Atmosphärisch und vielschichtig
Das Cover spricht mich schon und passt zum Inhalt, denn es vermittelt Gemütlichkeit und Naturliebe.
Ich war generell schon sehr auf das Buch gehypt, weil mich Kathinka Engel bereits mit ihren Büchern ...
Das Cover spricht mich schon und passt zum Inhalt, denn es vermittelt Gemütlichkeit und Naturliebe.
Ich war generell schon sehr auf das Buch gehypt, weil mich Kathinka Engel bereits mit ihren Büchern begeistern konnte, was u.a. viel mit der Atmosphäre zu tun hat, die sie grandios entstehen lässt, aber auch ihren Schreibstil insgesamt liebe ich sehr. Ich hatte selbst das Gefühl, auf Shetland zu sein, da die grüne, freie und wilde Natur so bildhaft beschrieben wird. Deshalb konnte ich Fiona verstehen, wie wohl sie sich dort eigentlich fühlt.
Man liest das gesamte Buch aus Fionas Sicht, wodurch man ganz unverfälscht ihre Gefühle und Gedanken mitbekommt. Die letzten Jahre hat sie in Bristol gelebt, wo sie ihren Abschluss gemacht hat, währenddessen sie nie nach Shetland zurückgekehrt ist. Man kann direkt spüren, wie sie während des Studiums hinter einer emotionalen Wand gelebt hat und eine Distanz zu den Mitmenschen bewahrt hat, und dann bei ihrer Rückkehr nach Shetland aufgeblüht ist, trotz aller Widrigkeiten. Ich kann sie vollkommen verstehen, warum sie sich auf ihrer Heimatinsel so wohlfühlt, denn ich habe mich beim Lesen auch ein bisschen verliebt. Es war schön, wie Fiona langsam wieder zur Ruhe kommen kann und die Ereignisse, die sie zum Weggang bewegt haben, zu verarbeiten beginnt. Hier wurde ein Thema angesprochen, das viel zu wenig in Büchern vorkommt und von der Autorin respektvoll behandelt wird. Insgesamt konnte mich Fiona mit ihrem ruhigen und familiären Wesen überzeugen und ihre Handlungen waren sehr logisch, egal ob man sie richtig oder falsch findet.
Schön fand ich, wie vielfältig Fionas Heimkehr und auch ihre vorherige Flucht behandelt wird. Neben ihrem Heimatgefühl geht es viel um ihre verschiedenen Beziehungen, vor allem zu ihren beiden Schwestern und ihrem Ex-Freund Connal. Die Schwestern waren früher wie Pech und Schwefel, nachdem ihre Mutter verstorben und ihr Vater sich in der Trauer verloren haben. Ihre gemeinsamen Szenen waren alle toll, auch wenn sie zu Beginn etwas eisig sind, da Fiona sie eben ohne Erklärung verlassen hat. Die Entwicklungen der Geschwisterdynamik waren authentisch, denn es wurde weder alles verziehen noch wurde unnötige Steine in den Weg gelegt. Ich hätte selbst gerne solche Schwestern.
Einen besonders großen Platz in der Geschichte nimmt die (frühere) Liebesgeschichte von Fiona und Connall ein. Sie waren ein glückliches Pärchen, bevor sie Hals über Kopf die Insel verlassen, und auch jetzt sind die Gefühle noch nicht verschwunden. Bei jeder Begegnung waren ihre Anziehung und die aufgestauten Gefühle spürbar. Es hat geknistert, aber da war auch immer eine Mauer zwischen ihnen, die ganz logisch war aufgrund ihrer unschönen Trennung. Ich habe mit ihnen mitgefiebert und wollte, dass sie wieder zueinander finden. Das wurde dadurch verstärkt, dass im Buch immer wieder Gedichte von Connal eingestreut sind, in denen man seine wahren Gefühle erfährt. Das Tempo, wie es sich alles nun zwischen ihm und Fiona entwickelt, fand ich sehr authentisch, selbst wenn es mal zu einem Hin und Her kommt. Einen Epilog hätte ich gefeiert, aber man wird die beiden in der Reihe sicherlich noch mehr erleben.
Alles in allem konnte mich Kathinka Engel mit diesem vielschichtigen Reihenauftakt überzeugen. Ich habe mich selbst nach Shetland geträumt, da die Umgebung und auch die Bewohner bildlich beschrieben werden, und freue mich auf die Rückkehr in den beiden Folgebände, wo dann Fionas Schwestern in den Vordergrund rücken.
FAZIT: 4,5/5⭐️
Atmosphärische Geschichte über Liebe, Familien und Zuhause