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Veröffentlicht am 24.07.2021

Spannender nervenaufreibender Thriller

Die Verlorenen
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Klappentext von der Verlagsseite:

Die Körper der toten Frauen sind in Plastikfolie eingewickelt, daneben liegt die Leiche seines ehemaligen Kollegen Gavin. Das düstere Bild gibt Jonah Colley von der Spezialeinheit ...

Klappentext von der Verlagsseite:

Die Körper der toten Frauen sind in Plastikfolie eingewickelt, daneben liegt die Leiche seines ehemaligen Kollegen Gavin. Das düstere Bild gibt Jonah Colley von der Spezialeinheit der Londoner Polizei Rätsel auf. Denn Gavin selbst hat ihn kurz zuvor um ein Treffen in der verlassenen Lagerhalle gebeten. Als Jonah erkennt, dass eine der Frauen unter der Folie noch am Leben ist, wird er hinterrücks attackiert, kann den Angreifer aber überwältigen. Wie sich herausstellt, handelt es sich um den Serienkiller Owen Stokes. Jonah wird als Held gefeiert, doch als er der Frau wieder begegnet, die überlebt hat, behauptet sie, es sei noch ein Mann in der Lagerhalle gewesen. Jonah ermittelt auf eigene Faust und stößt auf eine Spur, die ihn an Stokes Schuld zweifeln lässt; und die ein ganz neues Licht auf die Entführung seines eigenen Sohnes wirft, der vor 10 Jahren spurlos verschwand.

Autoreninfo von der Verlagsseite:

Simon Beckett arbeitete als freier Journalist und schrieb für bedeutende britische Zeitungen wie Times, Daily Telegraph oder Observer. Im Laufe seiner journalistischen Arbeit spezialisierte er sich auf kriminalistische Themen. Heute ist er einer der bedeutendsten englischen Autoren von Kriminalromanen, dessen Bücher und Hörbücher sich regelmäßig auf den Bestsellerlisten finden. Simon Beckett ist verheiratet und lebt in Sheffield.

Sprecherinfo von der Verlagsseite:

Johannes Steck, als Theater- und Fernsehschauspieler sehr erfolgreich, widmet sich heute vorrangig seiner vielgelobten Sprechertätigkeit. Seine ausdrucksstarke, tiefe Stimme mit dem rauen Timbre zieht jeden Hörer in ihren Bann.

Erster Satz:

Als Jonah das Blut roch, war ihm klar, dass er in Schwierigkeiten steckte.

Meinung:

“Die Verlorenen” ist der Auftakt einer neuen Thriller-Reihe von Simon Beckett, mit Jonah Colley, Polizist einer Spezialeinheit, als Protagonisten und London als Handlungsort. Da ich die Reihe um den Forensiker David Hunter sehr liebe, musste auch unbedingt die neue Reihe gelesen werden. In Gegensatz zu meinen sonstigen Gewohnheiten, dieses Mal nicht als Printausgabe, sondern als Hörbuch. Leider in der gekürzten Ausgabe, aber dies macht in diesem Fall nichts.

Zu Beginn war ich skeptisch. Kann Beckett auch noch etwas anderes als David Hunter? Denn mit seinen Einzelbänden “Obsession” und “Flammenbrut” habe ich so meine Schwierigkeiten und so stehen, sie noch ungelesen im Regal. Nach mehreren Versuchen. Und ja er kann, so viel zu Beginn.

Simon Beckett hat wieder einen spannenden und nervenaufreibenden Thriller geschaffen. Er hält den Spannungsbogen konstant bei und durch die raschen Wechsel der Kapitel kommt überhaupt keine Langweile auf. Ein weiterer Grund dafür ist die Handlung, die auf zwei Zeitebenen spielt. Zum einen in der Gegenwart, in der Jonah Colley von einem ehemaligen Freund um Hilfe gebeten wird, und dann die Rückblende auf zehn Jahre davor, an dem sein Sohn Theo verschwand. Beide Handlungsstränge verwebt Beckett gekonnt ineinander und immer wieder habe ich mich gefragt, was mit Theo passiert ist und wer die Taten am Slaughter Quai begangen hat. Allein der Name Slaughter Quai ist schon passend für die Handlung und es schaudert mich immer noch bei dem Namen des Ortes, denn Beckett der mit den Schleuserbanden, Drogendelikten und Verschwinden von Personen schon harte Themen anpackt, beschreibt auch Szenen schwerer Gewalt, die einen Schlucken lassen.

