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Veröffentlicht am 21.09.2021

Bildgewaltige Familiensaga

Der Gesang der Berge
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„...Die Herausforderungen, die das vietnamesische Volk im Laufe der Geschichte meistern musste, sonst so groß wie die höchsten Berge. Wenn du zu nahe stehst, kannst du ihre Gipfel nicht sehen...“

Huong ...

„...Die Herausforderungen, die das vietnamesische Volk im Laufe der Geschichte meistern musste, sonst so groß wie die höchsten Berge. Wenn du zu nahe stehst, kannst du ihre Gipfel nicht sehen...“

Huong erinnert sich an diese Worte ihre Großmutter. Es war ihre Großmutter, die ihr Leben geprägt hat.
Dann wechselt die Geschichte ins Jahr 1972. Huongs Vater ist in den Krieg gezogen, ihre Mutter folgt ihm. Mitten im Bombenhagel des Vietnamkriegs lebt nun die 12jährige Huong mit ihrer Großmutter in Hanoi. Und während es ums nackte Überleben geht, erzählt die Großmutter Stück für Stück die Familiengeschichte.
Die Autorin hat einen sprachgewaltigen Familienroman geschrieben, der gleichzeitig das Schicksal eines ganzen Volkes widerspiegelt.
Der Schriftstil arbeitet ist ausgefeilt. Er hat mich mit seiner Vielfalt, seinen Metaphern und den Volksweisheiten sofort in seine Bann gezogen. Eines der Sprichwörter lautet:

„...Für einen Hungernden zählt ein einzelner Bissen ebenso viel wie ein ganzes Mal für einen Satten...“

Dies Sprichwörter passen stets perfekt zur Situation.
Im Mittelpunkt steht Huongs Großmutter. Ihre Leben ist ein Leben voller Verlust, aber auch Mut zum Neuanfang.Sie hielt die Fäden in der Hand, selbst wenn ihr alles zu entgleiten schien. Nicht auf jede ihrer Entscheidungen ist sie stolz, doch immer stand das Überleben der Familie im Vordergrund.
Das Buch wird in zwei Zeitebenen erzählt. Eine davon sind die Rückblenden. Die andere beginnt 1972. Sie schildert die Zeit des Krieges und die Folgen.
Mit folgenden Worten begründet die Großmutter ihrer Enkeltochter, warum sie über ihr Leben berichtet.

„...Wenn unsere Geschichten überleben, werden wir nicht sterben, selbst wenn unsere Körper nicht mehr auf der Erde weilen...“

Huongs Urgroßeltern hatten einen größeren Bauernhof im Norden Vietnams. Dort wuchs die Großmutter behütet auf. Sehr detailliert wird das Familienleben beschrieben. Die Besetzung durch die Franzosen ändert nur wenig an ihrem Leben. Es sind glückliche, wenn auch arbeitsreiche Jahre.
Das sollte sich mit der Besetzung durch die Japaner im Zweiten Weltkrieg ändern. Jetzt kehrt der Tod in ihr Leben ein. Die Großmutter erkennt:

„...Je mehr ich las, desto größer wurde meine Angst vor den Kriegen. Kriege haben die Macht, liebenswerte und kultivierte Menschen in Ungeheuer zu verwandeln….“

Auf den Krieg folgt eine Hungersnot. Die Familie, die selbst kaum etwas hat, hilft, wo sie kann. Das aber wird ihr bei der Landreform schlecht gedankt. Jetzt siegen Geir und Hass über Dankbarkeit, nicht bei allen, aber bei vielen.
Der Großmutter gelingt mit ihren Kindern die Flucht nach Hanoi. Dort baut sie sich aus dem Nichts ein neues Leben auf.
Im Jahre 1972 wiederholen sich die Erfahrungen des Krieges. Jetzt ist es Onkel Dat, der es Huong verdeutlicht:

„...Aber Krieg ist nicht Freundlichkeit oder Mitgefühl, Huong. Krieg ist Tod, Schmerz und Elend. Das weiß ich, weil ich auf einem der schlimmsten Schlachtfelder landete...“

