Eine faszinierende Grundidee, eine sehr mäßige Umsetzung
Die verschwundenen StudentinnenDie Psychotherapeutin Mariana hat den Tod ihres Mannes noch nicht verwunden, als ihr schon neue Sorgen ins Haus stehen: Eine Kommilitonin ihrer Nichte Zoe ist ermordet worden, möglicherweise schwebt auch ...
Die Psychotherapeutin Mariana hat den Tod ihres Mannes noch nicht verwunden, als ihr schon neue Sorgen ins Haus stehen: Eine Kommilitonin ihrer Nichte Zoe ist ermordet worden, möglicherweise schwebt auch Zoe in Gefahr. Mariana eilt nach Cambridge, um ihr beizustehen – und nach dem Mörder zu suchen. Denn es soll nicht bei diesem einen Todesfall bleiben. Bald schon weckt der rätselhafte Literaturprofessor Edward Fosca Marianas Interesse, oder vielmehr: ihr Misstrauen. Denn alle toten Studentinnen waren in seinem Seminar, standen ihm, wie man sagt, recht nahe. Sollte er einen antiken Kult wiederbelebt haben, der Menschenopfer fordert? Mariana setzt alles daran, die Morde aufzuklären, um Zoe zu beschützen. Und bringt sich dabei selbst in höchste Gefahr.
Ach, er klang so vielversprechend, dieser Roman: ein atmosphärischer Schauplatz, ein enigmatischer Kult, eine gebrochene Hauptfigur, die eine Mission verfolgt. Und tatsächlich hat das seine Momente, vor allem bei den literarischen Anspielungen, die ich mit großem Genuss gelesen habe. Doch leider, leider erschöpft sich die Qualität dieses „Psychothrillers“ – der bedauerlicherweise weder in Sachen „Psycho“ noch in Sachen „Thriller“ seine Genrebezeichnung verdient – darin. Die Sprache ist eher schlicht, an vielen Stellen geradezu unbeholfen und wird dem akademischen Ambiente nicht ansatzweise gerecht. Besonders lästig war in diesem Kontext der inflationäre Gebrauch von Parenthesen; hier hätte ein etwas intensiveres Lektorat dem Text sicherlich gutgetan. Doch auch die Story und ihre Protagonistin wollten mich nicht überzeugen: Die Geschichte verliert sich, insbesondere am Anfang, in allzu vielen Details (Marianas Kindheits- und Jugendgeschichte), die man sehr gut hätte straffen können, um nicht zu sagen: müssen. Und auch Mariana selbst ist, ich kann es nicht einfach sagen, eine entsetzliche Nervensäge. Weder sind ihre Verdächtigungen, Thesen und Schlussfolgerungen nachvollziehbar, noch vermag sie als Psychologin zu überzeugen, im Gegenteil. Alles in allem war es für mich eine enttäuschende Lektüre. Deshalb: leider keine Leseempfehlung.