Zu viele Fragen, zu wenige Antworten
Four Houses of Oxford, Band 1: Brich die Regeln (Epische Romantasy für alle Fans des TikTok-Trends Dark Academia)Der Einstieg in die Geschichte gefiel mir noch relativ gut. Es werden schon zu Beginn viele Fragen aufgeworfen, die eine spannende Handlung versprechen.
Gefreut habe ich mich vor allem über Oxford als ...
Der Einstieg in die Geschichte gefiel mir noch relativ gut. Es werden schon zu Beginn viele Fragen aufgeworfen, die eine spannende Handlung versprechen.
Gefreut habe ich mich vor allem über Oxford als Handlungsort, für meinen Geschmack aber wurde der Ort nicht wirklich ausgeschöpft. Da immer wieder von „Dark Academia“ die Rede war, hatte ich mir noch ein wenig mehr Details und Beschreibungen gewünscht, um die Atmosphäre des Ortes mehr zu unterstreichen. Und vor allem deutlich mehr Uni-Feeling, denn Harper hat eigentlich alles gemacht, aber studiert hat sie die gesamte Zeit über gar nicht. Insgesamt wird in vielleicht fünf Sätzen etwas relevantes über die Uni erzählt und dann auch nur, dass ihr Tutor ihr Materialien vorbeigebracht hat. Ich wünschte, mein Studium wäre auch nur vor den Seminarräumen auftauchen, dann vor Beginn wieder verschwinden und durch Zauberhand die Kurse bestehen ohne einmal in die Bücher beziehungsweise Materialien zu gucken.
Der gelegentliche Perspektivwechsel zwischen Harper und Finley hat mir gut gefallen. Ich mag es sehr, wenn man als Leser einen tieferen Einblick in die Charaktere bekommt und durch die Verwendung des Perspektivwechsel konnte ich Finley ein wenig besser verstehen und etwas über seine Vergangenheit und Gedanken lernen. Ein guter Kniff, den die Autorin passend umgesetzt hat.
Leider reichte aber Finleys Perspektive nicht aus, um ihn greifbarer zu machen. Er hat so viel durchleben müssen und eigentlich müssten schon alleine deswegen Emotionen genug vorhanden sein, aber er wirkt auf mich einfach austauschbar. Wenn ich versuche, ein Bild von ihm vor meinem inneren Augen entstehen zu lassen, passiert einfach nichts. Er wirkt einfach wie ein Hohlkörper, dem nicht genug Leben eingehaucht wurde.
Harper gefiel mir ganz gut als Protagonistin, sie hat mehr Tiefe als Charakter als Finley. Dennoch gab es viele Punkte, die mich an ihr störten, weshalb ich nicht wirklich einen Zugang zu ihr gefunden habe. Ihr Selbstbewusstsein fand ich toll, aber sie wirkte gleichzeitig sehr sprunghaft. An sehr vielen Stellen dachte sie das eine, handelte dann jedoch vollkommen gegensätzlich und blieb sich ihren eigenen Prinzipien nicht treu.
Absolut nicht nachvollziehbar fand ich das Verhalten von Finley und Harper. Beide kämpfen um ihren Herzenswunsch, um Dinge, die ihnen wirklich unheimlich wichtig sind. Und beide Wünsche finde ich an der Stelle tatsächlich absolut verständlich, da es größere, sehnsüchtigere Fragen sind, auf die sie eine Antwort erhalten wollen und diese bisher von niemanden gelöst werden konnten.
Aber sie setzen all das so leichtsinnig und dumm aufs Spiel. Warum zum Teufel reißen die beiden sich nicht mal fünf Minuten zusammen, halten sich an die Regeln, spielen das Spiel der vier Farben ordentlich mit und geben sich das Versprechen, danach mit der Vergangenheit aufzuräumen und an einer gemeinsamen Zukunft zu arbeiten? Ach ja, dann würde es keinen Plot mehr geben.
Bei mir kamen einfach keine Emotionen auf, die ganze Liebesdramatik wirkte platt, vorschnell und gefühllos. Da waren bei den Freundschaften zu Lexie und Cece deutlich mehr Emotionen zu spüren, die auch bei mir als Leserin ankamen.
Die zu Beginn angesprochenen Fragen, die viel Spannung versprachen, frustrierten mich leider immer mehr. Denn weder Harper noch Finley finden auf die Fragen Antworten und als Leser sitzt man einfach auf dem Trockenen. Warum wird wer weswegen als Mitgleid der vier Farben bestimmt? Woher kommen die Kräfte? Warum unternimmt die Uni nichts dagegen? Wie viele Mitglieder haben die vier Farben? Verliert man die Kräfte, sobald man die Uni verlässt oder rennen in der Weltgeschichte lauter Menschen mit den vier Fähigkeiten rum? Wie funktioniert das Magiesystem? Wer sind Harpers Eltern? Was passierte mit Finley Freund? Wer ist X?
Die meisten dieser Fragen wurden schon zu Beginn des Buches aufgeworfen und künstlich Spannung erzeugt, da sich die Beantwortung nur in die Länge zog. Und keine Frage wurde bisher beantwortet.
Ich bin eingefleischte Fantasy Leserin und schätze Bücher sehr, die über ein ausgeklügeltes Magiesystem verfügen, das dem Leser Stück für Stück nähergebracht wird. Diese Art der „Magie“ finde ich einfach nur enttäuschend.
Ach, das ist echt schade. Ich wollte das Buch echt mögen, aber leider hat es für mich einfach nicht gereicht. Ich fand das Buch nicht gut, aber ich würde nicht ausschließen, dass ich den zweiten Band nicht doch auch lesen werde. Ich mag es einfach überhaupt nicht, mit unbeantworteten Fragen alleine gelassen zu werden.