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Veröffentlicht am 14.09.2021

Empfehlung!

Why We Matter
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Rezensionsexemplar

INHALT

Die Aktivistin und Politologin Emilia Roig möchte mit ihrem Buch ein neues Bewusstsein dafür schaffen, wie Zustände, die wir für „normal“ halten bspw. die Bevorzugung der Ehe, ...

Rezensionsexemplar

INHALT

Die Aktivistin und Politologin Emilia Roig möchte mit ihrem Buch ein neues Bewusstsein dafür schaffen, wie Zustände, die wir für „normal“ halten bspw. die Bevorzugung der Ehe, des männlichen Körpers in der Medizin oder den Kanon klassischer Kultur, historisch gewachsen sind. Und, dass unsere Welt eine ganz andere sein könnte. Sie zeigt Rassismus und Diskriminierung in verschiedenen Kontexten und klärt auf.

Durch einen glücklichen Zufall habe ich bei NetGalley das Hörbuch zu „Why we matter“ entdeckt und habe mich sehr darüber gefreut, als ich ein Rezensionsexemplar davon bekommen habe. Immer mal wieder habe ich Interesse daran mich weiter zu bilden, PoC zuzuhören und zu lernen mein eigenes Verhalten und Denken zu reflektieren. Mit „Why we matter“ ist mir, wie ich denke, ein weiterer Schritt in die richtige Richtung gelungen. Nicht alles, was im Buch besprochen wurde war mir neu, dennoch war es wertvoll für mich der Autorin zuzuhören.

„Je privilegierter wir sind, desto schwieriger ist es, Privilegien und Ungleichheit zu erkennen und zu akzeptieren.“

EMILIA ROIG – WHY WE MATTER
Mit ihrem Buch gelingt Emilia Roig ein intersektionaler, feministischer Rundumschlag, der sich gewaschen hat. Mit Fakten und Belegen betrachtet Roig Rassismus und Diskriminierung in unterschiedlichsten Kontexten und Situationen. Was mich sehr beeindruckt und mir unglaublich gut gefallen hat war, dass sie immer inklusiv und intersektional vorgegangen ist. Sie lässt keine marginalisierte Gruppe aus und macht deutlich, was ihr übergeordnetes Ziel ist: die Welt dahingehend zu verändern, dass mehr Empathie und Offenheit in Bezug auf alle Lebensrealitäten stattfindet.

Die unterschiedlichsten Themen werden im Buch besprochen: Familie, Schule, Studium, das Wissen im Allgemeinen, die Justiz und Medien aber auch die Arbeitswelt werden diskutiert.
Emilia Roig ist es gelungen eine Verbindung zu mir herzustellen und das, obwohl sich unsere Erfahrungen eigentlich nicht weiter unterscheiden könnten. Ich bin eine weiße cis-hetero Frau, die alle Privilegien genießen kann, die es gibt (mal davon abgesehen, dass ich eine Frau bin). Bei ihrem LGBTQIA+ Kapitel fühlte ich mich dennoch irgendwie verbunden und habe meinen Entschluss, noch offener und vorurteilsfreier in die Welt zu blicken, wieder bestärkt. Roig klärt aber auch, dass Diskriminierung in diesem Bereich unterschiedlich abläuft, denn meistens sind schwule Männer sehr viel sichtbarer als beispielsweise lesbische Frauen. Bisexuelle und trans Personen erleben viel mehr Diskriminierung und das nicht nur außerhalb der Queeren Community, sondern auch mitten drin.

Einen großen Raum nimmt Rassismus ein, was mir als weiße Frau eben unfassbar viel hilft. Ich weiß, dass ich noch viel zu lernen habe und deshalb bin ich immer dankbar über solche Bücher, die mich aufklären und mir zeigen wo meine Art zu denken verändert werden muss, um die Welt für PoC besser zu machen.

Auch Kapitalismus, Armut und Klasse bekommen ihren „Moment“. Emilia Roig ist eine öffentliche Person mit Reichweite, sie ist Akademikerin und ist sich dessen bewusst, dass sie vom System profitiert. Doch Roig ist sich nicht zu schade gerade dieses System zu kritisieren und deutlich zu machen, dass Menschen die aktuell keiner Lohnarbeit nachgehen (können) nicht als dumm, wertlos oder faul abgestempelt werden sollten. Sie hält uns und der Gesellschaft den Spiegel vor, indem sie klar macht, dass wir eine sehr enge und begrenzte Sichtweise davon haben, was als Arbeit gilt und was nicht. Wer wertvoll ist und wer nicht.
Was an dieser Stelle vielleicht schön gewesen wäre, sozusagen das i-Tüpfelchen des Buches, sind Stimmen von Nicht-Akademikerinnen. Stimmen von Arbeiterinnen, der „Unterschicht“ um diese sichtbarer zu machen, um diesen eine Stimme zu geben. Und letztlich, sind wir mal ehrlich, welche Person, die bspw. Hartz IV-Empfänger*in ist, kann sich dieses Buch als Luxusgut dann leisten und lesen? Auch hier greift die von der Autorin angeprangerte Diskriminierung im Alltag auch.

