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Veröffentlicht am 08.09.2021

Frauen in L.A.

Diese Frauen
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Der Roman hat einen ungewöhnlichen Stil, der auch die Gedanken der Protagonistinnen transportiert und der so intensiv ist, dass er den Leser gleich in die Handlung reinzieht.

Dorian Pankhurst lebt in ...

Der Roman hat einen ungewöhnlichen Stil, der auch die Gedanken der Protagonistinnen transportiert und der so intensiv ist, dass er den Leser gleich in die Handlung reinzieht.

Dorian Pankhurst lebt in Los Angeles und betreibt einen Fischimbiss. Vor einigen Jahren wurde ihre Tochter ermordet. Sie war eins der Opfer aus einer Reihe von ermordeten jungen Frauen.
Weitere wichtige Stimmen im Buch sind die Prostituierte Feelia, die Künstlerin Marella und die Tänzerin Julianna sowie die Polizistin Essie Perry.

Neben den Frauen ist Los Angeles die Hauptfigur des Romans und die Stadt wird im positiven und negativen gezeigt. Es ist sicher oft nicht einfach, da zu leben. Die Unruhen von 1992, die durch den Vorfall mit Rodney King ausgelöst wurden, sind nicht vergessen. Viele Menschen leben in einem Alarmzustand.
Ivy Pochoda schafft es, Formulierungen zu finden, die ein Gefühl für die Umgebung vermittelt. Das erzeugt auch eine entsprechende, dichte Atmosphäre.
Und bei ihr wirken auch die Menschen real und in ihrem Verhalten glaubwüridig. Das ist anders als bei vielen US-Amerikanischen Thrillern, die mehr mit Klischees arbeiten. Deswegen ist Diese Frauen für mich nicht nur ein Thriller sondern ein zeitgenössisches Porträt einer Stadt und ihrer Menschen. Der Roman ist anspruchsvoll und sehr lesenswert.

Veröffentlicht am 15.08.2021

Versponnen

Liebe Rock
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Wie schon in seinem Erfolgsroman Mobbing Dick hat der Schweizer Schriftsteller Tom Zürcher einen naiv-liebenswürdigen Protagonisten erschaffen. Dadurch entstehen rasend komische Szenen.
Timm, der als Untermieter ...

Wie schon in seinem Erfolgsroman Mobbing Dick hat der Schweizer Schriftsteller Tom Zürcher einen naiv-liebenswürdigen Protagonisten erschaffen. Dadurch entstehen rasend komische Szenen.
Timm, der als Untermieter bei Rock wohnt, in die er verliebt ist. Aber Rock hat schon einen Freund. Zu dem hat Timm eine freundschaftliche Konkurrenzbeziehung.

Timm hat das Gymnasium verlassen in der Hoffnung, Schriftsteller zu werden. Er schreibt von Hand in ein Wachstuchheft und durch seinen Vater bekommt er Kontakt zu einem sogenannten Verleger, der aber 20.000 Franken als Druckkostenzuschuß verlangt.

Timm ist der Prototyp eines Träumer, der sowohl in der Liebe und in der Literatur auf Erfolg hofft ohne adäquat etwas dafür zu tun.
Dennch spürt und teilt man die Sympathien des Autors für seine Figur und dessen Versponnenheit und Verspieltheit. Aber manchmal übertreibt Timm es und dann ist er fast infantil. Er trinkt zu viel und lässt sich zu Kurzschußhandlungen hinreißen.
Es gibt einiges an Situationskomik und absurde Szenen.
Tom Zürcher ist ein Meister der Ironie!

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Veröffentlicht am 28.07.2021

brillantes Hörbuch

Wo der Wolf lauert
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Wo der Wolf lauert ist ein bemerkenswert dichtes Hörbuch, das von Anfang an eine innere Dramatik besitzt, die den Zuhörer nicht mehr loslässt.

Es ist die Geschichte einer Familie in den USA. Lilach und ...

Wo der Wolf lauert ist ein bemerkenswert dichtes Hörbuch, das von Anfang an eine innere Dramatik besitzt, die den Zuhörer nicht mehr loslässt.

