mainz. Zunächst schildert er das tägliche Leben der Menschen in der Stadt und auch im Umland. Alles liest sich harmlos. Die Stimmung im Buch ist positiv. Man bekommt einen schönen Eindruck dieser Zeit. Da war zum Beispiel der Bauernjunge, der sein Feld gepflügt hat und dann eine große Menschenansammlung zu sehen bekommt. Der Junge sieht diese Menschen und sieht nur die Freiheit, die sie haben. Matthiessen erzählt, wie gerade dieser Junge sozusagen eingefangen wird und sich dem Kreuzzug anschließt. Stellvertretend erlebt er nun, was es heißt, sich solch einem Heer anzuschließen. Anfänglich ist es vergnüglich, aber später bekommt er dann zu spüren, dass viel mehr dahinter steckt.

Dann wieder schildert Matthiessen von der Gemeinde in Mainz, die offenbar gut miteinander auskommt und der Glaube scheint keine Rolle zu spielen, aber schnell wird klar, dieser Eindruck ist nur oberflächlich.

Anschließend wechselt die Stimmung im Buch, denn unaufhaltsam kommt das Verderben näher. Anschaulich erzählt der Autor von diesen Ereignissen. Er lässt dabei nichts aus und schildert die Geschehnisse akribisch. Auch wenn dieser Teil schwer zu lesen war, weil er an Grausamkeit kaum zu überbieten ist, war er doch auch gleichzeitig informativ und vor allem wichtig.

Auf den letzten Seiten dann macht der Autor einen kleinen Zeitsprung und erzählt rückblickend von den Geschehnissen und gleichzeitig davon, wer überlebt hat und wie diese Protagonisten mit der Katastrophe umgegangen sind. Diese Seiten lesen sich wieder wie zu Beginn positiv.

Insgesamt gesehen lässt Jakob Matthiessen diese Zeit lebendig werden. Ich habe mich sehr schnell in diese Geschichte hineingezogen gefühlt. Am Anfang hat sie sich leicht und locker lesen lassen. Die Erzählungen sind lebendig und wirken authentisch. Dann wechselt die Stimmung und passt sich der Situation an, um zum Ende hin zu der Leichtigkeit von Beginn zurückzukehren.

Mir hat der Erzählstil gut gefallen. Nicht nur, dass Matthiessen es schafft, immer wieder auch die Stimmung zu verändern, er hat auch Psalmen und Gebete mit einfließen lassen. Auch einige Rituale aus dem jüdischen Glauben schilder er. All dies hat er zu einem gelungenen Roman verflochten. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, es war spannend und informativ, gleichzeitig aber auch traurig und bedrückend. Schrecklich zu lesen, was im Namen des Glaubens Menschen alles anderen Menschen antun.

Gut gefallen hat mir hier, dass es neben einem Personenregister und einem Glossar ein umfangreiches Nachwort gibt. Der Autor geht noch einmal im Detail auf einige Ereignisse im Buch ein und klärt dabei Fiktion und Wahrheit. Dieses Nachwort war sehr interessant.

Fazit:

„Tod und Taufe Die Kreuzfahrer am Rhein“ ist ein spannender historischer Roman über nur wenige Tage im Jahre 1096 in Mainz. Das Thema ist zwar nicht ganz leicht zu lesen, aber der Autor hat es geschickt verstanden, eine Geschichte mit Hoffnung und Glaube zu schildern. Ich habe so einiges gelesen, was mir in dieser Deutlichkeit noch nicht bewusst war.

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Veröffentlicht am 30.08.2021

Die Macht des gesprochenen Wortes

Die Schule der Redner
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Leon versteht die Welt nicht mehr, warum schützt sein Onkel ihn nicht mehr? Der Junge weiß nur auf der Burg des Fürsten Rudolf von Habsburg ist er nicht mehr sicher. Er beschließt zu fliehen. Vorher hat ...

Leon versteht die Welt nicht mehr, warum schützt sein Onkel ihn nicht mehr? Der Junge weiß nur auf der Burg des Fürsten Rudolf von Habsburg ist er nicht mehr sicher. Er beschließt zu fliehen. Vorher hat sein alter Lehrer ihm ein kleines Buch anvertraut, mit der Bitte, es einem alten Freund zu überbringen. Dieser Freund befindet sich an einer Schule für Redekunst in der Nähe von St. Gallen. Leon macht sich auf den Weg, aber schnell wird ihm klar, es könnte seinen Tod bedeuten, denn er wird verfolgt und gejagt. Was hat es mit diesem Buch auf sich? Wem kann er noch trauen? Auch in der Schule, die ihn tatsächlich als Schüler aufnimmt, scheint er nicht sicher zu sein.

