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Veröffentlicht am 17.09.2021

Familiengeheimnisse

Was ich euch nicht erzählte
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In vielen Familien gibt es Geheimnisse, was in den meisten Fällen verständlich, unumgänglich, nachvollziehbar oder zumindest entschuldbar ist. Doch sind es diese den anderen vorenthaltenen Fakten, die ...

In vielen Familien gibt es Geheimnisse, was in den meisten Fällen verständlich, unumgänglich, nachvollziehbar oder zumindest entschuldbar ist. Doch sind es diese den anderen vorenthaltenen Fakten, die zum Tod von Lydia, der ältesten Tochter der Familie Lee, geführt haben?

Eigentlich ist es eine ganz stabile Familie, die den Widrigkeiten des Umfeldes trotzt - so scheint es. Doch allmählich tun sich Abgründe auf, die zunächst jedoch keineswegs Lydia, perfekte Schülerin und brave Tochter, Lieblingskind beider Eltern, betreffen. Und es ist eine einsame Familie. Kann sie sich selbst genug sein?

Hinter der Fassade lauern unerfüllte Wünsche, Sehnsüchte und Hoffnungen, vor allem bei den Eltern. Und den beiden, James und Marilyn, steht ihre jeweilige Herkunft im Weg: James die als Kind mittelloser Emigranten aus China, der es aufgrund seines Migrationshintergrundes stets als schwierig befand, in seiner Wissenschaftlerkarriere voran zu schreiten und sich ungerecht behandelt fühlte. Und Marilyn, der als Frau einige Hindernisse im Weg standen um das zu erreichen, was ihr Ziel war.

Doch was hat das mit Lydia zu tun? Diese Verbindungen wie auch einige andere, nicht nur die Familie betreffend, öffnen sich dem Leser erst allmählich, lassen ihn an Klischees, Vorurteilen und vorgefassten Meinungen verzweifeln.

Eine ungewöhnliche und teilweise etwas sperrige Darstellung ist es, die Celeste Ng hier anbietet, ein wenig mühselig zu lesen auch wegen der nicht an allen Stellen adäquaten Übersetzung. Doch insgesamt ist es eine ausgesprochen lohnenswerte Lektüre, die mich lange nicht loslassen wird!

Veröffentlicht am 17.09.2021

Der drittattraktivste Mann aus dem Pub

Die Canterbury Schwestern
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steht am Anfang und am Ende dieser Geschichte, in der es - eigentlich - nur um Frauen geht. Vor allem um Che de Milan, die mit einer rein weiblichen Reisegruppe - alles Amerikanerinnen wie sie selbst - ...

steht am Anfang und am Ende dieser Geschichte, in der es - eigentlich - nur um Frauen geht. Vor allem um Che de Milan, die mit einer rein weiblichen Reisegruppe - alles Amerikanerinnen wie sie selbst - nach Canterbury wandert, um dort die Asche ihrer Mutter zu verstreuen: Deren letzter Wunsch, dem sie nachzukommen sucht.

Che geht es nicht gerade gut - neben dem kürzlichen Verlust ihrer Mutter hat sie auch noch eine abrupte Trennung zu verarbeiten. Kann ein Pilgergang nach Canterbury sie läutern oder gar ablenken? Zunächst scheint keins von beiden der Fall zu sein, zumal die Reiseteilnehmerinnen eher sperrig scheinen - wie die Reise selbst auch, die durch kleine Dörfer führt und unterwegs nicht gerade Luxusherbergen bietet. Doch Che hat auf der Reise diverse Erkenntnisse bspw.: " Zehn Kilometer bringen einen nicht notwendigerweise weiter als sieben. Dreißig Männer lehren dich nicht notwendigerweise mehr als einer." (S.208)

Eine Passage, die zeigt, dass man sich auf eine stellenweise holprige Übersetzung einlässt - und dass, wo Frauen wandern, immer auch Männer anwesend sind, zumindest im Kopf. Aber nicht nur - hier treffen wir sie auch - wie angekündigt - vor, nach und während der Wanderung. Welche Rolle sie spielen? Lesen Sie selbst. Es ist eine unterhaltsame, aufgrund der erwähnten Übersetzung stellenweise sperrige Lektüre, die gut in die Reisezeit passt und neben konkreten Anregungen zum Wandern in England - es gibt auch noch einen kleinen Anhang genau dazu - auch geistige Impulse bietet, wenn auch in Maßen. Wenn Sie sich also nicht zuviel erwarten, ist dies ein nettes Buch für Zwischendurch!

