Profilbild von Gavroche

Gavroche

Lesejury Star
offline

Gavroche ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Gavroche über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.04.2017

Margo und Helene

Ab heute heiße ich Margo
0

Stendal in den 1930er Jahren. Margo möchte unbedingt arbeiten und schafft es, ihren Vater zu überzeugen, dass sie, wenn sie von der Schule abgeht und eine Lehre beginnt, zum Haushaltsgeld beitragen kann. ...

Stendal in den 1930er Jahren. Margo möchte unbedingt arbeiten und schafft es, ihren Vater zu überzeugen, dass sie, wenn sie von der Schule abgeht und eine Lehre beginnt, zum Haushaltsgeld beitragen kann. So beginnt sie eine Lehre bei Foto Werner und ist bald für die gesamte Buchhaltung und Organisation zuständig. Die zweite Protagonistin ist Helene, eine Fotografin, die in den Schrecken des spanischen Bürgerkriegs war und bald nach Margo bei Foto Werner beginnt.

Die beiden Frauen verbindet bis an ihr Lebensende etwas, auch wenn sie sich lange Jahre nicht sehen. Vorrangig aus der Sicht von Margo, die nach dem Krieg in der Nähe von Osnabrück lebt, aber auch aus der Sicht von Helene, die in Ostberlin lebt, erfährt der Leser viel über deutsch-deutsche Geschichte, über Aufarbeitung, Geheimdienste und immer wieder Schrecken des Nationalsozialismus.

Leider wird im Klappentext schon zu viel zusammengefasst und verraten. Ich rate also davon ab, diesen nicht vorher zu lesen, sondern sich auf den Text auf dem Buchrücken zu beschränken.

Die Sprache des Romans ist recht einfach, er liest sich flott und so manch ein Protagonist wird eingeführt und verschwindet dann leider schnell wieder ohne noch einmal erwähnt zu werden. Die Geschichte sowie die Verweise auf die Geschichte sind für denjenigen, der sich in der neueren deutschen Geschichte nicht auskennt, eine interessante Reise durch dieses geschichtsträchtige Jahrhundert. Für den Leser mit Vorkenntnissen, gibt es nicht viel Neues zu lesen.

Veröffentlicht am 21.04.2017

Kurzweilig

Die Reise der Amy Snow
0

Amy Snow ist ein Findelkind; sie wurde kurz nach ihrer Geburt von der 8jährigen Aurelia gefunden und von ihr quasi adoptiert, gegen den Willen der Eltern, vor allem der Mutter. Aurelia setzt sich aber ...

Amy Snow ist ein Findelkind; sie wurde kurz nach ihrer Geburt von der 8jährigen Aurelia gefunden und von ihr quasi adoptiert, gegen den Willen der Eltern, vor allem der Mutter. Aurelia setzt sich aber durch und Amy wird so etwas wie ihre Schwester. Mittlerweile ist Amy 17 Jahre alt und Aurelia ist gestorben und Amy ist ganz allein auf sich gestellt. Sie verlässt Hatville mit einem Brief von Aurelia, der einen ersten verschlüsselten Hinweis enthält und begibt sich auf eine Schatzsuche, die sie zuerst nach London führt. Amy fährt zum ersten Mal mit der Eisenbahn und verlässt auch Hatville zum ersten Mal.

Dieses Buch ist der erste Roman der Autorin, die vorher schon Sachbücher verfasst hat. Die Geschichte ist interessant geschrieben und gibt ein Bild der Gesellschaft in der Mitte des 19. Jahrhunderts wieder, vorrangig der Mittelschicht, manchmal auch Oberschicht und Einblicke in untere Schichten. Gestört haben mich lediglich die Zuneigungsbekundungen, die auf keinen Fall damals so öffentlich gezeigt wurden und Händchen halten war damals nicht „en vogue“. Aber darüber kann ich hinwegsehen, da die Liebesgeschichte zum Glück nicht im Mittelpunkt steht. Besonders gefallen hat mir der Charakter der schrulligen, exzentrischen und provozierenden Mrs. Riverthorpe. Ein Buch, in dem man versinken kann und das einige kurzweilige Lesestunden verspricht.

Veröffentlicht am 21.04.2017

Spioninnen

Bühlerhöhe
0

Ein ungewöhnliches, aber spannendes Setting, zwei Frauen in der Nachkriegszeit, Spioninnen.Eine Jüdin, die aus dem Kibbuz zurück nach Deutschland kommt, ein Hausmädchen im Hotel. Im Hotel Bühlerhöhe plant ...

