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Veröffentlicht am 15.09.2021

Zwischen Verpflichtung und Leben

Mitgift
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Der Bauernhof der Familie Leeb ist seit Generationen in Familienbesitz, doch nicht jedes Familienoberhaupt findet darin Erfüllung. Vor allen für den jüngsten Nachfahren, Wilhelm (Willem), ist er eine Last. ...

Der Bauernhof der Familie Leeb ist seit Generationen in Familienbesitz, doch nicht jedes Familienoberhaupt findet darin Erfüllung. Vor allen für den jüngsten Nachfahren, Wilhelm (Willem), ist er eine Last. Dennoch führt er ihn (gezwungenermassen als der "Mann im Haus") durch die Kriegsjahre bzw. die Zeit in dem sein Vater noch in Gefangenschaft ist. Dessen Rückkehr bringt jedoch nicht die von Wilhelm gewünschte und ersehnte Anerkennung. Stattdessen sind seine Geschwister, Mutter und vor allem er Vaters Adresse für seine Wutausbrüche. Es scheint für Wilhelm nur einen Ausweg zu geben...
Ehrlich gesagt hat mich der (doch sehr weit zurückreichende) Sprung zwischen den Generationen anfänglich etwas irritiert. Aber rasch wird deutlich, das diese Schilderungen sehr wichtig sind um die Gründe (und Zwänge) für das Handeln der Leeb-Männer zu verstehen. Zu oft muss(te) der eigene Lebensplan zugunsten die Pflicht für den Hof und die Familie gebrochen werden, was zu latenter Unzufriedenheit führt die ihr Ventil sucht.
Verknüpft mit Schilderungen zum politischen wie auch alltäglichem Geschehen, zeichnet der Autor ein erschreckend authentisches Bild, was umso mehr berührt, da Aspekte aus der eigenen Familie als Inspiration dienten.
Ein lesenswertes Buch, was einen die eigenen Ansichten überdenken lässt!

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Veröffentlicht am 26.08.2021

Berührender und vielschichtiger Roman über Liebe und Heimatverlust

Das Bernsteinmädchen
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1938. Als die junge Elena den deutschen Matrosen Karl kennenlernt, verlässt sie ihre Heimat Argentinien und folgt ihm in das ihr unbekannte Deutschland. Auf dem Hof seiner Eltern muss sie mitanpacken, ...

1938. Als die junge Elena den deutschen Matrosen Karl kennenlernt, verlässt sie ihre Heimat Argentinien und folgt ihm in das ihr unbekannte Deutschland. Auf dem Hof seiner Eltern muss sie mitanpacken, streng beäugt von der ihr ungesonnenen Schwester Karls. Der zweite Weltkrieg wirft sein Schatten: Karl muss in den Krieg - und fällt. Elena versinkt in Schwermut, aus der sie nicht einmal der gemeinsame Sohn Robert retten kann; sie vermisst die Wärme und Leichtigkeit Argentiniens und den Atlantik, gegenüber dem die Ostsee kein Trost ist.
Über 70 Jahre hinterlässt Roberts Mutter nach ihrem Tod Robert den Auftrag, in die Heimat seines Vaters zu reisen. Noch ahnt er nicht, was diese Reise für ihn alles ändert.
Geschickt sind in diesem Roman die Themen Liebe, Heimat, Familie und Krieg miteinander verwoben. Das Erleben und Fühlen der Protagonisten steht dabei im Vordergrund, während das Weltgeschehen eher eine Art Rahmen für die Handlung bildet. Die einzelnen geschilderten Schicksale, sowohl das Scheitern am Leben, als auch der Mut unbekannte Wege zu gehen, haben mich sehr berührt.
Klare Lese/Hörempfehlung!

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Veröffentlicht am 21.08.2021

Fesselnd und authentisch aufbereitete Zeitgeschichte

Meines Vaters Heimat
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Nachdem Torkel S.Wächter auf dem Dachboden auf alten Unterlagen seines verstorbenen Vaters stiess, versucht er dessen ihm bisher unbekanntes Leben anhand der Briefe und Tagebuchaufzeichnungen, verbunden ...

Nachdem Torkel S.Wächter auf dem Dachboden auf alten Unterlagen seines verstorbenen Vaters stiess, versucht er dessen ihm bisher unbekanntes Leben anhand der Briefe und Tagebuchaufzeichnungen, verbunden mit der Befragung von Zeitzeugen zu erkunden. Vor ihm entwickelt sich allmählich ein erschreckendes Bild der Geschehnisse, die stellvertretend für das Schicksal Unzähliger im Dritten Reich steht.
Die lebenslange Distanz des Vaters zu seiner ursprünglichen Heimat wird in dem etwas in der Formulierung ungewohnt anmutendem Titel meiner Meinung nach treffend auf den Punkt gebracht. Die gängigere Version "Die Heimat meines Vaters" suggeriert mir ein positives Heimatgefühl. Durch den ausgewählten Titel wird dies jedoch umgekehrt - die (Herkunfts)Heimat durch das Geschehen verschwiegen, bleibt allerdings als nicht zu verleugnende Tatsache bestehend.
Das Schweigen des Vaters darüber wirkt sich auch auf den Autor aus, der dadurch mit seiner eigenen Rolle und Identität (bereits das ganze Leben) verunsichert wird: ist er nun Schwede, Deutscher oder Jude - oder alles - oder von jedem etwas? Die Recherche führt somit letztendlich auch zu einer Selbstfindung.
Erschreckend klar und direkt in der Schilderung hat mich dieses (Hör)Buch sehr stark beeindruckt und gefesselt. Noch lange nach dem Ende klangen diese schrecklichen Erlebnisse in mir nach.
Klare Lese/Hörempfehlung!!!