Mit Jonah Colley bin ich schnell warm geworden. Er ist sympathisch und hat eine traurige Vergangenheit, die ihn traumatisiert hat. Dadurch handelt er oft impulsiv, leichtsinnig und schießt oft über das Ziel hinaus. So weit, dass die beiden Ermittler Fletcher und Bennet ihn als Mordverdächtigen führen.

Ein Hörbuch und eine Geschichte steht und fällt mit dem Sprecher. Johannes Steck hat schon immer die Simon Beckett Bücher eingesprochen und so war es auch in meinen Augen selbstverständlich, dass er auch “Die Verlorenen” vorliest. Ich mag dunkle Männerstimmen und so eine hat Johannes Steck, eine sehr angenehme Stimme, mit der er während der gesamten Aufnahme spielt. Er variiert das Tempo des Vorlesens mit der Handlung. So macht es noch mehr Freude, der Handlung zu folgen. Gerade wenn es spannend ist, liest er schnell und der Herzschlag des Hörers erhöht sich, zumindest meiner, da man genau weiß nun passiert was.

Besonders schön und unheimlich passend fand ich auch, dass er jedem Charakter eine eigene Stimmmelodie mitgegeben hat. So kann man sie immer gut unterscheiden und es ist ein wahrer Genuss, wenn er Fletcher spricht. Kommt dieser schon per Handlung als Widerling daher, so schafft es Steck mit seiner Stimme noch mehr aus dem Charakter herauszuholen. Manche werden als zu viel empfinden, aber ich fand es passend, dass er ihm eine so schneidende und sarkastische Stimme verlieh. Einfach stimmig mit dem Charakter. Gerade in den Dialogen kommt Stecks Fähigkeit, den Charakteren eine eigene Stimme zu verleihen zu bekommen, sehr gut zur Geltung.

Gerade Stecks Stil macht das Buch zu einem Genuss und die kurzen Pausen zwischen den Kapiteln sind passend eingefügt. Gelegentlich fällt es auf, dass das Buch gekürzt ist, aber da ich das Printbuch nicht kenne, stört es mich nicht. Denn der Handlung kann man immer noch sehr gut folgen und ich gehe mal davon aus, dass nichts für die Handlung wesentliches ausgelassen wurde.

Auch das Ende des Buches war stimmig und ließ noch vieles offen, sodass ich gespannt auf den zweiten Band um Jonah Colley warte.

Fazit

“Die Verlorenen” von Simon Beckett, gelesen von Johannes Steck, ist ein spannender Thriller mit einigen Wendungen, der mich am Ende noch mit Fragen zurückließ. Dennoch empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 24.07.2021

Als hätten sie Land betreten

Als hätten sie Land betreten
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Klappentext von der Verlagsseite:

Die besondere Freundschaft zwischen der jüdischen Veza und der nichtjüdischen Lotti in den 1930er-Jahren ist Ausgangspunkt einer Geschichte über sechs Frauen. Über mehrere ...

Klappentext von der Verlagsseite:

Die besondere Freundschaft zwischen der jüdischen Veza und der nichtjüdischen Lotti in den 1930er-Jahren ist Ausgangspunkt einer Geschichte über sechs Frauen. Über mehrere Generationen hinweg werden Lebensentwürfe skizziert, die geprägt sind von Abhängigkeit und Selbstständigkeit, vom Zweifeln und Sich-Finden, vom Glauben an eine höhere Macht und dem Festhalten an der Erinnerung. Erst nach ihrem Tod erfährt Lottis Familie von Vezas Existenz und der gemeinsamen Zeit, eine Entdeckung, welche die Enkelin dazu ermutigt, neue Wege zu gehen.

“Sammer gelingt es allerdings kraft ihrer klaren, unaufgeregten Sprache, diesen Frauen eindringliche Stimmen zu geben und ihre Ängste, Nöte, Wünsche und Träume plastisch und nachvollziehbar zu


machen. Freiheitsbedürfnisse, Gefühlsstürme und Glaubenszweifel beschreibt sie so kunstvoll wie empathisch, so schonungslos wie intensiv. Neben einer berührenden Erzählung über eine ganz besondere Freundschaft ist Sammer mit Als hätten sie Land betreten auch ein spannender Roman über die Vielschichtigkeit weiblicher Lebenswelten gelungen.”


