Gezeitengrab“ ist definitiv kein Roman für Krimi und Thrillerfans die eine stets spannungsgeladene Atmosphäre erwarten oder erhoffen; doch alle diejenigen, die „Totenhaus“ und Knochenpfad“ mochten, werden sicherlich auch an „Gezeitengrab“ Gefallen finden
GezeitengrabNachdem die forensische Archäologin Ruth Galloway und der knorrige Inspector Nelson bereits in den beiden Vorgängerbänden „Totenpfad“ und „Knochenhaus“ zusammen arbeiteten, schickt Elly Griffith ihr Dream-Team ...
Nachdem die forensische Archäologin Ruth Galloway und der knorrige Inspector Nelson bereits in den beiden Vorgängerbänden „Totenpfad“ und „Knochenhaus“ zusammen arbeiteten, schickt Elly Griffith ihr Dream-Team in „Gezeitengrab“ erneut ins Rennen. Mittlerweile ist Ruth alleinerziehende Mutter einer Tochter, nachdem sie neun Monate zuvor ohne Schutz eine Nacht mit Nelson, verbrachte. Nelson ist jedoch bereits verheiratet und Vater von zwei Töchtern und Ruth möchte sich nicht in die, wie sie glaubt, funktionierende Ehe zwischen Nelson und seiner Frau drängen. Doch der Polizist fühlt sich dennoch weiterhin von der pummeligen, chaotischen aber hochintelligenten Ruth angezogen; vielleicht auch weil sie das absolute Gegenteil seiner Frau verkörpert.
Als am Strand in Broughton Sea’s End sechs Leichen aufgefunden werden, die gefesselt an Händen und Füßen sind, wird Ruth beauftragt, die Knochen auf ihr Alter hin zu untersuchen. Dadurch bekommt sie aber auch wieder näheren Kontakt zu DCI Nelson, dem sie lieber aus dem Wege gehen würde, um ihre angespannte Situation nicht weiter zu strapazieren. Außerdem empfindet sie immer noch etwas für Nelson.
Ihre Untersuchungen ergeben, dass es sich bei den gefundenen sterblichen Überresten um die von sechs Deutschen handelt, die während des zweiten Weltkrieges nach Broughton Sea’s End kamen. Zur gleichen Zeit hatte der Ort eine private Bürgerwehr ins Leben gerufen, die am Strand patrouillierte um einer eventuellen deutschen Invasion zuvorzukommen. Ob es tatsächlich die Bürgerwehr war die diese sechs Soldaten tötete bleibt zunächst auch weiterhin ein Rätsel, denn siebzig Jahre später leben kaum noch Augenzeugen und die wenigen, die Auskunft über gewisse Ereignisse machen könnten, schweigen, bis sie kurz nach ihrer Befragung durch DCI Nelson plötzlich versterben. Eine Folge ihres fortgeschrittenen Alters, oder treibt ein Mörder hier sein Unwesen, der nicht möchte, dass die alten Menschen womöglich etwas ausplaudern?
Ich war sehr angetan von den ersten beiden Romanen der Galloway & Nelson Reihe, auch wenn ich zunächst etwas Zeit und Gewöhnung benötigte, um mit dem Schreibstil der Autorin klar zu kommen da sie ihre Romane fast komplett in der Gegenwartsform schreibt, was eher unüblich ist. Galloways und Nelsons One Night Stand, ihre neugeborene Tochter und die Komplikationen die sich daraus ergeben (denn Nelson hat seiner Frau bislang noch nichts von seinem Fehltritt und seiner Vaterschaft gebeichtet) haben mich sehr neugierig auf „Gezeitengrab“ werden lassen und auch wenn Elly Griffith ihrem Heldenpaar langsam tiefere Gefühle füreinander auf den Leib schreibt und dem Paar klar wird dass ihr One Night Stand womöglich so viel mehr bedeuten könnte, räumt sie auch in diesem Band natürlich nicht alle Hürden aus, die dem frischgebackenen Elternpaar zum Happy End verhelfen lassen könnten; somit muss man in dieser Hinsicht auf kommende Teile der Serie hoffen. Aber zumindest das Ende des Romans lässt vermuten, dass das Geheimnis um DCI Nelsons Vaterschaft womöglich in Bälde gelüftet wird.
Während die Autorin auch ihre anderen, bereits in Aktion tretenden Nebenfiguren der Vorgängerbände in „Gezeitengrab“ auftreten lässt, kristallisiert sich mittlerweile für mich immer mehr heraus, dass meine heimliche Lieblingsfigur in der Serie Cathbad, der Druide ist. Seine gewohnt rätselhaften Dialoge sorgten wieder für einige Schmunzler bei mir, aber er wächst mir auch immer mehr ans Leserherz und ich bin sehr gespannt wie es mit ihm weitergehen wird.
Der Kriminalfall an sich ist diesmal leider etwas vorhersehbar geraten und eher unspektakulär zu nennen, somit eignet sich dieser Roman nicht für Neueinsteiger, sondern nur für reine Fans, die erfahren möchten, wie es mit Ruth und DCI Nelson weitergeht. Die Verdächtigenliste ist sehr überschaubar und da man auch recht schnell die Identität der Toten erfährt, ahnt man als aufmerksamer Leser leider recht früh, wer der Mörder ist und welche Motive ihn antreiben.
Kurz gefasst: „Gezeitengrab“ ist definitiv kein Roman für Krimi und Thrillerfans die eine stets spannungsgeladene Atmosphäre erwarten oder erhoffen; doch alle diejenigen, die „Totenhaus“ und Knochenpfad“ mochten, werden sicherlich auch an „Gezeitengrab“ Gefallen finden. Solider Krimi aus Großbritannien mit charismatischen Haupt und Nebenfiguren.