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Veröffentlicht am 10.09.2021

Auch Band zwei ist wieder ein Pageturner

Die schöne Tote
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Polizeireporterin Harper McClain feiert ein wenig mit ihrer Freundin Bonnie. Während die beiden den Heimweg antreten, wird nur wenige Straßen weiter eine junge Frau auf offener Straße erschossen. Harper ...

Polizeireporterin Harper McClain feiert ein wenig mit ihrer Freundin Bonnie. Während die beiden den Heimweg antreten, wird nur wenige Straßen weiter eine junge Frau auf offener Straße erschossen. Harper kennt das Opfer und der Fall lässt sie nicht los. Die Polizei hat schnell einen Verdächtigen, doch Harper hat Zweifel an seiner Schuld. Probleme bereiten ihr nicht nur die Lage in der Zeitung, sondern auch noch immer die Ereignisse des Vorjahres, als sie ihren Freund und einen Vorgesetzten bei der Polizei als Mörder enttarnte, sodass die Polizisten ihr noch bis heute mit Vorbehalten begegnen…
Die Autorin hält sich nicht mit langen Vorreden auf, sondern wirft den Leser direkt mitten ins Geschehen – und das hat es in sich. Es wird sehr schnell schon spannend und das gleich auf mehreren Ebenen.
Der Schreibstil ist flüssig und man kann das Buch kaum aus den Händen legen. Mir gefällt, dass man quasi über Harpers Schulter sieht und so – wenn auch „nur“ aus ihrer Sicht – direkt an dem Geschehen dran ist. Ihre Art der Ermittlung ist unkonventionell und genau das schätze ich an der Reihe auch sehr. Es macht das Geschehen etwas unvorhersehbarer und bleibt dennoch authentisch, denn als Reporterin unterliegt sie bei ihren Ermittlungen nicht den Vorgaben, die es für Polizisten gibt. Allerdings hat sie auch Nachteile, denn gerade durch das mangelnde Vertrauen der Polizisten, hat sie wenig Zugang zu wichtigen Infos, zudem muss sie auch noch in der Zeitung bestehen – und der scheint es nicht ganz so gut zu gehen, ihr Job könnte gefährdet sein… Zudem ist dieser Ansatz auch für den Leser insofern spannend, da es zum Miträtseln deutlich mehr anregt, als der eher konventionelle Weg. Genau das ist auch einer der Gründe, warum ich das Buch regelrecht verschlungen habe. All das ist natürlich auch nur möglich, weil Harper ein interessanter, vielschichtiger Charakter ist. Ihre Vergangenheit, ihre Impulsivität und Spontanität sind ein zusätzliches Spannungselement zu dem an sich spannenden Fall mit den Überraschungen und Wendungen.
Die Auflösung des Falles fand ich richtig gut, schön durchdacht, wenig vorhersehbar und stimmig.
Ein Pageturner war bereits der „Echokiller“, doch dieses Buch steht dem in nichts nach. Mich hat diese Geschichte genauso überzeugt wie der Auftakt und ich freue mich schon auf das nächste Abenteuer mit Harper.

Veröffentlicht am 24.08.2021

Spannende Familiengeschichte aus zwei gegensätzlichen Blickwinken

Wellenflug
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Anna Reichenheim ist jüdischen Ursprungs und in ihrer Zeit war es eminent „richtig“ zu heiraten. Genau das ist ihr gelungen und sie gebar einige Kinder, um deren Wohl sie ständig gemüht war. Einzig der ...

Anna Reichenheim ist jüdischen Ursprungs und in ihrer Zeit war es eminent „richtig“ zu heiraten. Genau das ist ihr gelungen und sie gebar einige Kinder, um deren Wohl sie ständig gemüht war. Einzig der Älteste schlägt aus der Reihe und vergnügt sich lieber im nächtlichen Treiben Berlins. Dort trifft er auf Marie, eine junge Frau, die alles andere als standesgemäß, aber herzensgut ist. Reibereien und Streit innerhalb der Familie sind vorprogrammiert.