Literaturhaus.at, Veronika Hofeneder


Autoreninfo von der Verlagsseite:

Claudia Sammer, geboren 1970 in Graz, studierte Rechtswissenschaften und Literarisches Schreiben. Nach beruflichen Stationen in Wien und Mailand lebt sie mit ihrer Familie in Graz.


Zuletzt bei Braumüller erschienen: Ein zögerndes Blau (2019)


Erster Satz:

Der Tod war gestern unerwartet gekommen.


Meinung:

Ich liebe Novellen und so war ich auch sehr begeistert Claudia Sammers Novelle “Als hätten sie Land betreten” in den Händen zu halten. Ein sehr schmales Buch wie es sich für eine gute Novelle gehört, gerade mal 176 Seiten umfasst die Geschichte um die Freundschaft von Lotti und Veza. Ich war gespannt, wie man auf so kleinen Raum nicht nur die Geschichte der beiden, sondern auch noch die der nachfolgenden beiden Generationen unterbringen kann.

Claudia Sammer hat es geschafft, dass kann ich schon mal sagen und es ist durchaus gelungen, wenn man dran bleibt. Und das Dranbleiben ist so manches Mal das Problem. Es liegt zu einem an den poetischen und bildhaften Schreibstil, der mir gefällt, da ich so etwas liebe und gerne ein Kopfkino habe. Aber nun kommen wir zum Problem, es teilweise langatmig und monoton, vor allem die Spannungsbögen sind etwas eigen gesetzt. Der eine zu Beginn und der andere zum Ende hin, dazwischen passiert leider sehr wenig bis hin zu nichts. Dies ist mein größter Kritikpunkt an der ganzen Geschichte.

Der Sprachstil mit seiner Poetik, die wunderschönen kurzen Kapitel mit den einleitenden Worten und der Kapitelüberschrift machen die Monotonie in der Handlung etwas weg. Ja, nur etwas weg. Denn man muss wie gesagt an der Novelle dranbleiben. Man kann sie nicht in einem Rutsch weglesen, denn die Sätze fordern aufgrund der Sprache. Gelegentlich verhaspelt sich Sammer in den Umschreibungen und Umschreibungen der Begebenheiten, oft musste ich sie immer wieder und wieder lesen, um auch wirklich jede Bedeutung fassen zu können. Es ist anstrengend, aber es lohnt sich dranzubleiben, denn dieses Buch ist ein Kleinod an Poesie und literarischer Sprache, welches mir doch durch seine besagten Schwächen gefallen hat.


Fazit

Eine kleine zarte melancholische Novelle mit ihren Stärken und Schwächen. Nichts für schnell zwischendurch. Ein Buch für das man sich Zeit lassen muss.

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Veröffentlicht am 21.12.2022

Geheimnis am Weihnachtsabend

Geheimnis am Weihnachtsabend
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Klappentext von der Verlagsseite:

»Eine Amateurdetektivin, die Miss Marple Konkurrenz macht … ein Lektüregenuss!« The Guardian

Weihnachten steht vor der Tür, und Amateurdetektivin Mrs. Bradley folgt ...

Klappentext von der Verlagsseite:

»Eine Amateurdetektivin, die Miss Marple Konkurrenz macht … ein Lektüregenuss!« The Guardian

Weihnachten steht vor der Tür, und Amateurdetektivin Mrs. Bradley folgt der Einladung ihres Neffen ins beschauliche Oxfordshire. Doch die lockere Stimmung der Gäste kippt, als an Heiligabend der Anwalt des Dorfes tot aufgefunden wird. Zunächst vermutet niemand einen Mord, doch eine alte Spuklegende entfacht den Spürsinn der patenten Ermittlerin.

Beatrice Adela Bradley, die sich in London einen Namen als Amateurdetektivin gemacht hat, beschließt, ihrer Heimatstadt über die Weihnachtsfeiertage den Rücken zu kehren und lässt sich kurzerhand aufs Land kutschieren. Im hügeligen Oxfordshire lebt ihr Neffe Carey Lestrange, der über Weihnachten mehrere Gäste in seinem Gutshaus versammelt hat. Die Stimmung unter den Besuchern der Farm ist entspannt, doch eine lokale Spuklegende sorgt für Aufregung.

