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Veröffentlicht am 11.12.2021

Der Esprit von früher fehlt

Gregs Tagebuch 16 - Volltreffer!
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Gregs Tagebuch gehört bei uns einfach zur Weihnachtszeit, auch wenn mein Sohn mittlerweile schon fast erwachsen ist, ohne Greg geht´s einfach nicht. Meist bringt der Nikolaus schon die neusten Erlebnisse ...

Gregs Tagebuch gehört bei uns einfach zur Weihnachtszeit, auch wenn mein Sohn mittlerweile schon fast erwachsen ist, ohne Greg geht´s einfach nicht. Meist bringt der Nikolaus schon die neusten Erlebnisse des amerikanischen Jungen mit – so auch in diesem Jahr. In dem neusten Band geht es sehr sportlich zu und wenn man Greg kennt, dann ist Sport nicht unbedingt das, womit man ihn verbindet. Und tatsächlich kann er auch mit Sport nicht wirklich etwas anfangen, aber seine Mutter bekniet ihn sich ein sportliches Hobby zu suchen und er landet beim Basketball. Und dem schlechtesten Team ever. Was für Greg und seine Mitspieler nur so semi lustig sein dürfte, ist für den geneigten Leser unterhaltsam, ob man nun selbst eher Sportskanone oder Sportmuffel ist. So richtig begeistert hat uns dieser Band jedoch nicht, wenngleich die Comics wieder sehr gelungen sind, so beschleicht mich langsam aber sicher das Gefühl, dass dem Autoren die Ideen ausgehen. Es fehlt ein bisschen der Esprit von früher und Rupert kommt nicht ein einziges Mal vor– dennoch wird dem Ganzen sicher auch im kommenden Jahr noch eine Chance gegeben.

Veröffentlicht am 01.11.2021

Die Facetten der Eifersucht

Eifersucht
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Kommt ein neuer Jo Nesbo – dann muss ich einfach zugreifen. So auch bei „Eifersucht“, obwohl ich direkt erkannte, dass es sich um eine Sammlung Kurzgeschichten handelt und nicht um eine einzige Geschichte. ...

Kommt ein neuer Jo Nesbo – dann muss ich einfach zugreifen. So auch bei „Eifersucht“, obwohl ich direkt erkannte, dass es sich um eine Sammlung Kurzgeschichten handelt und nicht um eine einzige Geschichte. An sich mag ich Kurzgeschichten nicht so sehr, aber Nesbo schreibt in der Regel sehr überzeugend und ich mag seine Gedankengänge, also war ich sicher auch mit seinen Kurzgeschichten, die sich alle mehr oder weniger um das Motiv Eifersucht bewegen, eine gute Wahl zu treffen. In großen Teilen traf das auch zu, aber eben nicht komplett…

Eifersucht ist ein spannendes Thema und bietet natürlich eine Fülle an Möglichkeiten, da Akteure, die unter Eifersucht leiden ein sehr facettenreiches Verhalten an den Tag legen können. Ich möchte nun nicht zu sehr auf die einzelnen Geschichten eingehen, aber zu der einen oder anderen muss ich einfach was sagen. Die erste startete so gewöhnlich, wandte sich dann ins Irrwitzige ab und überraschte zum Schluss extrem. Ich war hellauf begeistert und erwartete ein ähnlich spannendes und fesselndes Feuerwerk durch das gesamte Buch. Die nächste Geschichte war dann recht umfangreich, sodass ich erst einmal kürze Geschichten vorzog. Dort hatte mich die Warteschlange sehr bewegt, zumal gesellschaftliche Probleme direkt, ungeschönt und brutal in den Fokus genommen werden. Dann wagte ich mich doch an die längste Geschichte mit über 100 Seiten (Gesamtlänge des Buches etwa 260 Seiten) und sie war auch nicht wirklich schlecht, es gab sogar einen Knaller– nur leider hatte ich es genauso erwartet und auch andere Geschichten waren teils ein bisschen vorhersehbar und wenig kurzweilig. Der Start war so genial und zwischendurch war auch einiges gut bis klasse, aber anderes eben auch weniger. Ich bin nicht zu 100 Prozent überzeugt worden.

