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Veröffentlicht am 17.09.2021

Im heißen Rheinland

18 - Zahlen des Todes
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Im heißen Rheinland lässt Mia Winter den Auftakt ihrer Serie um das LKA-Team um Leana Meister, die frisch aus Südafrika importierte Ermittlerin, beginnen und es geht ordentlich zur Sache. Eine Reihe von ...

Im heißen Rheinland lässt Mia Winter den Auftakt ihrer Serie um das LKA-Team um Leana Meister, die frisch aus Südafrika importierte Ermittlerin, beginnen und es geht ordentlich zur Sache. Eine Reihe von Serienmorden – alle an Männern, die zunächst in keinem Zusammenhang zueinander zu stehen scheinen – findet in rascher Abfolge statt. Relativ schnell ist es sicher, dass es sich hier um eine weibliche Täterin handeln muss und ihre Beweggründe sind – das wird immer deutlicher – absolut tragischer Natur. Aber wer ist es, welche Verbindungen hat sie und wie ist sie zu stoppen? Spannung ist auf jeden Fall zuhauf vorhanden, Mia Winter baut ein Szenario auf, das beim Lesen zahlreiche Fragen aufwirft und – so war es zumindest bei mir – alsbald dazu führt, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen will.

Figurenbeschreibungen sind leider keine Stärke der Autorin – das hat man bereits in ihrem vorherigen Thriller „Janusmond“ gespürt, hier ist es nicht anders: obwohl alle Charaktere sehr interessant und vielschichtig klingen, erfährt man nicht allzu viel über sie - leider gelingt es der Autorin in keinem Fall - vielleicht ansatzweise bei Leana und ihrer engsten Kollegin Natalia - ein Bild des jeweiligen Protagonisten zu vermitteln.

Dass immer wieder Erotisches vorkommt – sowohl vordergründig als auch unterschwellig, wirkt auf mich eher störend, auf der anderen Seite hätten etliche Figuren – wie bereits erwähnt - kraftvoller, ja präsenter sein können. Zudem stieß ich immer wieder Passagen, die für mich nicht recht schlüssig waren, auch wenn es immer wieder Packendes gab. Insgesamt jedoch ein gut geschriebener und spannungsreicher Start in eine hoffentlich lange Thrillerreihe. Das Buch lässt mich mit ein paar Fragzeichen über dem Kopf zurück - aber auch mit einer gewissen Faszination, die mich gespannt warten lässt auf weitere Fälle für Leana, Natalia und die anderen Kollegen!

Veröffentlicht am 17.09.2021

Evie blickt zurück

The Girls
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When the moon is in the seventh houseand Jupiter aligns with Mars, then peace will guide the planets...
So wird der Beginn des Wassermannzeitalters im Musical "Hair angekündigt und Assoziationen dazu kamen ...

When the moon is in the seventh houseand Jupiter aligns with Mars, then peace will guide the planets...
So wird der Beginn des Wassermannzeitalters im Musical "Hair angekündigt und Assoziationen dazu kamen in mir bei der Lektüre dieser Leseprobe auf.

Denn es kommt mir so vor, als wäre die 14jährige Evie 1969, als sie der geheimnisvoll-lässigen, ja schlampigen Suzanne und zwei anderen Mädchen, die sie im Park beobachtet hat, bis auf die verwahrloste Ranch, auf der diese bei Russell, der eine Art Guru für sie ist, wohnen, folgt, drauf und dran, in ein neues Zeitalter - vielleicht das des Wassermannes - einzutreten.

Willkommen also im Zeitalter der Hippies, ihres Gedankengutes und ihrer - teilweise durchaus kruden - Theorien, die Wahnsinnige diverser Couleur wie bpsw. Charles Manson groß werden ließen und ihnen - teilweise - die Möglichkeit gab, sie auszuleben.

Inzwischen ist eine lange Zeit vergangen und Evie, die damals ein Teil des Ganzen war, blickt zurück - nein, nicht im Zorn, sondern mit Wehmut, aber vor allem mit einer Menge Schmerz und vielen anderen Gefühlen, die künftigen Lesern des Buches noch nicht verraten werden sollen.

Es ist der pure Wahnsinn, was damals geschehen ist, quasi direkt neben Evie! Ich war gespannt darauf, es zu erfahren, in die Atmosphäre einzutauchen, die damals herrschte, Evie bedingungslos zu folgen.

