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Veröffentlicht am 18.10.2021

Es geht unter die Haut

Die vier Winde
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Puh, was für ein Roman. Es beginnt eigentlich ganz undramatisch, dennoch, auch schon der Anfang weckte Emotionen, doch das war nichts zudem, was im Laufe der Geschichte noch alles geschah. Es ging unter ...

Puh, was für ein Roman. Es beginnt eigentlich ganz undramatisch, dennoch, auch schon der Anfang weckte Emotionen, doch das war nichts zudem, was im Laufe der Geschichte noch alles geschah. Es ging unter die Haut, fesselte, berührte, brachte das Gedankenkarussell mächtig zum Drehen. Der Roman ist wahrhaftig keine leichte Kost. Die Personen sind fiktiv, doch die Geschichte dahinter ist real und war mir bislang unbekannt. Erzählt wird das Leben einer Farmer-Familie aus Texas in den 1930er Jahren und die einsetztende masssive Flüchtlingswelle nach Kalifornien. Es geht ums Überleben bei katastrophalen Bedingungen, um Ausbeutung, Unterdrückung, aber auch um Mut und Kampfgeist, um Nächstenliebe, Mutterliebe und um den Überlebenswillen, der einem Kraft schenkt, wo es kaum noch möglich erscheint. Es ist kein heiteres Buch, es ist keines mit großem Spannungsbogen, es hat über 500 Seiten und dennoch, man kann es kaum aus der Hand legen. Auch nach dem zuklappen muss man schlucken, das ganze Gelesene verdauen. Man muss selbst auch nervernstark sein, denn Kristin Hannahs Erzählstil lässt einem die vorherrschenden Bedingungen bildhaft vor Augen erstehen.

Man fühlt mit den Protagonisten, besonders mit Elsa, die sich im Laufe des Romans sehr entwickelt. Kristin Hannah hat es wieder mal geschafft, Geschichte lebendig zu machen und den namenlosen Figuren dieser Zeit ein Gesicht zu geben. Ein Buch, das nachhallt und
bei dem ich noch mehr darüber erfahren möchte. Ich habe mir von John Steinbeck "Stürmische Ernte" besorgt, ein Roman mit gleicher Thematik. Am Ende von Kristin Hannahs Roman hätte ich mir im Nachwort noch ein paar mehr Infos zum Fortgang gewünscht, aber das ist mein einziger Kritikpunkt.

𝑰𝒏𝒉𝒂𝒍𝒕
Anfang der 1930er Jahre herrscht westlich der Rocky Mountains eine langanhaltende Dürreperiode mit sehr großen Auswirkungen für Land und Bewohner. Durch extensive Ackerwirtschaft und Rodungen der Prärie entsteht, zusammen mit der Trockenheit, eine Wüstenlandschaft, die sogenannte "Dustbowl". Hunger und Pleitewellen sorgen für massive Landflucht. Elsa Martinelli, lebt mit Mann und zwei Kinder, sowie den Schwiegereltern auf einer Farm, die ebenfalls kaum noch etwas abwirft. Nichts wächst mehr auf den Äckern. Große Sandstürme bringen sie und ihre Gesundheit zudem weiter an ihre Belastungsgrenze. Viele flüchten nach Kalifornien, ein Land "in dem Honig fließen" soll. Doch sollen sie wirklich alles aufgeben und sich auf den beschwerlichen Weg ins Ungewisse machen?

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Veröffentlicht am 28.09.2021

Humor und Drama

Barbara stirbt nicht
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Herrlich komisch, zum Kopfschütteln, aber auch tragisch, ernst, mitreißend und sehr bewegend,...Alina Bronsky hat mit 𝓑𝓪𝓻𝓫𝓪𝓻𝓪 𝓼𝓽𝓲𝓻𝓫𝓽 𝓷𝓲𝓬𝓱𝓽 wieder alle Register der Gefühlswelt gezogen.

Walter und Barbara ...

Herrlich komisch, zum Kopfschütteln, aber auch tragisch, ernst, mitreißend und sehr bewegend,...Alina Bronsky hat mit 𝓑𝓪𝓻𝓫𝓪𝓻𝓪 𝓼𝓽𝓲𝓻𝓫𝓽 𝓷𝓲𝓬𝓱𝓽 wieder alle Register der Gefühlswelt gezogen.