In ersten Teil geht es um die Geschichte Annas, die als Kind schon irgendwie ihren eigenen Kopf hatte und sehr gerne mit dem Vater im Kontor unterwegs war – auch wenn die Mutter das nicht sehr gerne sah. Mit dem Tod ihrer Schwester muss Anna schnell erwachsen werden. Fortan wurde Wert daraufgelegt, dass sie standesgemäß heiraten wird und einen großen Haushalt führen kann. Anna findet dann tatsächlich einen passenden Mann, den sie auch gernhat, doch Adolph Reichenheim war immer schon kränklich und verstirbt früh. Dessen Bruder nimmt jedoch seine Stelle ein und Anna lebt mit ihren Kindern wohlhabend mitten in Berlin. Immer mehr Kinder kommen zur Welt und alle sind wohl geraten – nur der älteste Sohn Heinrich hat nur Flausen im Kopf. Statt im Textilbetrieb seines Vater zu arbeiten oder anderweitig Karriere zu machen, ist er auf seinen Lustgewinn aus und schert sich nicht um Familientraditionen.

Im zweiten Teil geht es um Marie, die aus ärmlichen Verhältnissen stammt und die es auch in Berlin nicht so richtig voran schafft, trotz ihrer Bemühungen. Sie trifft auf Heinrich und Welt prallen aufeinander. Marie heiratet Heinrich, obwohl einiges im Argen liegt und sie nicht von dessen Mutter akzeptiert wird. Die beiden Frauen sind so unterschiedlich in ihrem Denken und Handeln, sind dazwischen nicht nur eine Generation, sondern eben auch eklatante Standesunterschiede, die unüberbrückbar scheinen.

Beide Frauen sind etwas Besonderes und ich mochte auch beide, denn aus ihrem Blickwinkel betrachtet haben sie immer nur das Beste gewollt und versucht. Im ersten Teil war mir Anna ziemlich sympathisch und man verstand ihre Beweggründe sehr gut anhand ihrer Biografie. Auch Annas Handeln ist verständlich – nur in der Geschichte der jeweils anderen hält sich die Sympathie dann in Grenzen. Hier wird sehr deutlich, dass an dem Spruch – „Bevor du urteilst, ziehe meine Schuhe an und gehe meinen Weg“ – schon einiges dran sein kann.
Besonders reizvoll ist natürlich, dass der Geschichte reale Personen und Ereignisse zu Grunde liegen und die Geschichte somit noch deutlich mehr Tiefe hat, als ein rein fiktionale. Die Verbindung der beiden Frauen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, eingebettet in den historischen Hintergrund, der immerhin die beiden Weltkriege beinhaltet, ist richtig gut gelungen.
Der Schreibstil ist ansprechend, fesselnd, spannend und unterhaltsam. Die Autorin schafft es, trotz schier endloser Figuren, die wesentlichen Charaktere so gut zu beschreiben, dass man sie auseinanderhalten kann. Die Entwicklung des Nationalsozialismus ist sehr gut nachvollziehbar dargestellt, auch das manche eben nicht direkt verstanden, wie schlimm noch alles werden würde.

Mich hat das Buch wirklich begeistert und ich empfehle es daher auch gerne weiter, besonders an Leser mit Faible für besondere Familiengeschichten.

Veröffentlicht am 14.08.2021

Neue Lieblingsautorin

Der Mauersegler
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Arzt Prometheus ist am Boden zerstört und weiß weder ein, noch aus. Völlig planlos ist er geflüchtet, vor den Ereignissen in seiner Umgebung, aber auch sich selbst und seiner tiefen Schuld. Er strandet ...

Arzt Prometheus ist am Boden zerstört und weiß weder ein, noch aus. Völlig planlos ist er geflüchtet, vor den Ereignissen in seiner Umgebung, aber auch sich selbst und seiner tiefen Schuld. Er strandet in Dänemark und trifft dort auf zwei besondere Frauen.

Prometheus, eigentlich Marvin, ist seit seiner Kindheit mit Jakob befreundet. Sie sind immer gemeinsam durch dick und dünn gegangen. Nun ist Jakob an Blasenkrebs erkrankt, und es haben sich auch schon Metastasen gebildet. Prometheus, ein engagierter Arzt, hat gerade eine Studie am Laufen, die sich genau mit dem Krankheitsbild beschäftigt. Anstelle von Chemo forscht er mit Immuntherapien und schleust Jakob in die Studie ein. Die scheint nicht so anzuschlagen und es wird wirklich dramatisch.