Ein Punkt, über den ich nie so richtig nachgedacht habe, war das Konzept „Wissen“. Denn was ist das überhaupt genau und wer entscheidet dann, welches Wissen richtig und wertvoll ist? Wieso ist meist die Sichtweise von alten weißen Männern viel bedeutender als die, von einer Betroffenen Person? Gerade diese Gedanken sollte man festhalten und sich klar machen: ist es nicht sinnvoller gerade betroffene Personen eine Plattform zu bieten, ihnen zuzuhören und von ihnen zu lernen, anstatt an vermeintlichem Wissen von Personen festzuhalten, die eigentlich gar keine Ahnung von der Thematik haben?

Emilia Roig bringt in ihrem Buch so viele Themen auf klar artikulierte und deutliche Weise auf den Tisch, dass meine Rezension eindeutig gesprengt werden würde, wenn ich alles komplett ausführlich besprechen würde. Ich kann euch sagen: Familie, Schule, Uni, Arbeitswelt, Wissen, Medizin, Medien, all das kommt aufs Tablett und ich konnte unwahrscheinlich viel dazu lernen und hatte einiges, worüber ich nachdenken musste und weiterhin muss. Es wird wohl nicht sehr lange dauern, bis ich mir das Buch auch als Printversion ins Regal hole, denn um einzelne Stellen nachzulesen sind Hörbücher dann doch nicht so gut geeignet, obwohl für mich die Wahl eines Hörbuches gut war, denn durch einige längere Autofahrten habe ich dieses tolle Sachbuch genießen können.

FAZIT

„Why we matter“ ist ein unfassbar wichtiges Buch, welches so viele Diskriminierungen (…) von denen wir täglich umgeben sind, auf dringliche Weise aufzeigt. Es spielt hierbei überhaupt keine Rolle ob und wie ich selbst davon betroffen bin, denn es ist so wichtig achtsam und aufmerksam auf solche Ungerechtigkeiten zu blicken.
Dieses Buch eröffnet Blickwinkel, die ich noch nie genauer betrachtet habe und die mir gezeigt haben: es stimmt, dass man nie auslernt und gerade in diesen Themenbereichen ist es einfach unerlässlich sich ständig weiterzubilden. Wir müssen zuhören und voneinander lernen, um ein Zusammenleben, das für alle gut ist, zu realisieren.
Wir alle sollten uns informieren und mit diesem Sachbuch gelingt es in jedem Fall. Klare Empfehlung!

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Wohlfühlbuch!

Soul Food
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Rezensionsexemplar

INHALT

Emoni ist in ihrem Abschlussjahr der High School. Doch wenn andere Schüler*innen in ihrem Alter Partys planen, ausgehen und sich auf die kommende College Zeit freuen, muss Emoni ...

Rezensionsexemplar

INHALT

Emoni ist in ihrem Abschlussjahr der High School. Doch wenn andere Schüler*innen in ihrem Alter Partys planen, ausgehen und sich auf die kommende College Zeit freuen, muss Emoni immer wichtige Entscheidungen treffen. Aber nicht für sich, sondern für andere. Emoni hat eine zweijährige Tochter, lebt bei ihrer Großmutter und arbeitet nach der Schule in einem Burgerladen, um etwas zum Lebensunterhalt beizutragen. Es gibt nur einen Ort, der Emoni all ihre Verantwortung vergessen lässt: die Küche. Das Kochen ist ihre Leidenschaft, das Kochen ist es, das sie alles vergessen lässt. Das Kochen ist ihre Begabung und die Menschen, die ihr Essen probieren sagen, dass in ihren Gerichten etwas Magisches steckt, welches im Inneren berührt. Doch nun, kurz vor Ende der High School, muss Emoni es irgendwie schaffen auch an sich selbst zu denken, um ihre Träume verwirklichen zu können…

Selten habe ich mich nach Beenden eines Buches so rundum wohl und glücklich gefühlt. Elizabeth Acevedo hat es geschafft ein Wohlfühlbuch zu schreiben, das mich tief in meinem Herzen berührt hat. Ich hätte tatsächlich nicht gedacht, dass mich die Geschichte derart berühren würde und bin deshalb NetGalley umso dankbarer, dass sie mir dieses E-Book zugesandt haben.

