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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.09.2021

Lehrreich, lesenswert und beeindruckend

Ich hatte nicht immer, was ich wollte, aber alles, was ich brauchte
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Björn Lindeblad erzählt uns in "Ich hatte nicht immer, was ich wollte, aber alles, was ich brauchte – Erkenntnisse aus meinem Leben als buddhistischer Mönch" von seiner Suche ein freieres Leben zu führen. ...

Björn Lindeblad erzählt uns in "Ich hatte nicht immer, was ich wollte, aber alles, was ich brauchte – Erkenntnisse aus meinem Leben als buddhistischer Mönch" von seiner Suche ein freieres Leben zu führen. Dafür gibt der Autor nicht nur seine Karriere auf, sondern zieht zudem in den Dschungel Thailands, um Waldmönch zu werden. Auch 17 Jahre später, als er wieder zurück in seine Heimat geht, ist er wieder auf der Suche nach sich selbst; doch seine Lehren aus der Zeit als Mönch helfen ihm, sich auf sein Glück und die innere Ruhe zu beziehen.

Den ersten positiven Eindruck hat bereits das Cover des Buches bei mir hinterlassen. Es ist erfrischend anders und passt enorm gut zu den Waldmönchen, aber auch der Suche nach innerer Ruhe und Freiheit. Genauso beeindruckt hat mich der Inhalt aber auch die reflektierte Schreibweise des Buches. Das Buch wurde allerdings nicht von Lindeblad selbst, sondern von Caroline Bankler und Navid Modiri verfasst – gerade aber auch wegen dem gesundheitlichen Zustand des Autors ist das absolut authentisch. Trotzdem ruht in den Zeilen des Buches viel Weisheit, ein reicher Schatz an Erfahrungen, Humor, Trauer und wieder Weisheit.

Das Buch hat mich gerade auch durch dessen Authentizität sehr berührt und zum Nachdenken gebracht. Gerade die Schwächen des Autors machen es sehr glaubhaft. Z.B. seine Erfahrungen mit der Meditation – das kennen vermutlich viele von uns, das ständige Abschweifen, die wiederholten Fragen, ob man es denn jetzt richtig macht... Trotzdem wirkt es an keiner Stelle belehrend. Vermutlich gibt es auch noch so viel mehr zu entdecken. Also es wird nicht meine letzte Lektüre des Buches bleiben.

Man sollte allerdings nicht mit der Erwartung rangehen, mit diesem Buch ein Sachbuch vor sich zu haben. Das ist es definitiv nicht; aber gerade das, macht es umso großartiger.

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Veröffentlicht am 22.07.2021

Sei deine eigene Legende

Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz
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Der Debütroman "Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz" von Andrew David MacDonald hat mich nicht nur überrascht, sondern wirklich begeistert. In dem Roman geht es um die 21-Jährige Zelda, die mit einer ...

Der Debütroman "Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz" von Andrew David MacDonald hat mich nicht nur überrascht, sondern wirklich begeistert. In dem Roman geht es um die 21-Jährige Zelda, die mit einer fetalen Alkoholspektrumsstörung geboren wurde – sie ist daher auf feste Strukturen und Regeln in ihrem Leben angewiesen. Zelda lebt gemeinsam mit ihrem Bruder Gert, der sich gleichzeitig auch um sie kümmert. Gert ist aber nicht nur Zeldas Bruder sondern gehört auch zu ihrer Sippe (neben AK47, die die Ex von Gert ist); das kommt daher, da ihre große Leidenschaft die Wikinger sind und sie ihr Leben daran ausrichtet. Als Gert in ernsthafte Schwierigkeiten gerät, ist dies für Zelda die perfekte Möglichkeit, endlich zu einer echten Legende zu werden.

Die Geschichte wird durch die Augen von Zelda erzählt. Dies wird sehr eindrücklich auch durch den teilweise sehr einfachen und kindlichen Schreibstil des Autors untermauert. Gleichzeitig schafft er es über die Beobachtungen und Gedanken von Zelda einen absolut liebenswerten und heldenhaften Charakter zu kreiren. Wie Zelda die alltäglichen Herausforderungen meistert und auch darüber hinaus Situationen löst, mit denen vermutlich jeder von uns so seine Probleme hätte, das macht sie wirklich zu einer Heldin oder gar einer Legende. Auch wenn viele Themen angesprochen werden, die mich zum Nachdenken und Reflektieren angeregt haben, so gibt es doch immer wieder auch Situationen, die einen zum Lachen bringen. Ein wirklich sehr empathischer Roman!