Eigentlich hatte ich genug von Krebsbüchern (vor ein paar Jahren hatte ich ständig welche gelesen), aber hier mache ich natürlich eine Ausnahme. Die Autorin hat einen bemerkenswerten Schreibstil. Man liest sich schnell fest, zum einen aufgrund der Geschichte als solcher, aber auch weil sie eine gelungene Mischung aus humor- und gefühlvollen Momenten bietet. Die Kapitel sind kurz und man will unbedingt mehr erfahren, zudem ist ihre Schreibe einfach sehr locker und leicht zu lesen. Auch die verschiedenen Zeitebenen sind gut kombiniert. Lange ist auch unklar wo genau Prometheus einen Fehler gemacht haben will. Erst nach und nach wird immer mehr erkennbar und man fragt sich: Was hätte ich getan? Kann man Prometheus Handeln nachvollziehen? Bis zu welchem Punkt? Das Buch zeigt sehr deutlich: Gut gemeint ist nicht gut gemacht.
Jasmin Schreiber hat das Zeug zu einer Lieblingsautorin mit ihrem schönen Stil, dem man immer wieder anmerkt, dass sie auch Biologin ist. Und das ist im positivsten Sinne gemeint, denn man erfährt hier nicht nur über den Mauersegler so einiges.

Mich hat das Buch einfach begeistert, ich freue mich schon auf die nächste Geschichte der Autorin und empfehle diese solange weiter, auch wenn es alles andere als leichte Kost ist.

Veröffentlicht am 30.07.2021

Gelungener Thriller mit vielen Wendungen

Ausweglos
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Noah will eigentlich nur Wäsche abmachen, als ihn ein Mann mit einem Messer bedroht. Er soll ihn sofort zu Noahs Frau führen. Was er von ihr will? Fraglich! Noah hat zufällig auch den Schlüssel der Nachbarn ...

Noah will eigentlich nur Wäsche abmachen, als ihn ein Mann mit einem Messer bedroht. Er soll ihn sofort zu Noahs Frau führen. Was er von ihr will? Fraglich! Noah hat zufällig auch den Schlüssel der Nachbarn einstecken und glaubt, dass jene schon im Urlaub sind. Entsprechend führt er den Täter in diese Woche – doch die junge Nachbarin ist überraschenderweise doch zuhause. Während Noah verletzt überlegt, wir die junge Emma von dem Täter getötet. Allem Anschein nach ist ein Serienmörder, der eine längere Mordpause eingelegt hatte, wieder aktiv… oder ist Noah etwa der Täter? Die Polizei hat ihn zumindest im Visier und ein Alptraum beginnt.

Der Plot klang genau nach meinem Geschmack und daher musste ich das Buch einfach haben. Ich kann schon verraten: Ich habe es nicht bereut, ganz im Gegenteil. Dieses Debüt hat mich immer und immer wieder überrascht und vor allem schon quasi ab Seite eins gefesselt. Das ist sicher auch einer der Gründe, warum es quasi „ausweglos“ war, dass Buch nicht binnen zweier Tage zu lesen, obwohl es immerhin 500 Seiten umfasst. Ein weiterer ist, dass der Schreibstil extrem flüssig ist und die Geschichte aus drei Perspektiven und der Täterseite geschildert wird. Die Kapitel sind alle nicht lang, enden oft mit kleineren Cliffhangern, sodass man rechtrecht durch das Buch hetzt. Die Schilderungen sind auch extrem bildlich, sodass das Kopfkino sofort startet.
Die Charaktere sind authentisch und detailliert dargestellt, ihre Verfassung – körperlicher als auch seelischer Art – wird deutlich. Man ist mal dem einen, mal dem anderen mehr zugeneigt, aber insgesamt ist man immer interessiert, was wirklich los ist.