Vor allem, weil ein mysteriöser Brief dazu verlockt, dem kopflosen Geist um Mitternacht im benachbarten Städtchen aufzulauern. Das kaputte Auto von Mrs Bradley macht dem Vorhaben zunächst einen Strich durch die Rechnung. Doch dann wird der Anwalt des Dorfes, der ebenfalls ein Schreiben des mysteriösen Briefeschreibers erhalten hat, tot am Fluss aufgefunden. Und Mrs. Bradley ist nicht die Einzige, die einen Mord wittert …

In einer wunderschönen bibliophilen Ausstattung.
Autoreninfo von der Verlagsseite:

Gladys Maude Winifred Mitchell, geboren 1901 in Oxfordshire, studierte in London Geschichte und arbeitete als Lehrerin, bevor sie 1929 die berühmte Detektivin Beatrice Adela Lestrange Bradley erschuf und ihr anschließend über sechzig Kriminalromane widmete. Gladys Mitchell war eine fundierte Kennerin der Werke von Sigmund Freud und begeisterte sich für Hexerei; neben Agatha Christie und Dorothy Sayers gehörte sie dem britischen Detection Club an und erhielt 1976 die höchste Ehrung der Crime Writer’s Association.

Erster Satz:

“Schön vorsichtig, guter Mann!”, sagte Sir Selby Viliers.

Meinung:

Gladys Mitchell gehört zu den großen drei britischen Krimi-Damen neben Dorothy Sayers und der unvergesslichen Agatha Christie. Alle drei haben in der gleichen Zeit gewirkt und sich vielleicht auch beeinflusst.

Mit der Psychoanalytikerin und Amateurdetektivin Mrs. Adela Bradley hat Mitchell einen amüsanten Charakter geschaffen. Der, das möchte ich nicht verhehlen, dass mir manche ihrer Eigenheiten im Laufe der Lektüre auf den Keks gingen.

Sei es ihr meckerndes Lachen, das immer wieder auftaucht und wo man vielleicht auch mal eine andere Beschreibung hätte machen können oder auch ihr ewiges “Kind” egal ob es wirklich zu einem Kind oder einem Inspector bzw. völlig Fremden gewesen ist. Es ist amüsant, aber auf Dauer für mich schwer zu ertragen.

Diese Eigenheiten der Protagonistin mindern jedoch nicht den Kriminalfall, der spannend und mit vielen verschiedenen Verdächtigen gesegnet ist. Dazu bietet allein die schrullige Landbevölkerung genug Potenzial.

Hinzu kommt die pointierte Befragung der nicht gerade positiv beschriebenen Mrs. Bradley mit ihren gelblichen schmalen Fingern und dem teilweise echsenartigen Grinsen. Allein durch die Beschreibung sollte man schon meinen, dass der Täter gesteht, aber es bleibt während der gesamten 432 Seiten spannend bis zum Ende. Welches mich als passionierte Krimileserin erstaunt hat, aber auch logisch war.

Abgerundet wird dieser Krimi mit viel Lokalkolorit, alten Legenden und humorvollen Dialogen, die auch von Bradleys durchaus spannenden Befragungen.

Schwierig war es für mich als Leserin nur, dass ich bei Adela Bradley ins kalte Wasser geworfen wurde, denn es wurden keine persönlichen Zusammenhänge geknüpft zu den vorherigen Personen und so wusste ich nie, in welchem Zusammenhang sie genau stehen.

Das wurde vor allem dann deutlich als ich erkannte bei Recherche, dass dies der siebte Teil einer sechzigbändigen Reihe ist. Okay, dann fällt es mir ja schwer, und so lässt es sich für mich auch erklären, warum ich schwer hereinkam und ich auch nicht wusste, was Adela Bradley besonders auszeichnet. Andeutungen nützen da leider nicht viel.

Fazit

“Geheimnis am Weihnachtsabend” ist ein spannender Kriminalroman im schönen englischen Setting und einer etwas eigenartigen Ermittlerin, an die man sich im Laufe des Krimis gewöhnt.

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Veröffentlicht am 20.09.2021

Interessant und langatmig

Flucht nach Patagonien
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Klappentext von der Verlagsseite:


„Ich liebe Anfänge. Anfänge erfüllen uns mit Erstaunen.“ Eugenia Errázuriz Februar 1937: Eugenia Errázuriz, die einflussreichste Kunstmäzenin der Pariser Moderne, hat ...

