Cover-Bild Nichts als Gutes
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Picus Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 160
  • Ersterscheinung: 15.09.2021
  • ISBN: 9783711721112
Stefan Slupetzky

Nichts als Gutes

Grabreden
Über Tote, heißt es, soll man nichts als Gutes sagen. Stefan Slupetzkys pointierte und hintergründige fiktive Grabreden erzählen ebenso viel über die Verstorbenen wie über die Redner selbst.Grabreden sind eine literarisch vernachlässigte Kurzform des biografischen Erzählens. Stefan Slupetzky lässt in seinen Miniaturen seine Grabredner und Grabrednerinnen stets nicht nur über die Toten, sondern auch über sich selbst erzählen, über Versäumnisse und Sinn des eigenen Lebens: Der Chef eines tüchtigen Mitarbeiters muss erkennen, dass es über den Toten schier gar nichts zu sagen gibt, eine Grabrede für einen verstorbenen Grabredner, ein Stand-up-Comedian, der dem Toten die Pointen neidet, ein Interessensvertreter, der den Anlass zu einer politischen Ansprache nutzt oder ein Geistlicher, der in der Trauerrede die Identität eines Mädchenmörders enthüllt.Stefan Slupeztky findet das Komische im Tragischen und zaubert Leserinnen und Lesern ein Schmunzeln ins Gesicht.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.09.2021

Der Klappentext des Lebens...

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Bei "Nichts als Gutes" von Stefan Slupetzky handelt es sich um ein ganz ungewöhnliches Büchlein.
Stellen wir uns folgende Situation vor: Man steht am Grab eines bekannten oder sogar geliebten Menschen. ...

Bei "Nichts als Gutes" von Stefan Slupetzky handelt es sich um ein ganz ungewöhnliches Büchlein.
Stellen wir uns folgende Situation vor: Man steht am Grab eines bekannten oder sogar geliebten Menschen. Der eine verspürt Erleichterung, der andere ist von Trauer zerfressen. Aber alle hatten eine Verbindung zu dem Menschen, der jetzt in einer Urne oder in einem Sarg vor einem liegt. Doch sagt man die Wahrheit in diesem Augenblick, oder beschönigt man alles, da man nichts negatives über den oder die Verstorbenen sagen möchte. Mit dieser EInstellung wird jetzt gründlich aufgeräumt. Mit viel Charme und Einfallsreichtum werden uns die nur erdenklich außergewöhnlichsten Grabreden präsentiert. Und ganz ehrlich, keiner der Verstorbenen nimmt das übel, viel liebe sehen sie uns mit Schmunzeln auf den Lippen, hören ein herzliches Lachen von uns und wünschten sich, dass wir an die schönen gemeinsamen Erlebnisse zurückdenken.
Ein kleines Büchlein mit viel Inhalt- zum Nachdenken und Bessermachen.

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Veröffentlicht am 18.09.2021

Unglaublich! Hätte nie gedacht, dass Trauerreden auch spannend sein können.

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Also, was Stefan Slupetzky hier vorlegt ist schwer in Worte zu fassen. Es ist so schräg, dass es schon wieder gut ist, es ist spannend, ohne Verfolgungsszenen oder Spionage oder Kämpfe, es hat unerwartete ...

Also, was Stefan Slupetzky hier vorlegt ist schwer in Worte zu fassen. Es ist so schräg, dass es schon wieder gut ist, es ist spannend, ohne Verfolgungsszenen oder Spionage oder Kämpfe, es hat unerwartete Pointen, sowohl im Stil als auch im Gesagten. Trauerreden als literarische Gattung? Ungewohnt aber warum nicht?
Wie Slupetzky selbst gesteht: manche Grabreden schreibt er gemäß seinem Willen und seiner Intention, aber bei anderen gelingt es ihm nicht, er muss dem Redner die Freiheit der Rede gewähren. Sei es der Leiter eines Bestattungsunternehmens der ein sehr persönliches und schockierendes Geständnis während seiner Grabrede macht. Oder eine Witwe, die eine spießige erzkonservative Rede halten sollte, so die Intention des Autors, doch letzten Endes ist es eine ergreifende Schilderung eines leisen Lebens, einer langen Ehe, mit ihren Höhen und Tiefen: „ein Schicksal unter vielen, ohne Zögern angenommen, ohne Bitterkeit erlebt und ohne Widerwillen erfüllt.“ (S. 108).
Richtig lachen musste ich bei den Grabreden für Svein Eirikson, Padre Lorenzo, oder Bilfried Bem (genial die Aussage: „Und in aller Haffheit / Dunkt der Hurz“ (S. 148). Das Lachen verging mir aber bei der Grabrede für Noah Halwang oder für die jungen Menschen die während der Flucht auf dem Mittelmeer ertranken.
Der Autor ändert jedes Mal seinen Schreibstil, passt ihn der jeweiligen Rede an, mal ernst, mal ironisch, mal zu Herzen gehend.
Trauerreden als literarische Gattung? Wenn sie von Stefan Slupetzky verfasst werden, auf jeden Fall!

