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Veröffentlicht am 19.09.2021

Gezeitengrab“ ist definitiv kein Roman für Krimi und Thrillerfans die eine stets spannungsgeladene Atmosphäre erwarten oder erhoffen; doch alle diejenigen, die „Totenhaus“ und Knochenpfad“ mochten, werden sicherlich auch an „Gezeitengrab“ Gefallen finden

Gezeitengrab
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Nachdem die forensische Archäologin Ruth Galloway und der knorrige Inspector Nelson bereits in den beiden Vorgängerbänden „Totenpfad“ und „Knochenhaus“ zusammen arbeiteten, schickt Elly Griffith ihr Dream-Team ...

Nachdem die forensische Archäologin Ruth Galloway und der knorrige Inspector Nelson bereits in den beiden Vorgängerbänden „Totenpfad“ und „Knochenhaus“ zusammen arbeiteten, schickt Elly Griffith ihr Dream-Team in „Gezeitengrab“ erneut ins Rennen. Mittlerweile ist Ruth alleinerziehende Mutter einer Tochter, nachdem sie neun Monate zuvor ohne Schutz eine Nacht mit Nelson, verbrachte. Nelson ist jedoch bereits verheiratet und Vater von zwei Töchtern und Ruth möchte sich nicht in die, wie sie glaubt, funktionierende Ehe zwischen Nelson und seiner Frau drängen. Doch der Polizist fühlt sich dennoch weiterhin von der pummeligen, chaotischen aber hochintelligenten Ruth angezogen; vielleicht auch weil sie das absolute Gegenteil seiner Frau verkörpert.

Als am Strand in Broughton Sea’s End sechs Leichen aufgefunden werden, die gefesselt an Händen und Füßen sind, wird Ruth beauftragt, die Knochen auf ihr Alter hin zu untersuchen. Dadurch bekommt sie aber auch wieder näheren Kontakt zu DCI Nelson, dem sie lieber aus dem Wege gehen würde, um ihre angespannte Situation nicht weiter zu strapazieren. Außerdem empfindet sie immer noch etwas für Nelson.

Ihre Untersuchungen ergeben, dass es sich bei den gefundenen sterblichen Überresten um die von sechs Deutschen handelt, die während des zweiten Weltkrieges nach Broughton Sea’s End kamen. Zur gleichen Zeit hatte der Ort eine private Bürgerwehr ins Leben gerufen, die am Strand patrouillierte um einer eventuellen deutschen Invasion zuvorzukommen. Ob es tatsächlich die Bürgerwehr war die diese sechs Soldaten tötete bleibt zunächst auch weiterhin ein Rätsel, denn siebzig Jahre später leben kaum noch Augenzeugen und die wenigen, die Auskunft über gewisse Ereignisse machen könnten, schweigen, bis sie kurz nach ihrer Befragung durch DCI Nelson plötzlich versterben. Eine Folge ihres fortgeschrittenen Alters, oder treibt ein Mörder hier sein Unwesen, der nicht möchte, dass die alten Menschen womöglich etwas ausplaudern?

Ich war sehr angetan von den ersten beiden Romanen der Galloway & Nelson Reihe, auch wenn ich zunächst etwas Zeit und Gewöhnung benötigte, um mit dem Schreibstil der Autorin klar zu kommen da sie ihre Romane fast komplett in der Gegenwartsform schreibt, was eher unüblich ist. Galloways und Nelsons One Night Stand, ihre neugeborene Tochter und die Komplikationen die sich daraus ergeben (denn Nelson hat seiner Frau bislang noch nichts von seinem Fehltritt und seiner Vaterschaft gebeichtet) haben mich sehr neugierig auf „Gezeitengrab“ werden lassen und auch wenn Elly Griffith ihrem Heldenpaar langsam tiefere Gefühle füreinander auf den Leib schreibt und dem Paar klar wird dass ihr One Night Stand womöglich so viel mehr bedeuten könnte, räumt sie auch in diesem Band natürlich nicht alle Hürden aus, die dem frischgebackenen Elternpaar zum Happy End verhelfen lassen könnten; somit muss man in dieser Hinsicht auf kommende Teile der Serie hoffen. Aber zumindest das Ende des Romans lässt vermuten, dass das Geheimnis um DCI Nelsons Vaterschaft womöglich in Bälde gelüftet wird.