Gleichzeitig finde ich auch die anderen Charaktere im Buch wirklich sehr gut gezeichnet, wenn auch vielleicht nicht ganz so eindrucksvoll und umfangreich wie Zelda. Zum Beispiel auch die Herausforderungen, denen sich Gert tagtäglichen stellen muss und vermutlich schon viele Jahre stellen musste, machen ihn zu einem Helden. Zusammenfassend kann man also sagen, dass man in diesem Buch viele Helden kennen und lieben lernt und noch so ganz nebenbei jede Menge über Wikinger lernt.

Für mich war es wirklich ein großartiges Highlight, mit dem ich absolut nicht gerechnet hatte – ein Buch, dass einem Mut macht und sensibilisiert für die Herausforderungen des Alltags.

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Veröffentlicht am 19.07.2021

Spiel mir das Lied vom Tod: Oh du lieber Augustin...

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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"Das Buch des Totengräbers" von Oliver Pötzsch ist der erste Teil der Totengräber-Serie und spielt in Wien im Jahre 1893. Der junge Inspektor Leopold von Herzfeldt wurde gerade erst nach Wien versetzt ...

"Das Buch des Totengräbers" von Oliver Pötzsch ist der erste Teil der Totengräber-Serie und spielt in Wien im Jahre 1893. Der junge Inspektor Leopold von Herzfeldt wurde gerade erst nach Wien versetzt und wird direkt mit einer Mordserie konfrontiert, bei der die Toten gepfählt werden. Bei seinen Ermittlungen steht ihm der Totengräber des berühmten Wiener Zentralfriedhofs, Augustin Rothmayer, mit seinen vielfältigen Kenntnisse zu Todesursachen und Verwesungsstufen, zur Seite.

Augustin schreibt im Laufe des Buches selber an einem Buch, dem ersten Almanach für Totengräber. Einige der Passagen aus diesem fiktiven Buch hat der Autor an den Anfang unterschiedlicher Kapitel gestellt. Das fand ich stilistisch wirklich klasse, da es nicht nur den damaligen Kenntnisstand und die Sprache widerspiegelt, sondern den Lesenden auch in die richtige Stimmung versetzt. An sich habe ich mich sofort in die Vergangenheit zurückversetzt gefühlt, nicht nur wegen der manchmal altertümlich daherkommenden Sprache, sondern auch den alltäglichen Transportmitteln und Gepflogenheiten. Sonst mag ich historische Romane nicht allzu sehr, aber hier ist das wirklich sehr gut gelungen. An sich ist die Zeit für diesen Krimi auch wirklich gut gewählt; viele Neuerungen, denen sich die Bürger Wiens gegenüber stehen, es scheint die Zeit großer Umbrüche. So auch im Bereich der Kriminalistik.

Den Schreibstil des Autors finde ich sehr gut gelungen. Es liest sich sehr flüssig. Den Charakter des Inspektors finde ich etwas holprig, dafür dass er eigentlich schon viel Erfahrung in Graz gesammelt haben soll, scheint er doch etwas naiv. Durch Anwendung neuer Kriminalistikmethoden, die in Wien bisher noch unbekannt sind, stößt er seinen neuen Kollegen beispielsweise direkt vor den Kopf und provoziert so das Misstrauen seiner Kollegen. Ganz besonders gelungen finde ich Augustin, also den Totengräber. Hier ist dem Autor ein zugleich schrulliger aber auch liebenswerter Charakter mit viel Herz gelungen. Also ich freue mich schon jetzt darauf, wie es mit der Totengräber-Reihe weitergeht und wann wir wieder mehr von Leopold von Herzfeldt und dem Totengreber lesen können.

In diesem Krimi ist es auch sehr gut gelungen, dass man als Lesender tatsächlich miträtseln kann. Und dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Kriminalistik in ihren Kinderschuhen steckt. Eine sehr gelungene Kombination.

Ich fand das Buch wirklich toll, es hat nicht nur tolle Charaktere und eine tolle historische Atmosphäre, sondern lädt zum Miträtseln ein, wirkt sehr authentisch und erzählt dann auch noch eine absolut spannende Geschichte, die auch noch überraschen kann. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass sich Rollenbilder so langsam ändern, viele Modernisierungen passieren, wie z.B. die Einführung der Kriminalistik, ist dieser historische Krimi absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 19.07.2021

Ein Universum an Gefühlen

Der Junge, der das Universum verschlang
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Der Debütroman "Der Junge, der das Universum verschlang" von Trent Dalton begleitet den Jungen Eli Bell, den die Frage umtreibt, wie man zu einem guten Menschen wird und ob man das auch werden kann, wenn ...