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Veröffentlicht am 16.09.2021

Überraschend unterhaltsam

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Das Büchlein besteht aus 16 fiktiven Grabreden und einigen kleineren Absätzen „aus aller Welt“. Das Cover lässt schon erahnen, dass man es mit Humor lesen sollte. Die Reden sind flüssig geschrieben mit ...

Das Büchlein besteht aus 16 fiktiven Grabreden und einigen kleineren Absätzen „aus aller Welt“. Das Cover lässt schon erahnen, dass man es mit Humor lesen sollte. Die Reden sind flüssig geschrieben mit verspielter, poetischer, aber nie gekünstelter Wortwahl. Sie lassen auf den Redner mehr Rückschlüsse zu als auf den Verstorbenen – aber das ist so gewollt und besonders unterhaltsam. Die Grabreden sind traurig und witzig, teilweise mit bösem Humor gespickt und so manche Rede hat eine überraschende Wendung. Es lässt sich alles flüssig lesen, man muss sich konzentrieren, um die Pointen nicht zu verpassen, denn der Humor steckt teilweise im Detail. Insgesamt eine überraschend unterhaltsame Lektüre, die man nicht todernst nehmen darf, aber die dennoch auch zum Nachdenken anregt. Mir hat es sehr gut gefallen und ich kann diese witzige Idee nur weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 10.09.2021

Schwarzer Humor, geistreich-schräg

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Über seinen Kriminalroman „Im Netz des Lemming“ lernte ich den Autor kennen und lieben. Der ganz eigene spöttisch-bissige Humor von Stefan Slupetzky trifft mitten in mein Humorzentrum. Und so erging ...



Über seinen Kriminalroman „Im Netz des Lemming“ lernte ich den Autor kennen und lieben. Der ganz eigene spöttisch-bissige Humor von Stefan Slupetzky trifft mitten in mein Humorzentrum. Und so erging es mir auch mit „Nichts als Gutes“, einer Sammlung von fiktiven Grabreden. Der Autor beherrscht perfekt die Kurzform des biographischen Erzählens, wobei diese Miniaturen eine teilweise perfide, teilweise komisch-traurige Erweiterung finden, indem der Grabredner manchmal von sich selbst verrät, was wohl besser nicht gesagt hätte werden sollen.

Eine besondere Freude ist es, das Vorwort zu lesen. Geschärfte Gedanken, in dezentem Humor verpackt, über das Kommen und Gehen menschlichen Lebens. Dazwischen, wie zwischen zwei Buchdeckeln, klemmt das Leben. Und dem Grabredner obliegt es, über dieses Leben eine Rezension abzugeben. Und, wie auch im echten Leben, gehen die Rezensionen oft am Thema vorbei, offenbaren Nicht-Verstehen, sind zu lang oder zu kurz oder zitieren faul die Klappentexte, die, wie wir alle wissen, oftmals halbherzig oder falsch-verführend formuliert wurden, vielleicht vom Verstorbenen selbst noch zu seinen Lebzeiten. Herrlich ist die Grabrede für ein „Standbein des Katasterarchivs“ zu lesen, einen Mann, an den sich tatsächlich niemand erinnert. Oder die letzte Rede für den „Mann der Nudel“ oder für den „Schützenkönig bei Samenglück“. Oder die Rede eines Autisten, der genau 165.228 Mal das Lachen der Verstorbenen gehört hatte. Allesamt wunderbar schräge Ideen, die uns hier Stefan Slupetzky vorsetzt, nicht ohne auch so manch süffisant verkleidete Kritik unterzubringen, was zum Beispiel Literaturpreisverleihungen betrifft. Denn was sollen wir halten von einem Literaten, dessen letzte Worte „Käse, Wurst, Toilettenpapier“ waren…

Fazit: Geistreich-schräge Miniaturen, perfekt verpackt in schwarzem Humor.

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Veröffentlicht am 24.10.2021

Intelligent, aber nicht todernst

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REZENSION – Der Tod eines Menschen ist das natürliche Ende eines mehr oder minder aufregenden Lebens. Ebenso nüchtern und mit dem intellektuellen Abstand eines Schriftstellers vergleicht Stefan Slupetzky ...