Während die Autorin auch ihre anderen, bereits in Aktion tretenden Nebenfiguren der Vorgängerbände in „Gezeitengrab“ auftreten lässt, kristallisiert sich mittlerweile für mich immer mehr heraus, dass meine heimliche Lieblingsfigur in der Serie Cathbad, der Druide ist. Seine gewohnt rätselhaften Dialoge sorgten wieder für einige Schmunzler bei mir, aber er wächst mir auch immer mehr ans Leserherz und ich bin sehr gespannt wie es mit ihm weitergehen wird.
Der Kriminalfall an sich ist diesmal leider etwas vorhersehbar geraten und eher unspektakulär zu nennen, somit eignet sich dieser Roman nicht für Neueinsteiger, sondern nur für reine Fans, die erfahren möchten, wie es mit Ruth und DCI Nelson weitergeht. Die Verdächtigenliste ist sehr überschaubar und da man auch recht schnell die Identität der Toten erfährt, ahnt man als aufmerksamer Leser leider recht früh, wer der Mörder ist und welche Motive ihn antreiben.

Kurz gefasst: „Gezeitengrab“ ist definitiv kein Roman für Krimi und Thrillerfans die eine stets spannungsgeladene Atmosphäre erwarten oder erhoffen; doch alle diejenigen, die „Totenhaus“ und Knochenpfad“ mochten, werden sicherlich auch an „Gezeitengrab“ Gefallen finden. Solider Krimi aus Großbritannien mit charismatischen Haupt und Nebenfiguren.

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Veröffentlicht am 19.09.2021

Ansprechender und abwechslungsreicher Historienschmöker- interessantes Debüt mit kleinen Schwächen für Fans von Iny Lorentz

Die Heilerin von London
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Susannah lebt seit dem tragischen Tod ihrer Mutter vor Jahren, die im Kindbett starb zusammen mit ihrem Vater, einem Apotheker in London. Beide führen die Apotheke, denn auch Susannah hat Tricks und Kniffe ...

Susannah lebt seit dem tragischen Tod ihrer Mutter vor Jahren, die im Kindbett starb zusammen mit ihrem Vater, einem Apotheker in London. Beide führen die Apotheke, denn auch Susannah hat Tricks und Kniffe in der Zubereitung von Arzneien, Salben und Kosmetika längst von ihrem Vater gelernt- und das obwohl es im England des Jahres 1665 Frauen eigentlich untersagt ist, einer Männerarbeit nachzugehen.

Eines Tages ändert sich ihr zufriedenes Leben, denn Susannahs Vater verheiratet sich neu und Arabella, seine frischgebackene Ehefrau, stellt sich zudem als „böse Stiefmutter“ heraus, die von nun an ihrer Stieftochter das Leben schwer macht. Plötzlich soll Susannah die ungezogenen Kinder aus erster Ehe von Arabella umsorgen, statt in der Apotheke ihrem Vater zur Hand zu gehen. Zudem nötigt Arabella sie dazu, sich entweder zu verheiraten oder eine Anstellung in einem anderen Haushalt zu finden, denn Arabella will in ihrem neuen Heim allein herrschen.

Als der Cousin des befreundeten Arztes William, Henry, Susannah einen Heiratsantrag macht, weigert sich die junge Frau zunächst- zu groß ist ihre Angst davor schwanger zu werden und vielleicht auch so elendig zu sterben wie ihre Mutter einst. Doch als der Kaufmann Henry, Susannah einen Monat später erneut um ihre Hand bittet, willigt sie ein- selbst wenn es für sie lediglich eine Vernunftehe ist, damit sie Arabellas Fängen entwischen kann.

Die Hochzeitsnacht wird jedoch zu einem Fiasko und auch danach benimmt sich ihr frischgebackener Ehemann recht seltsam. Statt sie zu lieben und zu ehren, treibt er sich Tag und Nacht in Wirtshäusern und Bordellen herum und als er schließlich an der Pest stirbt, die in der Stadt wütet, lässt er Susannah auch noch schwanger und mittellos zurück- denn all ihre Mitgift hat er verprasst.