Immer wieder fragte ich mich: „Was zur Hölle geht denn hier nun wirklich ab?“. Die Frage hat sich wirklich immer und immer wieder gestellt, weil es doch einige sehr unerwartete Wendungen und (böse) Überraschungen gab, die mich mal an dem Protagonisten, mal an jenem zweifeln ließen. Auf die Lösung bin ich so jedoch bei keinem meiner Gedankenspiele bekommen – oder zumindest nicht bis kurz vor der tatsächlichen Auflösung. Der Autor versteht es den Leser an der Nase rumzuführen und falsche Fährten zu legen. Vieles von dem geschilderten wirkt an sich auch nicht so extrem spannend, aber man versucht in jeder kleinen Information die Wahrheit zu erkennen, bis man wieder widerlegt wurde.

Die Auflösung fand ich gut durchdacht und die losen Fäden wurden gelungen verknüpft. Zum Inhalt als solchem will ich gar nicht wirklich viel sagen, denn zu schnell wäre etwas verraten, aber so geht Thriller, also empfehle ich es gerne allen Liebhabern des Genres. Den Autor werde ich mir auf jeden Fall merken!

Veröffentlicht am 24.07.2021

Der Thriller ist alles - nur nicht gewöhnlich

Wild Card
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Weston ist als Jugendlicher aus Alcacia, Westafrika nach England geflüchtet. Wegen Studentenunruhen hatte seine Tante ihn in den Flieger gesetzt. Jahre später sitzt er wieder im Flieger, allerdings auf ...

Weston ist als Jugendlicher aus Alcacia, Westafrika nach England geflüchtet. Wegen Studentenunruhen hatte seine Tante ihn in den Flieger gesetzt. Jahre später sitzt er wieder im Flieger, allerdings auf dem Rückweg, denn die Tante ist gestorben. Bei der Beerdigung trifft Weston auf einen alten Bekannten und trägt ein wenig dick auf, was sein Leben in England betrifft – mit fatalen Folgen.
Auf das Buch muss man sich einlassen können. Es ist so anders, als „gewöhnliche“ Thriller und genau das machte für mich den Reiz aus. Es herrscht Bürgerkrieg, Rebellengruppen terrorisieren die Bevölkerung und sich gegenseitig, die Geheimpolizei geht auch nicht gerade mit Samthandschuhen an ihre Aktionen. Das Setting ist fernab des Gewöhnlichen. Es werden Rituale, die man nicht kennt und die fremd erscheinen immer und immer wieder eingebunden, das Essen ist anders, das Klima und vor allem der Umgang mit Menschen. Mitten im Bürgerkrieg ist es mit der Menschlichkeit nicht weit her. Das bekommt auch Weston immer wieder zu spüren, als er bei den Ermittlungen zum Tod eines Konsenspolitikers zwischen die Fronten gerät. Ein zermürbendes Ermitteln steht an. Weston muss bestechen, tricksen, taktieren – nicht immer gelingt das. Dann verschwindet auch noch seine Freundin, die Ermittlungen stocken und Weston muss immer wieder mal abtauchen und/oder seine Wunden lecken. Es geht oft extrem brutal zu, vieles schockiert und entsetzt. Der Schreibstil ist unverblümt offen – ich erinnere hier an den „Kadaver an den Baum drücken- Vergleich“ und brutal, dennoch kommt es nie so effektheischend rüber, sondern einfach als eine Beschreibung mitten aus der Hölle, in der Mord und Totschlag, Korruption und Gewalt einfach allgegenwärtig sind. Das Tempo ist hoch, die Wendungen sind manchmal nicht nur überraschend, sondern einfach extrem, aber es fügt sich alles zu einem runden Bild.
Mir hat auch der Protagonist ausgesprochen gut gefallen. Er ist nicht der Superman, er macht Fehler, ist alles andere als perfekt, hat das Herz aber dennoch irgendwie am rechten Fleck. Weston, ein Spielball der Rebellen versucht sein möglichstes und arbeitet sich nach und nach aus dem Sumpf, in dem er steckte und allein das ist schon heldenhaft.
Wer einmal einen Thriller lesen will, der alles andere als gewöhnlich ist, ist mit diesem Buch sehr gut beraten. Selbst Leser, die sonst Thriller mit politischen Verwicklungen nicht mögen, werden hier – Offenheit für Anderes vorausgesetzt – gut unterhalten, aber Achtung: Es ist so gar nichts für Zartbesaitete…