Walter und Barbara sind 52 Jahre verheiratet. Obwohl Walter längst in Rente ist, ist es Barbara, die, wie in allen Ehejahren bisher, den Haushalt ganz alleine bewältigt, bis zu dem Tag, an dem sie morgens nicht mehr aufsteht. Walter ist schon mit dem Kaffeekochen überfordert, staubsaugen, putzen, gar Mahlzeiten zubereiten? Unmöglich. Wie soll es nun weitergehen? Barbara bleibt ans Bett gefesselt, Walter muss wohl oder übel anfangen nicht nur sich, sondern auch Barbara zu versorgen. Eine Geschichte bei der der kauzige, unwirsche, ungehobelte Walter mit den Veränderungen zu leben lernen muss und beginnt sich dadurch selbst zu ändern.

Eine Geschichte, bei der man lachen kann, aber die Hauptfigur Walter Schmidt auch oft auf den Mond schießen möchte. Er gehört einer Generation an, bei der der Mann im Haushalt alles der Frau überlassen hat, sich nie eingebracht hat, nie geholfen hat. Aber auch mit seinen Kindern ist er distanziert umgegangen, hat sie nie verstanden oder verstehen wollen. Nun ist er in seinem letzten Lebensabschnitt und alles um hin herum ändert sich. Nichts ist mehr normal, denn Barbara, die alles zusammengehalten hat, die alles gemacht hat, fällt ganz plötzlich aus. Als Leser hat man großes Mitleid mit seiner Familie, wie haben sie es so lange mit ihm ausgehalten ? Doch eines muss man Walter lassen, er fängt an sich zu verbessern, nicht schlagartig, sondern nach und nach, tapsig, unbeholfen, aber mit Ehrgeiz und Ausdauer, langsam aber sicher fängt man auch an ihn gern zu haben. Ein wundervollen Roman, bei dem man immer wieder aufs neue überrascht wird und der authentisch und die ganze Zeit fesselnd bleibt. Ein Roman voller Humor, Wahheiten, Drama und Tragik und Veränderungen, die nur das Leben selbst auslösen kann. Die Autorin schafft es, dass aus schwarz grau wird - mit einem hellgrauen Hoffnungschimmer -, sie zeigt, dass es zu einer Veränderung nie zu spät ist, dass man immer über seine Schatten springen kann und auch bei anderen nie die Hoffnung verlieren sollte. (Kleine ) Wunder können geschehen.

Alina Bronsky kann mit ihrem tollen Erzählstil beim Leser großartige Bilder im Kopf erzeugen und hat mit dieser einen Hauptfigur und den wenigen Randfiguren eine authentische und sehr fesselnde Geschichte geschrieben, die so viele verschiedene Gefühle, aber auch Gedanken, bei mir hervorgerufen hat. Eine Geschichte, die im Gedächtnis bleibt.

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Veröffentlicht am 28.09.2021

Spannung und sehr gute Unterhaltung

Schattenjagd
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Nachdem mich Autorin 𝗔𝗻𝗻𝗲 𝘃𝗼𝗻 𝗩𝗮𝘀𝘇𝗮𝗿𝘆 bereits mit ihrem Debütroman "Die Schnüfflerin" begeistert hat, habe ich mich ganz besonders auf die Fortsetzung "𝗦𝗰𝗵𝗮𝘁𝘁𝗲𝗻𝗷𝗮𝗴𝗱" gefreut. Hauptperson ist wieder Nina ...

Nachdem mich Autorin 𝗔𝗻𝗻𝗲 𝘃𝗼𝗻 𝗩𝗮𝘀𝘇𝗮𝗿𝘆 bereits mit ihrem Debütroman "Die Schnüfflerin" begeistert hat, habe ich mich ganz besonders auf die Fortsetzung "𝗦𝗰𝗵𝗮𝘁𝘁𝗲𝗻𝗷𝗮𝗴𝗱" gefreut. Hauptperson ist wieder Nina Buck, die eine sehr feine Nase hat, sie kann mehr erriechen, als sonst ein Mensch. Ihr ungewöhnliches Talent, dass sie erst seit kurzem hat, wird weiter trainiert von ihrem Mentor, Kommissar Koller. Der zweite Fall ist unabhängig vom ersten Fall, dennoch, um auch die Entwicklung und manche Hintergründe der Hauptfiguren zu kennen, wäre es vorteilhaft (keine Vorraussetzung!), wenn man den ersten Band kennt.