Susannahs Rettungsanker wird William, der sie ins Haus seiner Tante holt, wo sie der alten aber resoluten Dame als Gesellschafterin zur Hand gehen soll. Doch bevor sie glücklich werden kann, muss sie zunächst die vielen Schulden ihres verstorbenen Ehemannes abtragen. William wächst ihr derweil immer mehr ans Herz. Als sie ihn aber eines Tages bei einem Gespräch mit seiner Tante belauscht, ist sie entsetzt, welches Geheimnis er angeblich verbirgt. Kann es dennoch eine Zukunft für sie beide geben oder ist es bereits zu spät, denn die Pest rückt bedrohlich näher und dann bricht auch noch ein schreckliches Feuer aus, das ihre Existenz und ihr Leben bedroht…

„Die Heilerin von London“ ist der Debütroman einer britischen Autorin, in dessen Fokus eine junge Frau steht, die sich in der Männerwelt behaupten muss, bevor sie glücklich werden kann. Die Geschichte um Susannah spielt kurz vor dem großen Brand von London im Jahre 1666- eine Zeit in der die Bewohner der Stadt bereits von der Pest heimgesucht wurden, der viele Menschen zum Opfer fielen.

Obwohl der Roman durchaus abwechslungsreich ist und es zudem auch viele Male sehr spannend darin zugeht, was der fließenden und locker- leichten Handschrift der Autorin zu verdanken ist, die an die des Autorenduos Iny Lorentz erinnert, fand ich, dass Charlotte Betts es sich was die Charakterisierung der Romanfiguren angeht, leider etwas zu leicht gemacht hat.

Ich habe etwas mehr Vielschichtigkeit erwartet- stattdessen bekommt man es mit Romanfiguren zu tun, die zu sehr in ihrer vorgegebenen Rolle gefangen sind und aus dieser auch nicht ausbrechen- weder im positiven noch im negativen Sinne. Da wäre zum einen die „böse Stiefmutter“- schön, jung, gierig und böse, die zu keiner freundlichen oder menschlichen Gefühlsregung fähig ist, der Ehemann Susannahs- ein verschwendungssüchtiger Geck der keinerlei Interessantes oder Wissenswertes vermitteln kann und der sehr blass und eindimensional beschrieben wurde und nicht zu vergessen, der feige Vater, der sich nicht ein einziges Mal gegen seine neue Frau auflehnen kann, obwohl er seine Tochter doch angeblich so liebt.

Lediglich die Hauptfigur und in gewissem Maße auch die Tante und William können aus ihren schemenhaften Beschreibungen hier und da ausbrechen und zeigen ein wenig mehr charakterliche Facetten. Dabei sind sowohl das Setting als auch der Plot gut gewählt und der Roman lässt sich, sieht man einmal von dem erwähnten Kritikpunkt ab, sehr gut lesen. Es ist sicherlich kein schlechter historischer Roman und ich bin mir sicher, dass die Autorin sich in weiteren Romanen hinsichtlich der Charakterisierung ihrer Akteure noch ein wenig steigern kann.

Gelungen fand ich dagegen das historische Kolorit und die bildhaften Beschreibungen die der geschichtsträchtigen englischen Stadt Konturen verleihen. Auch das Leben und der Arbeitsalltag der Bürgerlichen wurden sehr gut von der Autorin eingefangen- selbst die Beschreibungen von Susannahs Tätigkeiten in der Apotheke fand ich sehr interessant geschildert. Ein weiteres wichtiges Thema dieser Zeitepoche wird ebenfalls angesprochen- die Sklaverei, denn die Familie von Susannahs Ehemann lebt noch auf Barbados und so lässt sich Henry kurzerhand und leichtfertig drei Sklaven von dort nach England schicken. Gerade die Textpassagen die sich mit der grausamen Behandlung der Schwarzen beschäftigen, haben mich berührt und sehr traurig gemacht. Hier geht die Autorin aber sehr tiefgründig zu Werke und zeigt nicht nur die Missstände der Sklaverei auf, sondern nimmt auch das beschränkte Denken der Menschen dieser damaligen Zeitepoche aufs Korn und entlarvt haltlose Vorurteile anderen Kulturen gegenüber.

