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Veröffentlicht am 06.10.2021

Ich bin du und du bist ich

Die andere Tochter
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Die 40jährige Antonia, genannt Toni, löst hauptberuflich Wohnungen auf. Bei der Ausübung dieser Tätigkeit erleidet sie einen Arbeitsunfall, kommt mit einer hochätzenden Flüssigkeit in Berührung uns verliert ...

Die 40jährige Antonia, genannt Toni, löst hauptberuflich Wohnungen auf. Bei der Ausübung dieser Tätigkeit erleidet sie einen Arbeitsunfall, kommt mit einer hochätzenden Flüssigkeit in Berührung uns verliert ihr Augenlicht. Gott sei Dank kann sie von der hierbei erlittenen Blindheit durch eine Transplantation der Hornhaut einer anderen jungen Frau, die selbst bei einem Unfall ums Leben kam, geheilt werden. Toni ist dankbar für diese Organspende und hat das Gefühl, ein zweites Leben geschenkt bekommen zu haben, sie möchte der Familie der Verstorbenen danken und tritt mit der Mutter in Kontakt. Von ihrer Heimatstadt Berlin reist sie nach Frankfurt, um diese kennen zu lernen. Selbst aus einfacheren Verhältnissen stammend, taucht Toni in der Mainmetropole nun in luxuriösere Gesellschaftsschichten ein, kommt der Mutter ihrer Spenderin erstaunlich schnell sehr nahe und baut zu Teilen der Familie eine extreme Bindung auf, fast als wäre sie selbst eine Reinkarnation der Toten. Das gefällt allerdings beileibe nicht allen Hinterbliebenen, und auch einige von Tonis eigenen Verwandten in Berlin begegnen den neuen Kontakten mit Skepsis. Die Geschichte ist in zwei wechselnde Zeitebenen aufgeteilt und wechselt von der Ich-Erzählerin Toni immer wieder zur auktorialen Perspektive. Für mich hatte der Schreibstil etwas sogartiges, ich fühlte mich sofort in die Handlung hinein gezogen, auch wenn ich mich mit der Protagonistin nicht unbedingt identifizieren konnte, da sie mir in ihrer Persönlichkeit kaum gefestigt schien. Dinah Marte Golch hat mit "Die andere Tochter" einen sehr spannenden Roman geschrieben, in dem sie dem Leser das Thema Organspende ganz nebenbei nahe bringt. Bis zum Schluss hat man das Gefühl, nicht genau zu wissen, was sich hinter der ganzen Story verbirgt und kann dadurch das Buch nur schwer aus der Hand legen. Großartige Unterhaltung und von mir eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 29.09.2021

Aufrüttelnde Familiengeschichte

Wenn ich wiederkomme
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In seinem Buch "Wenn ich wiederkomme" schildert und Marco Balzano das Schicksal einer rumänischen Familie, deren Eltern ihre Kinder der quasi nahezu sich selbst überlassen, um den Lebensunterhalt im fernen ...

In seinem Buch "Wenn ich wiederkomme" schildert und Marco Balzano das Schicksal einer rumänischen Familie, deren Eltern ihre Kinder der quasi nahezu sich selbst überlassen, um den Lebensunterhalt im fernen Italien zu verdienen. Zuerst verlässt Daniela, die Mutter, die Familie und nimmt eine Arbeit als Pflegekaft eines dementen alten Mannes weit weg von ihrem kleinen rumänischen Dorf an. Um die halbwüchsigen Kinder, Angelica und Manuel, kümmern sich die Großeltern, die glücklicherweise im Nachbarhaus wohnen. Auch Vater Filip findet kurze Zeit später einen Job als Lastkraftwagen Fahrer an und ist fortan nicht mehr greifbar für seine Kinder. Als dann auch noch der Großvater stirbt, scheint Manuel, der jüngere Bruder der beiden Geschwister, in ein tiefes schwarzes Loch zu fallen und zeigt Anzeichen von Depression. Er selbst sieht sich quasi als verwaist an wie er sich gegenüber in seinem Gedanken formuliert. Marco Balzano erzählt dieses Schicksal der hier im Mittelpunkt der Geschichte stehenden Familie, die aber stellvertretend für viele ist, mit einer beeindruckenden Unaufgeregtheit. Die Einfachheit der Sprache, die doch eine unglaubliche Eindringlichkeit besitzt, geht Hand in Hand mit der Einfachheit der Menschen, um die es hier geht. Als wäre die Abwesenheit der Eltern von zu Hause nicht schon schlimm genug, trifft unsere Protagonisten auch noch ein weiterer Schicksalsschlag, als Manuel bei einem Unfall mit einem Motorrad verunglückt und ins Koma fällt. Die Geschichte wird aus der Sicht von drei unterschiedlichen Familienmitgliedern geschildert, so dass sich der Leser perfekt in alle hinein versetzen kann. Wie schwer dieses Phänomen der rumänischen Gastarbeiter die Menschen in Osteuropa trifft, war mir ehrlich gesagt vorher nicht bewusst, dieses Buch hat es in den Fokus meiner Aufmerksamkeit gerückt, danke dafür am den Autor! Ein schweres Thema wird hier mit einer beeindruckenden Leichtigkeit vermittelt, so dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 27.09.2021