Die Geschichte von Leon spielt im Jahre 1246 zunächst auf der Burg des Onkels und später dann an jener seltsamen Schule. Direkt von der ersten Seite an hatte mich der Autor Johann Seeger in den Bann gezogen. Er erzählt aus dem Leben des Jungen und schildert zunächst die Ereignisse auf der Burg, dann von der atemraubenden Flucht und schließlich von der Schule und den Lehrern und Schülern. Das Buch hat den passenden Titel „Die Schule der Redner“ bekommen und darum geht es hier auch um die Sprache, um das Reden und Zuhören und um das Verstanden werden. Eindrucksvoll schildert der Autor die Macht des gesprochenen Wortes. Die Beispiele, die er anführt, welche mächtigen Männer nur durch Reden die Massen begeistern konnten, sind glaubwürdig. Ich fand es interessant, was Sprache bewirken kann, wendet man die Worte richtig an. Er beschreibt die Körperhaltung dazu und gibt Tipps für die richtige Wortwahl und den Zeitpunkt. Diese Lektionen finden natürlich zwischen Leon und seinen Lehrer statt, aber ist auch für Leser wie mich spannend zu lesen.

Dann geht es natürlich auch um die Charaktere selbst. Leon wird nicht nur wegen des Buches verfolgt. Es geht auch um die Macht im Allgemeinen und nicht zuletzt auch ein wenig um Liebe. Mir hat gut gefallen, wie der Autor davon erzählt, was in einer geheimen Schrift stehen soll, die es zu finden galt und welche Macht derjenige bekommen kann, sollte man sie finden und entschlüsseln können. Die einzelnen Charaktere hat er dabei gut ausgearbeitet, egal ob auf der Seite des Bösen oder aufseiten der Guten. Die Übergänge der einzelnen Charaktere sind dabei schön miteinander verflochten, sodass nicht immer klar zu erkennen ist, wer ist wer und was geschieht als Nächstes.

Der Erzählstil ist zwar leicht und locker zu lesen, aber Johann Seeger lässt seine Protagonisten in Gedanken auch mal zurückwandern. An andere Orte in andere Zeiten, was dann natürlich ein etwas aufmerksameres Lesen erforderlich macht. Ich mag solche Bücher sehr gern. Auf diese Weise konnte ich in dieser Geschichte noch so einige Charaktere entdecken, die nur kleine Szenen hatten und vielleicht später noch einmal von dem Autor aufgegriffen werden. Ich hoffe es.

Ein Nachwort zum Schluss klärt Fiktion und Wahrheit und gibt einige eigene Gedanken des Autors wieder. Eine Übersicht der Protagonisten ist gleich zu Beginn ebenfalls vorhanden und sorgt für den Überblick über selbige.

Fazit:

„Die Schule der Redner“ ist ein wunderbarer historischer Roman über die Kunst des Redens. Sprache ist hier der Schwerpunkt der Geschichte und zeigt dabei, was Worte alles bewirken können. Mir hat diese Geschichte gut gefallen und auch wenn sie eigentlich aus erzählt ist, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass es mit Leon und seinen Freunden ein Wiedersehen geben könnte.

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Veröffentlicht am 24.08.2021

Familiensaga aus dem 14. Jahrhundert

Das Kreuz des Pilgers
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Reinhild und ihr Mann Konrad befinden sich auf dem Heimweg, als sie von Wegelagerern überfallen werden. Reinhild glaubt sich schon Tod, als sie unerwartet Hilfe von Palmiro und Conlin bekommt. Die beiden ...