Veröffentlicht am 17.09.2021

In Irland haben es die Frauen nicht leicht

Lügenmauer. Irland-Krimi (Ein Emma-Vaughan-Krimi 1)
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Ein protestantischer Geistlicher ist in seinem eigenen Haus in der Nähe von Sligo ermordet aufgefunden worden. Nach und nach kommt heraus, dass er nicht nur Freunde hatte und selbst in der eigenen Familie ...

Ein protestantischer Geistlicher ist in seinem eigenen Haus in der Nähe von Sligo ermordet aufgefunden worden. Nach und nach kommt heraus, dass er nicht nur Freunde hatte und selbst in der eigenen Familie so einiges geleistet hat. Hat sein Tod etwas damit zu tun.

Neben dem Schicksal des Pfarrers gibt es ganz klar einen weiteren roten Faden in diesem Krimi, der für mich sogar an erster Stelle steht: die Rolle der Frauen in Irland.

Ja, in Irland hatten es die Frauen vor allem aufgrund der Macht der Kirchen nicht einfach - dies die hauptsächliche Botschaft dieses Krimis, der weit über das hinausgeht, was dieses Genre üblicherweise zu bieten hat und sowohl eine Reihe historischer Hintergründe als auch jede Menge Emotionales und Erschütterndes zur Lage der Frauen im Schatten der Kirchen beinhaltet. Ja, es war und ist wahrlich ein Schattendasein der tristesten Art, das den Frauen dort über Jahrhunderte auferlegt war - teilweise dauert dies noch bis zum heutigen Tag an.

Eine empfehlenswerte Lektüre also für Leser, die Krimis der besonderen Art mögen und sich gerne nebenher ein paar historische Infos "draufschaufeln". Auch wenn das Ende aus meiner Sicht ausgesprochen überraschend und für einen Krimi durchaus unkonventionell war, geht das zeitweise auf Kosten der Spannung.

Die charismatische Polizistin Emma Vaughan, die zwar irische Wurzeln hat, aber in New York aufwuchs, ist auf jeden Fall ein großer Gewinn für die internationale Krimi- und Ermittlerlandschaft. Eine ungewöhnliche Frau, die in Irland oft aneckt, sich überall durchkämpfen muss, an den richtigen Stellen aber durchaus Diplomatie walten lässt und vieles aus einer Perspektive sieht, aus der auch die meisten Leserinnen es wahrnehmen werden - also eine Identifikationsfigur. Sie hat mich persönlich auch mit dem teilweise etwas sperrigen Stil versöhnt und lässt mich auf eine baldige Fortsetzung einer möglichen neuen Krimireihe hoffen.

Veröffentlicht am 17.09.2021

Ein ganzes Jahrhunder voller Marias!

Die Frauen von La Principal
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bzw. sogar noch um einiges mehr - die Geschichte umfasst die Jahre 1893 bis 2001 - erlebt der Leser dieses Romans des katalanischen Sängers Lluis Llach. Ein Protestsänger, so könnte man ihn nennen und ...

bzw. sogar noch um einiges mehr - die Geschichte umfasst die Jahre 1893 bis 2001 - erlebt der Leser dieses Romans des katalanischen Sängers Lluis Llach. Ein Protestsänger, so könnte man ihn nennen und ihn bspw. mit dem Griechen Mikis Theodorakis auf eine Stufe stellen, wo er auch durchaus gut und passend aufgehoben wäre. Wie Theodorakis hat er sich nämlich in große Gefahr gebracht, indem er sich - noch in sehr, sehr jungen Jahren - offen gegen eine Diktatur, nämlich die von Franco gestellt hat.