Dass der Autor nicht jedes Mal meinen persönlichen Geschmack traf und ich das eine oder andere ein bisschen zu vorhersehbar fand- geschenkt! Alles andere als geschenkt ist jedoch der extrem stolze Preis. Hier 23 Euro zu verlangen, nur weil es eben ein Nesbo ist, finde ich schon extrem happig. Eigentlich ist es schon eine Unverschämtheit, auch wenn das Buch natürlich mit Lesebändchen und Co hochwertig gestaltet und gearbeitet ist. Daher habe ich mich auch für 3,5 statt für 4 Sterne entschieden.

Veröffentlicht am 11.10.2021

Licht und Schatten

Die Übersetzerin
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Die Jüdin Hedy Bercu flüchtete früh aus Wien vor den Nazis und fand auf der Kanalinsel Jersey eine neue Heimat, doch dann wird diese von den Deutschen besetzt und dennoch bleibt sie. Ihr Überlebenskampf ...

Die Jüdin Hedy Bercu flüchtete früh aus Wien vor den Nazis und fand auf der Kanalinsel Jersey eine neue Heimat, doch dann wird diese von den Deutschen besetzt und dennoch bleibt sie. Ihr Überlebenskampf beginnt und dieser führt sie als Deutsch- und Englischsprechende sogar mitten in die Höhle des Löwen. Sie arbeitet als Übersetzerin für die Nazis, die sie hasst. Dort erkennt sie die Möglichkeit Benzincoupons zu stehlen, doch fast wird sie erwischt. Wehrmachtssoldat Kurt nimmt die Schuld auf sich und die beiden finden nach und nach zueinander.

Ich bin ein bisschen zwiegespalten, denn es gab sehr viel Licht in den Buch, aber auch einigen Schatten. Die Beziehung von Kurt und Hedy war irgendwie nicht so richtig glaubwürdig und erschien mir ein bisschen arg nach einer körperlichen Geschichte. Das ist gerade vor dem Hintergrund, dass sie Jüdin, er Wehrmachtssoldat war, ein wenig problematisch. Was macht ihre Liebe aus? Wie konnten sie trotz dieser Differenzen zueinander finden? Nach der Lektüre kann ich es noch immer nicht sagen, abgesehen von einer körperlichen Anziehung. Es kommen zwar auch andere Momente in der Beziehung, bei denen beide für ihre Beziehung wirklich so einiges riskieren, aber so richtig überzeugt hat mich das unter dem Strich nicht. Auch Hedys Verhalten vor allem gegenüber der als sehr naiv dargestellten Dorothy fand ich schon eher fragwürdig. Dass sie manches geheim halten wollte, sogar musste, ist klar, aber sich so erhaben fühlen…und dann war dann doch das eine oder andere sehr voraussehbar und wenig überraschend.

ABER es gab auch so vieles, was mich an dem Buch wirklich begeistert hat. Zum einen ist es der reale Hintergrund, zum anderen die Schilderungen der Kälte (auch menschlicher Natur), des Hungers, der Entbehrungen und wie die Menschen sich auf der besetzten Insel fühlten. Das wurde in großen Teilen sehr eindrucksvoll dargestellt. Gefallen hat mir auch Kurt richtig gut. Er war von Beginn an kein Nazi, sondern mehr oder weniger unfreiwillig reingerutscht in die Wehrmachtsuniform. Warum ein Jude schlechter sein soll als ein anderer Mensch ist ihm nicht schlüssig und er wendet sich innerlich immer mehr von den Gedanken seiner Chefs ab – was unbedingt geheim bleiben muss. Das ist nur einer der spannenden Aspekte des Buches.
Unter dem Strich habe ich dieses Buch dann trotz seiner weniger überzeugenden Aspekte sehr gerne gelesen und empfehle es auch weiter.

