Bevor man andere findet, muss man erst sich selbst suchen
Erster Satz
Früher, als ich noch klein war, hatte ich Angst vor dem Spiegel.
Meinung
Maris Familie scheint auf den ersten Blick wie jede andere: Mutter, Vater, Tochter - wäre da nicht das leere Zimmer ...
Erster Satz
Früher, als ich noch klein war, hatte ich Angst vor dem Spiegel.
Meinung
Maris Familie scheint auf den ersten Blick wie jede andere: Mutter, Vater, Tochter - wäre da nicht das leere Zimmer im Haus, das andere Mädchen auf den Bildern und die oberflächlichen Gespräche, um ja keine alten Wunden aufzureißen. Maris Schwester verschwand als sie drei war und hinterließ eine Lücke, die nicht gefüllt werden kann, so sehr Mari es auch versucht. Doch dann steht Annika urplötzlich nach zwölf Jahren wieder vor der Tür und Mari weiß nicht, wie sie damit umgehen soll.
Vor jedem Kapitel gibt es einen kurzen Gedanken von Mari, über den Inhalt oder einem dazu passenden Gedanken oder Thema, ehe sie die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt. Der Schreibstil war sehr angenehm und für ein Jugendbuch passend.
Mari hat nicht viele Freunde, auch ihre Eltern scheinen sich von der Masse zurückgezogen zu haben. Von ihrer Schule und den Mitschülern spricht Mari überhaupt nicht, stattdessen nimmt sie uns mit zu einer Gruppentherapie für Kinder, dessen Geschwister weg sind. Sei es durch Tod oder Verschwinden. Sie besucht die Gruppe schon länger und lernte dort ihre beste Freundin Clementine kennen, dessen ältere Schwester starb. Kurz vor Annikas Auftauchen kommt Ole neu in die Gruppe, sein Bruder verschwand spurlos im Urlaub. Die drei werden mit der Zeit zu einem guten Team, wenn auch mit vielen Meinungsverschiedenheiten.
Als ihre Schwester wieder auftaucht, weiß Mari zunächst nicht wie sie sich fühlt. Einerseits froh, andererseits ändert sich gerade ihre ganze Familie und sie fühlt sich alleine und vernachlässigt. Ihre Eltern versuchen es Annika so recht wie nur möglich zu machen und fragen Mari nicht, wie sie sich dabei fühlt. Einige Aktionen haben mich auch wirklich sprachlos gemacht und mich gut in Marie hineinversetzten lassen. Die Geschichte braucht jedoch gerade am Anfang ihre Zeit, um Fahrt aufzunehmen und zieht sich dadurch etwas.
Charaktere
Mari unterscheidet sich selbst in Tag- und Nacht-Mari. Erstere übernimmt den Platz der vermissten Tochter und bereitet ihren Eltern nicht unnötig Sorgen, währenddessen bricht die Nacht-Mari aus und stromert des Nachts draußen herum, gegen alle Regeln. Sie ist es auch, die nicht erfreut ist, dass Annika wieder da ist. Doch im Verlauf der Geschichte muss Mari lernen, beide zu einer Person zu kombinieren und sich selbst zu sehen.
Über Ole hätte ich gerne noch etwas mehr erfahren. Ruhig und noch überhaupt nicht über das Verschwinden seines Bruders hinweg, war er ins sich gekehrt und geriet oft mit Mari aneinander. Clementine war das Gegenteil. Viel zu viel mitzuteilen und eine sehr offensichtliche Essstörung, die keiner der Erwachsenen wahrnahm. Obwohl alle drei doch sehr unterschiedlich waren, so war doch bei allen etwas gleich - sie wurden sich überlassen. Während ihre Eltern sich dem Verlust eines Kindes hingaben, vergaßen sie das andere.
Fazit
Am Anfang etwas zu viel Länge, schöner Schreibstil und eine Reise zu sich selbst und den eigenen Wünschen. 4 Sterne