REZENSION – Der Tod eines Menschen ist das natürliche Ende eines mehr oder minder aufregenden Lebens. Ebenso nüchtern und mit dem intellektuellen Abstand eines Schriftstellers vergleicht Stefan Slupetzky (59) in seiner im September beim Picus Verlag erschienenen Sammlung fiktiver Grabreden unser Leben mit einem Buch. Dessen vorderer Deckel entspricht einer sachlich gehaltenen Geburtsurkunde mit Namen des Neugeborenen (Buchtitel) und Angabe der Eltern (Verfasser, Verlag, ISBN). Nach Abschluss eines Lebens (Handlung) endet das Buch auf seinem hinteren Deckel mit einer kurzen, natürlich positiv klingenden Zusammenfassung des Inhalts, gewissermaßen mit einem Nachruf oder einer Grabrede.
In seiner Sammlung teils längerer, oft nur kurzer, in jedem Fall aber fiktiver Grabreden, was man beim Lesen leicht übersehen könnte, lässt Slupetzky natürlich, wie sollte es auch anders sein, seine Trauerredner die Verstorbenen nur in bestem Licht erscheinen. Dennoch macht er uns dabei voller Raffinesse und Humor sowie gelegentlich mit einer kräftigen Prise Sozialkritik auf unsere unliebsamen Eigenarten, Eitelkeiten und Schwächen aufmerksam. Meistens sind es nicht die Verstorbenen, sondern vielmehr die Trauerredner selbst, die uns mit dem Gesagten mal nachdenklich, sehr oft aber auch amüsiert zurücklassen.
Denn selbst im Tod wie im Falle des beamteten Sachbearbeiters, der so gar keine erkennbaren Spuren auf seinem Lebensweg hinterlassen hat – keine Freunde, keine Hobbys, keine Eigenarten –, findet der Autor eine Spur Komik, wenn er den Grabredner folgern lässt: „Falls er in die Hölle kommen sollte, stehen seine Chancen gut, vom Teufel übersehen zu werden.“ Lebensnah wirkt die Grabrede der Ehefrau, die nach jahrzehntelanger und seine Marotten geduldig ertragener Ehe am Tag der Beisetzung ihres Mannes nicht nachsichtig, sondern zürnend zurückbleibt: „Heute wird keiner schnarchen neben mir, und heut nimmt keiner meine Hand. Nicht heute, wo ich's wirklich brauchen tät.“
Genüsslich liest man Slupetzkys Grabrede – natürlich ebenso fiktiv wie alle anderen! – auf den viel gerühmten und preisgekrönten Autor: Aus jedem Satz eines Schriftstellerkollegen quillt Neid auf den aus dessen Sicht unverdient erfolgreicheren Verstorbenen und tief empfundene Kränkung. Dem Grabredner gelingt es, „den gelobten Menschen …. liebevoll ins Licht [zu] rücken, dass ein paar Lichtstrahlen auch auf ihn, den Lobenden, zurückfallen“, wie Slupetzkys on seiner Vorbemerkung zum Text schreibt, und geschickt die Verdienste des Verstorbenen kritisch zu hinterfragen: „…., dass ich kein Byzantiner bin, der die Gesellschaft der Juroren sucht, um sich bei einem Gläschen Wein lieb Kind zu machen, und so blieb mir dieser – ohnehin weit überschätzte – Preis versagt.“
Mag der Tod eines Menschen für die Trauernden noch so tragisch sein, „Slupetzky findet das Komische im Tragischen“, wie der Verlag sein Buch rühmt – und dies trifft es genau. Manchmal scheint dem Autor beim Schreiben seiner nicht nur philosophisch intelligenten, sondern auch stilistisch beeindruckenden Grabreden förmlich der Schalk im Nacken gesessen zu haben – wie bei der kürzesten Grabrede für den verstorbenen Padre Lorenzo, den der Prior des Schweigeklosters mit „...“ (übersetzt aus dem Italienischen) folgerichtig „totschweigt“. Hier bleibt dem Leser sogar Gelegenheit zur eigenen Deutung des umfänglich Verschwiegenen. Denn ein Schweigen sagt doch mehr als tausend Worte.
„Ob wir ihm [dem Tod] glücklich folgen oder uns dagegen stemmen, macht nicht den geringsten Unterschied. Nur dass das eine viel mehr Spaß macht als das andere“, lässt uns Slupetzky an seinen Schlussgedanken zum Tod teilhaben. Nach der Lektüre seines Buches wünscht man sich ihn als Grabredner. Doch erst viel später. Denn noch sollten wir seiner Erkenntnis aus dem vorher Gesagten folgen: „Trinkt und singt und tanzt, … lebt und liebt.“