Sehr detailgetreue Biografie mit einigen Längen
Eine Familie in Berlin - Paulas LiebeBis zu diesem Buch kannte ich Paula Dehmel, die spätere Ehefrau des Dichters Richard Dehmel, nicht und bin auch kein besonderer Fan von Literatur der Jahrhundertwende. Und so war es weniger die historische ...
Bis zu diesem Buch kannte ich Paula Dehmel, die spätere Ehefrau des Dichters Richard Dehmel, nicht und bin auch kein besonderer Fan von Literatur der Jahrhundertwende. Und so war es weniger die historische Persönlichkeit Paula, die mich bewog dieses Buch zu lesen, sondern die Erinnerung an die überragende Ostpreußen-Saga von Ulrike Renk. Diese Reihe hatte ich geliebt und hoffte, wieder ähnlich begeisternden Lesestoff zu finden.
Leider war es nicht so ganz mein Buch. Weder war Paula eine Protagonistin, die ich ins Herz schließen konnte, noch konnte ich die erhoffte mitreißende Geschichte entdecken.
Paula steht unbestritten im Mittelpunkt der Geschichte. Zunächst wird sehr ausführlich ihre Jugendzeit beleuchtet, erst auf den letzten ca. 150 Seiten geht es um ihre Romanze mit Richard Dehmel. Dort sind auch viele – teils originalgetreue - Briefe zu finden, die auf mich jetzt, über 100 Jahre später, eher befremdlich und ermüdend wirkten (das ist daher auch keine Kritik am Schreibstil der Autorin – ich frage mich nur, ob man das in dieser Ausführlichkeit hätte übernehmen müssen).
Paulas Jugend war geprägt von ihrem Umzug zur gut situierten Tante Guste, die ihr die Künste und das Klavierspielen näherbrachte. Letztendlich lernt sie über ihren Bruder Franz den Dichter Richard kennen und verliebt sich. Ihre Eltern halten ihn jedoch nicht für standesgemäß für ihre Tochter und Paula muss um ihre Liebe kämpfen. Richard wirkte auf mich unsympathisch und daher habe ich ein Stückweit mit Paulas Eltern sympathisiert, die sie von dieser Beziehung abbringen wollten.
Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass die wesentliche Handlung des Buches erst im letzten Drittel zum Tragen kommt und alles davor irgendwie „Vorgeplänkel“ ist. Vielleicht hätte eine Straffung des Textes dazu geführt, dass der Roman mehr Schwung bekommen hätte…? Ich hätte es mir gewünscht, auch wenn die detailreichen Schilderungen natürlich ein sehr authentisches Bild von der damaligen Zeit entstehen ließen (was mir wiederum positiv in Erinnerung bleiben wird).
Letztlich überwog für mich aber das Gefühl der Länge, und so kann ich – obwohl der Roman ohne Frage sehr gut recherchiert scheint – nicht mehr als 3 Sterne für mein Leseerlebnis vergeben.