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Veröffentlicht am 20.09.2021

Gelungener Nachfolger

Wenn Riesen reisen
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Enttäuschung herrschte bei uns im Haus. "Wenn Glühwürmchen morsen" war zu Ende gelesen (wobei die Enttäuschung bei den Erwachsenen größer war, immerhin hört eine 2-jährige auch gerne noch mal die Geschichten) ...

Enttäuschung herrschte bei uns im Haus. "Wenn Glühwürmchen morsen" war zu Ende gelesen (wobei die Enttäuschung bei den Erwachsenen größer war, immerhin hört eine 2-jährige auch gerne noch mal die Geschichten) und nun? Zum Glück gab es da schon den Nachfolger. 

Nun ist im Allgemeinen ja bekannt, dass ein 2. Band oder ein Nachfolgewerk oftmals nicht an Band 1 ranreicht. Zum Glück gibt es immer wieder Ausnahmen, wie "Wenn Riesen reisen". 

Wir hatten wieder sehr viel Spaß mit der Familie Sonnnenberg und ihre skurrilen und lustigen Abenteuer. Wir mussten wieder lachen und schmunzeln und ein klein wenig mitfiebern. Auch mit anderen Charakteren gab es ein Widersehen, aber auch viel Neues gab es c zu entdecken.

Die Länge der einzelnen Geschichten war wieder hervorragend als Gute-Nacht-Geschichte geeignet. Die Illustrationen waren wieder farbenfroh und schön gestaltet, sodass wir so manches Mal auf ein anderen Buch umsteigen mussten, da unsere Tochter das Buch während der Geschichte selbst durchblättern wollte. 

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Veröffentlicht am 16.09.2021

Tragische und zugleich wundervolle Geschichte

Der Gesang der Berge
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》Kriege haben die Macht, liebenswerte und kultivierte Menschen in Ungeheuer zu verwandeln.《

Normalerweise mache ich einen Bogen um Bücher, die über den Krieg gehen. Alle Deutschlektüren in der Schule ...

》Kriege haben die Macht, liebenswerte und kultivierte Menschen in Ungeheuer zu verwandeln.《

Normalerweise mache ich einen Bogen um Bücher, die über den Krieg gehen. Alle Deutschlektüren in der Schule hatten dieses Thema und das Leid in den Nachrichten reicht mir... Aber warum habe ich mich dennoch so sehr zu diesem Buch hingezogen gefühlt?

Zuerst einmal das Cover: Wunderschöne, schon leicht herbstlich anmutende Farben. Es wirkt filigran, zerbrechlich. Ein kurzer Blick ins Buch zog mich in seinen Bann. 

Nach einer kurzen Einführung findet man sich im Hà Nôi wieder, mitten im Vietnamkrieg. Man lernt den Alltag von Diêu Lan und ihrer Enkelin Hu'o'ng. Man erlebt den Alltag ihren Höhen und brutalen Tiefen. Im Laufe der Geschichte wechseln sich Hu'o'ngs "Gegenwart" und Großmutter Diêu Lans Vergangenheit ab. Was eine willkommene Abwechslung zu der Grausamkeit ist, die in jeder Zeitebene der Familie widerfahren ist. 

Der Schreibstil kommt ohne Schnörkel und Effekthascherei aus und kreiert dennoch damit unglaubliche emotionale Tiefe. Ich hatte stellenweise das Gefühl, vollständig in dieses Buch einzutauchen und sah die Straßen Hà Nôis, den Dschungel im Süden und all die anderen Schauplätze der tragischen und auch schönen Momente. 

Diese Geschichte ist so grausam, wie Kriege sein Können und gleichzeitig so zart und schön, wie das Leben sein kann. Doch gleichzeitig war sie immer auch ein Stück lebensbejahend. Lehrreich und eine echte Inspiration, nicht aufzugeben, egal wie hoch der Berg zu sein scheint, den man zu erklimmen hat.

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Veröffentlicht am 05.09.2021

Einblicke ins Rotlichtmilieu, aber auch in das Privatleben

Herbertstraße
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Ich erinnere mich gut an eine Aussage meiner Mutter zum Thema Prostitution. Sie meinte, dass man - gerade als Frau - dafür dankbar sein sollte, dass es eine Anlaufstelle für Männer gibt, um ihre Begierden ...

Ich erinnere mich gut an eine Aussage meiner Mutter zum Thema Prostitution. Sie meinte, dass man - gerade als Frau - dafür dankbar sein sollte, dass es eine Anlaufstelle für Männer gibt, um ihre Begierden und Wünsche auszuleben, vor allem für die, die keinen Partner dafür haben. Das fand ich damals schon einleuchtend und nach dem Buch jetzt nun noch viel mehr. 

Manuela Freitag nimmt uns mit in ihr Leben. Man lernt sie privat kennen, die Frau und Mutter. Man lernt aber auch die berufliche Seite kennen - die Domina. Man durchlebt ihre Vergangenheit und sieht die Gegenwart, am Ende gibt es einen vorsichtigen Blick in die Zukunft. Aber nur kurz. Denn sie lebt im hier und jetzt. 

