Startschwierigkeiten
Die EnkelinBuchhändler Kaspar findet eines Tages beim Heimkommen seine Frau Birgit tot in der Badewanne vor, ertrunken nach zu viel Alkohol. Birgit war aus der DDR zu Kaspar in den Westen geflohen. Sie wollte nach ...
Buchhändler Kaspar findet eines Tages beim Heimkommen seine Frau Birgit tot in der Badewanne vor, ertrunken nach zu viel Alkohol. Birgit war aus der DDR zu Kaspar in den Westen geflohen. Sie wollte nach einigen Versuchen in verschiedenen Berufen Schriftstellerin werden und arbeitete an einem Roman. Kaspar durfte aber nichts von dem entstehenden Roman lesen. Nach Birgits Tod entdeckt Kaspar, warum er nie etwas lesen durfte. Birgit hatte ein Geheimnis. Vor ihrer Flucht in den Westen hatte sie eine Tochter von einem anderen Mann geboren und weggegeben. Birgit wollte sich später auf die Suche nach der Tochter machen. Aber der Plan blieb ein Plan. Birgit fürchtete sich wohl vor einem tatsächlichen Zusammentreffen.
Jetzt macht Kaspar sich auf die Suche. Er findet Birgits Tochter. Sie lebt zusammen mit ihrem rechtsradikalen Mann Björn in einer völkischen Gemeinschaft in einem kleinen Ort auf dem Land. Sie hat eine Tochter Sigrun. Mit Sigrun baut Kaspar einen näheren Kontakt auf. Sigrun verbringt mehrfach einige Zeit bei Kaspar. Kaspar ist verstört durch das rechtsradikale Gedankengut, dass Sigrun vor allem von ihrem Vater Jörg eingeimpft worden ist.
Schlink beschreibt Kaspar als einen Mann, der eigentlich deutlicher gegen das Gedankengut Jörgs und seiner Gemeinschaft vorgehen sollte aber nicht deutlich seine Haltung vertritt, weil er fürchtet, dann den Kontakt zu Sigrun zu verlieren.
Der Roman hat etwas Startschwierigkeiten. Zu Beginn beschreibt Schlink die Befindlichkeiten seiner Hauptpersonen in epischer Breite. Das hätte er etwas kürzer und stringenter gestalten können. Je weiter man im Roman voran kommt, desto kompakter und klarer wird die Handlungsführung. Das steigert sich zum Schluss darin, dass der dritte Teil des Romans ganz knapp gestaltet ist. Nur 43 Seiten von insgesamt 376 Seiten. Ich wurde jedenfalls im Laufe des Romans mit den Starschwierigkeiten im ersten Teil versöhnt und habe ihn gern zu Ende gelesen.