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Veröffentlicht am 12.11.2021

Florida

Die Eroberung Amerikas
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Im Jahr 1538 macht sich der Eroberer Ferdinand Desoto mit seinem Tross auf den Weg nach Amerika, um Florida einzunehmen und Eldorado zu finden. In seiner Mannschaft kommt ein buntes Volk zusammen. Auch ...

Im Jahr 1538 macht sich der Eroberer Ferdinand Desoto mit seinem Tross auf den Weg nach Amerika, um Florida einzunehmen und Eldorado zu finden. In seiner Mannschaft kommt ein buntes Volk zusammen. Auch seine ungeliebte Frau ist mit dabei, sie ist die Schwester seiner großen Liebe. Desoto ist auf seinen vorherigen Fahrten reich geworden. Deshalb geht es ihm wohl mehr um den Ruhm. In Havanna zwischengelandet, lässt er seine Frau als Gouverneurin zurück. An der amerikanischen Küste angekommen, treffen die Seefahrer bald auf einheimische Völker. Derweil klagt in der Gegenwart ein Anwalt gegen den damaligen Verkauf des Landes an die Eroberer.

Wieder widmet sich der Autor einem geschichtlichen Ereignis. Die Entdeckerfahrt des Ferdinand Desoto, der auch als Namensgeber einer amerikanischen Automarke gilt, im Spannungsfeld mit der Klage des Anwalts vor einem amerikanischen Gericht, bildet den Rahmen für eine ungewöhnliche Erzählung. Eroberer, Gauner und Seefahrer machen sich auf den Weg nach Amerika. Die Meisten haben ihrer eigenen Gründe, sich auf die Reise zu begeben. In der damaligen Zeit barg das Unterfangen nicht unerhebliche Gefahren. Dies und auch die persönlichen Querelen für zu empfindlichen Verlusten. Doch wie kommt dann ein Anwalt in der Gegenwart dazu, eine Sammelklage einzureichen?

Die Idee, über die Jahrhunderte einen Spannungsbogen zu legen, weckt sofort Interesse. Leider kommt der Prozess, der in der Gegenwart stattfindet, und der Weg des Anwalts dahin, etwas zu kurz. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Eroberungsreise mit ihren vielen sehr unterschiedlichen Teilnehmern und den Eroberten, die selbstverständlich nicht unbedingt, damit einverstanden sind, erobert zu werden. Das Kaleidoskop der Handelnden ist sehr vielfältig und jeder hat eine Geschichte zu erzählen. Wie während einer solchen Eroberung nicht anders zu erwarten, kommt es auch zu einigen Gemetzeln, die manchmal ein wenig schwer verdaulich sind. Der Roman ist in einer witzigen und pointierten Sprache geschrieben, so manches Mal stutzt man, ehe man die Verbindung zieht und ein Lächeln auf den Lippen hat.

Veröffentlicht am 25.10.2021

Route 66

Die vier Winde
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Die Eltern der jungen Elsa haben sie wegen einer Erkrankung in ihrer Kindheit immer zu hause behalten und ihr keine Hoffnungen gemacht. Dennoch lernt Elsa einen jungen Mann kennen, der sie heiratet. Mit ...

Die Eltern der jungen Elsa haben sie wegen einer Erkrankung in ihrer Kindheit immer zu hause behalten und ihr keine Hoffnungen gemacht. Dennoch lernt Elsa einen jungen Mann kennen, der sie heiratet. Mit ihren warmherzigen Schwiegereltern versteht sie sich besser als mit ihren leiblichen Eltern. Und Elsas Tochter soll es einmal besser haben, sie soll aufs College gehen. Doch das Leben meint es nicht gut mit den Farmern. In den 1930 herrschen große Dürren, das Land ist ausgelaugt und Sandstürme verwehen auch noch die letzte fruchtbare Erde. Als ihr Sohn erkrankt, sieht Elsa keine andere Möglichkeit als nach Kalifornien zu gehen.

Die Wirtschaftskrise trifft Elsas Familie schwer. Ihre Schwiegereltern hängen sehr an der Farm, doch die schlechten Ernten und die Dürre sind eine extreme finanzielle Belastung. Doch die Martinellis halten zusammen. Weniger Halt findet Elsa bei ihrem Mann, sie mussten heiraten, doch die große Liebe war es für ihn nie. Elsa möchte Texas eigentlich nicht verlassen, doch die Lungenerkrankung ihres Sohnes macht einen Ortswechsel notwendig. Voller Hoffnung beladen sie den Truck und fahren über die Route 66 nach Kalifornien.

