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Veröffentlicht am 27.11.2021

Frostiger Forst

Feuerblut - Der Schwur der Jagdlinge
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Zwölf ist ein Jagdling - ein Mädchen, das sich dem Orden der Jäger angeschlossen hat, zum Kämpfen ausgebildet wird und dem eigenen Clan entsagt, um alle zu schützen. Doch Zwölf hat ein Geheimnis, deshalb ...

Zwölf ist ein Jagdling - ein Mädchen, das sich dem Orden der Jäger angeschlossen hat, zum Kämpfen ausgebildet wird und dem eigenen Clan entsagt, um alle zu schützen. Doch Zwölf hat ein Geheimnis, deshalb schließt sie sich niemandem an. Trotzdem gelingt es Sieben, einem netten Mädchen, so etwas wie freundschaftliche Gefühle in ihr zu erwecken. Doch dann wird das Ordenshaus der Jäger von Kobolden angegriffen und Sieben entführt. Zusammen mit Fünf und Sechs, zwei männlichen Jagdlingen, macht sich Zwölf auf die Suche nach ihr. Unterwegs begegnen sie genügend Gefahren, die sie überstehen können mit Hilfe von Hund, dem Wächter, und ihrer Fähigkeit, einander zu vertrauen.

Ich bin bei dem Buch ein wenig hin- und hergerissen und das hat vermutlich auch viel mit der Übersetzung zu tun. Es fängt schon mal damit an, dass irgendwer auf die Idee kam, die Eigennamen zu übersetzen. Wer, bitte, macht so was? Es liest sich im Deutschen einfach nur furchtbar, wenn von Zwölf, Sieg oder Raureif die Rede ist. Auch konnte sich das Buch nicht richtig entscheiden, ob es ein reines Kinderbuch oder doch lieber ein Jugendbuch sein wollte. Die teilweise brutalen Sachen, die passiert sind, standen im krassen Widerspruch zum Alter der Protagonisten und dem teilweise kindischen Gebaren der Charaktere. Wenn Erwachsene - während einer Schlacht - so Dinge rufen wie "Frostiger Forst!" oder ähnliches, empfinde ich das als lächerlich. Genauso wie die Riesenspinnenszene im Wald. Andererseits habe ich die Geschichte auch durchaus gern gelesen, denn vorhersehbar, wie sie war, beinhaltet sie gute Messages in Bezug auf Freundschaft, Achtung und dem Anerkennen anderer.

Veröffentlicht am 19.11.2021

Ein dunkler Fleck

Das Geheimnis
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1975. In einer Kommune am Chiemsee lebt Helga, eine Künstlerin Anfang der 50. Sie hat vor Jahren ihre neunjährige Tochter Ulla verlassen und zeichnet seitdem düstere Bilder. Eines Tages ist sie tot - erschossen. ...

1975. In einer Kommune am Chiemsee lebt Helga, eine Künstlerin Anfang der 50. Sie hat vor Jahren ihre neunjährige Tochter Ulla verlassen und zeichnet seitdem düstere Bilder. Eines Tages ist sie tot - erschossen. Doch warum hat sie Selbstmord begangen?

2020. Ulla ist eine ältere Frau, die sich vor wenigen Jahren von ihrem Mann getrennt hat. Ihrer Mutter Helga konnte sie nie vergeben, sie im Stich gelassen zu haben. Doch dann führt sie das Schicksal in die ehemalige Kommune und plötzlich erfährt sie Dinge über ihre Mutter, die sie nie gewusst hatte. Dinge, die bis in die Kriegszeit zurückreichen und ein ganzes Leben überschatteten.

Ich kannte von Ella Sandberg noch keine Bücher, allerdings die Krimis derselben Autorin unter ihrem Klarnamen. Ich war also gespannt, wie sie diese Familiengeschichte vor uns ausbreiten würde. Leider muss ich anmerken, dass gerade die Abschnitte, die in der Jetztzeit spielen, eher zäh und langatmig daherkamen und mich auch Ullas Probleme nur wenig zu fesseln vermochten. Hauptsächlich deshalb, weil ich diese Dinge weder als Probleme empfinde unter den Umständen, in denen sie lebte. Bei den Rückblicken zu Helga hingegen war ich wirklich mittendrin. Besonders gut empfand ich dabei den Kunstkniff, eben nicht chronologisch vorzugehen, sodass man in der Hinsicht immer unter Spannung gehalten wurde. Fast schon genervt war ich dann jedes Mal, wenn ich zu Ulla und ihrem Erzählstrang zurückkehren musste.

