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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Rowohlt Berlin
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 14.09.2021
  • ISBN: 9783737101400
Kira Jarmysch

DAFUQ

Olaf Kühl (Übersetzer)

Zehn Tage Auszeit könnten Anja Romanowa gerade recht sein, um ein paar Dinge in ihrem achtundzwanzigjährigen Leben mit sich zu klären. Etwa ein verwirrendes Dreiecksverhältnis oder ihren missglückten Berufsstart im russischen Außenministerium mit seinen trinkfesten Zynikern. Nur verbringt Anja diese Zeit unfreiwillig mit fünf anderen jungen Frauen: Da ist Maja, die in «Brust- und Po-Tuning» investiert, um reichen Männern zu gefallen, Natascha, die das echte Straflager kennt, oder Irka, die die Alimente für ihre Tochter nicht gezahlt hat. Sie sind zusammen im Moskauer Gefängnis, wegen Ordnungswidrigkeiten. Anja selbst verbüßt eine zehntägige Strafe, weil sie zu einer Demonstration gegen Regierungskorruption aufgerufen hat. Sechs Leben prallen aufeinander, explosiv und oft sehr komisch, in denen sich das heutige Russland spiegelt: Armut und Reichtum, Freiheitsgeist und Putin-Gläubigkeit, traditionelle Rollen und fluide Identitäten – die eine träumt von Buchweizen, die andere vermisst Bali. Und in alldem wird Anja einen Entschluss fassen.
Zart und cool, rau und zornig erzählt Kira Jarmysch davon, wie eine Frau in einer zerrissenen Gesellschaft zu sich findet, erzählt von Willkür und Repression, Freiheit und Aufbruch – mit der Kraft und Wucht einer neuen Generation, der trotz allem die Zukunft gehört.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.09.2021

Unglaubliche Vorfälle in der Frauenzelle No. 3

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So heißt Kira Jarmyschs Debütroman im Original. Es trägt nicht den provokanten Titel „DAFUQ“ der deutschen Ausgabe, und trifft meiner Meinung nach den Roman viel besser. Obwohl auch der deutsche Titel ...

So heißt Kira Jarmyschs Debütroman im Original. Es trägt nicht den provokanten Titel „DAFUQ“ der deutschen Ausgabe, und trifft meiner Meinung nach den Roman viel besser. Obwohl auch der deutsche Titel passt, mit dem die Autorin einverstanden war, denn er fängt den direkten, unverfälschten und ungeschönten Charakter des Romans sehr gut ein. Doch worum geht es in dem Roman überhaupt?

„DAFUQ“ handelt von der 28-jährigen Anja Romanowa, Absolventin des MGIMO (Moskauer Institut für Internationale Beziehungen), die zu zehn Tagen Arrest verurteilt wird, weil sie an einer nicht genehmigten Demonstration teilgenommen hat. Ihre Gefängnisstrafe sitzt Anja in einer Gefängniszelle mit fünf Mitinsassinnen ab: Der selbstbewussten Katja, die mit einer Frau zusammenlebt und die Männer verachtet; der alkohol- und drogenabhängigen Irka, die keine feste Anstellung hat und die Alimente für ihre Tochter nicht zahlen kann; der 25-jährigen Halbkubanerin Diana, die bereits zum dritten Mal verheiratet ist; der abgemagerten Natascha, die das Straflager kennt und niemals lächelt; und der äußerlich auffallenden Maja, die sich ihre Schönheitsoperationen und das von ihr geführte Luxusleben von reichen Männern finanzieren lässt.

