Berührende Geschichte
Naerima„...Die Männer sahen sich einem runden und mit dunkelbrauner Erde verschmierten Gesicht gegenüber, aus dem smaragdgrüne Augen hervorstachen. Die schulterlangen pechschwarzen Haare des Mädchens verdeckten ...
„...Die Männer sahen sich einem runden und mit dunkelbrauner Erde verschmierten Gesicht gegenüber, aus dem smaragdgrüne Augen hervorstachen. Die schulterlangen pechschwarzen Haare des Mädchens verdeckten einen Teil seiner Stirn. Um den Hals trug das Kind ein schmales Lederband...“
Die beiden Jäger Alrok und Jerbus finden im Wald ein 6jähriges Mädchen. Sie weiß nur ihren Namen: Naerima. Gegen viele Widerstände, deren Ursache eine drohende Hungersnot ist, entscheidet der Schmied Wignot, dass das Kind in Dorf bleiben darf. Er gibt es den kinderlosen Ehepaar Almos und Koranda.
Der Autor hat eine phantastische und fast märchenhafte Geschichte geschrieben.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er beschreibt die Welt, in der sich Naerima jeweils bewegt, ausreichend und nutzt bildhafte Darstellungen. Gekonnt werden die Verhältnisse im Dorf geschildert. Auch in einer eher fantastischen Geschichte gibt es Neid, Ehrgeiz, Freundschaft und nicht zuletzt Gewalt in der Ehe. So reagiert eine Klatschbase, wie wir heute sagen würden, auf die Ankunft des Mädchens:
„...Die Kleine ist noch keinen Tag hier und hält schon das ganze Dorf in Atem. Mit der werden wir alle unsere helle Freude haben...“
Sie ahnt nicht, wie recht sie hat – allerdings nicht in den von ihr gedachten Sinn, sondern aus positiver Sicht. Naerima verhält sich meist unauffällig, nutzt aber alle Möglichkeiten, die ihr zum Lernen geboten werden. Gleichzeitig zeigt sie viel Empathie für diejenigen, die von der Mehrheit ausgeschlossen werden.
Als sie Hilfe für einen Verletzten sucht, trifft sie auf den alten Seher. Der wird ihren Leben eine entscheidende Wende geben. Er ist ihre Verbindung zu einer Vergangenheit, von der sie nichts weiß. Nur eine kurze und heftige Szene kommt immer wieder in ihren Träumen vor. Sie wird kursiv wiedergegeben.
Naerima verlässt das Dorf und begibt sich auf eine gefahrvolle Reise. Jetzt nimmt der Spannungsbogen erheblich zu. Sie findet Menschen, die ihr weiterhelfen. Dabei lerne ich ganz neue Lebensweisen kennen. Manch ein Satz hat fast philosophische Tiefe.
„...“An den Augen, Naerima“, sagte er schließlich, „an den Augen eines Menschen erkennst du seinen Charakter, sein wahres Wesen. Die Augen sind der Spiegel der Seele“...“
Gerade das Gespräch zwischen Naerima und Dolfo gehört zu den inhaltlichen Höhepunkten. Hier werden viele Dinge angesprochen, die wichtig im Leben sind.
Eingestiegen in das Buch bin ich mit einer Menge von Fragen. Die Geschichte wird so geschickt zu Ende geführt, dass davon keine mehr übrig ist.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es bekommt eine unbedingte Leseempfehlung.