„Soul Food“ fühlt sich ein bisschen wie ein Episodenroman an. Die Kapitel sind unglaublich kurz gehalten und enthalten immer kurze Einblicke in das Tagesgeschehen von Emoni. Man erfährt mit wem sie zusammen zur Schule geht, wie sie Emma, ihre Tochter, bekommen hat und wie sie ihr Leben meistert. Man erlebt mit welche Steine Emoni ständig in den Weg gelegt werden und wie die junge Frau auf ihre ganz besonnene und ruhige Art damit umgeht.

Ich habe Emoni sofort ins Herz geschlossen. Sie ist eine verantwortungsbewusste junge Frau, die zwar eigentlich weiß, was sie will, diese Träume jedoch immer zugunsten ihrer Tochter und ihrer Großmutter hintenanstellt. Und das, obwohl vor allem ihre Großmutter dies nie von ihr verlangt hat. Emoni ist ein Mensch, der eine unfassbare Ruhe ausstrahlt und mit viel Leidenschaft Aufgaben erledigt, wenn sie für etwas brennt. Und für eine Sache brennt sie ganz besonders: das Kochen. Ich habe es geliebt, wenn Szenen vorkamen, in denen Emoni ihrer Begabung nachgeht und unfassbar leckere Gerichte kocht. Es war so schön zu sehen, mit wie viel Herzblut sie ihre Aufgaben erfüllt hat und mit wie viel Freude sie dem Kochen nachgeht. Als sie den Culinary Arts Kurs an ihrer Schule besucht lernt Emoni noch so viel mehr dazu und macht eine entscheidende Entwicklung durch.
Dies ist während des gesamtes Buches deutlich zu spüren. Emoni lernt nicht nur beim Kochen dazu, sondern beginnt über sich selbst hinaus zu wachsen, sich nicht immer alles gefallen zu lassen, sich aber auch auf Neues und Unbekanntes einzulassen, einmal an sich zu denken und gleichzeitig ihre Familie dennoch im Blick zu behalten. Es war so schön zu sehen, wie Emoni eine noch stärkere und reifere junge Frau geworden ist, als sie es sowieso schon war. In diesen Augenblicken war überdeutlich zu spüren: sie ist kein Teenager mehr, der irgendwie in der Luft hängt, sondern eine junge Erwachsene, die bereit ist die richtigen Entscheidungen zu treffen. Nicht nur für andere, sondern vor allem für sich selbst. Das hat mich unglaublich glücklich für Emoni gemacht.

Auch wenn das Buch hauptsächlich durch Emoni getragen wird, so sind auch die Nebencharaktere, allen voran ihre ‚Buela, durchweg sympathisch. Emoni hatte nie eine wichtigere Bezugsperson als ihre Großmutter und das spürt man durch jede Seite. Sie ist immer für sie da, unterstützt sie, bringt sie auf den richtigen Weg und liebt ihre Enkelin über alles. Ich habe die Szenen mit ‚Buela sehr geliebt und oft gelacht, denn sie war für mich eine absolut geniale Oma. Auch Angelica, Emonis beste Freundin, gibt ihr den nötigen Halt, rüttelt sie wach, stellt die richtigen Fragen und hat oft auch die perfekten Antworten parat. Diese Freundschaft fand ich so schön beschrieben und dargestellt. Unterstützend, aufrichtig und voller Liebe. Dann gibt es noch Malachi, den Love-Interest, der zunächst nur ein guter Freund ist und sich später dann zu sehr viel mehr entwickelt. Ein so ruhiger und angenehmer Charakter. Er hat Emoni immer den nötigen Raum gelassen, sie nie bedrängt oder ihr ein ungutes Gefühl gegeben. Er hat immer einen Schritt zurück gemacht, bevor Emoni darum bitten musste und das hat ihn auch mein Herz erobern lassen.
Einzig Tyrone, der Vater von Emma, hat mich so einige Nerven gekostet. Kaum bekommt er, durch irgendwelche Quellen die Emoni anscheinend beobachten, davon Wind, dass sie jemanden kennengelernt hat, lässt er den „Beschützer“ heraushängen und spielt sich auf, als hätte er irgendein Recht dazu Emoni zu sagen mit wem sie ihre Zeit verbringen kann und wem sie seine Tochter vorstellen darf. Und das, obwohl er selbst seine Tochter ständig mit anderen Mädchen bzw. Frauen zusammenbringt. Ich konnte nur den Kopf schütteln. Dennoch hat sich Emoni ihm gegenüber immer ruhig verhalten, hat versucht ihm klar zu machen was ihr wichtig ist und nie wirklich mit ihm gestritten und das, obwohl sie allen Grund dazu gehabt hätte.