Sechs verschiedene Frauen mit sechs verschiedenen Lebensmodellen prallen aufeinander. Es wird hitzig diskutiert. Meistens über die Frau als soziales Konstrukt, über ihre Rolle in der Gesellschaft und natürlich über Männer. Mal stehen sie sich gegenüber als verbitterte Konkurrentinnen, dann halten sie wieder als solidarische Gemeinschaft zusammen – vor allem, wenn es darum geht die monotone Haftstrafe zu verkürzen, die nur durch Hofgang, Mahlzeiten, 15-minütige Handyzeit, Duschen und einen eventuellen Besuch – gemäß Vorschrift, häufig aber von der Willkür der Aufseher abhängig – an Abwechslung gewinnt. Anja beteiligt sich nur selten an den geführten Diskussionen, oftmals kehrt sie in Gedanken in die Vergangenheit zurück: In ihre Kindheit und das schwierige Verhältnis zum Vater, der seine Familie verlässt und eine neue gründet; ihre Jugend, die von Rebellion, Widerspruch und Gefühlschaos geprägt ist; die Studienzeit und das ausschweifende WG-Leben, die komplizierte Dreiecksbeziehung mit der Kommilitonin Sonja und dem Kommilitonen Sascha sowie ihr Praktikum beim Außenministerium.

So monoton und prosaisch der Alltag im Moskauer Gefängnis aber auch ist, etwas scheint nicht mit rechten Dingen zuzugehen. Da sind diese seltsamen Albträume und Halluzinationen, in denen die Mitgefangenen vorkommen, die Anja immer wieder heimsuchen. Langsam nimmt ein Verdacht von Anja Besitz, der eine gleichsam mystische wie plausible Erklärung für diese Wahnvorstellungen darstellen könnte. Doch es gibt nur einen Weg herauszufinden, ob die Vermutung begründet ist…

Kira Jarmysch ist dem breiten Publikum als Alexej Nawalnys Pressesprecherin bekannt. Nun legt uns die 31-Jährige ihren ersten Roman vor. Einige biografische Eckdaten verbinden Kira Jarmysch mit ihrer Protagonistin Anja Romanowa: Auch sie hat an der MGIMO studiert und musste wegen Aufrufs zu Demonstrationen in Haft. Zurzeit befindet sie sich im Ausland und arbeitet an ihrem zweiten Roman. Für viele gilt Jarmysch als Stimme eines neuen jungen Russland. Und das zurecht, denn ihr Roman bietet einen geradezu unausschöpflichen Quell an aktuellen Themen und Diskursen. „DAFUQ“ ist Gesellschaftsanalyse und Bildungsroman in einem sowie ein vielstimmiges Generationenporträt gespickt mit subversivem Witz. „DAFUQ“ ist ein Roman, den man nicht mehr aus der Hand legen kann. Ein Stück Literatur, das schockiert, aber gleichzeitig auch bezaubert. Ein eindringliches Werk, das das vielstimmige Gesellschaftskonglomerat einfängt und das lange nachhallt.

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Veröffentlicht am 15.09.2021

Sozialkritisch, authentisch und sehr unterhaltsam

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Anja muss wegen einer Demonstration gegen Korruption für 10 Tage in ein russisches Frauengefängnis und erlebt dort Dinge, die auf jeden Fall lesenswert sind!

Optisch finde ich das Buch sehr ansprechend. ...

Anja muss wegen einer Demonstration gegen Korruption für 10 Tage in ein russisches Frauengefängnis und erlebt dort Dinge, die auf jeden Fall lesenswert sind!

Optisch finde ich das Buch sehr ansprechend. Die verschiedenen Lilatöne auf dem Cover skizzieren eine rauchende Frau, die inhaltlich gut zu der Gefängnisthematik passt. Die Gestaltung wirkt durch die verschwommene Frau etwas unnahbar und mystisch, aber trotzdem greifbar und real.

Durch die Lebensgeschichte der Autorin merkt man schnell, wie wichtig ihr das Thema ist. Man spürt den persönlichen Bezug und die Dringlichkeit, mit der der Gefängnisalltag sowie die Gründe verhaftet zu werden, in Russland diskutiert werden muss. Ich fand es sehr interessant, wie die Reaktionen auf politische Gefangene waren und mit welchen Vorurteilen man konfrontiert wurde. Das hat sich sehr realistisch angefühlt.

