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Veröffentlicht am 14.09.2021

(Liebes-)Pechmarie

Marie bucht einen Mann
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Schon der Titel „Marie bucht einen Mann“ lässt erahnen, dass es um eine Beziehungskiste zu einem Callboy geht, dabei weiß man doch von vornherein, dass es mit Frauen und männlichen Prostituierten (heißen ...

Schon der Titel „Marie bucht einen Mann“ lässt erahnen, dass es um eine Beziehungskiste zu einem Callboy geht, dabei weiß man doch von vornherein, dass es mit Frauen und männlichen Prostituierten (heißen die eigentlich so? - wie im Buch gefragt wird) nicht funktioniert, weil sich die Damen grundsätzlich in die Typen verlieben und sexuelle nicht von Liebesgefühlen unterscheiden können. Das sagt jedenfalls auch Maries Freundin, vielmehr Pseudofreundin, und rät ihr ab, sich in dieses Abenteuer zu stürzen. Doch Marie, geunsegnet mit einem Langweiler (und Finanzbeamten!) als Ehemann, der sein häusliches Leben in Dackelpantoffeln oder auf der Couch verbringt, ist wild entschlossen, wieder Erotik und das gewisse Prickeln in ihr Leben zu lassen – koste es was es wolle. Und das tut es dann auch…
Im zweiten Teil, zwei Jahre später, will Marie, nun alleinstehend mit zwei Töchtern, zwar nie, nie wieder einen Callboy, aber dennoch endlich Spaß in ihr Leben bringen. Angetrieben von ihrer Schwester meldet sie sich auf einem Dating-Portal an und stürzt sich erneut mit allen Konsequenzen ins vermeintliche Liebesleben. Die Abenteuer, die sie bei ihren diversen Dates erlebt sind sowohl urkomisch, als auch haarsträubend und absurd. Selbst gefährliche Situationen bleiben nicht aus.
Aber am Ende findet sich dann auf verschlungenen Wegen doch noch der passende Kandidat.
Ich habe dieses Taschenbuch mit seinem wunderschönen Coverfoto mit wirklichem Vergnügen gelesen. Marie, sowohl chaotisch als auch konsequent, aber dabei immer sympathisch, ist mir sofort ans Herz gewachsen. Obwohl ich zwischen dem ersten und dem zweiten Teil einen gewissen Bruch empfinde, wird die Story immer vorangetrieben und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Manche von Maries Dating-Erlebnissen würden mir unglaubwürdig erscheinen, hätte ich nicht schon einige, beinahe schlimmere Berichte von Freundinnen auf Partnersuche erzählt bekommen.
Ich kann dieses Buch ganz klar empfehlen, und zwar nicht nur für Frauen, die auf Partnersuche sind (es muss ja nicht unbedingt ein Callboy sein), sondern auch für alle Tinder & Co-Männer! Und für diejenigen, die einer amüsanten Lektüre nicht abgeneigt sind.

Veröffentlicht am 13.07.2021

Death in Paradise auf Französisch

Mord auf Martinique
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Martinique ist ein französisches Überseegebiet in der Karibik. Logisch, dass Franzosen dort gern Urlaub machen. So auch Kommissarin Lucie Girard mit Mann und Tochter auf Hochzeitsreise. Eigentlich arbeitet ...

Martinique ist ein französisches Überseegebiet in der Karibik. Logisch, dass Franzosen dort gern Urlaub machen. So auch Kommissarin Lucie Girard mit Mann und Tochter auf Hochzeitsreise. Eigentlich arbeitet sie in St. Tropez, aber gewisse Umstände, die natürlich die Flitterwochen maßgeblich beeinflussen, sind Schuld, dass sie nun auch auf unbekanntem, wenn auch klimatisch und landschaftlich reizvollem Terrain ermitteln muss. Wer diverse Folgen von "Death in Paradise" gesehen hat, findet vielleicht die eine oder andere (französische) Parallele.
Dies ist mein erster Krimi von Luc Winger um die Commissaire Girard aus St. Tropez und dieser spielt ausgerechnet 7.000 km entfernt von der heimatlichen Gendarmerie. Dennoch lässt sich das Buch eigenständig lesen, auch wenn vielleicht etwas mehr Hintergrundwissen hilfreich gewesen wäre.
So zieht einen sowohl der wunderschöne Einband, als auch die Geschichte gleich in ihren Bann. Da ich schon auf Martinique weilen durfte, passt für mich auch das Inselfeeling. Ungewöhnlich ist nur, dass die Geschichte im Jahre 1973 spielt; das verlangt dem Leser immer wieder Rückblicke in die damalige Zeit (sofern er sie selbst erlebt hat) ab.
Insgesamt ein stimmiger, mitreißender Krimi, der Lust darauf macht, auch die anderen Bände - und damit die wirklichen St.-Tropez-Fälle - des Autors kennenzulernen.