Auch politische Ansichten treiben die Familie auseinander. Einer der Söhne steigt in den Reihen der Partei auf, ein anderer war von dem Wind des Lebens nach der Landreform nach Südvietnam getrieben wurden und stand plötzlich auf der Seite der Amerikaner. Es war die Großmutter, die allen die Hand hinhielt und ihrer Enkeltochter damit eine Vorbild und Zusammenhalt und Versöhnungsbereitschaft war.
Sie ließ sich auch von der öffentlichen Meinung nicht beeinflussen, wenn sie sich für ihren Weg entschieden hatte. Als Händlerin genoss sie kein Ansehen, aber es war ihre Möglichkeit, dass die Familie überleben konnte.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es erlaubt mir einen Einblick in eine fremde Kultur und ein fremdes Land, dessen Volk lange nicht zur Ruhe kam.

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Veröffentlicht am 20.09.2021

Spannend und informativ

Zeitreise mit den Nepomuks
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„...Theresa schüttelte den Kopf. Sie liebte ihren achtjährigen Bruder […]. Normalerweise konnte sie ihm keinen Wunsch abschlagen, aber was eine weitere Reise in die Vergangenheit anging, würde sie sich ...

„...Theresa schüttelte den Kopf. Sie liebte ihren achtjährigen Bruder […]. Normalerweise konnte sie ihm keinen Wunsch abschlagen, aber was eine weitere Reise in die Vergangenheit anging, würde sie sich nicht umstimmen lassen...“

Wie sagt man so schön? Und ersten kommt es anders und zweitens, als man denkt. Wenn drei der vier Nepomuks für die Reise sind und der Opa sie ebenfalls befürwortet, dann bleibt Theresa nichts übrig, als zuzustimmen.
Die Autorin hat erneut eine spannendes Kinderbuch geschrieben. Dieses Mal geht es nach Rom. Die abwechslungsreiche Handlung ist gekonnt gespickt mit historischen Fakten. Das geht schon damit los, dass Theresa zur Vorbereitung jedem ein Sachbuch in die Hände drückt, damit sie wissen, was auf sie zukommen könnte. So erfahre ich zum Beispiel eine Menge über den Straßenbau der damaligen Zeit.

„...“Sie stampfen die Erde fest“, erklärte Aurelia. „Darüber kommt eine Schicht aus Kalkstein mit Mörtel. […] Dann eine dicke Schicht mit großen Kieseln und dann eine mit kleinen Kieseln. Und oben drauf kommen dann Steinplatten.“...“

Natürlich erfahren die Kinder, wo es solche Straßen heute noch gibt.
Der Schriftstil ist kindgerecht und leicht verständlich. Die Autorin arbeitet viel mit Dialogen. Das lockert zum einen das Geschehen auf und ermöglicht andererseits einen Einblick in das Denken und Fühlen der Protagonisten.
Kaum angekommen in Rom werden die Kinder erneut in einen Kriminalfall verwickelt. Gemeinsam gelingt es ihnen, die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen.
Weniger gefallen hat ihnen der antike Schulunterricht. Zwar war der Stoff leicht nachzuvollziehen, aber Prügelstrafe bei falschen Antworten konnte schmerzhaft sein.
Die erste Doppelseite des Buches enthält das Haus der Nepomuks in Südtirol. Es ist beschriftet, so dass ich als Leser sofort weiß,wer in welcher Etage wohnt.
Im Anhang wird das Fachwissen, das in der Geschichte schon angesprochen wurde, ergänzt und vertieft.
Schöne Zeichnungen veranschaulichen das Geschehen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Hier wird Geschichtswissen auf lebendige Art vermittelt.

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Veröffentlicht am 18.09.2021

Spannende Fortsetzung

Flug mit dem Wind
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„...Menschen kommen und gehen nun einmal in unserem Leben. Wenn wir nicht wollten, dass sich jemals etwas ändert, müssten wir die Zeit anhalten und ich denke, es ist ganz gut, dass wir das nicht können...“

Salma ...