Der Schreibstil war klar, nüchtern und beschreibend. Ich bin nur so über die Seiten geflogen und habe absolut keinen sprachlichen Kritikpunkt.

Ich fand es außerdem sehr spannend, den Alltag im Gefängnis, parallel zu ihren Erinnerungen an das Leben in Freiheit zu stellen. Was bedeutet Freiheit überhaupt und inwiefern verändert uns das Gefühl ausgeliefert und fremdgesteuert zu sein?

Die verschiedenen Figuren haben alle ihre eigene Persönlichkeit und wirkten mit ihren eigenen Träumen, Fehlern und Vergehen sehr authentisch. Ich habe es geliebt, wie die verschiedenen Personen miteinander interagiert haben und fand es faszinieren zu erleben, was passiert, wenn man Frauen aus den verschiedensten sozialen Schichten und Hintergründen alle in dieselbe Zelle steckt. Ich konnte auch viele Parallelen zwischen dem Leben der russischen Frauen und meinem eigene ziehen.

Ich muss gestehen, dass mich die Biografie der Autorin sehr neugierig auf das Buch gemacht hat. Ihre eigenen Erfahrungen sind bestimmt auch in das Buch hineingeflossen, da sich eine solche Authentizität kaum anders erklären lässt.

Ich kann das Buch allen nahelegen, die gerne eine unterhaltsame und sozialkritische Geschichte über Gesellschaft, Freiheit, Politik und Selbstfindung lesen wollen, nicht leicht getriggert werden und bereit sind, ihren Horizont zu erweitern.

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Veröffentlicht am 15.09.2021

Gesellschaftskritik oder Gefängnis light

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In diesem Buch verarbeitet Kira Jarmysch ihre Erfahrungen mit der russischen Justiz und Exekutive. Als Pressesprecherin von Alexej Nawalny durfte sie deren Bekanntschaft schon mehrfach machen. Hier ist ...

In diesem Buch verarbeitet Kira Jarmysch ihre Erfahrungen mit der russischen Justiz und Exekutive. Als Pressesprecherin von Alexej Nawalny durfte sie deren Bekanntschaft schon mehrfach machen. Hier ist es stellvertretend die 28 jährige Protagonistin Anja, welche nach der Teilnahme an einer ungenehmigten Demonstration 10 Tage in Arrest muss. In der Zelle trifft sie einen Querschnitt der russischen Gesellschaft, wie die Alkoholikerin Irka, welche keinen Unterhalt für ihre Tochter gezahlt hat und die schöne Maja, die ohne gültigen Führerschein gefahren ist. Beide verdienen sich ihren Lebensunterhalt, in dem sie sich an Männer verkaufen. Die eine für eine Flasche Schnaps und die andere für ein Luxusleben.
Besonders interessant fand ich die Beschreibung des Alltags im Arrest. Die Langeweile, welche mit dem nervtötenden Radio, dass zusätzlich an den Nerven der Gefangenen zerrt, Anja langsam in den Wahnsinn treibt. Fixpunkte werden die Essensausgaben, wobei das Essen besser ist, als ich immer gedacht habe. Ansonsten ist Anja mit ihren Gedanken und Erinnerungen allein.
Die Gespräche mit den Insassen, aber auch den Polizisten, die einen guten Schnitt der Sorgen, Sehnsüchte und des Denkens abbilden, fand ich unglaublich interessant. Und ganz besonders schön für mein Empfinden war, dass das Buch nicht wertet. Die Missstände werden aufgezeigt, aber jeder kann sich sein eigenes Bild machen und wird nicht gedanklich in eine bestimmte Richtung gedrängt. Oh ja und der Titel passt. What the fuck - wie schnell und unverhofft, kann man in Russland in so eine Situation geraten, egal ob arm oder reich, jung oder alt. Ich finde dieses Buch absolut gelungen, habe aber gleichzeitig die Befürchtung, dass es in Russland auf den Index stehen wird.