Veröffentlicht am 05.07.2021

Spannender Wirtschaftskrimi mit Hamburg- Flair

Made in Hamburg
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„Made in Hamburg" kann vieles sein, aber die Lieferung von Teilen für Atomwaffen in den Iran, sollte nicht dazu gehören.
Die Journalistin Martha erhält die traurige Nachricht vom plötzlichen Tod ihres ...

„Made in Hamburg" kann vieles sein, aber die Lieferung von Teilen für Atomwaffen in den Iran, sollte nicht dazu gehören.
Die Journalistin Martha erhält die traurige Nachricht vom plötzlichen Tod ihres Ex-Mannes Said und sucht einen Weg, dies ihrem gemeinsamen Sohn David schonend beizubringen. Mehr und mehr kommen ihr jedoch Zweifel, dass es sich um einen Unfall oder Selbstmord gehandelt habe. Andererseits: Said war Comiczeichner und zuletzt Rettungssanitäter, unpolitisch und total harmlos. Wer sollte also ein Interesse daran haben, ihn zu beseitigen? Marthas journalistischer Spürsinn ist geweckt und sie beschließt, dass sie, wenn sie ihrem Sohn schon nicht den Vater zurückgeben kann, zumindest den Grund für seinen Tod erforschen muss.
Parallel dazu ermittelt eine Bundesbehörde sehr diskret bei verschiedenen Firmen in ganz Deutschland wegen des Verdachts geplanter Lieferungen von Zulieferungen für die Atomindustrie im Iran. Die Wege von Bernd Wagner, dem (verhinderten) Ermittler der Bundesbehörde, und Martha Bankar, der Journalistin auf Abwegen, kreuzen sich und laufen in gemeinsamer Sache zusammen. Schritt für Schritt und unter persönlichen Opfern kommen sie einem ungeheuerlichen Deal auf die Spur und enthüllen einen politischen Wirtschaftskrimi.
Ein faszinierender Wirtschaft-/Politkrimi, in knapper journalistischer Sprache erzählt. Ein spannender Plot, realistisch dargestellte Helden, die die Handlung ohne überflüssige Randgeschichten voranbringen. Ein Stoff, der verfilmt werden könnte.
Ich habe dieses Buch mit großer Begeisterung und in kurzer Zeit gelesen und würde mich freuen, mehr vom Autor zu hören.

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Veröffentlicht am 04.06.2021

Kein Märchen aus Tausendundeiner Nacht

Arabische Nächte
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Wer den Titel liest und ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht erwartet, liegt falsch.
Wer das Cover - eine blonde Frau am Strand vor der Wolkenkratzer-Silhouette Dubais - vordergründig betrachtet und ein ...

