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Veröffentlicht am 14.09.2021

Gedanken und Werdegang einer Rap-Ikone

King of Rap
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Kool Savas - dieser Name ist wie eine Marke, steht für HipHop und Deutschrap vom Feinsten und prägt wie kein anderer die Musikszene. Aber hinter dem coolen Star verbirgt sich ein interessanter Mann, der ...

Kool Savas - dieser Name ist wie eine Marke, steht für HipHop und Deutschrap vom Feinsten und prägt wie kein anderer die Musikszene. Aber hinter dem coolen Star verbirgt sich ein interessanter Mann, der viel zu erzählen hat, kein Blatt vor den Mund nimmt und der Privates von sich preis gibt, damit man versteht, wie er tickt.

Seine Kindheit und Jugend ist geprägt von einschneidenden Erlebnissen, die nachhaltig Spuren hinterlassen haben. Aber Savas betont, dass auch diese Momente zu seiner Entwicklung gehören und ihn zu dem Menschen gemacht haben, der er heute ist. Ein echter Familienmensch, dem das Wohl seines Sohnes und seiner Frau über alles geht - hier zeigt er sich von seiner gefühlvollen und einfühlsamen Seite.

Er erzählt von Irrwegen, falschen Abbiegungen und großen Chancen, aber auch vom verheizen junger Talente, Fehler die er begangen hat und Strategien, die ihn wieder auf die Spur des Erfolges gebracht haben. Aus diesen Erfahrung hat der Star 24 Leitsätze geformt, die anderen dabei helfen sollen, den eigenen Weg zu gehen, Entscheidungen zu treffen und Fehler zu vermeiden.

Was auf den ersten Blick wie Selbstbeweihräucherung klingen mag, ist in Wirklichkeit eine gnadenlos ehrliche Selbstreflektion, eine Abrechnung mit all seinen Widersachern und eine Aufarbeitung seiner Vergangenheit, ohne die es seinen beruflichen Werdgeang in dieser Form nie gegeben hätte.

Freunde und Weggefährten wie Freddy Lau, Kida Ramadan, Lena Gercke und Tim Raue erzählen von ihren Erlebnissen und Begegnungen mit Savas, zollen ihm Respekt für seine Arbeit und würdigen seinen ehrlichen Charakter.

Ein Buch, das ehrlich und authentisch ist und die private, intime Seite des Stars zum Vorschein bringt. Handgeschriebene Textblätter von legendären Songs, etliche unveröffentlichte Fotos und Plakate werten das Buch zusätzlich auf und machen es zu einem absoluten MUSS - nicht nur - für Savas Fans.

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Veröffentlicht am 13.09.2021

Stadt / Land/ Familie

Wo die wilden Väter wohnen
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Björn Kern hat sich mit seiner Familie den großen Traum vom unbeschwerten Leben auf dem Land erfüllt und erzählt mit herrlicher Selbstironie von klischeebeladenen Vorurteilen, Nachbarn mit Kodderschnauze ...

Björn Kern hat sich mit seiner Familie den großen Traum vom unbeschwerten Leben auf dem Land erfüllt und erzählt mit herrlicher Selbstironie von klischeebeladenen Vorurteilen, Nachbarn mit Kodderschnauze und verzweifelten Versuchen, den Stadtmenschen endgültig abzustreifen und zum echten Landvater zu mutieren.

Selten habe ich ein so brüllend komisches Buch gelesen, das mir die Lachtränen in die Augen triebt, für Lachmuskelkater an Bauchmuskeln sorgt, die sonst nicht beansprucht werden (gg) und das so sympathisch und witzig den Alltag beschreibt, den man Familienleben nennt.

Der Autor hat das perfekte Timing für Pointen die zünden und lässt ein wahres Feuerwerk an schrägen und absurden Spitzen auf den Leser regnen. Von der schlichten, aber ergreifenden Vorstellung, dass ihm die Landväter etwas vorraushaben, was er einfach nicht besitzt - nämlich Muskeln, über den verzweifelten Versuch, ein Pop-up-Zelt wieder fachgerecht in seine Umverpackung hinein zu bugsieren, dem strammen Durchorganisieren eines Kinderspielenachmittages (da hab ich mir einfach nur noch beömmelt) oder dem stundenlangen, vergeblichen Warten auf den Bus, der dann doch nicht kommt - Kern haut einen Knaller nach dem anderen heraus und lässt seine Leserschaft aktiv am Landleben teilhaben. Dazu der liebevolle Spott der Nachbarn, die sich fragen, warum der Stadtmensch eigentlich keiner Tätigkeit nachgeht, die ihn von 8 bis 17 Uhr außer Haus zwingt, oder die seine überängstlichen Reaktionen mit kleinen Seitenhieben quittieren.

