Die Helden sind alt und müde
Sherlock Holmes und der Vampir im Tegeler ForstIm Jahre 1888 schlachtet ein Mann im Londoner East End Huren ab, bekannt wird er unter dem Namen Jack the Ripper. Weil Lestrade zu spät Holmes und Watson hinzuzieht, kann der Ripper entkommen. Zwei Jahre ...
Im Jahre 1888 schlachtet ein Mann im Londoner East End Huren ab, bekannt wird er unter dem Namen Jack the Ripper. Weil Lestrade zu spät Holmes und Watson hinzuzieht, kann der Ripper entkommen. Zwei Jahre später gibt es eine erneute Chance, den Ripper zu stellen, auf Helgoland, das vom Vereinigten Königreich an Deutschland übergeben wird. Wieder entkommt er und dann wird es Jahrzehnte lang ruhig um ihn. Doch kurz nach dem Ende des 1. Weltkriegs legt es der Ripper auf eine Konfrontation an und Holmes steigt ein. Zusammen mit Watson macht er sich auf den Weg nach Deutschland, zum Filmdreh von Nosferatu und dieses Mal wird sich erweisen, wer dem anderen überlegen ist.
Meine Erwartungen waren hoch. Die Messlatte liegt allerdings auch hoch, denn Conan Doyle hat einen Schreibstil, welcher der Brillanz seines Helden in nichts nachsteht. Den zu treffen, ist schwer. Und hier gelang es so gut wie nie. Das Holmes-und-Watson-Feeling kam so selten auf, dass man schon die berühmte Lupe des Detektivs hernehmen musste, um es zu finden. Das Problem ist wohl, dass es der Autor zu gut gemeint hat. Er hat fleißig recherchiert. Zu Helgoland, zu der Post-WK1-Zeit, zu den Filmemachern in der Zeit. Hätte er einen eigenständigen Roman darüber geschrieben, hätte es was Gutes werden können. So jedoch musste er alles, was er erfahren, erlesen, herausgefunden hatte, irgendwie auf Biegen und Brechen in dem Buch unterbringen, so dass Holmes und Watson die zweite Geige spielten. Der Ton zwischen diesen beiden und im allgemeinen Umgang mit anderen wurde bemüht, aber selten getroffen. Nett war, dass endlich mal alte Leute eine Rolle spielten, ob ich jedoch einen Monolog Watsons über seine Inkontinenz brauchte, bezweifle ich. Und Holmes war so schwerfällig von Begriff, dass es ein Wunder ist, wie sich der Fall zum Schluss auf anderthalb Seiten löste. Dem Buch fehlte alles, was einen Sherlock-Holmes-Roman ausmachte und es kann nur durch seine Recherche und die Infos, die für mich neu waren, punkten. Empfehlen würde ich es dennoch - auf gar keinen Fall an Conan Doyles Fans, aber an geschichtlich Interessierte, die hier ein paar Mal auf ihre Kosten kommen.