Wer den Titel liest und ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht erwartet, liegt falsch.
Wer das Cover - eine blonde Frau am Strand vor der Wolkenkratzer-Silhouette Dubais - vordergründig betrachtet und ein Urlaubsmärchen mit einem Scheich erwartet, liegt falsch.
Wer eine Urlaubsromanze erwartet im Stil von ‚Dame reiferen Alters findet die reine Liebe zum jungen einheimischen Animateur‘ liegt (glücklicherweise) ebenfalls falsch.
Wer jedoch eine ganz und gar ungewöhnliche Liebesgeschichte erwartet, liegt richtig.
Wobei für mich die eigentliche Liebesgeschichte hinter der Haupthandlung verborgen ist. Doch dazu später.
Zwei Freundinnen verbringen eine gemeinsame Urlaubswoche in Dubai. Britta, überzeugter Single und stets flirty aufgelegt, und die solide Inga, seit vielen Jahren mit Tom nicht unglücklich, aber ereignisarm verheiratet (Stichwort: Hausmannskost).
Wie es immer so ist: der tolle Mann interessiert sich für die Brave, die gar nicht auf ein Abenteuer aus ist. Britta ist keinesfalls eifersüchtig, sondern bestärkt ihre Freundin, die Treffen mit dem gutaussehenden Paul wahrzunehmen und den Urlaub auch in dieser Hinsicht zu genießen.
Ganz nebenbei wird Dubai und Umgebung mit seinen vielen Attraktionen ausgiebig besichtigt und für den Leser beschrieben.
Nach einigen gemeinsamen Tagen sowie heißen (arabischen) Nächten am Stand oder in Pauls Luxusappartement, kommt viel zu schnell der Abschied. „Wenn du willst, dass es hier endet, endet es hier“, verspricht man einander, bevor Inga den Flug nach Hause und in ihre Ehe antritt.
Anfangs versucht sie noch, die gewohnte Routine wieder aufzunehmen, merkt aber von Tag zu Tag deutlicher, dass es eben mehr war als ein Urlaubflirt. Da sie nicht „zweigleisig“ fahren kann, macht sie reinen Tisch und besucht Paul erneut in Dubai. Nun könnte eigentlich das happy End folgen – tut es aber nicht. Nur Märchen enden mit „Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute“.
Es gibt etwas, das dem gemeinsamen Glück entgegensteht, und auch durch die Liebe nicht besiegt werden kann.
Nun würde das Märchen aus Tausendundeiner Nacht tragisch zu Ende gehen, wäre dahinter nicht die andere Liebesgeschichte. Tom, der Noch-Ehemann, vormals gleichgültig gegenüber seiner Frau, der Routine verfallen und im Alltagstrott, wächst plötzlich über sich hinaus und unterstützt Inga auf eine Weise, wie sie wohl nur selten vorkommt. Dies ist seine Art der Liebe, die an ein Bibel-Zitat aus dem „Hohelied“ erinnert: “Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht…, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit…, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.“
Und vielleicht ist dies auch eine Botschaft.

Veröffentlicht am 06.01.2021

Außerordentlich dicht gewoben

Fast ein neues Leben
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Schon der schwarz-weiße Einband zieht mich in seinen Bann wie eine Spirale oder ein Kaleidoskop, das ich aus Kindertagen kenne, nur etwas verschoben und ver-rückt. Sehr gut gefällt mir auch das Eingangszitat ...

Schon der schwarz-weiße Einband zieht mich in seinen Bann wie eine Spirale oder ein Kaleidoskop, das ich aus Kindertagen kenne, nur etwas verschoben und ver-rückt. Sehr gut gefällt mir auch das Eingangszitat von Ossip Mandelstam.
In den zwölf Erzählungen setzt sich die Ich-Erzählerin mit Kränkungen und Verlusten ihrer Vergangenheit auseinander, beschreibt aber auch sehr detailreich die verschiedenen Lebensmilieus ihrer Gegenwart. Dies geschieht in überaus eindringlicher, dichter und klarer Sprache, so dass es eine Freude ist, die Erzählungen zu lesen. Eine jede ist novellenartig pointiert; immer steht im Mittelpunkt ein unerhörte Begebenheit, ein außerordentliches Ereignis aus Sicht des Kindes oder der jungen Frau.
Die titelgebende Erzählung "Fast ein neues Leben" ist die vielleicht schmerzlichste, auch wenn sie trotzig endet mit "Ich wollte dieses neue Leben".
Auch wenn ich persönlich lieber Romane als Erzählungen lese - aus dem alten Land also Tolstoi gegenüber Tschechow bevorzuge -, hat mich dieser Erzählband doch außerordentlich fasziniert. Ich halte die Autorin für sehr begabt und würde mir von ihr wünschen, dass sie noch mehr schreibt und ihr Themenfeld für sich persönlich und für ihre Leser erweitert.

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