Ein ungewöhnliches, aber spannendes Setting, zwei Frauen in der Nachkriegszeit, Spioninnen.Eine Jüdin, die aus dem Kibbuz zurück nach Deutschland kommt, ein Hausmädchen im Hotel. Im Hotel Bühlerhöhe plant Adenauer seinen Sommerurlaub und dort soll er Opfer eines Anschlages werden. Eine spannende Geschichte, vor allem die Perspektive einer Jüdin so kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.
Ein ansprechender, flüssiger Schreibstil und eine Geschichte, die schon auf den ersten Seiten den Spannungsbogen aufbaut. Logisch konstruiert, gut fundiert (ein besonderes Plus erhält von mir das Glossar, so dass man immer nachschlagen kann) und es kommt keine Langeweile auf. Außerdem ist die Idee hinter der Geschichte mal etwas anders, und ich wünsche mir mehr solche Bücher über die Adenauer-Zeit.

Veröffentlicht am 21.04.2017

Europa auf "Chinesisch"

Neuschweinstein - Mit zwölf Chinesen durch Europa
0

Der Autor ist Sinologe und kennt China gut. So schließt er sich von China aus einer Reisegruppe an, um Europa zu erkunden und mit "chinesischen Augen" zu sehen. Hier wird natürlich viel mit Vorurteilen ...

Der Autor ist Sinologe und kennt China gut. So schließt er sich von China aus einer Reisegruppe an, um Europa zu erkunden und mit "chinesischen Augen" zu sehen. Hier wird natürlich viel mit Vorurteilen gespielt - von beiden Seiten.
Die Chinesen essen in Europa nur chinesisch, da sie anderem Essen nicht trauen, auch wenn es ihnen nicht schmeckt. Die Angst vor Taschendieben ist allgegenwärtig.
In einem rasanten Tempo werden europäische Attraktionen besucht und immer wieder Fotos, gerne Selfies, für die Daheimgebliebenen gemacht.
Rehage ist Sinologe und kann sich zwar nicht aufgrund seines Aussehens unerkannt in die Gruppe einschleichen, aber mit seinen Sprachkenntnissen punktet er.
Eine interessante Sichtweise auf Europa und Einblicke in die chinesische Denkweise.

Veröffentlicht am 21.04.2017

Florrie oder Florence?

Die zwei Leben der Florence Grace
0

Florrie Buckley wächst in einem kleinen Dorf in Cornwall auf und ist zufrieden mit ihrem Leben. Ihre Mutter ist zwar bei der Geburt gestorben, doch ihre Großmutter kümmert sich um sie und ihr Vater liebt ...

Florrie Buckley wächst in einem kleinen Dorf in Cornwall auf und ist zufrieden mit ihrem Leben. Ihre Mutter ist zwar bei der Geburt gestorben, doch ihre Großmutter kümmert sich um sie und ihr Vater liebt sie sehr, auch wenn er oft unterwegs ist zur Arbeit. Doch dann stirbt ihr Vater und wenige Jahre später auch ihre Nan und Florrie zieht nach London zu ihrer Familie mütterlicherseits, die jahrelang nichts von ihr wissen wollten und Florrie hatte gar keine Ahnung von deren Existenz. Plötzlich ist ihr Leben ganz anders, denn sie ist nun eine Grace und darf sich auch nicht mehr Florrie nennen, sondern Florence. Das Einleben fällt ihr schwer, denn vor allem ihre Tante und ihre Cousinen machen es ihr nicht einfach. Zum Glück gibt es noch Sanderson und vor allem seinen Halbbruder Turlington, ihre Cousins. Florence lernt eine ganz neue Welt kennen. Sie lebt nicht mehr an der Existenzgrenze, doch dafür gibt es in ihrem neuen Leben in London ganz andere Einschränkungen.

Ein unaufgeregter Roman über ein Mädchen, das zwischen zwei Welten steckt, manchmal ein wenig beinahe magische Fähigkeiten besitzt, die hilfsbereit ist und versucht, sich anzupassen, doch auch ihren eigenen Willen besitzt und sich nicht unterkriegen lässt. Man erfährt viel über das gesellschaftliche Leben um 1850, über die Unterschiede zwischen Cornwall und London und natürlich spielt auch die Liebe eine Rolle. Das Ende gefiel mir gut, weil es nicht so klischeehaft und vorhersehbar war. Das Thema mittellose Frau oder Mädchen ist schon aus "Die Reise der Amy Snow" bekannt und man merkt einige Parallelen.