Im Großen und Ganzen empfand ich zwar die Prämisse des Romans als interessant, die Umsetzung jedoch nur bedingt gelungen. Vielleicht bleibe ich besser bei den Krimis der Autorin.

Veröffentlicht am 03.11.2021

Auf der Flucht

Scarlett & Browne - Die Outlaws
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England, irgendwann in der Zukunft, nach einer Art Postapokalypse. Die siebzehnjährige Scarlett McCain ist auf sich allein gestellt, als Bankräuberin und Outlaw wird sie verfolgt. Sie kommt gut klar, ist ...

England, irgendwann in der Zukunft, nach einer Art Postapokalypse. Die siebzehnjährige Scarlett McCain ist auf sich allein gestellt, als Bankräuberin und Outlaw wird sie verfolgt. Sie kommt gut klar, ist sie doch mit dem Leben in der englischen Wildnis, den gefährlichen Tieren und ihren Verfolgern gut vertraut und dazu eine Meisterschützin. Doch dann trifft sie in einem verunglückten Bus den seltsamen Albert Browne und für sie beginnt ein Abenteuer und eine Hetzjagd, das nicht einmal Scarlett sich hätte vorstellen können. Zusammen fliehen sie quer durch das zerrissene und heruntergekommene Land, immer weiter nach Süden, zu den Inseln Londons, da, wo alle noch frei leben können sollen ...

Was soll ich sagen? Irgendwie hat mich die Geschichte enttäuscht. Nach der genialen Reihe Lockwood & Co habe ich einfach ... mehr erwartet. Es ist nicht so, dass es Scarlett an Coolness mangeln würde und ich weiß es zu schätzen, dass Stroud ein Faible für starke Mädchen/Frauen hat. Aber mir fehlte einfach die Magie, das Geniale, die Power und Originalität, die mich an Lockwood gefesselt hat. Hier wurden viele Sachen auch zu einfach geregelt. Scarlett ist ohnehin unbesiegbar. Sie legt ohne mit der Wimper zu zucken zehn Kerle auf einmal um, kann kämpfen und schießen, als gäbe es kein Morgen und findet mitsamt coolen Spruch immer einen Ausweg. Und wenn alle Stricke reißen, ist da auch noch Albert, der zwar so nicht viel zum Überleben beiträgt, doch immerhin Fähigkeiten besitzt, die kein anderer hat. So wurde die Spannung lediglich durch die Sprecherin aufgebaut, die in gefährlichen Situationen mit der Kraft ihrer Stimme atemlose Action erzeugte - ob es dann wirklich so atemlos war, musste man hinterher erstmal überlegen. Anfangs hatte ich ein bisschen Probleme mit ihrer Art zu lesen, aber je länger die Geschichte fortschritt, desto besser gefiel sie mir.

Als Fazit ist zu sagen, dass ich nicht sicher bin, ob ich diese Reihe überhaupt weiterverfolgen werde. Es war nicht schlecht, es war aber auch nichts Besonderes und ich bin von dem Autor ein wenig enttäuscht.

Veröffentlicht am 11.09.2021

Chill mal, Hoschi!

Die Schlotterbeck-Chroniken
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Julius Schlotterbeck ist als Vampirteenager mit gerade mal 165 Jahren nicht gerade der angesagteste Schüler der Gesamtschule Zitterbold, schließlich hat er nur einen Reißzahn. Und er macht genügend Stress, ...

Julius Schlotterbeck ist als Vampirteenager mit gerade mal 165 Jahren nicht gerade der angesagteste Schüler der Gesamtschule Zitterbold, schließlich hat er nur einen Reißzahn. Und er macht genügend Stress, um regelmäßig bei Schulleiter Draco auf der Matte zu stehen. Dieses Mal hat der uralte, mächtige Vampir die Schnauze voll von ihm. Er droht ihm eine Erziehungsanstalt an, es sei denn, Julius wird Legator und begibt sich auf die Suche nach drei Freunden, die er dann auf den Monsterball zur Eröffnung des neuen Schuljahres mitbringen muss. Einzahnknirschend fügt sich Julius in sein Schicksal und muss plötzlich gefährliche Situationen be- und überstehen, wobei er quasi nebenbei einen armlosen Zombiejungen trifft, eine alte Battletech-Montur aus der Versenkung holt und ein Nachtmahr-Mädchen kennenlernt. Doch er macht sich auch mächtige Feinde ...