Reinhild und ihr Mann Konrad befinden sich auf dem Heimweg, als sie von Wegelagerern überfallen werden. Reinhild glaubt sich schon Tod, als sie unerwartet Hilfe von Palmiro und Conlin bekommt. Die beiden waren auf Pilgerreise und sind nun ebenfalls auf dem Heimweg. Die Grafentochter können sie retten, doch für ihren Mann kommt jede Hilfe zu spät. Für Reinhild ist es nur schwer zu verkraften, dass ihr Mann nun nicht mehr an ihrer Seite ist, doch sie findet eine Schulter zum Anlehnen. Die zarten Gefühle, die sie entwickelt, bleiben zunächst ohne Beachtung. Reinhild weiß genau, ihr Vater würde dieser Verbindung nicht zustimmen. Außerdem hat Palmiro einen Schatz mitgebracht, den hier eigentlich keiner der Familien je wiedersehen wollte.

Die historischen Romane der Autorin Petra Schier lese ich immer wieder gern. Sie schafft es mit jeder neuen Geschichte mich in den Bann zu ziehen, auch in ihrem neuen Buch „Das Kreuz des Pilgers“ war dies so. Diese Geschichte ist der Auftakt einer neuen Trilogie über die Macht von Reliquien und den Glauben der Menschen daran. Gleichzeitig lässt die Autorin das 14. Jahrhundert in Koblenz lebendig werden.

Gleich drei Familien wissen um das Geheimnis dieser Reliquie, dabei sind die Familienmitglieder doch recht unterschiedlich und scheinen nicht recht zusammenzupassen. Und doch verbindet die Familien mehr als nur Freundschaft. Durch den Tod des Mannes von Reinhild wächst diese Gemeinschaft noch einmal mehr zusammen.

Mir hat es Spaß gemacht zu lesen, wie Reinhild mit ihrem neuen Leben zurechtkommt und wie Conlin und sie sich langsam näher kommen. Durch humorvolle Dialoge wird die Handlung aufgelockert, denn auch ernstere Themen lässt die Autorin nicht außen vor. Zum Beispiel ist einer ihrer Protagonisten homosexuell und dies könnte im Jahre 1379 den Tod bedeuten, würde es erkannt werden. Petra Schier schildert durchaus glaubhaft, wie die Menschen in dieser Zeit mit dem Thema umgegangen sind. Das Leben in dieser Epoche war für Menschen, die nicht so handelten wie die Kirche oder die Obrigkeit es vorsah, nicht einfach, dabei spielte es auch keine Rolle ob als Mann oder als Frau. Die Gefahr, in die die Protagonisten damit schwebten, hat die Autorin gekonnt in Szene gesetzt.

Ich mag, dass die Charaktere sehr detailgetreu dargestellt wurden und einige Szenen ausführlich geschildert wurden. Die Autorin hat es verstanden, sowohl die als „Guten“ bezeichneten Protagonisten sowie auch die mit schlechten Eigenschaften lebendig werden zu lassen. So wie sie ihre Figuren agieren lässt, sind sie glaubhaft und wirken auf mich authentisch. Allerdings endet diese Geschichte mit einem Cliffhanger, der dafür sorgt, dass man sehnsüchtig auf die Fortsetzung wartet.

Der Erzählstil von Petra Schier ist leicht und locker zu lesen. Sie zieht einem beim Lesen förmlich in die Geschichte. Einmal begonnen, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die Hintergrundgeschichte ist spürbar gut recherchiert und verbindet sich glaubhaft mit der fiktiven Geschichte rund um die Protagonisten. Eine kleine Karte von Koblenz und ein Personenregister sorgen für den nötigen Überblick über die Protagonisten und über die Stadt. In ihrem Nachwort am Schluss klärt die Autorin noch kurz Fiktion und Wahrheit.

Fazit:

„Das Kreuz des Pilgers“ ist ein historischer Roman, der sich nicht nur mit dem Leben im Mittelalter beschäftigt, sondern auch davon erzählt, wie wichtig der Glaube gewesen ist. Reliquien waren wichtig und hatten Macht, daran haben die Menschen geglaubt und auch die Protagonisten dieser Geschichte glauben daran. So wie Petra Schier es hier schildert, könnte man selbst es eben auch glauben. Mir hat diese Geschichte rund um die Grafentochter Reinhild und Conlin, Palmiro und deren Familien und Freunden gut gefallen. Jetzt bin ich gespannt auf die Fortsetzung und darauf, was aus ihnen werden wird.

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Veröffentlicht am 22.08.2021

Kein gewöhnlicher historischer Roman

Der Tod und das dunkle Meer
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Das Schiff die Saardam hat den Hafen von Batavia kaum verlassen, als es zu merkwürdigen Ereignissen kommt. Noch im Hafen wurde das Schiff verflucht. Der Einzige an Bord, der vielleicht Licht ins Dunkel ...


