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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.09.2021

Auch der finale Band konnte mich überzeugen

Deluxe Nights
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Der finale Band einer Trilogie um Geld, Macht und Liebe hat mich überzeugt. Deluxe Nights dreht sich dieses Mal um den Fiesling Pascal. Als Sohn eines Dumont - Inhabers, der wohl zudem auch am Mord seines ...

Der finale Band einer Trilogie um Geld, Macht und Liebe hat mich überzeugt. Deluxe Nights dreht sich dieses Mal um den Fiesling Pascal. Als Sohn eines Dumont - Inhabers, der wohl zudem auch am Mord seines Bruders beteiligt war, hat auch Pascal keinen guten Ruf. Er gilt als arrogant und nimmt sich die Frauen so, wie es ihm beliebt. Sein unvorstellbarer Reichtum zieht sie an wie die Motten das Licht. Ein Playboy, wie er im Buche steht. Jetzt kommt Gabrielle, die Tochter der Hausangestellten zurück. Schon die erste Begegnung mit ihr fasziniert Pascal so sehr, dass er sie als Mädchen für alles einstellen möchte. Sie sträubt sich zunächst und der junge Mann fühlt sich in seiner Ehre gekränkt.

Ja, jetzt ist es leider vorbei mit dem Auf und Ab bei den Dumonts. Alle drei Bände las ich mit Neugier und auch dieser Band Deluxe Nights gefiel mir gut. Bei diesem ging es um Pascal, dem Sprössling des Fieslings und dem angeblichen Mörder seines Bruders. Und um Gabrielle, die im Hause Dumont nicht nur schöne Stunden erlebte. Direkt am Anfang schrieb die Autorin eine Triggerwarnung und das war gut so. Wer von sexuellem Missbrauch und Gewalt betroffen ist oder war, der sollte das Buch nur mit Vorsicht genießen.

Spannend war es und es gab einige Wendungen, mit denen ich nicht unbedingt rechnete. Den Schluss fand ich gut durchdacht und ereignisreich. Wie in den Krimis halt üblich. Ja, es war auch vorhersehbar aber das störte mich bei diesem Buch absolut nicht. Es ist ein Schmöker für zwischendurch, der vorzüglich zum Ablenken von den Sorgen des Alltags taugt.

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Veröffentlicht am 12.09.2021

Zwei Persönlichkeiten, die wohl kaum jemand kennt

Flucht nach Patagonien
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Eugenia Errázuriz liebte die Kunst und junge Künstler liebten diese spendable Frau. Sie griff den jungen Schöpfern mit finanziellen Mitteln unter die Arme. Nicht nur Coco Chanel konnte durch sie ihre Erfolge ...

Eugenia Errázuriz liebte die Kunst und junge Künstler liebten diese spendable Frau. Sie griff den jungen Schöpfern mit finanziellen Mitteln unter die Arme. Nicht nur Coco Chanel konnte durch sie ihre Erfolge feiern. Als sie den Architekten Jean-Michel Frank kennenlernte war für sie klar, dass sie auch ihm helfen wollte. Allerdings nicht in Frankreich. Zu gefährlich war es damals für Juden in Europa. Sie wurden zunehmend verfolgt und Gerüchte über schlimme Todeslager mehrten sich. Kurz entschlossen überredete Eugenia ihren Freund Jean-Michael zu einer Reise nach Patagonien. Sie wollte dort das erste Grandhotel der Anden erbauen lassen.

Das Buch spielt in der Gegenwart, also während der Passage nach Patagonien und schwenkt immer wieder in die Vergangenheit der beiden Hauptpersonen. Eugenia war wesentlich älter als
Jean-Michel und ihre Freundschaft war nicht auf Sex fokussiert. Beide interessierten sich für Kunst und hatten noch etliche weitere gemeinsame Interessen. Wie Anne Frank und ihre Familie von
Jean-Michael beschrieben wird, das gefiel mit gut. Er kannte die Franks, war er doch mit ihnen verwandt.

Die Autorin schreibt anders als viele ihrer Kollegen und ich musste mich zunächst an diesen Stil gewöhnen. Er ist ernst und sehr sachlich. Also so, wie es meiner Meinung nach gut in die Romane dieser schlimmen Zeit passt. Einfühlsam berichtet Jana Revedin, wie sich der Hass gegen Juden auch in Frankreich zunächst schleichend, später dann gewaltig, in die Köpfe der Franzosen einnistete.

