Turbulente Weihnachten mit großem Gefühls- und Schneechaos und viel Heimatsinn.
Sommerby 3. Für immer SommerbyInhalt:
Der Winter hält Einzug in Sommerby und die Geschwister Martha, Mikke und Mats, sind dort mit Mutter Leonie zu Besuch bei Oma Inge.
Statt besinnlicher Vorweihnachtsstimmung herrscht allerdings ...
Inhalt:
Der Winter hält Einzug in Sommerby und die Geschwister Martha, Mikke und Mats, sind dort mit Mutter Leonie zu Besuch bei Oma Inge.
Statt besinnlicher Vorweihnachtsstimmung herrscht allerdings dicke Luft zwischen Leonie und ihrer Mutter. Martha steckt im Liebeschaos, der tierliebe Mikke sorgt sich um das Wohlergehen der (Weihnachts-)Gänse und das Nesthäkchen Mats hat nicht nur ein ganz besonderes Geheimnis, sondern geht im Schneesturm sogar verloren.
Zur Krönung des ganzen Trubels bleibt die Frage, ob Vater Nils es überhaupt noch rechtzeitig zum Fest schaffen wird?
Altersempfehlung:
etwa ab 11 Jahre
Mein Eindruck:
"Für immer Sommerby" ist der dritte (und letzte) Band der Kinderbuchreihe. Obwohl ich die ersten Abenteuer nicht gelesen habe, bin ich problemlos in diese winterliche Geschichte gestartet.
Der Schreibstil ist bildhaft und Kirsten Boie berichtet immer wieder aus der Sicht der Kinder. Zunächst liest sich diese Art der Erzählung ungewohnt, allerdings ist es Leser:innen so möglich, in die Gedankenwelt aller drei Kinder einzutauchen.
Es ist kein reines Weihnachtsbuch, wenngleich die Handlung wenige Tage vor Heiligabend beginnt. Und in Sommerby herrscht auch keine Bilderbuch-Idylle, denn den Schnee zu Weihnachten findet man dort normalerweise ausschließlich auf Postkarten.
"Keine Chance, mein Schatz", sagt Mama. "Das kauft keiner. Die Karten zeigen, wonach wir uns sehnen, nicht die Wirklichkeit. Das wollen die Leute."
(vgl. S. 9)
Und auch von "Friede, Freude, Eierkuchen"- Gedanken kann man sich nach den ersten Zeilen verabschieden:
Die Geschwister streiten (raufen sich aber auch wieder zusammen) und zwischen den beiden Dickköpfen Mutter Leonie und Oma Inge herrscht dicke Luft.
All dies wird allerdings einfühlsam und nachvollziehbar, ohne Anklage und aus verschiedenen Blickwinkeln geschildert.
Die Charaktere sind jeder für sich hervorragend ausgearbeitet, grundverschieden und durchweg authentisch:
Angefangen beim wortkargen Nachbarn mit großem Herz, der toughen und altmodischen Oma Inge, die kein Blatt vor den Mund nimmt, bis hin zu den liebenswerten Geschwistern, die - wenn es darauf ankommt - sofort füreinander da sind.
Mats (4 oder 5 Jahre) ist aufgeweckt, voller Phantasie und sehr direkt, Mikkel (8 Jahre) hat ein großes Herz für alle Tiere (für Hühner genauso wie für Marder) und Martha (12 Jahre) steckt mittendrin im ersten unglücklich Verliebtsein..
Oma Inge wirkt nach außen oft etwas unterkühlt und harsch, doch sie liebt ihre Enkel von ganzem Herzen. Die Beziehungen der Charaktere untereinander, insbesondere der Generationenkonflikt wird durchaus realistisch gezeigt.
Sehr gefreut habe ich mich auch über die authentische Redensart der Dorfbewohner. Es sind viele eingestreute Begriffe, die die Dialoge lebendiger wirken lassen und für alle, die kein Plattdeutsch verstehen, findet sich am Ende ein chronologisches Verzeichnis.
Die Geschichte ist durchgehend spannend und fesselnd, sie lebt von ihren sympathischen Charakteren und vermittelt wertvolle Botschaften (Gemeinschaft, Heimatgefühl, Tierschutz, Nachhaltigkeit uvm.) und zeigt unter anderem auch, wie abhängig wir von moderner Technik sind. Schneechaos und Stromausfall und plötzlich geht nichts mehr!
Ein wenig hatte ich mir mehr alte Traditionen erhofft oder Erzählungen, wie das Fest vor Jahrzehnten ausgesehen hat. Es hätte auf jeden Fall zu dem Thema sehr gut gepasst, wenn Oma Inge noch einen Schwank aus ihrer Jugend erzählt hätte.
Was ich zusätzlich vermisse, sind Illustrationen.
Jeder Tag sowie jedes Kapitel werden eingeleitet durch eine kleine stimmungsvolle und detailverliebte schwarz-weiß Zeichnung (Weihnachtskekse, Adventskranz, Marmeladengläser u.a.). Diese Vignetten geben allerdings keinen Einblick in die künftigen Ereignisse und leider wiederholen sich die Bilder mit der Zeit.
Die Reise nach Sommerby hat mir - trotz einiger Abstriche - so gut gefallen, dass ich nun auch die beiden ersten Bände lesen werde.
Zudem hoffe ich auf ein weiteres Abenteuer im Frühling, denn ganz auserzählt ist die Geschichte für mich noch nicht
Fazit:
Eine winterliche und turbulente Erzählung mit Gefühls- und Schneechaos, wertvollen Botschaften und einer (zum Ende hin) weihnachtlichen Stimmung.
Die Geschichte besticht durch ihre sympathischen und realitätsnahen Charaktere und deren Alltagskonflikte.
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Rezensiertes Buch: "Für immer Sommerby" aus dem Jahr 2021