Doch es blieb alles an der Oberfläche - sowohl die junge Evie von 1969 als auch die ältere der Gegenwart vermochten nicht, mich mitzunehmen in ihre Geschichte - es blieb eine Menge Unverständnis, jede Menge Fragen, auch wenn mich die Geschichte durchgehend interessiert hat. Doch sie ging nie so weit in die Tiefe wie gehofft, dümpelte leider an der Oberfläche und verlor sich leider auch mal in Klischees - solche, die es halt so gibt über die 1960er, über Hippies, Freizügigkeiten und alles, was damit so verbunden ist.

Emma Cline kratzt an einer Welt, in die sie keinen Einlass findet - so mein Empfinden.

Dass ich das Buch dennoch ganz gern gelesen habe, lag zu einem großen Teil an der grandiosen Übersetzung von Nikolaus Stingl, der u.a. Irving in die deutsche Sprache brachte - ein ganz besonderer Genuss! Die Neugierde, die Rastlosigkeit, die in mir herrschte, die Erwartung an dieses Buch: all dies konnte leider nur in Teilen befriedigt werden!

Veröffentlicht am 17.09.2021

Zurück ins Damals

In der ersten Reihe sieht man Meer
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Von tochteralice
Zurück ins Damals, in seine frühe Jugend in den 1980ern und damit in den Familienurlaub nach Italien wird Alexander Klein - inzwischen um die 40, Werbefachmann und selbst gestandener ...

Von tochteralice
Zurück ins Damals, in seine frühe Jugend in den 1980ern und damit in den Familienurlaub nach Italien wird Alexander Klein - inzwischen um die 40, Werbefachmann und selbst gestandener Familienvater auf dem Sprung in den Sommerurlaub in den Süden - katapultiert, indem er sich auf einmal im Elternhaus wiederfindet, in seinem - so sieht er es - gänzlich unattraktiven, dicklichen Jungskörper. Mit dabei: seine Eltern, aber so, wie sie eben in den 1980ern waren und seine große Plage dieser Zeit: Alex' ältere Schwester Nicole, im Umgang mit ihm nicht gerade zimperlich.Auch Oma wird abgeholt und dann geht es zu fünft im Auto über den Brenner - der Sonne entgegen

Was wichtig ist: Alex ist zwar unfreiwillig wieder in seinen Jungskörper geschlüpft, trägt jedoch weiter sein Wissen und seinen Verstand aus dem 2. Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts mit sich herum. Was mich gewundert hat - um seine neue Familie macht er sich kein bisschen Sorgen, nein, er taucht voll ein in das Hier und Jetzt seiner Jugend, in der ihn - mit dem Wissen der Zukunft - so einiges stört. Zum Beispiel der Sichtweise seiner Eltern in bezug auf Italiener und Neger, die man damals tatsächlich noch so nannte. Jedenfalls in der Familie Klein. Und das Essen - stets wird deutsch gekocht, das Italienische wird gemieden und außerdem hat man natürlich seinen Stammplatz am Meer, der mit Muscheln markiert wird.

Witzig ist sie auf jeden Fall, die Idee der zeitlichen Rückreise, wenn auch alles andere als neu. Und so fehlen mir hier doch einige - bzw. mehr - innovative Elemente. Mir hat die Reise in die Vergangenheit in Ina Rakis "In einem Land vor meiner Zeit", wo sich eine 14 im Körper ihrer Mutter ebenfalls in den 1980ern wiederfindet, wesentlich besser gefallen, die Italienschilderungen aus deutscher Sicht hat Jan Weiler wesentlich besser drauf als seine schwäbischen Kollegen. Finde ich jedenfalls.

Dennoch hatte ich durchaus meinen Spaß an dieser nicht allzu spektakulären Lektüre, wobei vieles - wie die Essgepflogenheiten - dann doch eher in die 1970er passte. In den 1980ern waren selbst in Deutschland und seinen Küchen zumindest Tiramisu, Pizza und diverse Nudelgerichte keine unbekannten Größen mehr. Am Ende gibt es eine kleine Überraschung, aber die hat es dann auch nicht mehr gerissen. Eine sehr nette Lektüre für zwischendurch, aber mehr auch nicht. Für mich jedenfalls nicht.

Veröffentlicht am 17.09.2021

Einst vereint, dann lange getrennt

The other Girl
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Das waren Lois und Carly May, die als Kinder entführt und gerettet wurde. Das furchtbare Ende der Entführung, das für beide abzusehen war, ist nicht eingetroffen. Sie fühlten sich einander auf seltsame ...

