Alles wird gut, aber halt anders.
Meine Meinung
Als ich die ersten Zeilen gelesen habe, wusste ich sofort: Diese Geschichte ist was für mich. Elin ist Mitte 50 und denkt das, was viele von uns bei bestimmten Situationen auch denken. Dies ...
Meine Meinung
Als ich die ersten Zeilen gelesen habe, wusste ich sofort: Diese Geschichte ist was für mich. Elin ist Mitte 50 und denkt das, was viele von uns bei bestimmten Situationen auch denken. Dies so ungeschminkt zu lesen schockiert stellenweise. Elin kommt ziemlich resigniert rüber. In Rückblenden erfahren wir von ihrer Ehe. Die Allgemeinärztin hat die Nase voll und zieht kurzerhand in ihre Praxis. Spricht mit ihrem Deko – Skelett, das ihr immer wieder schonungslos die Meinung sagt. Ihr habt richtig gelesen. Sie spricht mit einem Skelett, welches mit ihr von Anfang an in der Praxis ist. Nach 20 Jahren Ehe ist es halt nicht so einfach den Mann zu verlassen und ihm das Haus zu überlassen. Ihr Aksel fährt nun noch mehr Ski und sie trifft sich mit ihrer Jugendliebe Björn. Mal schauen. Vielleicht hören die Gespräche mit ihrem fleischlosen Praxisgenossen bald auf.
Elin hat mich zum Lachen gebracht, mit ihren Patientengeschichten. Ihre Gedanken sind einfach köstlich. Ich denke mal, so unrealistisch sind sie nicht. Wir alle begegnen auch mal ungepflegten Menschen. Ich könnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, die Spalten dieser Muffeltiere zu erkunden. Da mag die eine oder andere Szene für manchen Leser zu ekelig sein. Aber das ist nun mal Realität.
Besonders deutlich wird, dass auch Ärzte nur Menschen sind. Elin gibt ihren Patienten gute Ratschläge, die sie selber nicht anwendet. Sie hätte es schon auch nötig. Aber es menschelt ganz gewaltig bei der Ärztin. Sie gibt Patienten mit Eheproblemen Ratschläge. Selbst betrügt sie ihren Mann mit ihrer Jugendliebe Byörn, den sie nach vielen Jahren bei Facebook aufgegabelt hat.
Abwechselnd erzählt Elin aus der Vergangenheit und Gegenwart, wie es bei ihr so weit kommen konnte. Ihrer Facebook und Whatsup – Sucht konnte ich beim Wachsen zusehen. Dem Alkohol spricht sie auch ordentlich zu. Betrachtet sich selbst als Säuferin. Ihre Patienten gehen ihr mächtig auf die Nerven. Der erste Eindruck spricht nicht unbedingt für diese Frau. Aber mal ehrlich, irgendwann ist doch auch der beste Arzt gefrustet, wenn Patienten keine Hilfe annehmen. Eine Heilung nur dadurch verhindert wird, weil viele Patienten keine Engagement aufbringen, mit einem Arzt zusammen zu arbeiten.
Das alles mag nach einer sehr oberflächlichen Frau klingen. Elin ist aber alles andere als das. Ich würde die zweifache Mutter sogar als harmoniesüchtig bezeichnen. Nachdem ich viel aus ihrer Kindheit und Ehe erfahren habe, konnte ich Elins Handlungen verstehen. Viel zu oft hat diese Frau Ja gesagt, wenn sie nein sagen wollte. Viel zu oft hat sie ihre eigenen Bedürfnisse hinten angestellt.
Fazit
Mir gefällt der humorvolle Schreibstil. Ungefiltert schießt die Ärztin Elin ihr Gedankengut auf den Leser*in. Man kann in Deckung gehen oder weiter lesen. Ich habe mich für das weiter lesen entschieden und nicht bereut.
Danke Nina Lykke. Nehmen sie eigentlich noch Patienten auf? 🙂