„...Menschen kommen und gehen nun einmal in unserem Leben. Wenn wir nicht wollten, dass sich jemals etwas ändert, müssten wir die Zeit anhalten und ich denke, es ist ganz gut, dass wir das nicht können...“

Salma ist traurig, weil Ameera weggeht. Eigentlich ist der Anlass eher ein freudiger. Ameera heiratet. Es ist die erste Hochzeit im Haus des Friedens. Das Zitat gibt Sameeras Antwort wider.
Auch der sechste Band der Reihe lässt keine Wünsche offen. Wieder wechselt ein hoher Spannungsbogen mit fast friedlichen und besinnlichen Szenen.
Aus Kindern wurden Jugendliche. Die Geschichte erstreckt sich über mehrere Jahre. Ameeras Hochzeit sollte nicht die einzige bleiben.
Der Schriftstil ist ausgefeilt. Die Geschichte schließt zeitnah an den Vorgängerband an.
Für alle gibt es entspannende Tage als nicht nur Raja, sondern auch Vishal mit Familie zur Weihnachtsfeier kommen. Die Auseinandersetzung zwischen Yussuf aus dem Heim und Rajata, Vishals Tochter, sorgen für beste Unterhaltung. Das Mädchen lässt sich von dem älteren Jungen nichts gefallen.
Doch die Zeiten ändern sich. Das Waisenhaus im Kashmir wird natürlich auch von den politischen Verhältnissen tangiert. Als das Kashmir seinen Sonderstatus verliert, brechen Telefonverbindung und Internet zusammen. Das trifft sie hart, denn der Kontakt zu Raja und seiner Familie ist nun kaum möglich. Und dann kommt 2020 noch Covid-19 dazu. Es ist an Vikram und Sameera, die Kinder aufzufangen und aus der Situation das Beste zu machen. Vikram sieht die Chancen der Kinder so:

„...Wenn die Jungen und Mädchen hier es auf eine gute Schule schaffen und einen guten Abschluss machen […], dann haben sie nur dann eine echte Zukunft, wenn sie das Tal verlassen. Hier gibt es kaum Jobs, kaum Firmen, keine Industrie...“

Und wer abrutscht, landet ganz schnell bei gewaltbereiten Gruppen. Auch mit diesem Thema müssen sie sich auseinandersetzen. Gerade Mädchen, die mehr wollen als Hausfrau und Mutter zu sein, leben häufig unter Angst und Bedrohung. Sameera und Vikram versuchen alles, ihren Kindern die innere Stärke vorzuleben und zu vermitteln.
Einem aber ist das Waisenhaus seit jeher ein Dorn im Auge, dem Polizeichef Narendra Nikam. Seine raffinierten Intrigen sind vom Feinsten. Die erste wird von Raja geschickt abgewehrt. Jetzt kommen ihm die Erfahrungen seiner dunklen Jahre zugute. Doch Nikam gibt nicht auf. Wie waren doch gleich Vikrams Worte?

„...Die gefährlichsten Feinde haben den längsten Atem und schlagen bevorzugt zu, wenn man gar nicht mehr mit ihnen rechnet...“

Dummerweise hat er recht. Es sind harte Tage, wo es um alles oder nichts geht. Eines aber tragt sie auch dann, die tiefe Freundschaft zwischen Vikram, Raja und Sameera und die unbedingte Verlässlichkeit aufeinander.
In diesem Teil werden einige Lebensläufe der Kinder zu Ende erzählt. Nicht alles geht glatt und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich im letzten Teil von dem einen oder anderen noch hören werde, aber etliche haben ihr Ziel im Leben gefunden.
Und auf Yussuf, der sich zu Beginn des Buches noch mit Rajata gekabbelt hat, kommt eine besondere Aufgabe zu.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich die vielen schönen Sprachbilder, die den Zauber der Landschaft wiedergeben.

„...Shikaras zogen goldglänzende Spuren durch die Wasseroberfläche, die Gipfel der Berge dahinter verschwammen noch in einem weichen sommerlichen Morgennebel...“

Ein Personenverzeichnis und ein Glossar ergänzen das Buch.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Sie geht in die Tiefe und zeigt, welch große Wirkung persönliches Engagement haben kann.