Der Debütroman "Der Junge, der das Universum verschlang" von Trent Dalton begleitet den Jungen Eli Bell, den die Frage umtreibt, wie man zu einem guten Menschen wird und ob man das auch werden kann, wenn man zuvor ein schlechter Mensch war. Da Eli nicht gerade in einem einfachen Umfeld aufwächst – Mutter und Stiefvater dealen mit Drogen, der Babysitter ist ein Exhäftlng und sein Bruder Gus redet bereits seit Jahren kein einziges Wort mehr – ist das eine durchaus berechtigte Frage. Trotzdem erfährt Eli Zuneigung, Freundschaft und ganz besonders kindliche Phantasie.

Ich hatte zunächst Probleme in das Buch hineinzufinden. Nachdem ich mich dann aber mit dem Schreibstil angefreundet hatte, konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen. Die Spannung ist streckenweise besser, als bei einem Thriller und doch hat das Buch so viel mehr zu bieten – der Autor vermag es sehr bildhaft zu schreiben aber auch Gefühle unglaublich gut zu transportieren, so haben wir in einem Moment an Vertrauen, Glück und Leichtigkeit teil, und im nächsten sind wir schon wieder mit Trauer, Gewalt, Hass und Brutalität in ihrem Alltag konfrontiert.

Ganz besonders mag ich, wie der Autor die Gedankenwelt des Eli Bell zeichnet. Insbesondere die Interaktion mit seinem Bruder Gus, aber auch mit Slim, haben mich immer wieder zum Nachdenken angeregt. Zudem ist auch die Symbolik hervorzuheben. Angefangen natürlich bei dem Universum, bis hin zum roten Telefon oder der Glückssprosse. Ich mag es wirklich sehr, in solchen Romanen viel Spiel für Interpretation zu haben. Und gerade auch bei der Frage, wie man zu einem guten Menschen wird, oder ob man gar ein schlechter Mensch ist, könnte das nicht passender sein. Was ich etwas schade finde ist, dass der Titel des Buches so leider nicht mehr ganz zu den Titeln der einzelnen Kapiteln und der Symbolik dahinter passt. Das hat im Englischen etwas besser funktioniert.

Für mich ist das zusammenfassend ein wirklich tolles Buch, und insbesondere das Ende tröstet einen über etwaige Längen oder einen schwierigen Start hinweg. Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 24.01.2021

Nicht nur für Fans der Töpferei

Die Kannenbäckerin
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Annette Spratte hat mit “Die Kannenbäckerin” im Francke-Buch Verlag einen historischen Roman geschrieben, der zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs spielt. Die Pest wütet und hat die komplette Familie der ...

Annette Spratte hat mit “Die Kannenbäckerin” im Francke-Buch Verlag einen historischen Roman geschrieben, der zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs spielt. Die Pest wütet und hat die komplette Familie der 13-jährigen Johanna getötet. Für eine Chance auf ihr Überleben rät ihr ihre Nachbarin, sich als Junge auszugeben und zu ihrem unbekannten Onkel ins Kannenbäckerland zu reisen. Als sich Johanna dafür entscheidet, auch ihrem Onkel vorzuspielen ein Junge zu sein um das Handwerk des Kannenbäckers zu lernen, beginnt sie ein gefährliches Spiel.
Ich bin eigentlich kein Leser historischer Romane, aber dieser Roman hat mir wirklich unwahrscheinlich gut gefallen. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich das Töpfern als Hobby betreibe? Die Autorin beschreibt nicht nur das Töpferhandwerk als zeitgenössischen Beruf des Kannenbäckers auf sehr anschauliche Weise, sondern lässt uns als Lesende beim Tonabbau, Drehen, Bläuen, Verzieren sowie beim Brand und Verkauf teilhaben. Hier habe ich auch noch neue Dinge gelernt. Die Sprache der Autorin ist zudem sehr bildhaft, nicht nur, was das Kannenbacken angeht, sondern auch die Natur und die damaligen Verhältnisse. Außerdem schafft sie mit Johanna einen tollen Charakter und eine sehr starke Frau. Es macht wirklich Spaß Johanna in diesem Buch in ihrem Werdegang zu begleiten.
Das Buch handelt aber nicht nur vom Beruf des Kannenbäckers. Hier wird es wirklich nicht langweilig und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Für einen historischen Roman hätten vielleicht ein paar mehr Hintergründe des Dreißigjährigen Kriegs und der politischen Zusammenhänge eingearbeitet werden können. Aber mir gefällt es genau so wie es ist. Am Ende des Romans hatte ich das Gefühl, dass es eine Prise zu viel von Glaube und Religion handelte, aber das ist vermutlich für die damalige Zeit angemessen.
Zusammenfassend handelt es sich um einen tollen historischen Roman, den ich sehr gern weiterempfehle und der nicht nur für Liebhaber des Töpferns geeignet ist, sondern auch für alle anderen keine Langeweile aufkommen lässt.

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