Bemerkenswert fand ich die Art und Weise, wie ihre Geschichte hier erzählt wurde. Ungeschönt, mit der richtigen Menge an Details und ohne auf die Tränendrüse zu Drücken. Mit einer ordentlichen Portion Realismus und Reflektiertheit, garniert mit einem Schuss Humor. Die Geschichte hat gefesselt, mit all ihren Facetten.

Die Kapelle zu ihrer Vergangenheit haben sich mit Erzählungen aus ihrem Berufsleben abgewechselt, so behielt das Buch durchweg seinen Schwung und wurde nicht zu trocken. Man lernt auch ein paar Kunden, ein paar ihrer Begierden kennen. So abwegig sie auch manchmal klangen. 

Manuela Freitag erzählt davon, wie sie sich immer wieder aufrappelte, sich selbst wieder ins straucheln brachte, nur um ihr Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Später auch, wie sie als alleinerziehende Mutter Kind und Beruf unter einen Hut zu bringen versuchte. 

Zusätzlich lässt sie sich nicht nehmen, auch von Missstände zu sprechen. Zwangsprostitution wird als Thema ebenso (kurz) angeschnitten wie Depressionen, Sucht und vor allem die gesellschaftliche Ausgrenzung.

Dieses Buch ist wirklich eine große Überraschung gewesen. Es hat mich so gefesselt, dass ich schneller als mir lieb war, damit durch war. Es ist wirklich toll geschrieben und handelt von einer tollen, inspirierenden Persönlichkeit.

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Veröffentlicht am 01.08.2021

Spannend und düster - gibt es endlich Hoffnung für Emma und ihre Freunde?

The Promised Neverland 17
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Es gibt wenige Reihen, die dauerhaft die Qualität und Spannung derart hoch halten können. Die Menge an Filler hält sich bis hierhin in Grenzen. Wenn man sich an den eher ungewöhnlichen Zeichenstil gewöhnt ...

Es gibt wenige Reihen, die dauerhaft die Qualität und Spannung derart hoch halten können. Die Menge an Filler hält sich bis hierhin in Grenzen. Wenn man sich an den eher ungewöhnlichen Zeichenstil gewöhnt hat, bleibt nur noch die Faszination für dieses düstere und tiefgründige Setting.

Die Charaktere ergänzen sich größtenteils wirklich gut, Emma ist am Anfang eine ziemliche Nervensäge und legt dies auch wohl nie ganz ab. Die Charaktere entwickeln sich gut, von der ein oder anderen Entwicklung ist man überrascht. 

Und so fiebert man mit den Protagonisten. Egal, ob man mehr Emmas oder Normans Meinung ist. Es ist definitiv spannend, wie Normans Plan verläuft und es ist ja noch nicht klar, welches Opfer Emma für das neue Versprechen bringen musste. 

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Veröffentlicht am 01.08.2021

Tolle Geschichte, viel (Fein-)Gefühl und zarte Töne

Wir für uns
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Tatsächlich habe ich mir ein bisschen was anderes von diesem Buch erwartet. Bin ich enttäuscht darüber? Ich bin sogar sehr froh darüber, denn die Geschichte war viel tiefgründiger, als ich gedacht habe. ...

Tatsächlich habe ich mir ein bisschen was anderes von diesem Buch erwartet. Bin ich enttäuscht darüber? Ich bin sogar sehr froh darüber, denn die Geschichte war viel tiefgründiger, als ich gedacht habe.

In diesem Buch stecken so viele Emotionen, so viele wichtige Botschaften und so viel Herz, dass es wirklich nicht langweilig wurde.

Ich fand wunderschön, wie leise und menschlich Themen wie Behinderung, Tod, Homosexualität, Einsamkeit, Depressionen und noch vieles mehr behandelt wurde. Dabei traf die Hauptfigur nicht immer den richtigen Ton, doch durch die vorsichtige Aufbauarbeit dieses Charakters wusste man, wie es gemeint hatte. Man hatte es nicht mit einer überkorrekten Person zu tun, sondern mit einem Menschen.

Die Beziehung zwischen Josie und ihrer Mutter ist mir zwischenzeitlich allerdings auch ein bisschen auf die Nerven gegangen. Josies Naivität bezüglich ihrer Pläne mit Kind (z. B. Thema Arbeit, Elternzeit etc.) hat mich manchmal erschrocken. Ich selbst bin im Juni nach 2 Jahren Elternzeit in meinen Beruf zurückgekehrt und kenne also das Thema.  Generell hätte ich mir gewünscht, dass die Charaktere noch ein bisschen greifbarer gewesen wären. Auch die Menge an Fremdgeherei fand ich überraschend.

Generell war der Verlauf der Geschichte dennoch durchaus nachvollziehbar und von der Handlung der Charaktere größtenteils Konsistent. Man hat mit Kathie und ihrem Projekt mitgefiebert und mit Josie sowieso.

Besonders gefallen hat mir, dass die beiden Hauptcharaktere sich in ihrer Freundschaft zueinander verloren haben. Sie haben beide ihr eigenes Leben weitergelebt und sich dabei unterstützt.

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