Kurz gefasst: Ansprechender und abwechslungsreicher Historienschmöker- interessantes Debüt mit kleinen Schwächen für Fans von Iny Lorentz.

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Veröffentlicht am 19.09.2021

Lachen bis der Arzt kommt!

Die Nächste, bitte
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Es ist schon ein echtes Dilemma für Dr. Paul Rosen, denn statt reiche und verwöhnte Menschen in der Schweiz zu verschönern, arbeitet er immer noch in der alten Arztpraxis seines Vaters, da Pauls Vater ...

Es ist schon ein echtes Dilemma für Dr. Paul Rosen, denn statt reiche und verwöhnte Menschen in der Schweiz zu verschönern, arbeitet er immer noch in der alten Arztpraxis seines Vaters, da Pauls Vater recht geschickt darin ist, seinen Sohnemann in besagter Praxis zu halten. Da lässt entweder der Gesundheitszustand des Papas plötzlich zu wünschen übrig oder wenn gar nichts hilft, setzt Pauls Mutter ganz Arztgattin, gekonnt ihre Krokodilstränen ein, damit das gute Paulchen dort bleibt, wo er soll.

Doch Paul hat es satt immer die gleichen nervigen Patientinnen seines Vaters in dessen Allgemeinmedizinerpraxis zu behandeln und plant ein heimliches Treffen mit dem Schönheitsdoc Dr. Schümli in der Schweiz. Dr. Schümli sucht händeringend nach einem Mediziner wie Paul, um eine lukrative Gemeinschaftspraxis im mondänen Genf zu eröffnen. Doch kurz vor dem Abflug in die Schweiz häufen sich Pauls Probleme.

Dr. Schümli will nur einen verheirateten Arzt als Partner in seiner neuen Praxis. Dann erzählt ihm seine heimliche verheiratete Geliebte, dass sie sich nun von ihrem Mann scheiden lassen will, um frei für Paul zu sein.
Na toll, das passt ja so gar nicht in die Pläne des jungen Mediziners, denn Birte ist keineswegs das liebevolle, zurückhaltende Geschöpf, das er sich eventuell später einmal als Ehefrau vorstellen könnte. Und kurz nach diesem Schock betritt eine junge, attraktive aber in seinen Augen ziemlich gestörte Frau Pauls Praxis, drängelt sich direkt in sein Sprechzimmer nur um dann stotternd von ihrer Flugangst zu berichten.

Nella Johannsen dagegen hält genauso wenig von Dr. Rosen junior- sie kann nicht glauben, dass er seelenruhig auf einer Pornowebseite surft, als sie das Sprechzimmer betritt. So ein Lüstling! Und auch seine seltsamen anzüglichen Bemerkungen findet sie alles andere als witzig. Aber das Schicksal will es, dass Nella und Paul sich erneut begegnen und zwar auf dem Flug nach Genf, denn dort will Nella ihren Freund besuchen und das führt zu einer wahren Kettenreaktion von Geschehnissen, die den armen Paul an den Rande des Wahnsinns befördern.

Nachdem in "Kein Sex ist auch keine Lösung" und "Auf die Größe kommt es an", der kleine Macho Tom und Elisa zueinander gefunden haben, handelt "Die Nächste bitte" über Elisas Freundin und Geschäftsteilhaberin in einer Boutique, Nella.

Während Nellas Erlebnisse mit Dr. Rosen junior als Tagebucheinträge nachzulesen sind (sehr witzig fand ich auch die optische Gestaltung dieser Seiten; besonders die gedruckten Ringbuchlöcher), wird Pauls Sicht auf die Dinge, die sich im Laufe des Buches ereignen, in Ich-Form erzählt.

Auch Paul ist ein kleiner Macho, aber wie immer gelingt es der Autorin ihren männlichen Hauptakteur trotzdem liebenswert darzustellen. Überhaupt habe ich mich beim Lesen von Pauls Passagen über den trockenen, manchmal auch rabenschwarzen Humor des Romanhelden, prächtig amüsiert und so manches Mal sogar laut auflachen müssen.