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Veröffentlicht am 18.09.2021

Frau Merkel ermittelt wieder

Gourmetkatz
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„...Eigentlich hatte er den Jakobsweg zusammen mit seiner Schwester gehen wollen. Seit Jahren hatten sie darüber gesprochen, genau genommen seit dem Tod ihrer Eltern. Aber jetzt war alles anders gekommen...“

Noch ...

„...Eigentlich hatte er den Jakobsweg zusammen mit seiner Schwester gehen wollen. Seit Jahren hatten sie darüber gesprochen, genau genommen seit dem Tod ihrer Eltern. Aber jetzt war alles anders gekommen...“

Noch ahnt derjenige, dem diese ersten Sätze des Buchs durch den Kopf gehen, nicht, dass er gleich seinem Mörder begegnen wird, der ihn die Klippe hinunterstößt. Das Ganze soll wie ein Unfall aussehen, wurde aber zufällig von einer deutschen Journalistin aus der Ferne gefilmt.
Der Autor hat erneut einen spannenden Krimi geschrieben. Natürlich mischt sich die Katze Frau Merkel heftig in die Ermittlungen mit ein.
Der Schriftstil ist wie gewohnt abwechslungsreich und zeichnet sich durch einen feinen Humor aus. In diesem Band kommen auch Feinschmecker nicht zu kurz, seien es Mensch oder Tier.
Die Journalistin Sabine Husup erscheint kurz vor Feierabend bei Steinbröck und bringt den Film aus Spanien mit. Der stammt von einer Kollegin, genannt Putzi. Die ist sehr mehreren Tagen nicht mehr zu erreichen.
Und dann schwimmt Steinböcks Freund Sokrates praktisch noch eine männliche Leiche vor die Füße. Ich mag seine philosophische Lebenseinstellung.

„...“Das Leben könnt so schön sein“, murmelte er. Als sein Blick auf den Leichnam fiel, der sanft im Wasser schaukelte, fügte er melancholisch hinzu: „Muss aber nicht.“...“

Schnell stellt sich heraus, dss der Tote in Spanien der Sternekoch Johann Kerbel ist, während derjenige aus der Isar ein Gastarbeiter aus Moldawien ist. Für die Suche nach Putzi gibt es keinerlei Anhaltspunkte. Ich als Leser weiß allerdings, dass sie noch lebt.
Höhepunkte des Buches sind wie gewohnt die stillen Streitgespräche zwischen Steinböck und seiner Katze. Die kommt sofort zum Punkt:

„...Die einzigen Kräuter, die du verwendest, befinden sich getrocknet in deinem Steakgewürz. Besser, du sagst jetzt nichts mehr...“

Die Fälle werden immer mysteriöser. Warum wohl wurde sowohl bei der Journalistin als auch bei Kerbel eingebrochen?
Während sich Ilona immer mehr zu einer taffen Kommissarin mausert, ist Emil nur zeitweise einsatzbereit. Seine Mannschaft organisiert in der Stadt ein internationales Rollstuhlbasketballturnier.
Natürlich fehlt auch ein sozialkritischer Blick auf das Geschehen nicht. Sokrates legt seine Sicht über die Gastarbeiter dar:

„...Sie schuften zwölf Stunden am Tag, werden miserable bezahlt, damit etwas Geld übrig bleibt, das sie nach Hause schicken können, schlafen sie unter der Brücke...“

Ilona wird zur Ermittlung nach Spanien geschickt, während sich Steinbröck um den Toten aus der Isar kümmert. Seine Verhörtechnik ist vom Feinsten. Er passt sich gekonnt den Eigenwilligkeiten des ihm Gegenübersitzenden an.
Am Ende werden alle Fälle gelöst, wobei Frau Merkel einen gehörigen Anteil daran hat. Es war reine Gier, die Menschenleben gekostet hat.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Mit einem Zitat von Frau Merkel möchte ich meine Rezension beschließen.

„...Du weißt ja, der Dumme lernt aus seinen Fehlern, die Kluge aus den Fehlern der anderen….“

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Veröffentlicht am 17.09.2021

Spiel der Mächtigen

Sturm in die Freiheit
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„...Walter Schellenberg stand vor dem Schachbrett in seinem Arbeitszimmer und bewegte die Figuren unschlüssig hin und her...“

Dieses Zitat steht stellvertretend dafür, dass sich eine Tatsache wie ein ...

