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Veröffentlicht am 25.04.2021

4,0 von 5 Sternen Inspirierendes und interessantes Buch über ein Fair Fashion Label

Der Stoff, aus dem die Freiheit ist
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Ich hoffe, das Thema Fast Fashion und die schwerwiegenden Auswirkungen auf Mensch und Umwelt, haben mittlerweile auch den Letzten erreicht. Nathalie Schaller wollte einen anderen Weg gehen und hat ein ...

Ich hoffe, das Thema Fast Fashion und die schwerwiegenden Auswirkungen auf Mensch und Umwelt, haben mittlerweile auch den Letzten erreicht. Nathalie Schaller wollte einen anderen Weg gehen und hat ein Label für faire und soziale Mode gegründet und ihren Weg jetzt in ihrem Buch „Der Stoff aus dem die Freiheit ist“ erzählt.

Während sie zunächst ihren eigenen Werdegang beschreibt, folgt die Idee zu einem humanitären Modelabel deren und Umsetzung. Nathalie Schaller spart dabei keine Hindernisse und Misserfolge aus, sondern erzählt absolut ehrlich und authentisch. In kurzen Zwischenkapiteln führt die Autorin Fakten zum Thema faire Bio-Mode, Prostitution und Menschenhandel, Soziales Unternehmertum u. ä. auf. Eine kleine Fotostrecke ergänzt den Inhalt wunderbar und gibt den erwähnten Personen ein Gesicht.

Der Sprachstil ist sachlich und lässt sich leicht lesen. Während mir die ersten Kapitel ein bisschen zu ausschweifend und in den letzten Kapiteln zu viele Allgemeinplätze waren, konnte mich der Hauptteil des Buches wirklich überzeugen.

Wie es sich für Modeschaffende gebührt, ist das Buch optisch ein Hingucker. Der Stil ist minimalistisch, aber keineswegs nüchtern. Während die Zwischenkapitel in kontrastierend in dunkelgrau gehalten und passend zum Inhalt dezent mit indischen Ornamenten verziert sind, ist auf dem Einband und innen gelb als Kontrastfarbe gewählt, sodass das Buch gleich ins Auge fällt.

Ein wirklich inspirierendes Buch, das (auch ohne Bezug zur Mode) Mut geben kann, seinen eigenen Weg zu gehen und das zeigt, dass jeder die Welt verändern kann.

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Veröffentlicht am 13.09.2021

Interessante Familiengeschichte in Zeiten des Vietnamkriegs

Wo auch immer ihr seid
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Khuê Pham zählt bereits zu den wichtigsten Stimmen junger deutscher Autoren. Für ihre journalistische Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet, mit „Wo auch immer ihr seid“ erscheint heute ihr Debütroman.

Die ...

Khuê Pham zählt bereits zu den wichtigsten Stimmen junger deutscher Autoren. Für ihre journalistische Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet, mit „Wo auch immer ihr seid“ erscheint heute ihr Debütroman.

Die 30-jährige Kiều wächst als Kind vietnamesischer Einwanderer in Deutschland auf. Als ihre Großmutter stirbt, kommt die Familie in den USA nach über 15 Jahren wieder zusammen und Kiều beschäftigt sich erstmals mit der Geschichte ihrer Familie, deren letzte Geheimnisse noch gelüftet werden müssen.

Der Roman wird in verschiedenen Zeitsträngen und aus Sicht von verschiedenen Familienmitgliedern, allen voran Kiều, ihr Vater Minh und dessen Bruder Son, erzählt, sodass sich ein umfassendes und differenziertes Bild der Familiengeschichte ergibt. Die einzelnen Erzählstränge sind dabei geschickt miteinander verknüpft, sodass die Geschichte von drei Generationen Platz zwischen den Buchdeckeln findet.