Das waren Lois und Carly May, die als Kinder entführt und gerettet wurde. Das furchtbare Ende der Entführung, das für beide abzusehen war, ist nicht eingetroffen. Sie fühlten sich einander auf seltsame Art verbunden, dann aber auch wieder von einander abgegrenzt - auf eine gewisse Art wie Konkurrentinnen. Nach der Entführung nahm das Schicksal bei beiden einen anderen Lauf, die Eltern - von Herkunft und Art her einander völlig fremd - taten ein übriges dazu, dass die beiden sich nie mehr wiedersahen.

Jahre später ist Lois eine erfolgreiche Literaturprofessorin, Carly May Schauspielerin - unter Pseudonym, wie auch Lois unter Pseudonym einen Krimi über die damalige Entführung verfasst hat. Doch bei ihr bleibt der Erfolg aus, sie schlägt sich so durch. Bis sie auf einmal die - fiktive - Kommissarin in Lois' Verfilmung spielen soll. Eine Wiedervereinung der Mädchen, die zu Frauen geworden sind, steht an, doch ist sie überhaupt möglich?

Interessant ist die Darstellung der Entwicklung der beiden Charaktere Lois und Carly May, der Wechsel von stark zu schwach und wieder zurück, das Eindringen unterschiedlicher äußerer Einflüsse auf die beiden. Eine gut geschriebene Darstellung, der gleichwohl etwas Spannung, ja Sinnhaftigkeit führt. Wo soll diese Geschichte enden, die zum Schluss dann doch noch an Fahrt aufnimmt, mich aber unbefriedigt zurück lässt. Ebenso gut hätte ich sie nicht lesen können. Nicht gerade belanglos, aber auch nichts Besonderes. Wobei die Autorin Maggie Mitchell durchaus schreiben kann und dies hoffentlich mit weiteren Werken unter Beweis stellen wird.

Veröffentlicht am 17.09.2021

Eine Ruhrpottpflanze im brandenburgischen Exil

Spreewaldgrab (Ein-Fall-für-Klaudia-Wagner 1)
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Das ist Klaudia Wagner, die es nach einer für sie sehr frustrierenden und dramatischen Trennung ins beschauliche Lübbenauer Exil verschlagen hat. Dort, zwischen Kähnen und Spreewaldgurken erkennt sie, ...

Das ist Klaudia Wagner, die es nach einer für sie sehr frustrierenden und dramatischen Trennung ins beschauliche Lübbenauer Exil verschlagen hat. Dort, zwischen Kähnen und Spreewaldgurken erkennt sie, dass es in dieser wunderschönen Landschaft auch den ein oder anderen brutalen Mordfall gibt. Und kaputte Typen, denen sie nach ihrer Flucht aus dem Ruhrgebiet eigentlich entrinnen wollte!

Ein erfolgreicher Unternehmer Ende 50 ist brutal zu Tode gekommen, eine ihm ausgesprochen zugeneigte Dame - viel jünger und nicht seine Ehefrau - ist unauffindbar, seine - beinahe schon abgelegte Gattin ertränkt sich und ihr Leid in Alkohol, der Sohn ist ein merkwürdiger Typ.

Das ist das Szenario, das sich Klaudia Wagner offenbart, die sich zunächst mit ihrem neuen Team, das ihr nur teilweise wohl gesonnen ist, zusammenraufen muss.

Und was sollen die Episoden, die die Gefangenschaft bzw. Isolation einer verzweifelten Frau darstellen?

Ein spannender Krimi in einem stimmungsvollen Setting: das hatte ich mir von diesem Buch versprochen und mich sehr darauf gefreut. Doch ganz wurden meine Erwartungen dann doch nicht erfüllt - zu lange dauerte es aus meiner Sicht, bis die Atmosphäre und die Präsenz des Spreewaldes sich mir präsentierte - der überwiegende Teil des Buches hätte tatsächlich auch an einem anderen beliebigen Ort spielen können. Da habe ich schon andere Krimis - beispielsweise "Dunkle Fluten" von Hendrik Berg gelesen, die das Setting um einiges eindringlicher wiedergaben.

Zudem hielt sich der Eindruck des Gestückelten, unzureichend Zusammengebrachten über das ganze Buch hinweg. Mir hat sich nicht die Sinnhaftigkeit aller Wendungen und Einschübe erschlossen, manch Strang brach abrupt ab oder verlief im Nichts.

Interessante Ansätze sind es, die Autorin Christiane Dieckerhoff hier bearbeitet, doch halten sie leider nicht ganz, was sie versprechen. Na, wer weiß, vielleicht müssen sich Klaudia und ihre Autorin erst noch zusammenraufen und es wird beim nächsten Krimi anders bzw. besser. Ich zumindest werde nicht verzagen ud statt dessen noch einen Anlauf wagen!