Veröffentlicht am 29.09.2021

Interessantes und Lahmes im Mix

Althea Gibson – Gegen alle Widerstände. Die Geschichte einer vergessenen Heldin
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Althea Gibson aus Harlem ist schon immer sehr sportlich gewesen und hat schon recht früh ein großes Talent für Tennis erkennen lassen. Als Schwarze hat sie es jedoch schwer in der elitären Sportart, denn ...

Althea Gibson aus Harlem ist schon immer sehr sportlich gewesen und hat schon recht früh ein großes Talent für Tennis erkennen lassen. Als Schwarze hat sie es jedoch schwer in der elitären Sportart, denn Rassentrennung ist in den Nachkriegsjahren an der Tagesordnung und trotzdem macht sie ihren Weg, wird die erste afroamerikanische Wimbledon Siegerin. Vor großen Schwierigkeiten steht auch die Britin Angela Buxton, die als Jüdin mit Vorurteilen zu kämpfen hat. Die beiden Sportlerinnen treffen aufeinander und sind schnell freundschaftlich verbunden.

Zu Beginn habe ich sehr mit dem Buch gehadert. Zum einen lag das am Schreibstil mit seinen ganzen Sprüngen in der Geschichte, zum anderen sicher auch daran, dass der Beginn leider deutlich weniger spannend und interessant war, als ich mir das erhofft hatte. Ich dachte schon, dass ich vielleicht auch einfach die falsche Leserin sei, weil ich nicht der Tennisfan bin und eher auf die rassenpolitischen Aspekte der Geschichte gespannt war, doch irgendwann legte sich der Schalter um. Und das gerade noch rechtzeitig. Nach mehr als 100 Seiten, die sich teils wie Kaugummi zogen (und teils auch sprachlich nicht wirklich rund wirkten), war ich gerade am Überlegen nur noch „drüber“ zu lesen und das Buch endlich zur Seite legen zu können.

Doch dann war mein Interesse da, die Figuren bekamen mehr Kontur und Tiefe – allen voran Althea und Angela, aber auch andere wichtige Personen, die ihre Wege kreuzten. Ich hätte beim Querlesen sicher einiges verpasst, und zwar in weiten Teilen das, was ich mir von dem Buch ja erhofft hatte – Situationen der beiden, wie sie mit Zurückweisung und Ausgrenzung umgegangen sind und wie die beiden, allen Widrigkeiten zum Trotz, ihren Weg machten. Mich hatte nur manches Mal gewundert, wie die beiden Frauen mit den Zurückweisungen umgegangen sind bzw. wie z.B. Althea sich immer nur als einzelne Sportlerin sah und nie als Schwarze, die sich und anderen den Weg ebnet. Einerseits kann ich verstehen, dass sie nicht viel Aufhebens um ihre Hautfarbe machen wollte, andererseits hätte sie vielleicht einiges bewegen können, wäre sie nicht so auf sich selbst bezogen gewesen. Aber das war ja mehr oder minder einer ihrer hervorstechenden Charakterzüge - ich glaube auch das hat mir das Lesen ihrer Geschichte über weite Strecken verdorben. Da war mir Angela doch um Längen lieber, auch wenn ich mir an ihrer Stelle auch das eine oder andere so nicht gefallen lassen würde - hier mache ich aber mehr Zugeständnisse, denn es war einfach eine andere Zeit.

Für eingefleischte Tennisfans sind vielleicht auch die beschriebenen Matches mit zahlreichen Details etc. richtig interessant, ich war manchmal nicht so ganz bei der Sache, vor allem bei zig verschiedenen Spielerinnen. Schachtelsätze stapeln sich teilweise, aber es lohnt sich durchzuhalten, denn gerade die Anteile jenseits der Matches bieten doch einiges an spannenden gesellschaftlichen und sportlichen Aspekten.