Für mich war es ein sehr spannender und lehrreicher Einblick in die vietnamesische Mentalität und vor allem den Vietnamkrieg und dessen Folgen. Eindrucksvoll erzählen vor allem Minh und Son wie unterschiedlich die politischen Motive waren und nach wie vor sind, wie Anspruch und Realität auseinanderklaffen und wie anders der Eindruck im Westen war. Neben der großen politischen Geschichte, werden aber auch die persönlichen Geschichten um Auswanderung, Flucht und das schwierige Leben in Kriegsquerelen erzählt.

Sprachlich konnte mich das Buch nicht ganz überzeugen. Der Sprachstil ist recht einfach und vor allem die Kapitel des gerade ausgewanderten Minh erinnern eher an den Aufsatz eines Grundschülers, was wohl daher rührt, dass seine Verlorenheit in einem völlig fremden Land verdeutlicht werden soll.

Dennoch ein interessantes und lesenswertes Buch über die Geschichte Vietnams und eine Familie, deren Schicksal eng damit verknüpft ist

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Veröffentlicht am 24.08.2021

Einzigartige Erzählweise

Der Kolibri
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„Der Kolibri“ von Sandro Veronesi wurde 2020 mit dem italienischen Premio Strega Preis 2020 ausgezeichnet und entsprechend hoch waren meine Erwartungen.

Marco Carrera, genannt der Kolibri, muss in seinem ...

„Der Kolibri“ von Sandro Veronesi wurde 2020 mit dem italienischen Premio Strega Preis 2020 ausgezeichnet und entsprechend hoch waren meine Erwartungen.

Marco Carrera, genannt der Kolibri, muss in seinem Leben so einige Schicksalsschläge wegstecken und dennoch schafft es der Augenarzt, der Vater, Sohn, Bruder, Ehemann, Geliebte weiterzumachen. Mehr will ich zum Inhalt gar nicht sagen. Denn die Art, wie der Autor die Geschichte erzählt, ist außergewöhnlich.

Beginnend mit einem Gespräch zwischen Carrera und dem Psychotherapeuten seiner Frau, wird die Geschichte in einzelnen Kapiteln aus Sicht Marcos, mit Hilfe von Briefen und Gesprächen erzählt, allerdings nicht chronologisch, sondern mit großen Zeitsprüngen zwischen den einzelnen Kapiteln. So fügt sich ein Puzzleteil ins andere und erzeugt eine ganz subtile Spannung.

Veronesi schafft es wie kaum ein zweiter mit seiner Sprache eine Sogwirkung auf den Leser auszuüben. Sätze, die über mehrere Seiten gehen, wechseln sich mit knappen Sätzen ab, die durch das Unausgesprochene bestechen. Er fordert den Leser, sowohl sprachlich als auch inhaltlich.

Während die Spannung sehr lange aufrechterhalten wird, flacht die Geschichte am Ende leider etwas ab. Dennoch ein sehr lesenswertes Buch, das noch einige Zeit im Gedächtnis bleibt.

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Veröffentlicht am 20.08.2021

Orientierungshilfe für Familien

Keine Angst, Mama!
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Vielen dürften Jeannine Mik und Sandra Teml-Jetter von ihrem Bestseller „Nicht schreien, Mama!“ schon bekannt sein. Jetzt haben die beiden Autorinnen mit „Keine Angst, Mama!“ nachgelegt.

In ihrem neuen ...

Vielen dürften Jeannine Mik und Sandra Teml-Jetter von ihrem Bestseller „Nicht schreien, Mama!“ schon bekannt sein. Jetzt haben die beiden Autorinnen mit „Keine Angst, Mama!“ nachgelegt.

In ihrem neuen Buch schreiben sie über Ängste uns Sorgen von Eltern, wie man mit diesen umgehen kann und so ein stabiles Familienleben gestalten kann. Im ersten Teil geht es um Ängste, welcher Art diese sind, wie wir sie erkennen und was wir im Akutfall tun können.