Hier nun sein erster Roman, in dem anhand von drei Frauenschicksalen - Großmutter, Mutter, Enkelin - die Geschichte seiner Heimatregion Katalanien dargestellt wird. Eine Menge Herz fließt hinein, dazu aber auch Witz und Humor.

Die beiden älteren, Maria, schon als 20jährige "die Alte" genannt, und ihre Tochter, deren Geschichte 1940 eine wichtige Wendung nimmt. Die Generationen liegen weit auseinander in dieser Familie starker Frauen, die sich auf dem Familiengut, auf dem seit Jahr und Tag Wein angebaut wurde, trotz widriger Umstände zu behaupten wissen. Es geht auch um Liebe und Leidenschaft und - wie könnte es bei einem Protestsänger anders sein - auch um Politik. Es geht um Gefühle, um Vertrauen, aber auch um Verlogenheit, um Machtkämpfe und Alliancen. Nicht zuletzt jedoch blitzt an dieser und jener Stelle immer mal ein bisschen Agatha Christie - ja, auch ein Inspektor spielt eine nicht geringfügige Rolle - auf, auch wenn ich das Buch eher in die Kategorie Familienroman packen und nicht als Krimi bezeichnen würde.

Dennoch spielt die Aufdeckung eines alten Mordfalls durchaus eine Rolle und so bleibt bis zum Schluss eine gewisse unterschwellige Spannung vorherrschend. Auch wenn es dann - wie auch zu Beginn - die ein oder andere Länge gibt, ist die Lektüre dieses unterhaltsamen und klugen Romans durchaus lohnenswert.

Veröffentlicht am 17.09.2021

Wien-Krimi der ungewöhnlichen Art

Mörderische Wahrheiten (Ein Carlotta-Fiore-Krimi 2)
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Junge, hoffnungsfreudige Menschen, die in Serie ermordet werden. Ein sehr emotional angelegtes Ermittlerteam, bei dem der persönliche Ansatz im Vordergrund steht: allen voran Carlotta Fiore, offiziell ...

Junge, hoffnungsfreudige Menschen, die in Serie ermordet werden. Ein sehr emotional angelegtes Ermittlerteam, bei dem der persönliche Ansatz im Vordergrund steht: allen voran Carlotta Fiore, offiziell die Tochter der berühmten, leider bereits verstorbenen Opernsängerin Maria Fiore. Außerdem Hannes, mit dem sie einen gemeinsamen Sohn hat und der erfahrene Konrad Fürst, gerade aus langem Koma erwacht. Auch er steht in sehr besonderer Beziehung zu Carlotta.

Auf der anderen Seite Alfred Riedel als Täter, der schon viel Sünde auf sich geladen hat und dessen DNA bei den Opfern gefunden wird - auch er mit einer dichten familiären Struktur.

Die Autorin Theresa Prammer schreibt toll und mitreißend und hat ein sehr ungewöhnliches Konstrukt für ihren Krimi entwickelt. Ich bin begeistert, wenn auch (noch) ein wenig ahnungslos, denn ich kenne Band 1 (Wiener Totenlieder) nicht - noch nicht, müsste man sagen, denn das ist ein Zustand, den ich sofort zu ändern beabsichtige. Denn es ist alles andere als empfehlenswert, in den zweiten Band einzusteigen - zu viele Vorinformationen fehlen. Man kann sich zwar einiges zusammenreimen, anderes jedoch fehlt.

Für meinen Geschmack geriet die Geschichte der Opfer ein wenig in den Hintergrund. Das ist aber tatsächlich der einzige Kritikpunkt an einem sowohl sprachlich und stilistisch als auch inhaltlich insgesamt sehr runden und atmosphärischen Krimi. Sehr empfehlenswert, aber starten Sie bitte unbedingt mit Band 1!