Das Schiff die Saardam hat den Hafen von Batavia kaum verlassen, als es zu merkwürdigen Ereignissen kommt. Noch im Hafen wurde das Schiff verflucht. Der Einzige an Bord, der vielleicht Licht ins Dunkel bringen könnte, ist Samuel Pipps, doch er reist nicht als Passagiere, sondern als Gefangener und soll in Amsterdam vor Gericht gestellt werden. Samuel muss diese Überfahrt in einer sehr dunklen kleinen Zelle weit im Bauch des Schiffes verbringen. Einzig sein Freund Arent Hayes darf in besuchen. Arent glaubt fest an die Unschuld seines Freundes. Gemeinsam versuchen sie herauszufinden, was es mit dem Fluch auf sich hat und wer der Saardam und den Menschen auf ihr Schaden will. Der Generalgouverneur und seine Frau Sara Wessel sind ebenfalls an Bord. Auch sie wollen nach Amsterdam, aber was verbindet die Eheleute mit dem Fluch?

Die Seereise der Saardam beginnt 1634 und zunächst schildert Stuart Turton auch, wie sich so eine Seereise im 17. Jahrhundert gestaltet hat. Doch dann, als die Ereignisse auf hoher See sich überschlagen und der Aberglaube von den Matrosen und Passagieren immer mehr Besitz ergreift, ist es mit der historischen Genauigkeit auch vorbei. Allerdings schildert der Autor die Ereignisse so spannend und fesselnd, dass es mich nicht gestört hat. Die Jagd quer über das ganze Schiff nach dem Teufel oder nach dem, was dafür gehalten wurde, war einfach zu spannend.

Stuart Turton hat einen fesselnden Erzählstil und schildert zudem facettenreich von den Ereignissen auf See, aber auch von den Charakteren selbst. Von ihren Wünschen und Hoffnungen. Vor allem Sara Wessel, die als Frau des Generalgouverneurs nicht wirklich ein schönes Leben hatte, wird eindrucksvoll in Szene gesetzt. Überhaupt hat der Autor es verstanden, seine Charaktere zu schildern und lebendig werden zu lassen.

Mir hat gut gefallen, dass dieser Roman nicht zu vorhersehbar war. Immer wieder gab es Wendungen, mit denen ich so nicht gerechnet hatte. Der Autor hat es geschickt verstanden, Krimielemente mit einer historischen Geschichte zu vermischen. Entstanden ist ein spannender Roman über eine unfreiwillige Gemeinschaft auf hoher See. Die Menschen an Bord mussten sich den Gegebenheiten anpassen und ihr Schicksal annehmen. Stuart Turton hat die Ereignisse nicht einfach nur geschildert, sondern sie regelrecht lebendig werden lassen. Er hat Bilder in meinem Kopf erzeugt und diese Tage auf See anschaulich geschildert. Mir hat diese Geschichte großen Spaß gemacht, viel zu schnell waren die Seiten zu Ende gelesen.

In seinem Nachwort klärt der Autor noch über Fiktion und Wahrheit auf. Er erzählt auch, wie er zu dieser Idee mit dem Buch gekommen ist. Dabei lässt er auch nicht unerwähnt, dass die historische Genauigkeit nicht unbedingt im Fokus dieser Geschichte steht.

Fazit:

„Der Tod und das dunkle Meer“ ist kein historischer Roman, wie ich ihn erwartet hatte, aber er ist spannende Unterhaltung mit einem hohen Krimianteil. Ich habe ihn gern gelesen und hatte nicht nur spannende Lesestunden, sondern zwischendurch auch mal berührende Lesestunden. Eigentlich war alles dabei von Spannung über Unterhaltung und Liebe bis hin zu überraschenden Wendungen.

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Veröffentlicht am 08.08.2021

Wenn der Gedanke an Rache dich nicht mehr loslässt

Der Krieger des Herrn
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Jolande fristet ihr Leben auf Burg Hohnstein, ihr Leben ist langweilig bis zu dem Tag, als ihr Vater mit ihrem Halbbruder auf der Burg einzieht. Wilfried ist von der schönen Schwester fasziniert, weit ...