FAZIT

Dieses Buch war genau das Richtige für mich in der aktuellen Prüfungsstress-Phase. Mit „Soul Food“ konnte ich abschalten, mich Emoni und ihrem turbulenten Leben widmen und habe jede Sekunde davon wirklich genossen. Ihre Entwicklung war einfach wunderschön mitzuerleben. Dieser Coming-of-Age-Roman hat so viel Liebe, Leidenschaft und irgendwie auch Magie ausgestrahlt, dass ich nur mit einem Lächeln darauf zurückblicken kann. Es ging um kulturelle und ethnische Familienbande, die auf die unterschiedlichsten Weisen bedeutsam für Emoni waren und sind. Und gleichzeitig wurde auch die Botschaft gesendet: du kannst als Jugendliche Mutter werden und musst dich nicht dafür schämen. Du bist deshalb nicht weniger Wert, sondern genauso viel wert wie alle anderen. Du kannst es schaffen und deine Träume wahr werden lassen. Diese Geschichte hat mich einfach glücklich gemacht und ich kann sie euch wirklich nur ans Herz legen.

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Eine schöne Liebesgeschichte

Redwood Love – Es beginnt mit einem Blick
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Rezensionsexemplar

INHALT

In Oregon liegt ein malerisches kleines Städtchen, in dem jeder jeden kennt: Redwood. Für einen Neuanfang eignet sich diese Kleinstadt perfekt und genau diesen braucht Avery ...

Rezensionsexemplar

INHALT

In Oregon liegt ein malerisches kleines Städtchen, in dem jeder jeden kennt: Redwood. Für einen Neuanfang eignet sich diese Kleinstadt perfekt und genau diesen braucht Avery Stow mit ihrer autistischen Tochter Hailey dringend. Sie hat eine schreckliche Ehe hinter sich und braucht frischen Wind in ihrem Leben. Eine Beziehung ist da das Letzte, was Avery gerade gebrauchen kann, doch sie hat eindeutig nicht mit dem attraktiven Tierarzt Cade O’Grady gerechnet. Avery weiß nicht, wie lange sie ihm widerstehen kann und alles wird noch komplizierter, denn ganz Redwood scheint sich gegen die beiden verschworen zu haben.


Auf Instagram habe ich das erste Mal vom neuen Imprint von Rowohlt gehört: endlich kyss. Mein Interesse war geweckt, nachdem ich das Cover von „Redwood Love – Es beginnt mit einem Blick“ gesehen habe. Es hat so wunderschön malerisch ausgesehen. Daher habe ich kurzerhand ein Exemplar angefragt und war sehr glücklich, als ich die Zusage bekommen habe. Herzlichen Dank an das Team von Rowohlt und Endlich Kyss für das Rezensionsexemplar!
Kaum ist das Buch in meinem Briefkasten gewesen habe ich alles stehen und liegen gelassen, um in die Welt von Redwood einzutauchen.

Ich muss zugeben, dass ich aus meiner normalen Comfort-Zone was das Lesen angeht etwas ausgebrochen bin. Selten lese ich Liebesromane und muss mich oft etwas zusammenreißen, um solche Bücher nicht zu kitschig und langweilig zu finden. Bei Redwood Love hatte ich allerdings von Anfang an das Gefühl, dass es anders sein würde. Kennt ihr das, wenn ihr ein Buch seht und euch das Gefühl überkommt: das könnte etwas ganz Besonderes werden? Genau das hat sich bei mir eingestellt, als ich Redwood Love das erste Mal gesehen habe. Mir war klar, dass ich es lesen möchte und ich habe auch keine Zeit verloren. Bereits nach einem Tag war es komplett durchgesuchtet und ich war am Rande eins Book-Hangovers, weil ich mich so sehr in die Charaktere und in dieses kleine verschneite Örtchen verliebt habe.

