sich dem Leben stellen - emotional, ehrlich, mutig
MariluMit „Marilu“ ist Tania Witte ein ganz außergewöhnliches Buch gelungen, welches sich wichtigen Themen widmet, dass es von allen Altersklassen gelesen werden sollte, nicht nur von der originären Zielgruppe.
Elli ...
Mit „Marilu“ ist Tania Witte ein ganz außergewöhnliches Buch gelungen, welches sich wichtigen Themen widmet, dass es von allen Altersklassen gelesen werden sollte, nicht nur von der originären Zielgruppe.
Elli erhält einen Brief, der sie gedanklich in die Vergangenheit katapultiert. Eigentlich hatte sie mit diesem Kapitel ihrer Vergangenheit abgeschlossen, denn alles lief gerade so gut, Elli hat ihr Leben im Griff, weiß welche Ziele sie als nächstes ansteuert und möchte eigentlich nichts mehr mit diesem Abschnitt ihres Lebens zu tun haben. Aber sie hat auch ein Versprechen abgegeben und dazu steht sie und macht sich daher auf eine Reise ins Ungewisse…
Schon auf der ersten Seite ist man gefangen von der Intensität des Schreibstils, der bildhaft und greifbar ist! Tania Witte schafft es gekonnt, die Gefühle der einzelnen Personen darzustellen. So hat mich Elli mit ihrer inneren Zerrissenheit und dem Grat, auf dem sie sich täglich bewegt, die Taktiken, die sie anwendet, um in der Gesellschaft zu bestehen, zu funktionieren, sehr beeindruckt. Auch, dass die Figuren so vielschichtig sind und keinem schwarz/weiß Muster folgen, sondern direkt auch zeigen, dass man etwas Lieben und dabei gleichzeitig Hassen kann, welches ein ehrliches, menschliches Gefühl ist, trägt dazu bei.
Im Verlauf der Geschichte wird das Gelesene immer intensiver, sodass sich das Buch kaum noch aus der Hand legen lässt. Dabei fand ich es besonders schön, dass die Autorin mich immer wieder mit Entwicklungen von Situationen oder Figuren überraschen konnte und es viele A-HA Momente gibt, mit denen sich die Leserschaft sicher identifizieren können, auch wenn sie selbst dieses Spektrum an Gefühlen, diese Extreme nicht unbedingt persönlich erlebt haben.
„Marilu“ ist ein ganz besonderes Buch, weil es sich dem Thema mentaler Gesundheit, psychischer Erkrankungen, Suizidgedanken und Selbstverletzung beschäftigt und dabei an der Leserschaft dranbleibt. Es zeigt auf, dass der Unterschied zwischen „Krankheit“ und „Gesundheit“ teilweise nur ein ganz kleiner ist und dass es in unserer Gesellschaft ein Bild gibt, von dem viele denken, dass man diesem zu entsprechen hat. Doch wer entscheidet, was Richtig und was falsch bzw. was „Gesund“ oder „Krank“ ist? Und das ist nicht die einzige Frage, die beim Lesen entsteht. Dieses Buch ist so reich an Ansatzpunkte, die zur Selbstreflexion anregen, die Gespräche initiieren, die einen dazu bringen, sich mit Themen zu beschäftigen, die nicht unbedingt alltäglich sind. Es spricht Emotionen an und ist dabei eine Liebeserklärung an das Leben, die einen zum Nachdenken, Reflektieren und Mitfühlen bringt!
Ebenfalls sehr besonders ist, dass es zu dem Buch, vom Verlag zur Verfügung gestellte Unterrichtsmaterialien gibt, die hoffentlich dazu anregen, dass es auch im Unterricht gelesen wird. So eine Geschichte hätte ich sehr gerne zu meiner Schulzeit gelesen!