Von Jean-Michel Frank wusste ich vor dem Lesen des Romans nichts. Dabei war er ein bekannter Innenarchitekt. Er galt als einflussreichster Designer der 30er Jahre in Paris. Er schaffte Kunstwerke aus einfachsten Materialien und bis heute gibt es Designer, die Möbel exakt nach seinen Vorlagen herstellen. Ein wirklich lehrreicher Roman über zwei Menschen, die zu ihrer Zeit viel bewegten.

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Veröffentlicht am 11.09.2021

Welch ein beeindruckendes Buch

Arab
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Der Autor Tim Mackintosh-Smith lebt im Jemen. Er wickelt das arabische Leben so akribisch auf, dass auch jene dem Werk gut folgen können, die sich bis dato nicht so intensiv für die „Araber“ interessierte. ...

Der Autor Tim Mackintosh-Smith lebt im Jemen. Er wickelt das arabische Leben so akribisch auf, dass auch jene dem Werk gut folgen können, die sich bis dato nicht so intensiv für die „Araber“ interessierte. Ein wenig Kenntnis der Materie sollte man allerdings mitbringen. Herr Mackintosh-Smith beginnt seine Erzählung im 9. Jahrhundert vor Christi und endet beim Bestreben der jungen Leute, einen „arabischen Frühling“ ins Leben zu rufen. Es endet also im Jetzt. War es anfangs die Sprache und somit auch der Koran, welcher die unterschiedlichen Ansichten der arabischen Herrscher einte, so ließt diese Einheit sehr bald nach. Kaum ein Volk war derart zerstritten, wie dieses.

Ja, es ist ein dickes Buch mit immerhin 686 Seiten und zu wertvoll, als dass es „überflogen“ wird. Daher nahm ich mir viel Zeit zum Lesen und es lohnte sich. Niemals zuvor wurde mir so präzise vermittelt, was die „Araber“ ausmacht. Aber auch viele Gemeinsamkeiten mit Juden und Christen lernte ich kennen. Eigentlich unvorstellbar, dass jüdische und palästinensische Bewohner sich derart bekriegen. Der biblische Sam ist der Urvater von Semiten und Arabern. Ob die Kontrahenten das nicht wissen?

Mohammed schrieb den Koran und hoffte darauf, dass seine Glaubensbrüder mit einer Stimme sprechen. Dabei gibt es immerhin 50 Dialekte. Spannend fand ich auch dies:
Allein für die Vokabel Kamel gibt es 1000 Synonyme. Wenn ich mir diese Zahl vergegenwärtige bin ich beeindruckt. Wie lebendig und bildhaft muss diese Sprache doch sein. Und nicht nur das war erstaunlich. Ich wusste nicht, dass es bereits im 4. Jahrtausend vor Christus bereits Bewässerungsanlagen gab. Also, die Araber waren ihrer Zeit weit voraus.

Das, was für viele von uns heute TV und Social Media ist, das war für die Araber ihre Dichtkunst. Auch das zeugt von bildhafter Sprache und Phantasie. Sehr schön fand ich die Erklärung der „Schöpfung von Pferden“. Gott nahm es selbst in die Hand, diese edlen Geschöpfe zu formen. Bis heute gibt es viele Besitzer, die ihre Tiere als Partner ansehen.

Ich hoffe sehr, dass ich nicht zu viel verriet, Ihnen aber das Lesen dieses wertvollen Buches schmackhaft machen konnte. Es ist so wertvoll und hilft, die Araber (noch) besser zu verstehen. Viele von ihnen sind doch auch nur die Spielbälle ihrer Herrscher.

Im Nachwort schreibt der Autor noch einmal seine Überlegungen zu den Arabern der heutigen Zeit und welche Gedanken ihm beim Schreiben kamen. Im Anhang gibt es eine ausführliche Zeittafel mit sämtlichen relevanten Ereignissen in der arabischen Welt. Darauf folgen etliche Seiten mit Anmerkungen zu Fußnoten. In der Bibliographie kann der Leser schnell bestimmte Begriffe finden und sie dann rasch im Buch finden und ihre Bedeutung nachlesen.

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Veröffentlicht am 30.08.2021

Ein ernstes Thema mit einer Prise Humor umgesetzt

Mitgift
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„Mitgift“, so lautet der Titel des neuen Romans von Henning Ahrens. Es ist ein Gang durch die Jahrzehnte und dem Leben einer Familie, die nach „Traditionen“ lebt. Oberhaupt ist jeweils ein Wilhelm, der ...