Warum findet Angela keine Erwähnung im Titel? Das frage ich mich wirklich, denn ihre Geschichte ist anders, aber auch von Schwierigkeiten und Erfolgen geprägt. Sie war für mich auch um ehrlich zu sein deutlich interessanter als Althea, die immer nur ihren Gegnern mit extremen Selbstbewusstsein selbst nach einer Niederlage reindrücken musste, dass sie die Beste sei. Und so ganz unrecht hatte sie ja auch nicht, denn was sie sportlich leistete war beeindruckend – schade, dass man die beiden Frauen heute kaum kennt.
Da ich doch einige Kritikpunkte habe und das Buch teilweise auch nicht gerne las, sind gerade noch 3,5 Sterne drin.

Veröffentlicht am 14.09.2021

Ambivalent

Die andere Tochter
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Antonia entrümpelt die Wohnungen Verstorbener und verunfallt in einer Wohnung schwer. Sie erblindet, doch durch eine Hornhautspende erlangt sie wieder das Augenlicht. Doch Toni hat sich geändert, ihre ...

Antonia entrümpelt die Wohnungen Verstorbener und verunfallt in einer Wohnung schwer. Sie erblindet, doch durch eine Hornhautspende erlangt sie wieder das Augenlicht. Doch Toni hat sich geändert, ihre Welt wurde aus den Angeln gehoben. Sie möchte sich bei der Familie des Spenders bedanken – und setzt damit eine Kette unerwarteter Ereignisse in Gang.

Ich hatte meine Startschwierigkeiten mit dem Buch. Schon schnell geschieht der Unfall, die OP und die Kontaktaufnahme zur Spenderfamilie, Auch wenn das sehr flott ging, lief es mir an anderer Stelle einfach viel zu langsam. Andererseits passiert auch irgendwie zu viel. Klingt merkwürdig und ambivalent, aber in der Nachbetrachtung ist ein sehr zwiespältiges Gefühl entstanden, dass ich nicht loswerde. An sich passt es auch zur Geschichte sehr, denn auch da ist manches sehr ambivalent.

Dazu hatte ich mit der Protagonistin ein wenig zu kämpfen, denn so richtig warm wurde ich mit ihr nicht. Ihr ambivalentes Verhalten als solches war aber schon gut dargestellt und unter den Umständen verhält man sich vielleicht auch nicht sehr rational und je weiter die Geschichte voranschreitet, desto klarer wird auch, warum ihr Verhalten manchmal sehr überraschend ist.

Ich denke eine etwas dünnere Version der Geschichte hätte mir persönlich besser zugesagt, denn gerade die rund ersten 150 Seiten waren mir einfach auch nicht spannend genug. Aber die Neugier war da und daher habe ich weitergelesen, in der Hoffnung, dass es noch besser werde und das wurde es auf jeden Fall.

So, ganz schön viel Kritik, aber der Roman hatte auch seine positiven Seiten. Es gibt überraschende Wendungen und der Roman ist extrem vielschichtig und teils auch unerwartet spannend. Der Schreibstil ist an sich gut zu lesen, flüssig und stimmig. Besonders gut gefielen mir die beiden Zeitebenen, die zeitlich nicht weit auseinander liegen, aber Welten trennen.

Mir gefällt sehr gut, dass das Thema Organspende und mögliche Auswirkungen so präsent ist. Das ist kein Thema, dass man mal eben zwischen Tür und Angel entscheidet und die Auseinandersetzung damit ist daher eine gute Sache. Es gab auch noch weitere große Themengebiete, die ich nicht näher beschreiben kann, um Spoiler zu vermeiden, aber auch die waren für sich interessant - nur war es mir dann doch einfach zu viel für ein einziges Buch.

Für mich war der Anfang einfach zu zäh, hintenraus war das Buch dann aber schon ziemlich überzeugend, sodass ich am Ende 3,5 Sterne vergebe und das Familiendrama gerne Lesern empfehle, die eine Geschichte zu den psychologischen Folgen einer Organspende lesen möchten.