Dieses Hörbuch wird sehr stimmungsvoll vorgetragen von Luise Helm. Der Roman spielt während der großen Depression in Amerika. Die Wirtschaftskrise beherrscht das Land. Hoffnungen sterben, Menschen mitunter auch. Und dennoch macht sich Elsa Martinelli auf den Weg nach Kalifornien, um ihren Kindern eine bessere Zukunft zu bieten. Allerdings werden die Martinellis in Kalifornien schlecht aufgenommen. Die erhofften Jobs sind rar, die einheimische Bevölkerung will die Wanderarbeiter nicht. Und doch versucht Elsa es immer wieder. Zwar versteht es die Autorin ausgezeichnet, die schwere Zeit authentisch darzustellen. Die Härte, die die Martinellis erfahren, die Ausbeutung, der Unmut der Einheimischen. Allerdings, wenn es kaum Hoffnung gibt und nur Not und Elend, dann sind die wenigen schönen Momente kaum ein Trost. Wenn man man ein eindringliche Beschreibung einer harten Zeit lesen möchte, gibt dieser Roman einen eindrucksvollen Einblick.

Veröffentlicht am 09.10.2021

Sein ganzer Stolz

Harlem Shuffle
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Der ganze Stolz von Ray Carner ist sein Möbelladen in Harlem. Was für ein Gefühl als er den Mietvertrag unterschrieb. Doch im Jahr 1958 lebt es sich mehr schlecht als recht davon. Rays Frau Elizabeth arbeitet ...

Der ganze Stolz von Ray Carner ist sein Möbelladen in Harlem. Was für ein Gefühl als er den Mietvertrag unterschrieb. Doch im Jahr 1958 lebt es sich mehr schlecht als recht davon. Rays Frau Elizabeth arbeitet in einem Reisebüro, das Reisen abgestimmt auf die afro-amerikanische Kundschaft zusammenstellt. Ray ist immer auf der Suche nach neuer Ware und neuer Kundschaft. Er ist immer am Puls der Zeit. Sein Cousin Freddie dagegen ist ein Schlawiner, der Ray immer mal wieder in krumme Dinge hineinzieht. Grundsätzlich will Ray ehrliche Geschäfte machen, doch manche Transaktionen finden besser nach Feierabend statt.

Mit seinem neuen Roman widmet sich Colson Whitehead den Harlem zwischen 1958 und 1964. Ray Carney hat Betriebswirtschaft studiert und will seiner Familie eine sichere Lebensgrundlage bieten. In der lebendigen Nachbarschaft ist das nicht immer ganz einfach. Die schwarze Community findet gerade ein neues Selbstbewusstsein und dass geht nicht ohne Schwierigkeiten. Und Ray muss sich mühen, nicht zu sehr in dunkle Machenschaften hineingezogen zu werden. Auch wenn dafür hin und wieder ein Umschlag den Besitzer wechseln muss. Unterbuttern lässt sich Ray allerdings auch nicht. Und die Lebenserfahrung bringt ihm Ideenreichtum und Schläue.

Mit seinen Romanen „Underground Railroad“ und „Nickelboys“ vermochte der Autor wirklich zu fesseln. Das gelingt ihm mit seinem neuen Roman nicht in gleicher Weise. Doch auch das Harlem um den Wechsel von den 1950ern zu den 1960ern bietet einen schillernden Hintergrund für die Handlung. Freddie ist ein kleiner Ganove, der seinen Cousin in seine Gefilde zieht. Man bekommt nicht den Eindruck, dass Ray sich konsequent dagegen wehrt. Gegen einige Gepflogenheiten kann er sich vielleicht auch nicht wehren. Dennoch wirkt Ray wie ein treuer Familienmensch, der mit seinen Mitteln versucht, dass Beste zu erreichen. Dabei wirkt er gewitzt und sympathisch. Auch wenn einem das Setting diesmal ein wenig fremd bleibt, folgt man Ray Carner gerne durch drei Episoden seines Lebens.

Veröffentlicht am 09.09.2021

Winter

Gnädig ist der Tod
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Der ehemalige Minister Klaus Windisch ist ermordet worden. Der Ort, wo er gefunden wurde, ist offensichtlich nicht der Tatort. Michael Winter von der Wiener Polizei und sein Team beginnen mit den Ermittlungen. ...

