Ein wendungsreicher Thriller mit permanent hohem Spannungslevel
Das Spiel – Es geht um Dein LebenIch muss sagen, dass ich wirklich super den Einstieg in das Buch fand und ein großer Pluspunkt sofort für mich die angenehme Kapitellänge war. Dadurch entstand keine langweilige Ausführlichkeit, stattdessen ...
Ich muss sagen, dass ich wirklich super den Einstieg in das Buch fand und ein großer Pluspunkt sofort für mich die angenehme Kapitellänge war. Dadurch entstand keine langweilige Ausführlichkeit, stattdessen legte Jan Beck den Fokus auf rasche Szenenwechsel unterfüttert mit jeder Menge Aufregung, was wohl als nächstes Geschehen würde.
Es war klug gewählt, viele verschiedene Handlungsstränge durch die auktoriale Erzählperspektive aufzubauen. Dies erlaubte es mir, mehreren Figuren folgen zu können. Je Kapitel folgte ich nur einem Charakter. Jeweils am Anfang wurde mir zudem Ort, Uhrzeit und die aktuelle Figur mitgeteilt, sodass ich einen guten Überblick behalten konnte. Anfänglich hatte ich etwas Sorge, dass mir dieser verloren gehen könnte, da wirklich unglaublich viele verschiedenste Charaktere in diesem Buch mitwirkten. Aber es war tatsächlich kein Problem, mitten im Geschehen zu bleiben, was auch an der sehr ausgeklügelten Ausarbeitung der Figuren gelegen hat. Sie alle hatten einen extrem hohen Wiedererkennungswert, sodass ich nie ins Stolpern geriet.
Durch die knackigen Kapitel gab es stets ein hohes Spannungsniveau und durch mehrere kleinere fiese Cliffhanger entstand im Gesamteindruck eine packende Dynamik, die sich auf einen fesselnden Showdown zubewegte.
Insgesamt war „Das Spiel – Es geht um Dein Leben“ sehr komplex ausgearbeitet worden und ich durchschaute diese perfide Jagdspiel kein Stück. Interessanterweise wirkten die blutigen Szenen nicht ganz so brutal wie manche psychologischen Spitzfindigkeiten. Für schwächere Mägen könnten jedoch jene dennoch zu viel des Guten sein. Mir hatte es aber sehr gut gefallen und ich mochte gerade diese Mischung sehr. So kam nie Langeweile auf, auch wenn Jan Beck an manchen Stellen etwas ausholender in seinen Erklärungen war, was kurzfristig die Spannung zwar drosselte, aber danach mit Vollgas weiterging.
Optisch hatte mich das Cover sofort eingefangen. Die Eule mit ihren durchdringend gelben Augen in Kombination mit dem Schriftbild war ein echter Hingucker. Ein Teil ihrer Federn sind hervorgehoben, sodass auch haptisch das Buch Eindruck auf mich machte. Allerdings muss ich sagen, dass ich das Motiv nicht gut gewählt fand. Für meinen Geschmack hatte es inhaltlich nichts mit dem Geschehen gemeinsam, doch mit viel gutem Interpretationswillen könnte ich die Eule symbolisch werten. Meiner Meinung nach wäre hier thematisch ein anderes Bild sinnvoller gewesen.
Der Debütstart in die Reihe um das Ermittlerduo Inga Björk und Christian Brand war gelungen. Beide Hauptfiguren gefielen mir. Am meisten mochte ich hier, dass Jan Beck besonders mit Christian Brand ein bisschen mit Klischees spielte. Auf den ersten Blick wirkte dieser nämlich wie John Rambo persönlich, doch Stück für Stück wurde er mir sympathischer. Christian Brand war ein sehr vielschichtiger Charakter mit einer sehr schnellen Auffassungsgabe und einem superlösungsorientierten Handeln. Seine Entscheidungen traf er oftmals so schnell, dass er sich über so einiges hinwegsetze, was ihm ein bisschen den Charme eines Teamplayers raubte. Jedoch nur auf den ersten Blick. Später kristallisierten sich Christian Brands Stärken besser heraus und für mich war er ein sehr glaubwürdiger Protagonist.
Inga Björk mochte ich auf Anhieb. Allerdings verlor ich im Verlauf der Geschichte so ein bisschen den Zugang zu ihr, da sie nicht mehr so häufig in der auf sie abgestimmten Erzählperspektive vorkam. Stattdessen betrachtete ich sie eher durch Christian Brand. Und ihm präsentierte sie sich als wortkarg und hoch konzentrierte Persönlichkeit. Dadurch entstanden bei mir Fragen im Kopf, teilweise über sie, teilweise über Zusammenhänge. Das machte die Geschichte jedoch noch spannender und undurchschaubarer.
Auch Werner Krakauer, seines Zeichens Journalist, mochte ich sofort. Sein Aktionismus wurde rasch erklärt, Hintergründe sauber und zackig beleuchtet. Am Anfang hatte ich ein bisschen den Eindruck, dass seine Motivation etwas den Beigeschmack von Geltungssucht bekam. Aber auch hier führte mich Jan Beck eine ganze Weile gekonnt an der Nase herum.
Besonders spannend empfand ich den Blick auf die siebzehnjährige Mavie Nauenstein. Sie war in vielerlei Hinsicht ein Opfer und doch voller Mut sowie Tatendrang. Ich schwankte oft zwischen einer Mischung aus Mitleid und Respekt. Sie war unglaublich tapfer und belebte diese Geschichte auf ihre ganz eigene Weise.
Generell lebte „Das Spiel – Es geht um Dein Leben“ von seinen Figuren, ihren Interaktionen mit- und untereinander sowie ihren eigenen Entscheidungen. Sehr gut gefiel mir, dass ich zwar neben verschiedensten Opfern auch Täter kennenlernte, aber ich nie die Möglichkeit hatte, hinter das Gesamtkonstrukt zu sehen. Das Finale überraschte mich sehr, mit der Auflösung hätte ich nie im Leben gerechnet. Es war wirklich sehr spannend konzipiert worden, jedoch blieben am Ende für mich Fragen offen. Obwohl für meinen Geschmack nicht alles logisch aufgelöst wurde, war dies ein richtig toller Thriller. Er ging mir unter die Haut und wusste mich mit seiner Story absolut zu fesseln.
Fazit:
Ein Thriller, der ein hohes Unterhaltungslevel besaß und mit jeder Menge Spannung, sowie einem sehr perfiden Spiel aufwarten konnte. Ein sehr ausgeklügeltes Leseabenteuer, welches aber einige Fragen am Schluss offen ließ.