Obwohl ich die Idee der Autorin, ihre Heldin Nella durch Tagebucheinträge zu Wort kommen zu lassen, im Grunde gut fand- so erhält man als Leser schließlich Einblicke in die Gefühls- und Gedankenwelt beider Protagonisten; wurde ich mit Nella leider nicht richtig warm. Sie ist eine Spur zu klischeehaft beschrieben, fast wie in einem typischen chic-lit Roman und man erfährt einfach zu wenig über ihren Charakter- also was sie antreibt, was sie mag (außer Kleidung, Schuhe und Erol Sander).

Aus komödiantischer Sicht würde ich "Die Nächste bitte" sogar mit der vollen Punktzahl bedenken, denn Mia Morgowskis "Arztroman" ist witzig und wird auch nie langweilig.
Als Liebeskomödie funktioniert der Roman leider nur bedingt, da man als Leser dann und wann doch ein paar ernsthafte Gespräche zwischen Held und Heldin vermisst, die klar machen, wieso sie sich schließlich ineinander verlieben.

Dennoch hatte ich viel Lesepaß mit "Die Nächste bitte", ein Arztroman der so völlig anders ist, als man es vielleicht im Vorfeld erwartet und auch eine völlig Dr. Brinkmann und Dr. Stefan Frank freie Zone bietet.

Kurz gefasst: Lachen bis der Arzt kommt!

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Veröffentlicht am 19.09.2021

Nella & Paul die Zweite! Turbulente Abenteuer im Urlaub, nebst Beziehungskrise, lassen dennoch viel Raum für den Angriff auf die Lachmuskeln

Alles eine Frage der Technik
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Nachdem Boutiquenbesitzerin Nella und Arzt Paul bereits im Vorgängerband „Die Nächte Bitte!“ zusammenfanden, wird ihre Geschichte nun in „Alles eine Frage der Technik“ weiter erzählt. Mittlerweile hat ...

Nachdem Boutiquenbesitzerin Nella und Arzt Paul bereits im Vorgängerband „Die Nächte Bitte!“ zusammenfanden, wird ihre Geschichte nun in „Alles eine Frage der Technik“ weiter erzählt. Mittlerweile hat sich ein wenig Routine und Stillstand in Sachen Beziehung eingeschlichen. Zudem ist Paul ein so dermaßen in sich gekehrter Workaholic geworden, dass Nella sich total vernachlässigt fühlt. Aber jedes Mal, wenn Nella ihren Paul auf diese Probleme ansprechen möchte, oder ein gemeinsamer Abend geplant ist, drückt sich Paul, um sich lieber schnell hinter seinem Schreibtisch zu vergraben. Überhaupt, auf Diskussionen hat er sowieso keine Lust, denn man(n) weiß ja schließlich, dass Frauen gerne aus einer Mücke einen Elefanten machen und zudem muss der Kredit abbezahlt werden und wie soll das anders funktionieren, als sich arbeitsmäßig voll hineinzuknien.
Dumm nur, dass Nella Pauls Argumenten gegenüber nicht wirklich empfänglich ist und schließlich sogar eine beginnende Beziehungskrise heraufbeschwört. Ein gemeinsamer Urlaub soll ihr Liebes und Beziehungsleben wieder in Schwung bringen, doch ausgerechnet Pauls, wie er denkt, geniale Idee mit dem Urlaub gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können, sorgt für allerhand Turbulenzen im Urlaub. Paul hat nämlich eine Woche in einem Golfhotel in Portugal gebucht.

Dort will er zusammen mit Nella das Golfspielen lernen (die noch nichts von ihrem „Glück“ weiß) und praktisch ganz nebenbei, spielerisch wichtige, berufliche Kontakte knüpfen.
Doch Nella, die dachte Paul wäre endlich in sich gegangen und würde ihr vielleicht sogar einen Heiratsantrag im Urlaub machen wollen, fällt in Portugal schließlich aus allen Wolken. Als sie Paul auch noch in weiblicher Begleitung antrifft, reißt ihr der Geduldsfaden und sie beschließt das Angebot des lässigen und attraktiven Golftrainers Dan anzunehmen, der ihr eine Extrastunde versprochen hat. Wie wird Paul darauf reagieren?