The Great Depression

Die vier Winde
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Auf das neue Buch von Bestseller Autorin Kristin Hannah war ich sehr gespannt, denn bereits "Die Nachtigall" aus ihrer Feder hatte mich sehr gefesselt. Und meine hohe Erwartung würde Gott sei dank nicht ...

Auf das neue Buch von Bestseller Autorin Kristin Hannah war ich sehr gespannt, denn bereits "Die Nachtigall" aus ihrer Feder hatte mich sehr gefesselt. Und meine hohe Erwartung würde Gott sei dank nicht enttäuscht. Zwar fand ich das Cover eher unspektakulär und hätte das Buch aufgrund dessen vermutlich nicht unbedingt zur Hand genommen, aber der Name der Autorin birgt halt für spannende Leseunterhaltung und das nicht zu Unrecht! Wir lernen Protagonistin Elsinore, genannt Elsa, kennen, eine junge Frau, Mitte 20, leider nicht besonders hübsch und noch dazu 1,80m groß, was in der Zeit, in der wir uns befinden kurz nach dem Ersten Weltkrieg und nach der Weltwirtschaftskrise in den 20iger Jahren beides keine positiven Indizien für eine begehrenswerte Ehefrau darstellten. So nehmen Elsas Eltern ihr jede Hoffnung auf einen potentiellen Mann und auch sie selbst vermitteln ihrer Tochter keine liebevollen Gefühle. Als Elsa dann dennoch jemanden ihr Herz schenkt und von ihm auch noch überraschend schwanger wird, verstößt sie ihre eigene Familie. Anfangs widerwillig nehmen ihre nruen Schwiegereltern die junge Frau auf, und Elsa wächst erstaunlich schnell in das entbehrungsreiche Leben einer Farmersfrau mit harter Arbeit hinein. Doch eine schwere Dürre kommt über Texas, wo die Familie unserer Protagonistin lebt, und damit verbunden Hunger und Armut. Elsa muss erneut fliehen und sich schrecklichen Schicksalsschlägen stellen. Kristin Hannah beschreibt all diese traurigen Umstände in flüssigem und sehr spannendem Schreibstil, die Charaktere sind alle ausnahmslos authentisch geschildert, so dass man sich das harte Leben, dass sie führen mussten, extrem gut vorstellen kann. Ich wusste zugegebenermaßen über diesen Abschnitt der amerikanischen Geschichte bisher so gut wie nichts und war zutiefst betroffen und erschüttert über die Schicksalsschlägen, mit denen sich die Menschen damals konfrontiert sahen. Danke für dieses gut recherchierte Buch, danke für wirklich spannende Leseunterhaltung mit Tiefgang! Volle Punktzahl und eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 24.09.2021

Großartige unblutige Krimiunterhaltung mit viel Berliner Lokalkolorit

Eigenbedarf
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Gleich beim ersten Betrachten dieses Buches dachte ich, dass es sich um etwas Besonderes, Anderes, Schräges handeln würde, u. ich wurde nicht enttäuscht! Das Cover von "Eigenbedarf" von Michael Opoczynski ...