Avery lernt man direkt auf den ersten Seiten kennen. Die junge Frau hat eine unglückliche Ehe hinter sich, die von Unverständnis und Einsamkeit geprägt war. Als sie sich endlich dazu entscheidet zu gehen bleiben ihr nur wenige Orte an die sie flüchten kann: sie entscheidet sich für Redwood. Dort ist ihre Mutter Zuhause. Gleichzeitig ist dieses Städtchen das genaue Gegenteil von ihrer Vergangenheit. Beschaulich, neugierig, ruhig und abgelegen. Für Hailey scheint es ein perfekter Ort werden zu können und auch Avery kann sich dem Gefühl nicht erwehren, dass hier der Rest ihres Lebens beginnt.
Als sie in ihrer ersten Nacht einen verletzten Welpen hinter ihrem Häusschen finden begegnet Avery Cade zum ersten Mal. Der Tierarzt ist kühl, unfreundlich und angespannt. Trotzdem kümmert er sich rührend um den Welpen und Avery spürt direkt eine Anziehung: Cade ist sehr attraktiv aber viel zu unhöflich. Zufall um Zufall oder wohl Schicksal (?) führen die beiden immer wieder zusammen und Avery fällt es immer schwerer dem Tierarzt zu widerstehen. Sein Umgang mit Hailey, mit seinen beiden Brüdern und letztlich auch mit ihr setzen ihr zu. Er öffnet sich immer mehr, ist längst nicht mehr so unhöflich und ungehobelt wie bei ihrer ersten Begegnung und Avery schmilzt langsam dahin. Alles, was sie wollte, scheint er ihr geben zu können und doch wollte sie doch einen Neuanfang nur für sich und ihre Tochter. Sie wollte nicht schon wieder einen Mann in ihrem Leben. Oder vielleicht doch?
Ich habe Avery direkt in mein Herz geschlossen. Sie ist sehr stark, weiß genau was sie will und was sie nicht will. Sie kann gut mit Menschen und Tieren umgehen und in ihrem Job ist sie unschlagbar. Avery hat einen Hang zur Ordnung und lebt diesen auch frei aus. Für die unordentliche Tierarztpraxis, in der sie zu arbeiten beginnt, ein wahrer Segen. Vor allem ihre Stärke im Bezug auf Hailey hat mich unglaublich beeindruckt. Ein Kind, das weder spricht, noch Gefühlsregungen zeigt, geschweige denn sich anfassen lässt. Das muss für eine Mutter das Schwerste sein, was es auf der Welt gibt. Doch davon lässt sich Avery einfach nicht unterkriegen und zeigt immer wieder ihre unglaubliche Stärke.

Cade O’Grady, aus dessen Sicht ebenfalls Kapitel geschrieben sind, hat einen recht hartnäckigen Charakter. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann ist es sehr schwer ihn von dieser Idee abzubringen. Gleichzeitig ist er sehr sensibel, einfühlsam und unglaublich liebevoll. Im Umgang mit Tieren ist er unschlagbar und sein Charme lässt sämtliche Frauen dahinschmelzen. Nur Avery scheint zunächst standhalten zu können und dabei legt sich Cade geradezu ins Zeug, um diese Frau von sich zu überzeugen. Überhaupt sind die O’Grady Brüder ein Traum, was Männer angeht und daher ist es doch ein Wunder, dass alle drei ungebunden sind. Ich für meinen Teil habe mich jedenfalls ein kleines bisschen in Cade verknallt und hoffe nun jeden Tag einen heißen Tierarzt kennen zu lernen.

Doch nicht nur die O’Grady Männer machen Redwood zu einem absoluten Wohlfühlort, sondern auch Tante Rosa und ihr Twitter-Account. Sie informiert das ganze Örtchen über jedes noch so kleine Detail, das sie in Erfahrung bringen kann. Egal ob es der Umzug von Avery ist, der neue Job oder das Knistern, das sie zwischen Cade und Avery zu spüren glaubt. Dass sie mit ihren Postings für allerhand Wirbel sorgt ist also vorprogrammiert und hat mich immer und immer wieder zum Lachen gebracht. Es ist eine wirklich tolle Idee von der Autorin gewesen diese ältere Dame einzubauen, um die Geschichte zusätzlich aufzulockern.

FAZIT

Redwood ist für mich zu einem Ort geworden, den ich unglaublich gerne besuchen würde. Verschneit, ruhig, liebenswürdig, klein und gleichzeitig voller Überraschungen. Ich habe mich direkt heimisch gefühlt und wollte das Städtchen gar nicht mehr verlassen. Es hat mir so viel Spaß gemacht einige Plätze in Redwood kennen und lieben zu lernen, genauso wie ich die Charaktere in der Geschichte ins Herz geschlossen habe. „Redwood Love“ hat sich für mich zu einem absoluten Wohlfühlbuch entwickelt und ich kann euch nur empfehlen auch einen Blick hinein zu werfen.