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Veröffentlicht am 21.08.2021

Die schwierige Entscheidung zwischen Recht und Unrecht

Ein neuer Morgen für Samuel
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Eine glückliche kleine Familie in den 50er Jahren in Amerika - Vater, Mutter, Sohn - mit einer großen Dankbarkeit an dieses Leben. Und doch scheint es für die Familie Beauchamp ein Glück auf Zeit zu sein. ...

Eine glückliche kleine Familie in den 50er Jahren in Amerika - Vater, Mutter, Sohn - mit einer großen Dankbarkeit an dieses Leben. Und doch scheint es für die Familie Beauchamp ein Glück auf Zeit zu sein. Rasch wird jedoch klar, das sich hinter dieser idyllischen Fassade schlimme Geheimnisse verbergen, die man verständlicherweise vergessen möchte. Doch die Vergangenheit holt sie ein und gibt Einblick in die grausame Zeit des Krieges und eine schwerwiegende Entscheidung.
Auf zwei verschiedenen Zeitebenen - während des und nach dem Krieg - zeitlich vor und zurückgerichtet erfährt der Leser allmählich die ganze Geschichte.
Die Story ist sehr vielschichtig - das Schicksal der jüdischen Eltern David und Sarah, Sarahs Verzweiflung Jean-Luc ihr Baby zu übergeben, Jean-Luc's und Charlottes Mut Samuel unter Einsatz ihres eigenen Lebens zu retten und in Sicherheit zu bringen, aber auch das Glück auf Zeit in Amerika und Sarahs Bestreben ihr Kind nach dem Krieg wiederzufinden. Recht abstrus mutet die (nur) aufgrund juristischen Entscheidungen getroffene "Herausgabe" Samuels an seine leiblichen Eltern sowie die Verurteilung Jean-Luc's an, was sich irgendwie ungerecht anfühlt. Durch die intensiven Schilderungen kann ich mich mit beiden Seiten identifizieren und auch ihre Beweggründe verstehen. Es berührt mich sehr das am Ende jedoch Sam der (am meisten) Leidtragende ist und an der ganzen verfahrenen Situation keinerlei Anteil hat. Er büßt als Unschuldiger letztendlich für das Handeln seiner leiblichen und angenommenen Eltern. Meiner Meinung nach wird dieser Konflikt jedoch durch die bestmögliche Entscheidung gelöst, der dieses Geschichte gelungen abschließt. Insgesamt ein sehr beeindruckendes, aufwühlendes und stimmiges Buch. Klare Leseempfehlung!!!

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Veröffentlicht am 11.08.2021

Schicksalsjahre

So weit die Störche ziehen (Die Gutsherrin-Saga 1)
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Die junge Dora Twardy wächst unbekümmert auf dem Gutshof der Familie im ostpreußischen Liebenwalde auf. Ihr Interesse gilt den Pferden, schönen Kleidern und Bällen, auf denen sie tanzen gehen und ihren ...

Die junge Dora Twardy wächst unbekümmert auf dem Gutshof der Familie im ostpreußischen Liebenwalde auf. Ihr Interesse gilt den Pferden, schönen Kleidern und Bällen, auf denen sie tanzen gehen und ihren zukünftigen Mann kennenlernen will. Diesen scheint sie in Wilhelm gefunden zu haben...
Doch die Politik und der Zweite Weltkrieg bereiten diesem behüteten und verträumten Leben ein jähes Ende. Es folgt ein langer und beschwerlicher Weg durch die Kriegsjahre und Deutschland, bis sie wieder ohne Sorgen leben werden wird.
Stellvertretend für unzählige Schicksale verknüpft Theresia Grwa sehr bildlich und nachvollziehbar das Leid derer von Twardy bis sie ihren Platz nach der Neuordnung Deutschlands gefunden haben. Der Leser verfolgt die Entwicklung der verwöhnten und unbedarften Dora (wo ich teilweise, natürlich mit dem jetzigen Wissensstand, ob der Naivität gedanklich mehrmals den Kopf schütteln musste) zu einer zielstrebigen und starken Frau, die teilweise innerhalb weniger Minuten für sich, ihre Familie als auch der Familien des Gutshofes für das Richtige entscheiden muss und die sich dabei sehr wohl immer mehr dieser Verantwortung bewusst ist. Doch so positiv diese Entwicklung letztendlich ist, darf nie vergessen werden, welche schrecklichen Umstände dafür verantwortlich waren.
Die Sprecherin Verena Wolfien geht in ihrer Rolle derart auf, das es mir in manchen Szenen eiskalt den Rücken herunterlief, so authentisch war das Ganze.
Von mir gibt es deshalb für dieses Hörbuch eine klare Hörempfehlung!

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