„Mitgift“, so lautet der Titel des neuen Romans von Henning Ahrens. Es ist ein Gang durch die Jahrzehnte und dem Leben einer Familie, die nach „Traditionen“ lebt. Oberhaupt ist jeweils ein Wilhelm, der mit strenger Hand Frau und Kinder zur Arbeit auf dem Hof antreibt. Sowohl Erster als auch Zweiter Weltkrieg spielen eine Rolle. Aber auch dem 18. Jahrhundert und dem Leben damals wird ein Kapitel gewidmet. Das Heute liegt im Jahr 1962 und hier beginnt auch der Roman, der von vielen Rückblicken geprägt ist.

Die Familie Leeb wohnt in Klein Ilsede bei Peine. Es ist ein Dorf, wo jeder jeden kennt und auch geschaut wird, dass der Nachbar nichts Schlechtes über einen erzählen kann. Man trifft sich in der Dorfkneipe und hier werden Wiederaufbau und Politik Deutschlands intensiv und mit vielen Doppelkörnern unterlegt, besprochen. Selbst ernste Themen, wie etwa die Rohheit und Strenge von Vätern und Ehemännern, werden von Herrn Ahrens mit Humor erzählt. Dabei vergisst er allerdings nicht, die Gefühle der Betroffenen so klar zu beschreiben, dass mir als Leser zuweilen die Tränen in den Augen standen.

Die Sprache ist gehoben und viele Adjektive erlauben es, dass Leser sich Häuser und Orte ohne viel Phantasie vorstellen können. Ich las den Roman sehr gerne und empfehle in daher ohne Einwände. Es ist eine gute Zusammenfassung eines bäuerlichen Lebens, wie es dies heute nur noch selten gibt.

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Veröffentlicht am 23.08.2021

Ein Lesehighlight und ein ganz besonderes Buch

Wir für uns
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Kathi und Josie sind die Hauptpersonen im Roman „Wir für uns“. Ein segensreicher Zufall führt sie zusammen und sie verstehen sich auf Anhieb. Obwohl sie etwa 30 Jahre trennen, spüren sie, dass sie in der ...

Kathi und Josie sind die Hauptpersonen im Roman „Wir für uns“. Ein segensreicher Zufall führt sie zusammen und sie verstehen sich auf Anhieb. Obwohl sie etwa 30 Jahre trennen, spüren sie, dass sie in der momentanen Situation eine Stütze für das Gegenüber sein können. Kathi trauert um ihren Mann, mit dem sie nahezu 50 Jahre verheiratet war. Josie steht vor der Frage: abtreiben oder als Alleinerziehende durchs Leben gehen? Kathis Geschichte wird von einer dritten Person und Josies von ihr selbst erzählt. Der Leser begleitet die beide Frauen über einen Zeitraum von etwa 11 Monaten und es geschieht sehr viel.

Josie ist bereits über 40 und sorgt sich um ihr Baby. Ist es nicht zu gefährlich, in diesem Alter noch ein Kind zu entbinden? Was wäre, wenn es behindert ist? Wie lebt es sich als Alleinerziehende und wird der Erzeuger ihr Unterhalt zahlen? Diese Sorgen treiben Josie um und es gibt viele Überlegungen, die nachvollziehbar sind. Am Ende des Buches schreibt die Autorin, wie sie beim Schreiben damit umging und welche Gedanken sie sich dabei machte. Das merkte ich beim Lesen und sage ihr, dass sie ihre Intension perfekt realisierte.

Kathi hat ganz andere Sorgen. Ihr großer Sohn ist ihr fremd geworden und sie fragt sich, was in der Erziehung falsch lief. Sie denkt auch viel an ihren verstorbenen Mann und es wird klar, dass in der Ehe nicht alles perfekt vonstattenging. Aber, so war es früher, die Menschen rauften sich zusammen. Trennung kam nicht infrage. Allerdings denke ich, dass Kathi doch einige ihrer Schritte im Nachhinein bereut.

Nur das Heute zählt und dann auch nur das, was einem selbst gut tut. Nicht zu viel nach den Anderen schauen und sich nur nach deren Meinung richten. Das nehme ich aus dem Buch mit in den Alltag. Aber auch die Gedanken zur Pränataldiagnostik werden mich noch eine Weile begleiten.

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