Auf Niah Finniks Debüt Fuchsteufelsstill war ich ungemein gespannt. Das Cover hat mich beim ersten Blick angesprochen und auch das Thema, die Geschichte, hinter dieser schönen Aufmachung klang anders, frisch, ein bisschen tiefer als ein Standard-Gegenwartsroman. Ein ebenso großer Anreiz für mich das Buch zu lesen, war dazu, dass die Autorin selbst mit dem Asperger-Syndrom diagnostiziert wurde und für mich die Authentizitätsfahne mehr als mit dem Zaunpfahl winkte.
Und schlussendlich hat Niah Finnik mit Fuchsteufelsstill ein besonderes Buch geschaffen. Mir hat von Anfang an der sehr klare, schnörkellose Schreibstil gefallen, der besonders diese eigenwillige Charakteristik von Juli einfängt. Denn ihr Denken, ihr Handeln und das ganze dahinter sind nüchtern, sehr rational und passte einfach. Das an sich rundet die Charaktere und die Grundidee der Geschichte ingesamt ab.
Dennoch konnte mich das Buch nicht so umhauen, wie ich es mir erhofft habe und an anderer Stelle, bei anderen Bloggern, mitbekommen habe. Es war gut, es war nett und allem voran fand ich diesen besonderen Einblick in den Kopf eines Autisten spannend. Aber da war eben auch ganz viel Chaos, welches ich nicht greifen konnte. Was vielleicht mit einem anderen Blick, mit einem anderen Verständnis für dieses Buch und die Geschichte, wieder sehr authentisch ist und passen mag; für mich war es aber doch eher unschön an den Stellen.
Was am Anfang als einfacher Psychatrienroman beginnt, entwickelt sich schon bald zu einem Fußgänger-Roadtrip quer durch die Stadt. Juli ist in dieser Geschichte nicht allein und wird von zwei Mitpatienten, Sophie und Philipp begleitet, nachdem die drei einen weiteren Mitpatienten tot in seiner Wohnung vorfinden. Hier dreht es sich nicht darum, einander besser kennenzulernen, oder beste Freunde zu werden. Jeder der drei, obwohl die Geschichte ausschließlich aus der Sicht von Juli erzählt wird, kämpft mit sich selbst. Mit seinen eigenen Ängsten, Problemen und damit, sich eben aus diesem Kreis herauszubewegen. Die Komfortzone auszudehnen, soweit es eben geht. Und vielleicht, dem eigenen Wahnsinn für den Bruchteil einer Sekunde zu entkommen oder ihr mitten ins Gesicht zu sehen.
Und an und für sich wäre das Ding an vielen Stellen richtig geil geworden, wären da einfach nicht diese sonderbaren Zufälle, die das sehr authentische Beschreiben dieser drei Personen (Juli, Sophie und Philipp), wieder ziemlich unauthentisch machen. Denn die drei erleben Sachen, die mir zu abstrakt, zu konstruiert waren. Wer wird schon einfach mal so von einem Fremden auf der Straße zu einer Business-Party eingeladen? Wer quartiert sich bei einer offenen Wohnungsauflösung in eben dieser Wohnung ein und der (fremde) Mieter macht einen auf Herbergsleiter? Und manchmal hatte ich dann einfach das Gefühl, irgendwas verpasst zu haben. Da wechselte die Stimmung und die Handlung so schnell, dass ich mir schon vorkam, als hätte ich Filmrisse. Da blättert man dann zurück, liest gewisse Abschnitte erneut und man ist nicht klüger als vorher.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich mit diesen Brüchen umgehen soll. Sind es Stilelemente? Sind es Anfängerfehler des Autors? Ist das insgesamt doch nicht alles so rund?
Es ist schwer. Aber ich sehe dazwischen ganz viel Brillianz, ganz viele wunderbare Worte und Sätze, so viel großartige, überfällige und wahre Kritik an den Menschen, an der Gesellschaft, die was ganz spezielles mit dem Leser machen und einen durch die rund 300 Seiten des Buches tragen. Aber eben weil es nur 300 Seiten sind, bedeutet das nicht, dass man einfach nur durchrauscht. Tatsächlich hatte ich das Bedürfnis, das Buch ganz oft beiseite zu legen, damit das Gelesene sacken kann. Bei den nicht unlangen Kapiteln (die aber wieder in einige Absätze unterteilt sind), brauchte ich das auch. Und vielleicht ist es genau das.
Ein Buch, welches mit Bedacht und Zeit gelesen werden muss. Ein Buch, was in den Leser jedes Mal auf ganz eigene Weise in diesen eindringt. Ein Buch, was so anders ist, dass es mit jedem Satz, mit jeder Seite, so wahrgenommen wird und werden soll.
Fazit
Ich mochte Fuchsteufelsstill von Niah Finnik. Es hat mich mit seinem einzigartigen Blickwinkel und dem leicht zynischen Spiel von gesellschaftlichen Konventionen unterhalten und auch überzeugt. Der Pllot selbst ist nicht unbedingt der Burner, aber der Schreibstil, der Subtext, sind einfach Hammer.