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Brisant

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Kira Jarmysch ist die Pressesprecherin des bekannten Oppositionellen Alexej Nawalni.
Ihre eigenen Hafterlebnisse verarbeitet sie in diesem Buch über das Arresterleben von Anja, die auf einer ...

Kira Jarmysch ist die Pressesprecherin des bekannten Oppositionellen Alexej Nawalni.
Ihre eigenen Hafterlebnisse verarbeitet sie in diesem Buch über das Arresterleben von Anja, die auf einer unangemeldeten Demonstration festgenommen wurde und für 10 Tage arrestiert wird.

Die Geschichte lebt von den Beschreibungen der Zellengenossinen.
Da ist Maja, ein Escortgirl, das in das Tuning ihres Körpers investiert, Natascha, die schon im Straflager war und von dort ganz eigene Erfahrungen mitbringt. Außerdem Irka, Tabletten- und Alkohlsüchtig, prostituiert sich für Bier und Katja und Diana, die nicht ganz soviel Raum einnehmen, aber auch Erfahrungen mit Gewalt und Gefängnis haben.

Die Willkür der russischen Justiz wird überdeutlich, das beginnt bei der Inhaftierung wegen der Demonstration und zieht sich durch den kompletten Arrest. Telefonzeit, Duschmöglichkeiten, Arztbesuche, alles hängt vom Wohlwollen der Aufseher ab.

Im Laufe des Buches entwickelt Anja vor lauter Monotonie und Ausgeliefert sein immer stärkere Wahnvorstellungen.

Schreibstil und Umsetzung des Themas sind sehr gelungen, das Buch lässt sich leicht lesen, ist mitunter durchaus witzig und durch die eingestreuten Rückblenden auf Anjas Leben wird es sehr lebhaft und abwechslungsreich.

In Russland fordern konservative Aktivisten derzeit den Verbot des Buches, weil es Drogen, Homosexualität und Suizid propagiere.

Ich finde dieses Buch absolut lesens- und empfehlenswert, es zeigt die Gedanken der jungen Frauen in Russland, derjenigen, die ein neues System etablieren möchten. Und es zeigt die verstaubten und mafiösen Strukturen der patriarchalen russischen Gesellschaft.

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Total gut

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Dafuq, ein Titel mit dem ich zunächst überhaupt nichts anfangen konnte und gerade deswegen mein Interesse geweckt hat. Auch das Cover ist besonders und sehr auffällig, ein fester dicker Kartoneinband mit ...

Dafuq, ein Titel mit dem ich zunächst überhaupt nichts anfangen konnte und gerade deswegen mein Interesse geweckt hat. Auch das Cover ist besonders und sehr auffällig, ein fester dicker Kartoneinband mit einer rauhen Haptik. Die Gestaltung ist ebenfalls ausgefallen. Im Nachhinein würde ich sagen, es passt alles perfekt zum Roman.Da hat sich jemand viele Gedanken gemacht.
Nachdem ich die ersten Seiten gelesen habe, war ich auch schon wieder in Moskaus Welt angekommen. Seine Vielschichtigkeit wird hier total gut dargestellt durch die verschiedenen Frauentypen, die hier in einer engen Gefängniszelle aufeinander treffen. Natascha, Katja, Diana, Irka, Maja und Anja. Hauptsächlich geht es hier um Anja, die bei einer Demonstration verhaftet wurde und für zehn Tage inhaftiert wird. Lebhaft und bildlich gut vorstellbar werden hier die einzelnen Tage der Haft geschildert. Unterbrochen werden diese nur von den Rückblicken aus Anjas bisheriger Lebenszeit.
Es werden viele Thematiken abgehandelt die Russland, ihre Politik und das heutige Leben dort betreffen. Amüsant, fesselnd, unterhaltsam und ehrlich.
Der Schreibstil ist so angenehm lesbar, dass ich das Buch mit seinen 416 Seiten innerhalb von zwei Tagen durchgelesen hatte. Schaut man sich zusätzlich noch die Autorenseite an, weiß man sofort, warum der Roman so authentisch gelungen ist.

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