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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.04.2017

Unglaublich spannend

Endgültig
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Jenny Aaron hat vor 5 Jahren bei einem Einsatz in Barcelona ihr Augenlicht verloren und lebt seitdem mit der Schuld, ihren Freund und Partner im Stich gelassen zu haben, von dem sie dachte, er sei am Ort ...

Jenny Aaron hat vor 5 Jahren bei einem Einsatz in Barcelona ihr Augenlicht verloren und lebt seitdem mit der Schuld, ihren Freund und Partner im Stich gelassen zu haben, von dem sie dachte, er sei am Ort des Überfalls gestorben. Die beiden waren gemeinsam Mitglied einer streng geheimen Eliteeinheit der Polizei, die immer zu gefährlichen Einsätzen gerufen wird. Mittlerweile ist Aaron Fallanalytikerin beim BKA und trifft zum ersten Mal wieder auf Niko, weil sie wegen eines Falles hinzugezogen wird, der in ihre Vergangenheit reicht.
Andreas Pflüger hat mich mit seiner Geschichte und seinem Schreibstil von der ersten Seite an überzeugt. Die Geschichte wird aus Sicht der erblindeten Jenny erzählt, die hart mit sich ins Gericht geht und Erstaunliches trotz ihrer Blindheit – oder manchmal gerade deswegen – leistet. Ein Plädoyer dafür, Blinde nicht zu unterschätzen. Jenny Aaron trifft nun auf die ehemaligen Kollegen und gerade die Beziehung zu Pavlik und seiner Frau Sandra wird sehr gut näher gebracht. Pflüger gelingt es, die Schwächen und Stärken seiner Protagonisten, die Zweifel und manchmal auch (kleinen) Eitelkeiten gut darzustellen. Daneben gibt es eine rasante Geschichte, die verzwickter ist als sie zu sein scheint. Die Auflösung ist logisch und nachvollziehbar, trotz Überraschungen wirkt sie aber nicht an den Haaren herbei gezogen. Ich hoffe, bald mehr von Pflüger zu lesen.

Veröffentlicht am 21.04.2017

Capelli und Zhou

Sterbegeld
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Dies ist schon der dritte Fall der Frankfurter Ermittlerinnen Em(ilia) Capelli und Mai Zhou. Und ja, endlich duzen sich die beiden - wurde aber auch Zeit. Dieses Mal betrifft der eine Fall die beiden ...


Dies ist schon der dritte Fall der Frankfurter Ermittlerinnen Em(ilia) Capelli und Mai Zhou. Und ja, endlich duzen sich die beiden - wurde aber auch Zeit. Dieses Mal betrifft der eine Fall die beiden ganz persönlich. Ein Kollege ist umgekommen und der Täter kann nur ein Kollege gewesen sein, also werden die beiden hinzugezogen, um gegen die Kollegen zu ermitteln. Keine einfache Sache, denn sie kennen die Kollegen gut, vor allem Em, die sich die Sache sehr zu Herzen nimmt und die Kollegen auch schon länger kennt. Im zweiten Fall geht es darum, dass eine komplette Familie, Vater, Mutter und zwei kleine Kinder ermordet wurde. Der Tatverdächtige sitzt im Gefängnis, aber sein Verteidiger ist sich sicher, dass da was nicht stimmt mit den Ermittlungen und sein Mandat unschuldig ist. Also gehen die beiden Frau dem nach und finden so einiges, was den Fall im neuen Licht zeigt.

Dieses Buch gefällt mir von den drei bisher erschienenen Bänden am besten. Mag es daran liegen, dass man die Personen immer besser kennt und mehr aus dem (Privat-)Leben, oder aber auch daran, dass dieser Fall so interessant ist. Judith Winter hat es auf jeden Fall geschafft, mich zu packen und der Aufbau der Geschichte wie auch die Lösung haben mich sehr überzeugt. Ich bin sehr gespannt darauf, wie es weitergehen wird.

Veröffentlicht am 21.04.2017

Historischer Abenteuerroman

Der Kaffeedieb
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Ich habe einige der Luxemburg-Krimis und auch „Drohnenland“ von Tom Hillenbrand gelesen und so habe ich mich schon sehr auf diesen historischen Roman gefreut, weil ich den Schreibstil des Autoren mag und ...

Ich habe einige der Luxemburg-Krimis und auch „Drohnenland“ von Tom Hillenbrand gelesen und so habe ich mich schon sehr auf diesen historischen Roman gefreut, weil ich den Schreibstil des Autoren mag und ich bin nicht enttäuscht worden.