Hier ist Spaß von der ersten bis zur letzten Seite vorprogrammiert und ich kann dieses Buch daher allen empfehlen, die einmal eine Nase voll Landluft schnuppern möchten, die mit Dialogwitz und frechen Pointen durchzogen ist.

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Veröffentlicht am 13.09.2021

Verzaubert Kinder und Erwachsene gleichermaßen

5-Minuten-Märchen zum Lauschen Teil 2
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Wie klingt es wohl rund um den Globus, wenn Kinder aus Russland, Rumänien, Indien oder in Griechenland abends zu Bett gehen und eine Gute-Nacht-Geschichte von ihren Eltern vorgelesen bekommen ?

Dieser ...

Wie klingt es wohl rund um den Globus, wenn Kinder aus Russland, Rumänien, Indien oder in Griechenland abends zu Bett gehen und eine Gute-Nacht-Geschichte von ihren Eltern vorgelesen bekommen ?

Dieser Frage ist Michaela Brinkmeier nachgegangen und hat mit "5-Minuten-Märchen zum Lauschen, Teil 2" wieder zauberhafte Märchen und Sagen zusammengetragen und zu einem wunderschönen Hörbuch arrangiert. Untermalt wird das Ganze mit feenhaften Harfenklängen, die zum Träumen einladen.

Außergewöhnliche Freundschaften zwischen Bär und Hase, Sterntaler oder gar eine englische Adaption von "Die Schöne und das Biest" werden mit einer weichen Erzählstimme wiedergegeben, die die Facetten von einfühlsam und sensibel, forsch und fordernd aber auch aufbrausend und zeternd perfekt einsetzen kann und somit für aufmerksames Lauschen sorgt.

Ein Hörbuch zum Wegträumen, Entspannen und sanft aus dem Tag gleiten.

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Veröffentlicht am 13.09.2021

Mit Herz und Mut gegen die Nazis

Die Edelweißpiratin
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Das Leben in Köln ist für Familie Kühlem von Anfang an nicht auf Rosen gebettet, denn die Liebe von Gertrud zu ihrem Peter muss gegen Standesdünkel und politischen Idealen bestehen. Aber gegen Liebe ist ...

Das Leben in Köln ist für Familie Kühlem von Anfang an nicht auf Rosen gebettet, denn die Liebe von Gertrud zu ihrem Peter muss gegen Standesdünkel und politischen Idealen bestehen. Aber gegen Liebe ist nun mal kein Kraut gewachsen und aus Getrud wird nach und nach eine große Anhängerin der kommunistischen Ideen, für die Peter entbrannt ist. Tochter Mucki ist immer mittendrin, wenn die Küche der Kühlems zum Umschlagplatz der Genossen wird. Nach der Machtergreifung der Nazis wendet sich das Blatt, Peter Kühlem wird von ihnen verschleppt, gequält und kommt später zu Tode. Mucki möchte sich nicht kampflos dem braunen Gesocks ergeben und schließt sich dem Widerstand an...


Michaela Küpper lässt ihre Leser erneut in die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte eintauchen und sorgt mit ihrem Buch "Die Edelweißpiratin" mit Spannung vor realpolitischer Kulisse.

Die Lebensgeschichte der Mucki Kühlem ist dabei so exakt recherchiert und für den Leser aufbereitet, dass man wirklich nicht die Grenzen zwischen Realität und Fiktion erkennen kann. Es entsteht ein sehr komplexes Bild, das auf der einen Seite das Familienleben der Kühlems beleuchtet und ihre tiefe innere Verbundenheit den Leser spüren lässt, aber auch auf der anderen Seite den leidenschaftlich-mitreißenden Einsatz von Mucki bei den "Edelweißpiraten" im couragierten Handeln gegen die Nazis.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Gertrud und Mucki erzählt und bietet so einen sehr intensiven Einblick in Gedanken und Gefühle. Es wird sehr deutlich, was die beiden antreibt und Küpper lässt die Figuren hier eindeutig Position beziehen. Der Leser ist sofort mit dabei, kann den Zorn, die Erregung und die Leidenschaft nachvollziehen, die Mucki antreiben. Die Angst denunziert und somit entdeckt zu werden, immer im Nacken, aber trotzdem mit Herz und Mut gegen die Nazis.

Michaela Küpper bringt hier schön den Freiheitsgedanken zur Geltung, der die Menschen im Widerstand angetrieben hat, zeigt die offensive Abwendung vom Rollenbild der Frau während der Naziherrschaft und gibt erneut den "Edelweißpiraten" eine kräftige Stimme, damit ihre Ideen und Ideale gehört werden, denn der deutliche Rechtsruck in unserem aktuellen politischen Zeitgeschehen würde Mucki bitter aufstoßen.

Ein Buch, das immer den richtigen Ton findet und eine deutliche Botschaft in sich trägt.


