Dorfchronik
Das Dorf und der TodManchmal nimmt sich die Vergangenheit mit großen Schritten in der Gegenwart das, was man als Schicksal bezeichnet. In einem oberbayerischen Dorf wird eine ganze Familie ausgelöscht, der Täter selbst nimmt ...
Manchmal nimmt sich die Vergangenheit mit großen Schritten in der Gegenwart das, was man als Schicksal bezeichnet. In einem oberbayerischen Dorf wird eine ganze Familie ausgelöscht, der Täter selbst nimmt das Leben und keiner hat es kommen sehen. Dabei ist die Ursache für die Tat schon in den frühen 20er Jahren des letzten Jahrhundert zu finden und die Spirale des Hasses dreht sich immer weiter...
Als True-Crime-Roman mit erschütternden Fakten, menschlichen Abgründen und einer packenden Story angekündigt, haben mich die Pressestimmen unglaublich neugierig auf dieses Buch gemacht. Ich wollte unbedingt erfahren, was einen Mehrfachmörder antreibt, eine ganze Familie auszulöschen und warum sich bis heute die Dorfbewohner in den Mantel des Schweigens hüllen.
Aber so ganz springt der Funke leider nicht über und ich lese die Erzählung zwar gespannt und in der Hoffnung, dass sich nach dem Umblättern der nächsten Seiten die Spannung in die Höhe schraubt, doch es tut sich in dieser Beziehung leider nicht viel.
Stattdessen lese ich eine Dorfchronik, die von Bigotterie, falschen Idealen und heimlichen Liebschaften und ihren Folgen erzählt und so eher Sozialdrama statt Krimi ist.
Das Leben auf dem Land ist von vielen Entbehrungen geprägt und diese Szenen sind wirklich gut dargestellt. Auch der politische Wandel in den 1930er Jahren, der deutliche Rechtsruck im Dorf und die Folgen des Krieges sind präzise beobachtet und in dem für die Autorin typisch mitreißenden Stil niedergeschrieben.
Dazwischen darf der Leser immer wieder Zeuge werden, wie der Täter, eingesperrt in seinem eigenen Gedankengefängnis, eine Art Abrechnung mit den Dörflern vorbereitet und so seine Tat - für den Leser - "ankündigt".
Die Figuren sind agil, bewegen sich sicher auf ihrem Terrain und doch halten sie den Leser auf Abstand, sodass hier keine große Nähe entsteht, um sich mit ihnen zu verbinden. Man bleibt als stiller Beobachter außen vor und folgt dem Dorfleben im Wandel der Zeit.
Ich würde das Buch eher als historischen Heimatroman mit wahrem Hintergrund bezeichnen, denn ein Nagelbeißer und somit ein echter Krimi ist es in meinen Augen leider nicht. Ich bleibe daher enttäuscht zurück und vergebe schweren Herzens 3 Sternchen.