Es gibt natürlich ein paar Fragen, die sich mir auch bei einem Kinderbuch stellen. Wenn Julius mit 165 Jahren noch ein Teenie ist und gerade mal in der Mittelstufe der Schule, also keine Ahnung, vielleicht so siebte bis neunte Klasse: Was hat er da in den ersten etwa 150 Jahren gemacht? In die Windeln? War er in einer SarKita? Wieso kann ein Schulleiter mit einer Erziehungsanstalt drohen und warum reißt ihm Julius' Mutter dafür nicht seinen dritten Fangzahn aus?

Im Großen und Ganzen war es ein nettes Abenteuer und wurde nach der Hälfte auch richtig spannend. Gestört hat mich trotzdem einiges. Zum Beispiel der erwachsene Autor, der so schlecht Jugendsprache verwendet hat, dass ich mich teilweise fremdschämen wollte. Oder dass für den Blutersatz Tierversuche und Tierleid nötig waren. Das wäre auf die normale Welt übertragen, dass man behaupte, für vegane oder vegetarische Nahrungsmittel müssten Tiere gequält werden. Außerdem hat Julius zum Schluss nicht drei Teenager als Freunde mitgebracht, wie ihm aufgetragen wurde, sondern nur einen. Einen Battle-Tech und einen mittelalten Ex-Wärter als Teenagerfreunde zu verkaufen, ist ein bisschen mau. Oder war die ursprüngliche Aufgabenstellung vergessen worden? Nun ja. Wenigstens hat der Epilog noch einen Cliffhanger in petto. Ähnliches hat man zwar schon vermuten können, aber es gibt einen Ausblick auf künftige Abenteuer.

Veröffentlicht am 08.09.2021

Der Tod ist nicht das Ende

Knochenblumen welken nicht
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Vhindona ist eine Stadt zweigeteilter Meinungen. Auf der einen Seite glänzt alles im Fortschritt der Zeit, auf der anderen Seite wird im Namen einer Göttin Krieg geführt. Gleichzeitig ist auch Magie verpönt, ...

Vhindona ist eine Stadt zweigeteilter Meinungen. Auf der einen Seite glänzt alles im Fortschritt der Zeit, auf der anderen Seite wird im Namen einer Göttin Krieg geführt. Gleichzeitig ist auch Magie verpönt, und nur mächtige Magier können sich in einem eigenen Viertel in der Stadt ausleben. Aurelia ist eine junge Frau, deren Eltern versucht haben, ihre Magie seit Jahren zu unterdrücken, indem sie sie mit starken Beruhigungsmitteln betäubt haben. Doch als sie Zeugin eines Mordes wird, erkennt der Oberspäher der Stadt nicht nur ihr Potenzial, sondern auch die Möglichkeit, mit ihrer Hilfe die Morde zu klären. Dafür gibt er sie in die Obhut von Meister Marius, der wohl der stärkste und älteste Nekromant ist, den die Welt zu bieten hat. Doch nicht alles ist, wie es scheint, und Aurelia wird dieses Mal ihre Sinne zusammenhalten müssen.

Oh, dieses Buch hatte so, so viel Potenzial. Allein der Klappentext sprüht schon vor Möglichkeiten, vor Originalität. Was bekommt man jedoch? Eine recht zähe, in die Länge gezogene Geschichte eines Mädchens, das bei einem Zauberer in die Lehre geht. Klingt nicht nur langweilig, ist es auch. Von all den angepriesenen vielschichtigen Charakteren, einer packenden Story oder gar einer Steampunk-Welt ist man hier weit entfernt. Der Schreibstil mäanderte zwischen gut und dermaßen holpernd und polternd, dass man glauben konnte, die Autorin hätte den ersten Entwurf in einem Wiener Fiaker geschrieben und es dabei belassen. Ich weiß nicht, wie oft Aurelia "macht Sinn" sagt, aber es war schon beim ersten Mal einfach nur falsch. Nichts macht einen Sinn, er ergibt sich höchstens. Die Auflösung des Falls gestaltete sich ähnlich unspektakulär wie die Geschichte selbst und man steht ein bisschen verloren da, kratzt sich am Kopf und denkt: Echt jetzt? Das war's?

Was mir positiv aufgefallen ist, sind die Gendersachen, die man schön im Text eingearbeitet hat und auch die offenen sexuellen Orientierungen. Das und die Hoffnung, es möge noch etwas Spannendes passieren, hat jedenfalls dazu geführt, dass ich das Buch nicht abgebrochen habe. 2,5/5 Punkten.