Es ist die Geschichte einer Familie in den USA. Lilach und Michael Schuster und ihr Sohn Adam stammen aus Israel.
Das Hörbuch ist stark von der Erzählperspektive geprägt. Die Handlung wird von Lilach erzählt. Ihre Gedanken durchziehen den ganzen Text und daher funktioniert es als Hörbuch besonders gut. Die Sprecherin Milena Karas spricht genau passend und angemessen. Ihre Stimme lässt einen ganz dicht an die Figur heranrücken.
Ich musste stark an den Roman Die Hauswaffe von Nadine Gordimer denken, der mir sehr gut gefallen hatte und der ein vergleichbares Thema hatte und Ayelet Gundar-Goshens Buch hat ähnlich hohe Qualität.

Veröffentlicht am 13.07.2021

Von Exil und Heimat

Und immer wieder aufbrechen
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Sisonke Msimangs Buch ist kein Roman sondern ein bewegendes Memoir, in der sie die Stationen ihrer Kindheit und Jugend schildert. Das wird durch den Oriiginaltitel noch besser verdeutlicht: Always Another ...

Sisonke Msimangs Buch ist kein Roman sondern ein bewegendes Memoir, in der sie die Stationen ihrer Kindheit und Jugend schildert. Das wird durch den Oriiginaltitel noch besser verdeutlicht: Always Another Country: A memoir of exile and home.

Sisonkes Vater war aktiv im Kampf gegen die Apartheid in Südafrika, Sisonke wird im Exil geboren und die Familie zieht oft um, z.B. nach Sambia, Kenia, Kanada, Äthiopien.

Viele Szenen sind intensiv geschildert. Der Vater ist ein starke Persönlichkeit und verlangt auch von seiner Tochter Mut und Widerstand, wenn sie rassistisch angegangen wird. Eine eindrucksvolle Passage zeigt, wie Sisonke auf dem Spielplatz von einem anderen Kind Affe genannt wird.

Schließlich wird Nelson Mandela befreit und die Familie kann wieder nach Südafrika, für Sisonke ist es die erste Begegnung mit dem Land.
Schließlich geht sie für das College in die USA. Als Leser teilt man ihre Erfahrungen.
Auch ihre Erwachsenenjahre sind sehr interessant.

Das Buch hat Kraft durch Sisonkes gute Beobachtungsgabe und dem gelungenen, passenden Erzählton. Sisonke Msimang hat hohe erzählerisch Qualitäten.

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Veröffentlicht am 12.07.2021

Ein surrealer Sommer in Seoul

Weiße Nacht
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Koreanische Literatur kann für westliche Lesern häufig ungewöhnlich sein, man denke z.B. an Han Kang (Die Vegetarerin), Bae Suah erinnert mich latent an diese Autorin. Auch in Weisse Nacht sind manche ...

Koreanische Literatur kann für westliche Lesern häufig ungewöhnlich sein, man denke z.B. an Han Kang (Die Vegetarerin), Bae Suah erinnert mich latent an diese Autorin. Auch in Weisse Nacht sind manche Passagen durchaus rätselhaft und außergewöhnlich. Das hat einen eigenen Reiz!

Weisse Nacht wurde von Sebastian Bring aus dem koreanischen übersetzt.
Zur Handlung:
Ayami war eine erfolglose Schauspielerin, die daher als Angestellte in einem Hörtheater arbeitete, das jetzt leider schließen muss. Für Ayami droht Arbeitslosgkeit.

Ayami ist eine verschlossene, zurückhaltende Frau, die rätselhafte Dinge und Menschen anzuziehen scheint. Meistens ist sie für sich, außer ab und zu mit dem Direktor des Hörtheaters und einer Lehrerin. Ein Thema ist daher auch die Einsamkeit.
Ich mag die Gespräche. Es sind reflektive, bedeutungsvolle Dialoge.

Eine weitere wichtige Figur im Mittelteil ist Buha, der Dichter werden möchte.
Ayami holt dann für eine Freundin einen Schriftsteller vom Flughafen ab. Der Grat zwischen Fiktion und Realität wird immer schmaler. Eine gewisse Desorientierung durchzieht den Roman.

Bae Suah verfügt über einen eigenwilligen Stil, den ich sehr schätze und bei dem sie häufig mit Themen und Motiven spielt, die im Roman immer wieder in leicht veränderter Form auftauchen und es gibt auch surreale Momente.

Ich hoffe auf weitere Büchern von Bae Suah in Deutscher Übersetzung.

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