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Eine Überraschung

Wicker King
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Rezensionsexemplar

INHALT

Eine Lagerhalle brennt. Vorgefunden werden zwei 17jährige Jungen, einer davon mit Verbrennungen. Beide werden in eine Psychiatrie eingewiesen.

Monate zuvor: August und Jack ...

Rezensionsexemplar

INHALT

Eine Lagerhalle brennt. Vorgefunden werden zwei 17jährige Jungen, einer davon mit Verbrennungen. Beide werden in eine Psychiatrie eingewiesen.

Monate zuvor: August und Jack haben in der Schule nur wenige Berührungspunkte. Doch außerhalb davon sind sie schon lange eng befreundet. Jack ist der Vorzeigeschüler, Spitzensportler und ein absoluter Mädchenschwarm, doch plötzlich driftet er immer weiter ab. Er verliert den Halt und August versucht seinem Freund irgendwie zu helfen. Um zu verhindern, dass bekannt wird, wie es um Jack steht, lässt August sich auf ein Spiel ein und keiner der beiden weiß worauf sie sich wirklich einlassen.

Völlig überraschend habe ich Anfang August ein schwarzes Päckchen aus dem dtv Verlag im Briefkasten gehabt. Ich wusste nicht, was sich darin befand und war umso begeisterter, als ich „Wicker King“ in den Händen hielt. Das Cover hat mich direkt für sich eingenommen und der Klappentext klang vielversprechend. Als ich das Buch aufgeschlagen habe sprang mir direkt die Widmung ins Auge und damit war ich völlig gefesselt. Herzlichen Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar. Ich bin wirklich froh, dass ich dieses Buch vorab lesen durfte!

„Dieses Buch ist denen gewidmet,
auf deren Schultern zu viel lastet,
die aber versuchen, dies alles zu tragen.

Ich sehe euch und bin stolz, dass ihr es versucht.“

(Widmung der Autorin)

Jack und August sind 17 Jahre alt, kennen sich aber schon sehr viel länger. Die beiden sind seit ihrer jüngsten Kindheit befreundet. In der Schule jedoch hängen sie nicht zusammen ab. Sie haben unterschiedliche Freundeskreise und es macht ihnen nichts weiter aus, dass sie sich nur nach der Schule treffen.
Beide haben eher zerrüttete Familienverhältnisse. Augusts Vater ist weg und seine Mutter steckt in einer depressiven Abwärtsspirale. Jack ist fast immer allein, denn seine Eltern sind beruflich nur unterwegs und kaum zu Hause. Die beiden bedeuten füreinander Familie und deshalb ist es für August wahrscheinlich so schwer von Jack zu lassen. Egal welch verqueren Ideen er auch hat, August hält zu ihm. Die Freundschaft ist durch und durch ungesund, denn August fühlt sich, als würde er in Jacks Schuld stehen. Bei einem Erlebnis als Kinder rettet Jack ihm das Leben und diese „Schuld“ möchte August begleichen.

Gleichzeitig geht das alles jedoch noch viel weiter. Jack vermittelt August, dass er ihm gehört, dass er sozusagen Jacks „Geschöpf“ ist. Und August kann nicht anders: er fühlt sich verpflichtet und gleichzeitig von Jack angezogen. Er möchte mit Jack zusammen sein, er möchte mit ihm Zeit verbringen. Am liebsten natürlich mit dem Jack, der lustig, entspannt und beharrlich ist. Doch da gibt es noch eine andere Seite von seinem besten Freund und vor dieser kann August nicht fliehen, egal wie sehr er es auch versucht.
Der wütende Jack scheint auch einzig für August reserviert zu sein: er stößt ihn in jede Richtung, die er sich nur vorstellen kann, er fordert so vieles und erschreckt August mit seiner Art und Weise zutiefst. Dem Jungen ist klar, dass ihre Freundschaft keineswegs gesund ist, dennoch kann er Jack nicht einfach sich selbst überlassen.

Diese Co-Abhängigkeit tritt unfassbar deutlich hervor und je mehr das Buch fortschreitet, desto schlimmer wird es. Die beiden können es nicht ohneeinander aushalten. Niemand kümmert sich um sie und deshalb kümmern sie sich umeinander. Doch auf welche Art und Weise, ist absolut ungesund und schrecklich. Doch sie sind erst Teenager und wissen überhaupt nicht, was sie sonst tun sollen und deshalb treiben sie sich gegenseitig an den Rand des Wahnsinns.

