Level 9
Frank Balenger, ein ehemaliger Ranger im Golfkrieg mit einem posttraumatischen Belastungssyndrom, hat gemeinsam mit seiner Lebensgefährtig Amanda die Schrecken des Paragon Hotels überlebt, bei weitem aber ...
Frank Balenger, ein ehemaliger Ranger im Golfkrieg mit einem posttraumatischen Belastungssyndrom, hat gemeinsam mit seiner Lebensgefährtig Amanda die Schrecken des Paragon Hotels überlebt, bei weitem aber noch nicht überwunden (hier bezieht das Buch sich auf den Vorgängerroman von David Morrell „Creepers“).
Im Zuge einer generalstabsmässig geplanten und mit Schauspielern überzeugend dargestellten Szenerie gelingt es einem psychopathischen Computerspiele-Entwickler, Amanda und vier weitere Personen zu betäuben und zu entführen. Alle Entführungsopfer haben eines gemeinsam: sie sind Überlebenskünstler und stellten dies in der Vergangenheit unter extremsten Bedingungen und Lebensgefahr unter Beweis. Und sie haben genau vierzig Stunden Zeit, das „Spiel“ zu gewinnen – ein Spiel, das für sie alle tödlich enden kann.
David Morrell versteht es, die Spannung gleich zu Beginn des Buches aufzubauen und steigert sie bis zum Ende des Buches. Das Ziel des Entführers ist einfach, jedoch arbeitet er mit sehr vielen Fährten und versteckten Hinweisen, dessen Auffinden und Verfolgen dem Leser zum reinsten Vergnügen gereichen.
Mir hat der prägnante Schreibstil des Autors gefallen - nicht zu lange und verschachtelte Sätze. Die Beschreibungen von Landschaft und Situation sind so eindrucksvoll, dass man beim Lesen die unbarmherzige Trockenheit am Tag, die grausame Kälte in der Nacht wie auch den Hunger und Durst der Flüchtenden zu spüren meint. Morrell zeichnet jede Szene mit liebevollen Details, neigt aber keineswegs dazu, sich dadurch zu verzetteln.
Durch die Vorgabe der vierzig Stunden, die den Geiseln Zeit blieb, das tödliche Spiel zu lösen, hört man als "Beinahe-Mitspieler" die Uhr ticken und ist versucht, die Protagonisten zur Eile anzutreiben. Mir hat der Schreibstil dieses Autors bereits bei seinem Vorgänger "Creepers" gefallen und ich wurde auch hier nicht enttäuscht. Morrell schafft es ein weiteres Mal, mich mit seinem Spannungsaufbau von Beginn an von seiner Geschichte zu begeistern und ich fühlte mich wie eine Mitspielerin dieses tödlichen Spiels, die sicher abgeschirmt von den turbulenten Abenteuern und tödlichen Bedrohungen auf ihrer Lesecouch sitzt.
Morrell lässt den Psychopathen seine Opfer geschickt auswählen und durch die Allmacht des Gamemasters sind sie gezwungen, sich gegenseitig ihre schlimmsten Ängste und Erlebnisse einzugestehen. Der Entführer sucht sich regelrechte Überlebenskünstler aus, die er interessant und vielschichtig zeichnet. Er jongliert auch mit Ängsten und es gelingt ihm dabei, den Druck auf die Psyche der einzelnen Personen innerhalb der festgesetzten Frist gekonnt darzustellen.
Die Protagonisten müssen sich wie schon in der Vergangenheit auch in der neuen Situation bewähren, finden wieder Extrembedingungen vor und es kommt nicht nur angesichts der vielen Bedrohungen von außen auch zu Konflikten innerhalb der kleinen Gruppe. An Bethany, die dem immensen Druck nicht standhält, wird ein Exempel statuiert und Morrell veranschaulicht dessen Auswirkungen auf die einzelnen Mitspieler. Er zeichnet sehr wohl auch Schwarz-Weiss, jedoch geht er dabei auf den Hintergrund, die Motive der Handlungen ein, die im Leser Verstehen bzw. Verständnis für die Handlung wecken. Angesichts der Relation zwischen ereignisreichem Plot und Seitenanzahl ist es Morrell jedoch nicht möglich, die Personen noch detaillierter zu zeichnen – und an diesem Punkt vermisse ich ein wenig ihre Vorgeschichten. Der Grund ihrer Auswahl, die dramatischen Vorfälle und ihr Überleben in Extremsituationen, wird zwar angeführt, aber zum Aufbau von Sympathie und dazu, sich mit den Personen noch mehr zu identifizieren, wird eine Spur zu wenig über sie erzählt.
Das vorliegende Taschenbuch hat ein Cover, das farblich an den Vorgänger „Creepers“ erinnert. Mich irritieren jedoch die durch ein Nachtsichtgerät betrachteten flüchtenden Personen zwischen Bäumen – im gesamten Handlungsverlauf kommt es zu keiner solchen Szene. Im Gegenteil – es ist einige Male von der weiten Sicht in dem Gebiet die Rede. Lediglich Frank Balenger, der zuletzt in das gefährliche Spiel einsteigt, bewegt sich kurzfristig in solcher Umgebung.
Fazit: Für mich als Thriller-Fan war "Level 9" ein aufregendes Abenteuer, in das ich tief eintauchen und das ich hautnah miterleben durfte. Erstklassiger Thrill, guter Spannungsaufbau, sorgfältig recherchierte Hintergründe und keine großen Überraschungen, aber dennoch ausgezeichnet konstruierte Szenen.