Gleich beim ersten Betrachten dieses Buches dachte ich, dass es sich um etwas Besonderes, Anderes, Schräges handeln würde, u. ich wurde nicht enttäuscht! Das Cover von "Eigenbedarf" von Michael Opoczynski hat mich sofort angesprochen, der in krakeliger Schreibschrift geschriebene Titel fällt einfach direkt ins Auge, u. die Berliner Mietskaserne mit Einblick in deren Hinterhof wirkt auf eine Urberlinerin wie mich gleich vertraut. Wir befinden uns in Berlin Moabit, hier zocken sogenannte Miethaie, Investoren, die Altberliner Mietshäuser günstig aufkaufen, sanieren u. extrem teuer neu vermieten u. so langjährige Mieter mit geringen Einkommen verdrängen, ein weit verbreitetes Phänomen. Diesem Missstand widmet sich die sogenannte "Gesellschaft für unkonventionelle Maßnahmen", eine zusammengwürfelte Truppe von unterschiedllichen skurrilen Charakteren, die Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft aufdecken. Der Autor hat hiermit bereits den dritten Fall in der Reihe veröffentlicht, für mich war es das erste Buch, u. trotzdem hatte ich keinerlei Schwierigkeiten, in die Geschichte rein zu kommen. Gleichzeitig mit den Laienermittlern recherchiert eine Sonderkommission der Berliner Polizei zu dem Thema. Die Protagonisten sind durchweg ein bisschen schräge Figuren, alle sehr authentisch von Opoczynski geschildert, so dass ich oftmals schmunzeln musste, auch wenn der Autor ansonsten einen recht nüchternen und doch gleichzeitig sehr flüssigen und angenehm zu lesenden Schreibstil an den Tag legt. Insgesamt handelt es sich um einen unblutigen Krimi genau nach meinem Geschmack, nicht reißerisch und doch sehr spannend, vor allem mit viel Berliner Lokalkolorit, das besonders mir als geborene Einwohnerin dieser Stadt, sehr sehr gut gefallen hat. Es wurde hier im Vorfeld sehr gründliche Recherche betrieben, auch das hat mich beeindruckt! Von mir die volle Punktzahl und eine unbedingte Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 19.09.2021

Die (Lebens)Unfähigkeit des Herrn Schmidt

Barbara stirbt nicht
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m Buch "Barbara stirbt nicht" von Alina Bronsky lernen wir das Ehepaar Schmidt kennen, das seit über 50 Jahren verheiratet ist. Die beiden Ehepartner Walter und Barbara haben in den vielen Jahrzehnten ...

m Buch "Barbara stirbt nicht" von Alina Bronsky lernen wir das Ehepaar Schmidt kennen, das seit über 50 Jahren verheiratet ist. Die beiden Ehepartner Walter und Barbara haben in den vielen Jahrzehnten ihrer Ehe die jeweils traditionelle Rolle übernommen und sich offenbar damit gut arrangiert, und dies bis zur absoluten Perfektion. So kommt es, dass Walter Schmidt, der bisher der wirtschaftliche Versorger und Ernährer der Familie war, aber in Sachen Haushaltsführung komplett unfähig, in dem Augenblick, als seine Frau Barbara eines Morgens krankheitsbedingt das Bett nicht mehr verlässt, vor nahezu unüberwindbare Hindernisse. So grotesk es dem Leser auch vorkommen mag, aber Walter Schmidt ist tatsächlich nicht einmal in der Lage, sich alleine einen Kaffee zu kochen. Zwar versucht er sich, um seine kranke Frau zu kümmern, aber alle Bemühungen wirken in ihrer Hilflosigkeit geradezu albern, der alte Mann kommt dem Leser quasi vor wie ein kleines Kind. Diese Unfähigkeit hat Alina Bronsky derart offen und brutal geschildert, vielleicht auch etwas überzogen, so dass man schmunzeln muss, doch bleibt einem das Lachen oft im Halse stecken. Diese Lebensunfähigkeit wirkt komisch und ist doch gleichzeitig bitterernst. Durch die Einfachheit der Sprache, die die Autorin verwendet, wird die ernste Situation noch deutlicher, geradezu glasklar. Der Roman liest sich durch den flüssigen Schreibstil einfach weg, alle Figuren, die beiden Ehepartner, sowie deren erwachsene Kinder und auch Nebenrollen, wie Bäckereiverkäuferin und Hausarzt sind treffend und gut geschildert, so dass man sich alles bildhaft vorstellen kann. Ein auf den ersten Blick humorvoll wirkendes Buch, das einen extrem ernsten Hintergrund hat. Man wird sich zum einen der Endlichkeit des Lebens bewusst, aber auch die Festgefahrenheit der Protagonisten regt zum Nachdenken an. Von mir die volle Punktzahl und eine Leseempfehlung!

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