Zugegeben, ich bin nicht gerade ein Golf-Fan und kann diesem Sport, genauso, wie die Romanheldin Nella, nicht viel abgewinnen. Ein Grund trotzdem zu der Fortsetzung von „Die Nächste Bitte“ zu greifen, war für mich vor allem Mia Morgowskis schöner, trockener Humor, der auch in ihrem aktuellen Roman wieder aufblitzt und mir sehr oft ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert hat beim Lesen.
Außerdem müssen Golfsportfremde keinesfalls befürchten, nun seitenlang mit zahlreichen Fachausdrücken und Anleitungen bombardiert zu werden. Das Golfspiel dient eigentlich lediglich als bunte Kulisse für Pauls und Nellas turbulente Erlebnisse, rund um das exklusive Golfhotel und seine zahlungskräftigen Bewohner, die schräger nicht sein könnten.

Während im ersten Teil Nella lediglich aus dem Off, durch ihre zahlreichen Tagebucheinträge zu Wort kam, hat sich die Autorin in diesem Teil entschieden, sowohl Nella als auch Pauls Sicht auf die Dinge, jeweils im Wechsel aus der Ich-Perspektive zu erzählen, so dass man als Leser Einsicht in beiderlei Gedankenwelten erhält. Zudem übt sich Nella diesmal als fleißige Bloggerin, wobei ich ihre Blogbeiträge als nette Abwechslung, innerhalb der erzählten Story empfand.

Natürlich darf das gewisse Klischeedenken, dass Männer über Frauen und auch umgekehrt, haben, wieder nicht fehlen, das weibliche Leserinnen des Romans sicherlich ebenfalls zum Schmunzeln bringen wird. Die eine oder andere Situation wird einem als Leser dabei wahrscheinlich ebenfalls bekannt vorkommen. Zumindest ging es mir so, doch diesmal, auch wenn ich Mia Morgowskis Bücher ansonsten so witzig und kurzweilig finde, übertreiben es sowohl Nella als auch Paul hier zu sehr. Ihre Art ständig aneinander vorbeizureden, sich nicht einander anzuvertrauen und stattdessen die „beleidigte Leberwurst“ heraushängen zu lassen, hat meine Lesernerven dermaßen strapaziert, dass ich leider keine 5 Sterne Bewertung vergeben kann. Pauls und Nellas Zickigkeit zieht sich leider wie ein roter Faden durchs Buch und lässt das Heldenpaar leider über lange Strecken recht unsympathisch wirken.
Wenn man diesen Kritikpunkt einigermaßen ausklammern kann, wird man dennoch viel Lesespaß mit der Fortsetzung von „Die Nächste bitte“ haben. Mein romantisches Highlight in diesem Roman: Pauls gesungenes Ständchen, das mich dann doch sehr angerührt und für die Zickigkeit der Protagonisten etwas entschädigt hat.

Kurz gefasst: Nella & Paul die Zweite! Turbulente Abenteuer im Urlaub, nebst Beziehungskrise, lassen dennoch viel Raum für den Angriff auf die Lachmuskeln.

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Veröffentlicht am 19.09.2021

Begine Serafina ermittelt wieder -Ein unterhaltsamer historischer „Cozy-Krimi“ aus dem alten Freiburg

Hostienfrevel
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Begine Serafina staunt nicht schlecht, als die Gerüchteküche in Freiburg hohe Wellen schlägt. So sollen heilige Hostien im Freiburger Münster entweiht worden sein mit Tierblut.
Ein Schuldiger ist schnell ...

