Der Titel verspricht in der Tat nicht zu viel, denn turbulent geht es zu in diesem leichten, trotz der vielen, freilich harmlosen Verwicklungen, unbeschwerten Roman. Die rechte Lektüre für Regentage, denn er zaubert südliche Sonne und mehr als nur einen Hauch von Fröhlichkeit in den grauen Alltag, lässt darüberhinaus Sehnsüchte wachsen nach Bella Italia oder, wie die Italiener selbst ihr wunderschönes Land nennen, dem Bel Paese. Denn dort, genauer gesagt in der Toskana, noch präziser auf einer Art Bio-Bauernhof, der exquisite kulinarische Produkte vermarktet, spielt ein Großteil der Geschichte voller kleiner Geheimnisse, noch kleinerer Lügereien, Missverständnissen am laufenden Band und einer Vielzahl hausgemachter Problemchen, die überhaupt die Ursache sind für das sich immer mehr verknotende Durcheinander, das sich, wie könnte es bei dieser Art von Roman auch anders sein, am Ende natürlich in Wohlgefallen auflöst. So wie im wahren Leben? Schön ware es... Derartige Happy Ends aber gibt es leider nur in Romanen, möchte ich behaupten. Und genau da gehören sie auch hin, gaukeln dem Leser eine Zeitlang eine beruhigende, heile Welt vor und lenken von den Widrigkeiten des eigenen Lebens ab. Somit haben sie ihren Zweck erfüllt.
Wenn man den vorliegenden Roman unter dieser Prämisse liest, was man vorzugsweise dann tun sollte, wenn man dringend eine kleinere oder größere Aufmunterung braucht, kann er sogar so etwas wie eine Lebenshilfe sein, es geht einem danach besser – man kann ja auch imaginäre Sonne tanken! Hat man allerdings selber ernsthafte Probleme, vor denen keiner gefeit ist, dann kann das, was man in „Ziemlich turbulente Zeiten“ vorgesetzt bekommt, worüber sich also die Protagonistin Ilona, die gleichzeitig die Ich-Erzählerin ist, grämt und was ihre beiden Busenfreundinnen Anna und Zoe, die einander offensichtlich auch die intimsten Geheimnisse anvertrauen (befremdlich!), umtreibt, schon für Verwunderung und auch Ungehaltensein sorgen.
Alle drei Frauen haben keinerlei finanzielle Probleme, die eine ist sogar so wohlhabend, dass sie sich jeden Wunsch auf der Stelle erfüllen kann (die Kapverdischen Inseln warten schon und eben mal in die Toskana düsen – kein Ding!), ihr Privatleben ist alles andere als desolat, die eine, Anna, mit den perfekten Töchtern gesegnet, steht kurz vor ihrer zweiten Vermählung, die beiden anderen sind Single, würden diesen Zustand aber gerne ändern, was zumindest bei der Ich-Erzählerin genau darauf hinauslaufen wird. Letztere hat jedoch noch ein Problem, womit sich wiederum viele Leserinnen (wir haben es hier selbstredend mit einem ausgesprochenen Frauenbuch zu tun) identifiziern können und mehr oder minder stark darunter leiden. Ilona also bringt ein paar Kilo zuviel auf die Waage! Eine 'Katastrophe' für unzählige junge Frauen, die sich für unattraktiv oder gar hässlich halten, wenn sie nicht so aussehen wie das Hungerhakenartige, das man ihnen tagtäglich im Fernsehen und in den sozialen Medien als Schönheitsideal vorsetzt. Aber für eine über 50jährige? Dazu noch eine mit Delikatessenladen und einem Faible fürs Kochen? Hm! Ein Problemchen Marke Eigenbau, fürwahr! Das aber, und dies ist ein netter Aspekt des Romans von Angelika Schwarzhuber, sich ganz allmählich in Luft auflöst. Mit Hilfe der beiden Freundinnen, wobei die gewöhnungsbedürftige Zahnärztin Zoe eher zu Schocktherapien neigt mit ihren unverblümten Bemerkungen, die sie gelegentlich besser hinunterschlucken sollte, - und vor allem dank der Zuneigung des Mannes, der sich in sie verliebt und der sie genauso nimmt, wie sie ist, nachdem alle Missverständnisse aufgeklärt sind, die Ilona höchstselbst verursacht hat durch das Vorgeben falscher Tatsachen (jung, schön, sportlich, anstatt mittleren Alters, durchschnittlich es Aussehen, vollschlank), kleine Flunkereien, gegen die der Traumprinz allerdings allergisch ist.
Mehr zum Inhalt soll hier aber nicht preisgegeben werden; was die Leserinnen erwartet, können sie dem sehr aussagekräftigen Klappentext entnehmen. Und dann – Buch aufschlagen und hinein ins Vergnügen! Das umso größer ist, wenn man sich einfach hineinziehen lässt in das Geschehen, nicht zuviel nachdenkt über das, was man da liest, nicht zu kritisch ist, was die Handlung selbst und die Protagonisten und ihre Eigenarten, sowie weitere stereotype Figuren anbelangt. Zumal die Autorin unzweifelhaft eine flotte und amüsante Art des Schreibens und Erzählens hat, wobei ich persönlich mich immer mal wieder gestört habe an gewissen, sich wiederholenden Wörtern und Ausdrücken, die mich auch im 'wahren Leben' nerven, wenn zum Beispiel der hohe Grad einer Eigenschaft, eines Adjektivs, mit 'total' gekennzeichnet wird – genutzt von allen handelnden Personen übrigens -, oder wenn es mit dem manchmal bemüht anmutenden Wortwitz übertrieben wird. Aber nun, das sind Kleinigkeiten, vielleicht Spitzfindigkeiten, das Lesevergnügen, das natürlich auch ich mit dem Buch hatte, konnten sie nicht nachhaltig trüben!