Die Aufmachung des Buches unterstützt diese Abwärtsspirale noch auf grandiose Weise. Während die ersten Seiten normal gestaltet sind, desto düsterer und dunkler werden sie. Je mehr sich Jacks Zustand verschlechtert. Je stärker die Freundschaft beansprucht wird, desto dunkler werden die Seiten und desto düsterer wird auch die Situation von Jack und August. Sie klammern sich aneinander, stoßen sich gegenseitig fort und können sich gegenseitig nicht entfliehen. Und als die Situation von Jack immer schlimmer wird, versucht August seinem besten Freund zu helfen, doch er trifft nur auf Unverständnis und Wut: der dunkle, böse Jack tritt hervor wie lange nicht mehr.

Dieses Buch hat nicht nur physische Gewalt zum Thema, sondern vor allem extreme emotionale Gewalt. August und Jack führen eine zutiefst toxische Beziehung, indem sie versuchen einander zu helfen, zerstören sie sich gegenseitig. Sie treiben sich zum Abgrund, ohne es zu bemerken. Und das, ohne dass irgendjemand der erwachsenen Menschen, mit denen sie in Berührung kommen, auch nur bemerken, was in ihnen vor geht. Niemand sieht, wie es um die beiden steht und niemand fühlt sich dazu berufen einmal näher hinzuschauen. Nur wenige der Jugendlichen um die beiden herum scheinen zu bemerken, dass es ihnen sehr schlecht geht, doch all ihre Versuche irgendwie zu den beiden durchzudringen scheitern. Doch es ist auch nicht an ihnen jemandem wie Jack und August zu helfen. Es hätten so viele andere Menschen tun müssen, doch niemand hat näher hingeschaut. Augusts Mutter steckt selbst in tiefen Depressionen und Jacks Eltern scheren sich nicht weiter um ihren Teenager-Sohn. Sie lassen ihn Tage- und Wochenlang allein und es spielt absolut keine Rolle was Jack in dieser Zeit tut. Sie wissen nicht wie es ihm geht und seine charakterlichen Veränderungen fallen ihnen überhaupt nicht auf. Es ist traurig so etwas zu lesen, vor allem wenn man weiß, wie es um Jack steht.

Ich finde dieses Buch so unglaublich wichtig, denn es zeigt uns, dass wir nicht mit geschlossenen Augen durchs Leben laufen dürfen. Wenn wir das Gefühl haben, dass irgendetwas nicht stimmt, dann sollten wir den Gedanken nicht zur Seite schieben, sondern handeln. Lieber liege ich falsch, als dass ich etwas Wichtiges ignoriert habe. Ich möchte nicht daran Schuld sein, dass sich jemand in einer solch toxischen Beziehung verliert. Ich möchte nicht, dass ich bei einer solchen Co-Abhängigkeit zusehen muss. Ich möchte sehen, was gesehen werden muss und dann helfen. Jack und August sind auf sich gestellt. Niemand kann ihnen wirklich helfen und das sollte nicht so sein. Das darf nicht so sein. Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass es solche Beziehungen gibt. Dass Menschen sich in so etwas verlieren und sich gegenseitig zerstören. Die Botschaft dieses Buches ist so unglaublich wichtig und ich finde jeder sollte es sich einmal genauer anschauen.

FAZIT

Dieses Buch hat mich komplett begeistert. Es spricht so unfassbar wichtige Themen an, es zeigt auf, was aus solch toxischen Beziehungen werden kann und dass man die Augen nicht verschließen darf. Man muss hinsehen und etwas tun und nicht wegschauen und erwarten, dass jemand anderes die Initiative ergreift. Das Buch zeigt auf erschreckend realistische Weise wohin sich Jugendliche treiben können, wenn sie sich vollkommen verloren fühlen und nur noch einander und ihre Beziehung zueinander haben. Es ist erschreckend und gleichzeitig habe ich dieses Buch so unglaublich geliebt. Es hat mich schockiert und deshalb begeistert. Kayla Ancrum ist ein so wichtiges Buch gelungen, das ich wirklich jedem nur ans Herz legen kann.

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Große Liebe!

Keine Ahnung, ob das Liebe ist
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Rezensionsexemplar

INHALT

„Keine Ahnung, ob das Liebe ist“ ist der neue Gedichtband von Poetry Autorin Julia Engelmann. Ihr viertes Werk erzählt von Liebe und dem Leben. Sie erzählt von der Sehnsucht, ...

Rezensionsexemplar

INHALT

„Keine Ahnung, ob das Liebe ist“ ist der neue Gedichtband von Poetry Autorin Julia Engelmann. Ihr viertes Werk erzählt von Liebe und dem Leben. Sie erzählt von der Sehnsucht, dem Vermissen, der Suche nach dem eigenen Platz in der Welt und der Geborgenheit, die Mutter und Vater einem geben können. Man kann wieder auf neue Weise erfahren, was es heißt, füreinander da zu sein.