Schattenjagd hat mich nicht nur fesselnd unterhalten, sondern ich habe mitfiebern und rätseln können, habe mitgelitten, habe aber auch an der ein oder anderen Stelle schmunzeln können. Anne von Vaszary erzählt aus Sicht der jungen Nina, die mittlerweile ein Praktikum bei der Polizei absolviert, nebenbei aber vom weiterhin suspendierten Kommissar Koller nicht nur in ihren ganz besonderen Riech-Fähigkeiten gefördert wird, sondern von ihm auch in seine seit Jahren bestehenden privaten Ermittlungen hineingezogen wird. Koller ist überzeugt, dass ein sogenannter Schattenmann mittlerweile mehrere verschwundene Frauen auf dem Gewissen hat, aber anscheinend sieht nur er die Zusammenhänge. Kann und will Nina ihm helfen ? Sie ist dienstlich auf der Suche nach einem Taschendieb, und priorisiert diesen Fall, denn dieser hat auch sie beklaut und ihr etwas sehr wichtiges entwendet.

Dies ist ein Krimi mit sehr viel Gefühl und Gespür für beste und spannende Unterhaltung und mit einer ganz besonderen Ermittlerin. Ich habe Nina Buck mit ihren Gedanken, ihrem Verhalten, mit ihrem bisher nicht leichtem Leben, ihrem unerschütterlichen Gerechtigkeitssinn, ihrer manchmal auch sehr unorthodoxen Vorgehensweise und ihrer Entschlossenheit und ihrem immer starken Einsatz sehr ins Herz geschlossen. Sie nutzt ihre außerordentlichen Fähigkeiten für andere, manchmal allerdings auch, um sich von ihren eigenen Problemen und gedanklichen Qualen abzulenken. Diese Fähigkeit gibt den Krimis von Anne von Vaszary ein ganz besondere Note, einen besonderen Touch.

Die Dialoge, Gedanken sind sehr abwechslungsreich und lebhaft beschrieben, so dass man sich mitten im Geschehen fühlt, die Krimihandlung ist spannend, so dass das Gesamtpaket überaus unterhaltsam ist. Ein absolut herausragender Punkt ist aber dieses besondere, dass hier ein Sinnesorgan, die Nase, das "erschnüffeln" (im besten postivien Sinne) eine so entscheidende und besondere Rolle spielt. Das hebt diesen Krimi von vielen anderen ab. Der neue Fall mit Nina Buck hat mich bis zur letzten Seite wieder ganz und gar in den Bann gezogen - daher eine klare Leseempfehlung von mir!

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Veröffentlicht am 18.09.2021

Der zweite Teil der fesselnden Spanien-Saga

Wir sind für die Ewigkeit
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Nach "Hoffnung" ist "Erinnerung" der zweite Band der emotionalen, spannenden und bewegenden Spanien-Saga der Autorin Astrid Töpfner.

Schnell war ich wieder mitten im Geschehen. Auf der einen Seite erleben ...

Nach "Hoffnung" ist "Erinnerung" der zweite Band der emotionalen, spannenden und bewegenden Spanien-Saga der Autorin Astrid Töpfner.

Schnell war ich wieder mitten im Geschehen. Auf der einen Seite erleben wir als Leser das Leben von Lucia, die einst Mercedes hieß, die mittlerweile glücklich in Cadaques mit ihrer (neuen) Familie lebt und die langsam, aber sehr erfolgreich ein kleines Unternehmen aufbaut. Doch da ist immer noch ihre Widersacherin Carmencita, die ihr ihr Glück neidet. Als sie eines Tages wieder aufeinander treffen, bekommt Lucias Glück die ersten Risse. Dieser Strang beginnt ruhig, doch immer mehr gerät Lucias glückliches Leben ins wanken.

Parallel erleben wir die Geschichte Felicidads, der verschollenen Tochter Lucias, die bei einer Adoptivfamilie aufwächst, doch nie richtig bei ihnen verwurzelt ist. Ihre Sehnsucht nach Geborgenheit treibt sie zu den falschen Freunden. Zudem trifft sie dann selbst noch eine fatale Entscheidung, die sie ihr gesamtes Leben verfolgen wird. Kann sie mit dieser Belastung jemals wieder glücklich werden?