Ende des 17. Jahrhunderts, Obediah Chalon sitzt in einem Londoner Kaffeehaus und ist sicher, bald das Geschäft seines Lebens abzuschließen. Chalon ist ein begnadeter Fälscher, Naturphilosoph, Kaffeetrinker und liebenswerter Filou – und was sonst noch alles in ihm steckt, offenbart sich erst nach und nach. Natürlich führt das Geschäft nicht zu dem gewünschten Erfolg. Zeitsprung. Obediah Chalon befindet sich im Gefängnis, wird allerdings bald von VOC damit beauftragt, in Mocha Kaffeepflanzen zu stehlen, um das Monopol auf Kaffee zu beenden. Dafür heuert er eine Mannschaft mit ganz unterschiedlichen Fähigkeiten an und die Reise beginnt…

Hillenbrand ist ein gewitzter, intelligenter, sympathischer, manchmal erschreckend naiver Protagonist gelungen, der mit vielen bekannten Leuten korrespondiert und durch diesen Kniff streut der Autor immer wieder historische, technische, naturphilosophische und weitere Erkenntnisse ein. Exkurse und Erkenntnisse zur Codierung und Dechiffrierung ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte neben einer kleinen Kaffeegeschichte.

Wer sich ein wenig in der Geschichte auskennt, ist sicherlich im Vorteil; auch Fremdsprachenkenntnisse helfen. Mir hat dieser Stil sehr gut gefallen. Die Geschichte bleibt immer spannend und interessant, da sie gerne unerwartete Wendungen nimmt. Eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 21.04.2017

Zauberer

Der Trick
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Mosche Goldenhirsch kommt kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges in Prag zur Welt, sein Vater ist ein Rabbi (oder ein Schlosser?), wenige Jahre später stirbt seine geliebte Mutter und die beiden kommen ...

Mosche Goldenhirsch kommt kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges in Prag zur Welt, sein Vater ist ein Rabbi (oder ein Schlosser?), wenige Jahre später stirbt seine geliebte Mutter und die beiden kommen eher schlecht miteinander aus. Als Mosche 15 Jahre alt ist, besucht er eine Vorstellung der Zauber-Zirkus und ist fasziniert von dieser fremden Welt und vor allem von der persischen Prinzessin. Er reißt von Zuhause aus und macht sich auf die Suche nach dem Zirkus und wird bald ein Mitglied dieses Zirkus.
Der zweite Erzählstrang spielt in der Gegenwart. Der 10jährige Max hat es befürchtet, seine Eltern wollen sich scheiden lassen - und er ist Schuld daran! Das muss er rückgängig machen und durch Zufall findet er eine alte Schallplatte seines Vaters vom Großen Zabbatini, einem Zauberer, der einen Liebeszauber verspricht - leider hat die Platte an der entscheidenden Stelle einen Kratzer. So macht Max sich auf die Suche nach Zabbatini alias Mosche Goldenhirsch, um die Ehe seiner Eltern zu retten. Doch der Zauberer hat ganz andere Probleme - obwohl, vielleicht ist der kleine Junge ja doch auszunutzen?

Emanuel Bergmann hat mich mit seinem Buch verzaubert und eintauchen lassen in seine Geschichte. Die kapitelweisen Wechsel der Zeit und Perspektive enthüllen nach und nach mehr vom Leben des Zabbatini, der viele Probleme zu meistern hat, vor allem in der Zeit des Nationalsozialismus, dem aber auch viel Schönes wiederfährt. Das Bild des alten Zabbatini ist ein ganz anderes, nun ist er alt, desillusioniert, unsympathisch und lüstern. Max hingegen voller Hingabe und Überzeugung, dass dieser Mann die Ehe seiner Eltern wieder retten wird.
Das Ende ist eine große Überraschung, allerdings keine kitschige Heile-Welt-Version.

Veröffentlicht am 20.04.2017

Tolle Detektivgeschichte

Durch Nacht und Wind (Goethe und Schiller ermitteln)
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Detektivgeschichten in der Manier von Sherlock Holmes und John Watson sind im Moment sehr in Mode, doch Stefan Lehnberg ist mit seinen Protagonisten Goethe und Schiller etwas Besonderes gelungen.
Schiller ...

Detektivgeschichten in der Manier von Sherlock Holmes und John Watson sind im Moment sehr in Mode, doch Stefan Lehnberg ist mit seinen Protagonisten Goethe und Schiller etwas Besonderes gelungen.
Schiller ist der Erzähler, wie Watson, und demnach ist Goethe der Sherlock Holmes.
Es beginnt mit einem verfluchten Ring und bald geschehen seltsame Morde, die Rätsel aufgeben. Einige Irrungen und Wirrungen sind bis zur Auflösung vonnöten. Eine spektakuläre Ballonfahrt gehörte für mich zu den Höhepunkten.
Stefan Lehnberg hat sich in Orthographie und Ausdruck der Zeit angepasst, in der die Geschichte angeblich verfasst wurde und so wirkt sie authentischer.
Einiges, jedoch längst nicht alles, war vorhersehbar, doch das nahm mir auf keinen Fall das Lesevergnügen.