„...Walter Schellenberg stand vor dem Schachbrett in seinem Arbeitszimmer und bewegte die Figuren unschlüssig hin und her...“

Dieses Zitat steht stellvertretend dafür, dass sich eine Tatsache wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht. Menschen werden wie Schachfiguren benutzt und gegebenenfalls aus dem Spiel geschmissen. Einer der Drahtzieher ist Walter Schellenberg, Abwehrchef und SS - General.
Wir schreiben das Jahr 1943. Wolf Littke war U – Boot- Kommandant und befindet sich nun in britischer Kriegsgefangenschaft. Er steht kurz vor seiner Hinrichtung, als ihm Craig Nicolls vom SOE ein Angebot macht. Er wird mit mehreren Männern in Ostpreußen abgesetzt. Sie sollen Hitler in der Wolfsschanze töten.
Der Autor hat einen spannenden und umfangreich recherchierten historischen Roman geschrieben.
Der Schriftstil ist ausgereift und passt sich den Gegebenheiten an.
Die internationale Mannschaft ist sehr inhomogen zusammengesetzt. Schnell stellt sich heraus, dass jeder sein eigenes Ziel verfolgt. Aaron - Jude, Journalist, Schwede – weiß, dass seine Zwillingsschwestern im KZ sind. Leszek ist Pole und Igor Weißrusse. Schon in der unterschiedlichen Nationalität liegt eine Menge Zündstoff.
Wolf selbst fällt seine Entscheidung nach seinem Gewissen. Das hat ihn auch während des Einsatzes als Offizier in Schwierigkeiten gebraucht. Außerdem ist er reichlich naiv, was die Arbeit im Untergrund angeht.
Von Anfang an ist nicht klar, ob der britische Geheimdienst wirklich mit offenen Karten spielt oder nur ein Himmelfahrtskommando nach Deutschland schickt.
Einer der Höhepunkt der Geschichte befindet sich relativ am Anfang. Das ist das Gespräch zwischen Wolf und dem Abwehroffizier.

„...“Warum töten Sie Adolf Hitler nicht selbst? Warum haben Sie es nicht schon längst getan?“ „Weil wir nicht an ihn herankommen. Die Wolfsschanze ist außerhalb der Reichweite unserer Bomber.“...“

Als Wolf die Bombardierung von Königsberg erlebt, sieht er diese Antwort plötzlich mit ganz anderen Augen.
Eingebettet in das Geschehen sind viele historische Fakten und Ereignisse. So erfahre ich einiges über den Venlo – Zwischenfall, die Geschichte Weißrusslands und die Vorgänge im KZ. Manches davon ist schwere Kost.
Obwohl es Wolf nicht wollte, ist er auf einen ehemaligen Schulkameraden angewiesen. Der mauschelt mit den Deutschen und den Briten, bereichert sich, wo es nur geht, und hofft nach dem Krieg ein bequemes Leben haben zu dürfen.

„...Für den Fall, dass das Dritte Reich doch keine tausend Jahre dauert, würde ich es begrüßen, wenn man mich am Ende nicht einfach aufhängt, sondern als Geschäftsmann und Partner in das neue System übernimmt...“

Für das Team um Wolf heißt es lange Zeit, dass sie geduldig warten müssen. Hitler ist nicht in der Wolfsschanze. Als dann alles geplant ist und nur noch der erste Schritt getan werden muss, ist die Widerstandsgruppe um Graf von Stauffenberg schneller.
Es gibt eine Facetten im Buch, die es aus der Masse herausheben. So spricht Wolf mit Hitlers Sekretär, die ein erstaunliches Bild ihres Chefs zeichnet. Noch interessanter finde ich Schellenbergs Gedanken, der sich fragt, warum sich Himmler mit der Rolle des ewig Zweiten zufriedengibt, obwohl er mit der SS alle Möglichkeiten in der Hand hat.
Ein umfangreiches Nachwort sowie ein Personen- und Ortsverzeichnis ergänzen das Buch. Auf den Umschlagseiten befindet sich jeweils eine Karte.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt erneut, wie wenig ein Menschenleben im Krieg zählt.

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