Ein Leben ohne Bindung
Alice von Battenberg – Die Schwiegermutter der QueenKarin Feuerstein-Praßer nähert sich in diesem Taschenbuch dem Leben von Alice von Battenberg an und beleuchtet die Facetten dieser getriebenen, einsamen, vielleicht auch missverstandenen und psychisch ...
Karin Feuerstein-Praßer nähert sich in diesem Taschenbuch dem Leben von Alice von Battenberg an und beleuchtet die Facetten dieser getriebenen, einsamen, vielleicht auch missverstandenen und psychisch schwer angeschlagenen Frau. Informativ ist dieser Band in höchstem Maße, denn man erfährt nicht nur viel über das Leben Alices, sondern auch über die Familienverhältnisse und Verbindungen, die Odyssee durch Europa und vor allem auch über den historischen Kontext.
Die Fülle an Informationen ist für den Leser zunächst schier überwältigend, besonders die familiären Verwandtschaften sind sehr verwirrend, wenn man komplett mitkommen will - daher war ich äußerst dankbar für die angehängten Stammbäume, die ich beim Lesen immer wieder konsultiert habe, um nicht durcheinander zu kommen. Die Stammbäume sind auch deshalb sehr hilfreich, weil sie die überaus illustre Verwandtschaft Prinz Philips noch einmal ganz deutlich hervorheben. Allerdings hätte ich mir "aktuellere" Stammbäume gewünscht, die jüngeren Mitglieder werden nicht mehr aufgeführt. Auch haben sich zwischen Text und Stammbäumen bisweilen kleinere Ungenauigkeiten in den Jahreszahlen eingeschlichen.
Besonders gut haben mir die vielen kleine Exkurse zu anderen Familienmitgliedern und ihren Schicksalen und Beziehungen gefallen, da sie die Geschichte sehr erlebbar machen und da ganze Geschehen in einen familiären Kontext setzen. Ebenso gut haben mit die kleinen Unterkapitel zur politischen Situation in Griechenland gefallen, die für ein Verständnis der Monarchie dort unerlässlich sind.
Insgesamt jedoch fehlte mir in dieser Biographie die Kraft und der Schwung. Stilistisch war der Text doch eher eine trockenen Abhandlung und bei aller Wissenschaftlichkeit kann man doch etwas lebendiger schreiben. An zwei oder drei Stellen gab es gar unmittelbare Wiederholungen, die sehr auffallen, wenn man den Text mehr oder weniger am Stück liest. Darüber hinaus spürt man die deutliche Distanz der Autorin zu Alice sehr stark, was für die Ernsthaftigkeit der Herangehensweise spricht, aber den Leser doch etwas fremdeln lässt. Außerdem hätte ich gern Fußnoten, Anmerkungen und einen Appendix gehabt - so schwankte das Werk zwischen populärwissenschaftlicher Biographie und wissenschaftlichem Schreibstil.
Der Text bietet einen guten Auftakt, wenn man sich in das Leben der Battenbergs einlesen möchte, weiterführende Lektüre ist aber auf jeden Fall notwendig.