Der ehemalige Minister Klaus Windisch ist ermordet worden. Der Ort, wo er gefunden wurde, ist offensichtlich nicht der Tatort. Michael Winter von der Wiener Polizei und sein Team beginnen mit den Ermittlungen. Zwar lief gegen Windisch ein Verfahren wegen Wirtschaftssachen, aber deshalb sollte sicherlich keiner einen Grund haben, ihn umzubringen. Die schockierte Witwe gibt Winter eine Liste der ältesten Freund ihres Mannes. Das kann ein erster Ansatz sein. Vielleicht ist auch das Angebot der Journalistin Angelika Kretschmer hilfreich, ihre Nachforschungen über das Opfer zur Verfügung zu stellen. Das hat allerdings einen Preis.

In seinem ersten Auftritt bekommt es der erfahrene Michael Winter mit einem verzwickten Mordfall zu tun, der in eigenartig berührt. Er selbst ist seit Jahren verwitwet und mit seiner Tochter hat er nur lockeren Kontakt. Die Arbeit hält ihn aufrecht. Doch so langsam könnte er sich auch im Privatem Neuem öffnen. Doch zunächst geht der Mord vor. In mühevoller Kleinarbeit machen sich Winter und seine neue Kollegin Julia auf die Spurensuche. Wie so oft weichen Zeugen aus oder sind nicht besonders auskunftsfreudig. Winter ist jedoch ein Ermittler, der nicht locker lässt. Und er hat manchmal eine Ahnung.

Zu Beginn tut man sich etwas schwer mit Michael Winter. Seine Schwermut und Ichbezogenheit wirkt etwas überzogen. Auch die möglichen Motive zu dem Mord erwecken den Eindruck, dass sie etwas sehr an den Haaren herbei gezogen sind. Erst nach und nach, wenn einige Zusammenhänge klarer werden, bekommt die Ermittlung Kontur. Zwar erscheint Winter oft wie ein Eigenbrötler, doch mit seiner neuen Kollegin klappt es ganz gut. Und im Verlauf der Nachforschung lernt er auch die Vorzüge von Teamwork kennen, auch wenn er seine Gedankengänge mit immer mit den Kollegen teilt. Wenn man mit Winter erst einmal warm geworden ist, hat man einen sehr lesbaren Kriminalroman.

Veröffentlicht am 03.09.2021

Vatertochter

Westwall
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Julia Gerloff hat ihr Ausbildung bei der Polizei in Brühl begonnen. Das ist nun ziemlich das Letzte, womit ihr Vater Wolfgang gerechnet hat. Er, der Ex-Punk ist nach einem Unfall gelähmt und musste aus ...

Julia Gerloff hat ihr Ausbildung bei der Polizei in Brühl begonnen. Das ist nun ziemlich das Letzte, womit ihr Vater Wolfgang gerechnet hat. Er, der Ex-Punk ist nach einem Unfall gelähmt und musste aus gesundheitlichen Belangen den Bauwagen verlassen und in eine Wohnung ziehen. Nun hat Julia den jungen Nick kennengelernt, er hat so das gewisse Etwas und ist dazu noch recht geheimnisvoll. Zu geheimnisvoll vielleicht? Julia beginnt Nachforschungen anzustellen. Zunächst kann Nick alle Zweifel zerstreuen, aber als Julia entdeckt, dass er ihr einen falschen Namen genannt hat, ist es erstmal aus.

Über ihre Mutter weiß Julia Gerloff nicht viel, ihr Vater war immer die Bezugsperson und er hat sich zu dem Thema bedeckt gehalten. In die Polizeifamilie fühlt sich Julia aufgenommen, obwohl die manchmal in Versuchung ist, das aufs Spiel zu setzen. Nicht immer spielt sie hundertprozentig nach den Regeln. Verständlich, denn sie will mehr über Nick herausfinden, der möglicherweise Verbindungen in die rechte Szene hat. Etwas, wovon Julia sich fernhalten will. Oder soll sie Nick noch eine Chance geben? Und was, wenn es noch ganz andere Player gibt? Und wieso macht ihr Vater immer dicht, wenn es um ihre Mutter geht?

Auf spannende Weise verknüpft der Autor die Spuren zu Julias Vergangenheit mit einem aktuellen Geschehen. Dabei arbeitet er sehr vielschichtige Charaktere heraus, von denen die meisten sowohl sympathische Züge haben, als auch solche, mit denen man sich nicht identifizieren möchte. Wie sich die Gruppe im Wald ausbilden konnte, wird nicht ganz klar. Aber wer alles mitmischt, wirkt schon sehr realistisch. Man könnte annehmen, dass Julia von Wind und Wellen hin und her geschleudert wird und nicht so viel Einfluss auf das Geschehen hat. Ebenso wenig wie Nick, der sich erpressbar gemacht hat. Vor dem Setting der Anlagen des Westwalls entwickelt sich eine fesselnde Handlung mit einem explosiven Finale.