Im zweiten Teil geht es vor allem um die Erziehung, unsere Beziehung mit unseren Kindern, das Verhältnis zu den eigenen Eltern und den Einfluss deren Erziehung bis in unseren heutigen Alltag. Im dritten Teil werden alte Denkmuster überarbeitet und neue Strategien für das eigene Leben erarbeitet. Vor allem im ersten Teil gibt es einige Übungen, die im Falle eines Angstzustandes eingesetzt werden können. Im weiteren Verlauf kommen dann vorwiegend Übungen zur Selbstreflexion und Selbstfindung.

Mir liegt der Fokus in Teil 2 und 3 zu sehr auf Problemen und Ängsten in Zusammenhang mit den Großeltern. Die meisten Fallbeispiele drehen sich um Konflikte mit den eigenen oder Schieger-Eltern, der Angst vor Konfrontation, Ärger über ungebetene Ratschläge etc. Was mir dafür fehlt, sind Versagensängste, die wohl die meisten (vor allem frischgebackenen) Eltern plagen, die Angst etwas falsch zu machen, die Angst, dass dem Kind etwas zustößt… Dieser Bereich wird nur am Rande behandelt.

Während ich glaube, dass tiefgreifende Ängste, die den Familienalltag beeinträchtigen, durch dieses Buch nicht gelöst werden können, sondern therapeutischer Hilfe bedürfen (was auch im Buch empfohlen wird), sehe ich es eher als eine Orientierungshilfe auf dem Weg zu einer selbständigen Erziehung und einem stabilen Ich der Eltern, mit dem es sich im Familienalltag leichter leben lässt und an dem sich die Kinder orientieren können.

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Veröffentlicht am 06.08.2021

Interessante Einblicke in die Gefühlswelt unserer Kinder

Du bist anders, du bist gut
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„Der tanzt dir doch nur auf der Nase herum!“ Wer von euch hat sich diesen Satz, vorzugsweise von völlig Fremden, schon anhören müssen? Für Kinder, die ihre Gefühle besonders stark erleben, hat Nora Imlau ...

„Der tanzt dir doch nur auf der Nase herum!“ Wer von euch hat sich diesen Satz, vorzugsweise von völlig Fremden, schon anhören müssen? Für Kinder, die ihre Gefühle besonders stark erleben, hat Nora Imlau den Begriff „gefühlsstark“ geprägt und in ihrem Buch „Du bist anders, du bist gut“ hat sie sich der Begleitung gefühlsstarker Kinder ab dem (Vor)Schulalter gewidmet.

Während es bei kleineren Kindern noch als ziemlich normal angesehen wird, wenn sie sich in einen Wutanfall schreiend zu Boden werfen, kommt mit zunehmendem Alter zusehends Kritik am Erziehungsstil der Eltern von außen. Nora Imlau beruhigt alle Eltern gefühlsstarker Kinder und erklärt, warum es diesen deutlich schwerer fällt, mit Stress umzugehen. Sie zeigt Strategien, wie man Kinder in Sachen Frustrationstoleranz und Selbstregulierung unterstützen kann.

Was mir ein bisschen zu kurz kommt, ist das Thema Schule und Interaktionen mit Gleichaltrigen. Gerade das weist ja in dem betreffenden Alter viel Konfliktpotential auf. Im Allgemeinen kommen mir konkrete Ratschläge und Alltagstipps etwas zu kurz. Das Buch konzentriert sich eher auf die großen Zusammenhänge und Grundlagen in der Erziehung und Begleitung gefühlsstarker Kinder sowie biologischen Vorgängen, vor allem in der Gehirnentwicklung.

Nora Imlaus Buch schafft Verständnis für das Verhalten unserer Kinder, insbesondere der gefühlsstarken Kinder. Durch die Erklärungen zu Reifeprozessen erschließen sich manche Verhaltensweisen viel besser. Sie macht Mut, seinen Weg (weiter) zu gehen und auf die Bedürfnisse des Kindes einzugehen.

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