Julia Engelmann erfreut sich hier in Deutschland mit ihren Poetry Texten und mittlerweile auch Liedern an einem wunderbaren Erfolg. Ich habe immer wieder die Augen offen gehalten, um ihre neueste Veröffentlichung nicht zu verpassen und bin dem Hörverlag und dem Bloggerportal von Randomhouse unglaublich dankbar, dass sie mir das Hörbuch von Engelmanns neuestem Werk zugeschickt haben, als es endlich erschienen war. Ich konnte es kaum erwarten neue Texte aufs Ohr zu bekommen.

Wieder hat mich die Autorin komplett in ihren Bann gerissen und mich berührt. Ich liebe es ihre Texte von ihr selbst vorgetragen zu bekommen, weil sie mir dann noch mehr ans Herz gehen, als wahrscheinlich ohnehin schon. Dieses Mal sind es zwei CDs mit jeweils ca. 50 Minuten Laufzeit und ich habe jede Minute davon wirklich genossen. Ich konnte nichts anderes mehr tun, als auf ihre Stimme zu lauschen und mir Gedanken zu ihren Worten zu machen. Julia hat mich auf eine Reise mitgenommen. Ich war mit ihr auf der Suche nach der wahren Liebe, ich habe mich bei meinen Eltern bedankt, ich habe unglaubliche Sehnsucht verspürt und eine Trennung verarbeitet. Ich habe mit ihr meinen Platz in der Welt gesucht und ich habe mich in einem ihrer Gedichte so sehr wiedergefunden, dass ich eine Gänsehaut bekommen habe.

„Denn irgendwas an dir macht mir Hoffnung, ich hab das nicht so oft und hätte gern mehr mit dir gesprochen, du geisterst mir im Kopf rum, ich war jetzt über Wochen sehr verschlossen, doch irgendwie ist alles wieder offen.“

Es ist, als hätte sie mir aus der Seele gesprochen. Als hätte sie all die Worte, die ich nicht gefunden habe, aus meinem Herzen geschnappt und aufs Papier gebracht. So viele Gedanken, die mir ebenfalls durch den Kopf geschossen sind, hat Julia Engelmann in „Keine Ahnung, ob das Liebe ist“ ausgesprochen. Sie hat das formulieren können, was mir schier unmöglich war. Sie hat die richtigen Worte gefunden für so viele Situationen, die ich ähnlich empfunden habe und es war eine wahre Achterbahn der Gefühle, das alles durch sie und ihre Texte noch einmal erleben zu können. Ich habe teilweise Tränen in den Augen gehabt, weil so vieles einfach so wahr ist. Mein wirklich allerliebstes Gedicht ist „Am liebsten von dir“ und ich kann es euch nur empfehlen, mal hier rein zu hören. Das ist es und ich kann euch nicht sagen, wie sehr es mich berührt hat.

„Sag mir, wann fang ich an, mich genauso zu lieben, wie ich bin?“

Ihr Worte fühlen sich wie Balsam für meine Seele an. Ich fühle mich unglaublich verstanden und gleichzeitig gut unterhalten. Sie schafft nicht nur mich zu berühren, sondern auch mich zum Lachen zu bringen. Durch ihre Worte fühlt man sich bestärkt, unterstützt und das Leben wirkt heller und klarer. Man möchte Teil davon sein und dieses Glück weiterverbreiten und auch die Sehnsucht und den Verlust und alles, was sie in ihren Texten transportiert.

FAZIT

Julia Engelmann geht mir ans Herz. Sie hat mich tief berührt und mir unglaublich aus der Seele gesprochen. Wer sich gerne einmal eine Stunde eine Auszeit nehmen möchte, um wundervolle Texte aufs Ohr zu bekommen, der sollte sich wirklich überlegen nach „Keine Ahnung, ob das Liebe ist“ zu greifen. Egal ob als Hörbuch oder als Gedichtband. Es lohnt sich, einen Blick hinein zu werfen und sich fallen zu lassen. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass sie nur wenig älter ist als ich oder, weil es einfach zufällig so zu meinem aktuellen Leben passt, was sie zu sagen hatte. Ich liebe ihre Worte, ihre Texte und die Art, wie sie ihre Texte vorträgt. Julia Engelmann ist einfach großartig und ich kann euch all ihre Gedichtbände wirklich nur ans Herz legen. Es lohnt sich.

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