Eine Geschichte, die in Spanien zwischen 1956 und 1975 spielt. Neben der emotionalen Geschichte, die mich sehr berührt hat, erfährt man viel über die Lebensbedingungen (insbesondere der Frauen), den politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse zur Zeit des Franco-Regimes. den Einschränkungen, der Unterdrückung, den Faschismus, der gnadenlosen Gewalt, den aufkeimenden Widerstandsbewegungen, aber auch der aufstrebender Tourismus mit einhergehender Öffnung des vormals abgeschotteten Landes spielt eine Rolle. Also viele Themen, so dass man sich sehr gut nach Spanien zu dieser Zeit hinein versetzen kann.


Liebe, Leid, Verzweiflung, Angst, Erinnerungen, Hoffnungen, Mut und Aufbruch sind ein paar Schlagwörter, die bei den Protagonisten eine große Rolle spielen. Es bleibt immer spannend und abwechslungsreich und oft sehr emotional.


Authentisch, fesselnd, mit einer gewaltigen Sprachkraft und einer spannenden Familiengeschichte hat mich die Autorin wieder vollkommen mitgenommen auf diese Zeitreise. Nun heißt es weiterfiebern bis Anfang 2022, denn ich bin nun sooo gespannt wie es weitergeht.

Bitte lest erst den ersten Band , den ich euch genauso ans Herz lege. Diese Spanien-Saga ist so unglaublich gut !

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Veröffentlicht am 12.09.2021

Super spannende Unterhaltung

Die Nacht – Wirst du morgen noch leben?
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446 Seiten, gelesen in 2 1/2 Tagen, das sagt ja schon fast alles. Spannend geschrieben, so dass man nicht aufhören möchte zu lesen.

Hanna Carlsen wandert alleine auf dem Moselsteig, als sie sich verirrt. ...

446 Seiten, gelesen in 2 1/2 Tagen, das sagt ja schon fast alles. Spannend geschrieben, so dass man nicht aufhören möchte zu lesen.

Hanna Carlsen wandert alleine auf dem Moselsteig, als sie sich verirrt. Ihre Panik wächst, als es auch noch dunkel wird. Doch der Lichtschein eines Autos gibt ihr Hoffnung. Doch es ist kein Retter, der sie findet, sondern der "Nachtmann". Hanna gerät in einen Alptraum, aber nicht nur sie, vier weitere Menschen werden gefangen gehalten, eingesperrt in enge gläserne Röhren und ein perfides Spiel beginnt. Jeden Tag soll einer von ihnen sterben, wenn die Forderungen, die via Live-Schaltungen gestellt werden, nicht erfüllt werden. Ein Fall für Inka Björk. Zusammen mit Christian Brand versucht sie schneller als der Täter zu sein, doch es ist ein Wettlauf gegen die Zeit.

Ich habe den Vorgängerband "Das Spiel" (noch) ncicht gelesen, aber trotzdem hatte ich kein Problem mit den beiden Ermittlern. Der Fall ist sowieso in sich abgeschlossen. Aber ich werde es noch nachholen, den ersten Band werde ich nun auch lesen.

Viele Erzählstränge sorgen für überaus spannende Lesestunden. Die gesamte Zeit bleibt es abwechslungsreich und geheimnisvoll. Gerade die Cliffhanger am Ende eines Abschnitts sorgen dafür, dass man noch ein Kapitel und noch ein Kapitel und noch eins liest und gar nicht mehr aufhören möchte. Immer wieder ist es aber vor allem der Schauplatz, an dem das morbide Spiel voller qualvoller Inszenierungen abläuft, Mittelpunkt des Geschehens. Man rätselt mit, wie die einzelnen Personen in dieses Spiel passen, fiebert mit den Ermittlern und fragt sich, was hinter allem bzw. wer hinter allem steckt und tappt lange im Dunkeln mit seinen wagen Vermutungen. Man entwickelt Ahnungen und wird dann doch überrascht. Erst nach und nach wird die ganze erschütternde Geschichte aufgedeckt und am Ende wird es ein regelrechter Showdown. Am Ende bleibt ein Wechselbad der Gefühle, es gibt kein schwarz, kein weiß, sondern so viele Graubereiche. Wer ist hier grausam? Wer gut, wer böse? Ein Thriller, der mich richtig gepackt hat und der nun erstmal sacken muss.

Daumen hoch und voller Leseempfehlung!

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