Begine Serafina staunt nicht schlecht, als die Gerüchteküche in Freiburg hohe Wellen schlägt. So sollen heilige Hostien im Freiburger Münster entweiht worden sein mit Tierblut.
Ein Schuldiger ist schnell bei der Hand in Volkes Mund. So geraten, wie immer, wenn etwas in der Stadt im Argen liegt, die drei jüdischen Familien, die dort leben, ins Visier der Leute. Besonders der Schuster Mendel steckt plötzlich in großen Schwierigkeiten, wollen ihm die Freiburger dieses Verbrechen doch zur Last legen. Mendel jedoch bestreitet vehement etwas damit zu tun zu haben und bekommt tatkräftige Unterstützung der Stadtoberen, doch als nach ein paar Tagen auch noch der alte Kreuzbruder, der im Freiburger Münster Wache schob ermordet aufgefunden wird, wird erneut gegen Mendel und die Juden im Allgemeinen gehetzt.

Serafina indes glaubt nicht daran, dass der Schuster der Schuldige ist. Vielmehr vermutet sie, dass jemand ganz bewusst den Verdacht auf Mendel lenken wollte. Doch wer? Die Liste, von denen, an die Mendel nebenbei Geld verlieh ist lang. Oder hat das Verbrechen gar nichts mit dem Geldverleih zu tun?
Während Serafinas kriminalistischer Spürsinn geweckt wurde, muss sie sich jedoch auch mit Altlasten ihrer Vergangenheit herumschlagen, denn ein neu hinzugezogener Freiburger, kennt Serafina noch von einst, als sie noch Hübschlerin war und verrät sein Wissen ausgerechnet an denjenigen, den die Begine besonders ins Herz geschlossen hat…

Obwohl ich den Vorgängerband „Das Aschenkreuz“, in dem Begine Serafina zum ersten Mal ermitteln durfte, nicht kenne, kam ich völlig problemlos in die Geschichte hinein, denn die Autorin streut für alle unwissenden Leser ausreichende Infos zum ersten Roman mit ein, so dass man stets im Bilde über Serafinas Vorgeschichte ist.
Die Heldin dieser historischen Kriminalreihe ist eine sympathische Frau, die bereits einige Schicksalsschläge in ihrem Leben hinnehmen musste, sich jedoch stets wieder aufgerafft hat und mutig und tatkräftig ihren Weg weitergegangen ist. Mittlerweile ist es in ihrem Leben als Begine ruhiger geworden. Zusammen mit recht unterschiedlichen Frauen lebt sie in Freiburg und versorgt dort mit Hingabe die kleinen oder auch größeren Wehwehchen der Freiburger Bürger, da sie geschickt in Heilkunde ist. Achaz, der Medicus der Stadt, steht ihr mit Rat und Tat zur Seite, auch wenn er von Serafinas kriminalistischem Spürsinn einmal mehr genervt ist. Diesmal jedoch sorgt sein widersprüchliches Verhalten dafür, dass Serafina plötzlich an Achaz verzweifelt, was für gewisse Spannungselemente zwischen den beiden sorgt.

Apropos Spannung: Zwar haben wir es hier mit einem unterhaltsamen historischen Krimi zu tun, der durch Sprache und Beschreibungen der Örtlichkeiten und Benehmen der Menschen dieses Zeitalters, sehr viel historisches Kolorit versprüht, doch würde ich dieses Buch eigentlich eher Lesern empfehlen, die gerne reine historische Schmöker lesen, als Krimifans, die sich hier einen sehr ausgeklügelten, „mordsspannenden“ Fall erhoffen. Zwar gibt es durchaus zwei Morde zu verzeichnen, doch kommt man als Leser sehr schnell darauf, wer denn hier mordend umherzieht und selbst wenn Serafinas Ermittlungen interessant beschrieben werden, fehlten für meinen Geschmack einfach ein wenig mehr Dramatik.

Dieser Punkt soll jedoch nicht abwertend gemeint sein. Ich habe sehr viel Lesespaß mit Serafinas zweitem Fall gehabt, würde das Buch jedoch eher in der Kategorie „historischer Cosy-Krimi“ einordnen.
Die Nebenfiguren könnten für meinen Geschmack vielleicht noch ein wenig mehr Konturen bzw. Ecken und Kanten vertragen, doch denke ich, dass dies in den nächsten Teilen sicherlich der Fall sein wird.

Kurz gefasst: Begine Serafina ermittelt wieder -Ein unterhaltsamer historischer „Cosy-Krimi“ aus dem alten Freiburg.

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