Jolande fristet ihr Leben auf Burg Hohnstein, ihr Leben ist langweilig bis zu dem Tag, als ihr Vater mit ihrem Halbbruder auf der Burg einzieht. Wilfried ist von der schönen Schwester fasziniert, weit über die Grenzen zu einer Schwester hinaus. Jolande hat nur noch einen Gedanken, wie dem brutalen Bruder entfliehen. Als der Vater ein Turnier ausrichtet und auch Feinde der Familie daran teilnehmen, beschließt die junge Frau um Hilfe zu bitten. Auf Walter von Westereck ist ihre Wahl gefallen, aber der junge Krieger schenkt ihr keinen Glauben. Er zieht weiter und ahnt nicht, wie groß der Hass der Hohnsteins auf seine Familie ist. Wilfried brennt Burg Westereck nieder und tötet alle. Walter schwört Rache, aber das stellt sich als nicht so einfach heraus, denn Wilfried ist nach Palästina verbannt. Er musste mit seiner Schwester eine Bußfahrt antreten, um für seine Taten zu büßen. Jolande wird dazu verdammt, ihn zu begleiten. Auch Walter macht sich auf den Weg. Wird er seine Rache bekommen? Wird Jolande ihre Freiheit zurückbekommen? Und wie wird ihre Zukunft aussehen?

Historische Romane, die im Mittelalter spielen, kann ich kaum widerstehen. Ich liebe es, in diese Zeit entführt zu werden. Tom Melley hat mit seinem Roman „Der Krieger des Herrn“ genau meinen Lesegeschmack getroffen. Erzählt wird die Geschichte von Jolande, die sich als Frau in ihr Schicksal zu ergeben hat, aber verzweifelt nach einer Lösung sucht und von Walter von Westereck, der als junger Krieger sein Leben gestalten will und feststellen muss, dass andere sein Schicksal lenken.

Die erste Hälfte des Buches schildert die Ereignisse, die dazu führen, dass sich die Leben der Protagonisten verändern und andere Wege eingeschlagen werden, wie vorher gedacht. Ein großes Turnier wird beschrieben. Der Autor schildert dies sehr ausführlich und bildhaft. Das Getümmel vor der Burg, die vielen Menschen, die Tiere und die Aufregung ist deutlich zu spüren. Gerade auch die Aufregung, die dieses Turnier für Walter bedeutet, ist greifbar.

Dann nimmt die Handlung eine kleine Wendung und die Welt für Walter stellt sich auf den Kopf. Auch wenn es für den jungen Mann schwer wird, hat der Autor es doch verstanden, die Handlung glaubhaft zu schildern.

Der zweite Teil des Buches führt dann nach Palästina und erzählt von der Eroberung Akkons. Hier kommen historische Persönlichkeiten wie König Richard Löwenherz ins Spiel. Auch wenn es nur kurze Auftritte dieser Herrscher der Zeit sind, fügen sie sich doch geschickt in die fiktive Geschichte rund um Walter und Jolande ein.

Der Erzählstil von Tom Melley ist allerdings nicht unbedingt etwas für schwache Nerven. Er beschreibt deutlich die Taten der Krieger, was Krieg und Mord betrifft. Auch die Übergriffe auf Jolande werden beschrieben.

Er versteht es aber auch, Bilder lebendig werden zu lassen. Das große Turnier zum Beispiel wird so detailliert beschrieben, dass man deutlich Bilder vor Augen hat. Oder die Strapazen der Reise sowie das Leben in dieser Epoche hat er geschickt in Szene gesetzt.

Auch wenn ich mit der Art und Weise, wie einige Charaktere gehandelt haben, nicht einverstanden war, war die Geschichte spannende Unterhaltung. Der Autor versteht es historische Fakten mit einer fiktiven Geschichte zu verknüpfen und eine spannende Handlung zu schildern. Seine Charaktere hat er dabei detailliert ausgearbeitet und es geschickt verstanden, sie lebendig werden zu lassen.

Fazit:

„Der Krieger des Herrn“ ist ein facettenreicher historischer Roman mit Ecken und Kanten. Seine Protagonisten sind vielschichtig und nicht immer leicht zu durchschauen. Auch wenn der Erzählstil manchmal etwas deftig ist, hat mir das Buch gut gefallen. Der historische Hintergrund fließt geschickt in die fiktive Handlung mit ein und erlaubt einen lebhaften Blick in diese Epoche.

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