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Veröffentlicht am 09.09.2021

Schöne Bescherung...

SCHWEIG!
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Weihnachten ist für Esther das Fest der Liebe und der Familie. Selbstverständlich fährt sie, wie in jedem Jahr, zu ihrer Schwester und überreicht ihr ein Geschenk. Auch wenn die Verbindung zwischen den ...

Weihnachten ist für Esther das Fest der Liebe und der Familie. Selbstverständlich fährt sie, wie in jedem Jahr, zu ihrer Schwester und überreicht ihr ein Geschenk. Auch wenn die Verbindung zwischen den beiden Schwestern nicht unbedingt die innigste ist, gehört es sich doch, dass man sich beschenkt. Die Stimmung ist irgendwie eisig und aufgewühlt, passend zum Schneegestöber draußen. Da fassen sich beide ein Herz und bringen Themen aufs Tablett, die schon lange unter der Oberfläche schwelen. Und dann passieren Dinge, die das Fest der Liebe für immer nachhaltig beeinflussen....


Wow, was ein Brett - dieser Thriller ist definitiv mein ganz persönliches Lesehighlight 2021 und ich bin immer noch total geflasht von diesem zermürbenden Schwesternkrieg, der mich in Abgründe blicken lässt, die ich besser nicht gesehen hätte,. Ein facettenreicher Psychotrip, der nach und nach die Fassaden bröckeln lässt und die absolut kranken Seiten der Figuren offen legt.

Esther ist unglaublich dominant und weiß, wie sie sich die Menschen so zurecht biegt, dass sie nach ihrer Pfeife tanzen. Ihre kleine heile Welt ist ein perfekt inszeniertes Schauspiel, ihre Kinder und der ihr Mann Martin gleichen Marionetten. Sie werden von ihr manipuliert und beeinflusst, sodass die bald wirklich den verfälschten Darstellungen glauben, die Esther sich so schön ausgedacht hat.

Martin, devot und zu keiner eigenen Meinung fähig, hat sich kampflos seinem Schicksal ergeben und flüchtet sich in immer häufiger werdende Umarmungen mit Freund Alkohol. Wie er es an der Seite seiner Frau überhaupt aushält, ist mir ein Rätsel. Aber auch er hat seine Schattenseiten, die nach und nach hervorbrechen.

Sue ist labil, wirkt auf den Leser stoisch und emotionslos. Sie will einfach nur ihre Ruhe haben und dieser Wunsch wird von ihrer Schwester übergangen, so als würde Sue nicht existieren. Mir ihrer kühlen Gelassenheit wirkt sie aber trotzdem unheimlich und bedrohlich, auch wenn sie ein zartes Persönchen ist. Stille Wasser sind eben tief..

Mit Einsetzen des Schneegestöbers beginnt Judith Merchant, die sorgsam errichteten Fassaden einzureißen und zerrt ihre Leser in eine unheilschwangere Szenerie, die dem Leser emotional einiges abverlangt. Die Schwestern beherrschen perfekt die verschiedenen Varianten ihrer perfiden Psychospielchen. Wie ein Ping-Pong wechseln die fiesen kleinen Stiche, Schuldzuweisungen und aufgestauten Emotionen hin und her und der unterdrückte Konflikt kann ungehindert die "heilige" Ordnung durcheinander wirbeln, bis diese im vollkommenen Kontrollverlust komplett zerstört ist und der Leser fassungslos dabei zusehen muss, wie hier längst vergangene Taten aufs Tablett kommen und sich die sicheren Strukturen auflösen.

Beide Schwestern sind vollkommen irrational unterwegs, krankhaft besessen von dem Gedanken, der jeweils anderen einen reinzuwürgen. Es sind erschreckend glaubhafte Einblicke in menschliche Abgründe, die sich hier auftun und so fesselt die Autorin ihre Leser an das Buch. Beide Figuren spucken Gift und Galle, übertrumpfen sich in Boshaftigkeit und Hinterhältigkeit, geizen nicht mit Sarkasmus und Scheinheiligkeit.Es entsteht eine Gänsehaut, die das drohende Unheil ankündigt. Obwohl man es nie greifen kann, ist eine Langzeitwirkung zu spüren - es ist wie bei einem Verkehrsunfall. Man weiß, dass man nicht hinsehen soll, tut es aber unweigerlich weil man von der Erregung und Sensationslust gepackt wird.

Die Schreibende legt durch die ständigen Perspektivenwechsel die Gefühls- & Gedankenwelt schonungslos offen und es ist wie ein Horrortrip auf der Achterbahn des Grauens. Immer am Rande eines Nervenzusammenbruchs, begleiten Traumata, Intrigen und perfide Ideen den Leser bis zum Showdown.

Spannend vom ersten bis zum letzten Buchstaben und mit einer absoluten Leseempfehlung versehen !!


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