Klappentext von der Verlagsseite:


„Ich liebe Anfänge. Anfänge erfüllen uns mit Erstaunen.“ Eugenia Errázuriz Februar 1937: Eugenia Errázuriz, die einflussreichste Kunstmäzenin der Pariser Moderne, hat die Karrieren von Coco Chanel, Pablo Picasso und Blaise Cendrars gefördert. Jetzt lädt sie den jungen jüdischen Innenarchitekten Jean-Michel Frank auf eine Reise nach Patagonien ein. Sie hat ihr gesamtes Vermögen in den Bau des ersten Grandhotels der Anden investiert, das ihn weltweit bekannt machen soll. In Wahrheit ist dieses Projekt am südlichsten Ende der Erde aber ihre gemeinsame Flucht aus Europa, das sie von Hitler und dem Nationalsozialismus bedroht sieht. Jana Revedin erzählt die Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft zwischen Paris, Patagonien, Buenos Aires und New York.


Autoreninfo von der Verlagsseite:


Jana Revedin, geboren 1965 in Konstanz, ist Architektin und Schriftstellerin. Nach dem Studium von Architektur und Städtebau in Buenos Aires, Princeton und Mailand promovierte und habilitierte sie an der Universität Venedig und ist heute ordentliche Professorin für Architektur und Städtebau an der Ecole Spéciale d´Architecture Paris. 2018 erschien ihr Bestseller über Ise Frank, „Jeder hier nennt mich Frau Bauhaus“, 2020 ihr Roman “Margherita” über die Renaissance Venedigs in den 1920er Jahren, der ebenfalls zum Bestseller wurde. Sie lebt in Venedig und Wernberg in Kärnten.


Erster Satz:


Am achten Tag ihrer Überfahrt holte Jean ein neues rotes Kassenbuch aus seiner Aktentasche und legte es vor sich auf den Tisch.


Meinung:


Jana Revedin entführt uns mit “Flucht nach Patagonien”in drei Teilen in die Zeit von 1937. Es ist die Zeit des Nationalsozialismus in Europa und die bekannte Kunst-Mäzenin Eugenia Errázuriz, der es vor den Nationalsozialisten graut, versucht den jungen jüdischen Innenarchitekten Jean-Michel Frank nach Patagonien in Sicherheit zu bringen.


Der erste Teil erzählt von der Überfahrt nach Patagonien mit dem Postschiff und erzählt hauptsächlich von Franks Leben vor 1937. Wie er Errázuriz kennengelernt hat, wie sie ihn und andere gefördert hat. Dieser Teil hat mir sehr gut gefallen, zeigt er doch die Verletzlichkeit von Jean-Michel Frank, der ein Onkel von Anne Frank ist, und gibt wunderschön, die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg in Paris wieder. Außerdem werden viele berühmte Persönlichkeiten vorgestellt, denn Errázuriz fördert sie fast alle: Coco Chanel, Blaise Pascal oder Pablo Picasso. Jean-Michel Frank reiht sich dort ein und er wird ein bedeutender Innenarchitekt. So schön wie die Sprache ist, so langatmig ist auch der erste Teil. Bis ins Kleinste wird seine Profession beschrieben. Zugegeben, viele mag es interessieren, aber mich hat es stellenweise gelangweilt. Da hilft auch nicht das Namedropping oder die melodische Sprache, die auf der einen Seite so gut die Stimmung der Zeit wieder gibt und auf der anderen Seite so distanziert ist, dass einem die Charaktere einfach nicht nahekommen. Für mich ein Manko.


Der zweite Teil, auf dem ich mich nach dem schleppenden ersten Teil so gefreut hat, da das Schiff endlich in Buenos Aires und Patagonien angekommen ist, hat mich enttäuscht. Wieder unheimlich viel Namedropping, wieder viel Architektur. Alles sicher interessant, aber nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Ich hätte mir mehr Zeitgeschehen, mehr Historie gewünscht, wie die Leute denken, über den drohenden Krieg und nicht ein Name nach dem anderen. Das hat mir eindeutig gefehlt und leider wurde es auch im letzten Teil nicht besser.


Der letzte Teil erzählt von Jean-Michel Franks Leben nach 1937. Dieser Teil hätte ich sehr interessant gefunden, so war ja eine herausragende Persönlichkeit mit seinem Minimalismus in der Innenarchitektur und seiner Fluchthilfe für Juden im dritten Reich, aber er war viel zu knapp. Leider kam mir dieser Teil wie ein Bericht vor, als ob man schnell fertig werden wollte und es wurde auch nicht mit Namedropping gespart. Dabei wird hier der Stil wieder besser, er stellenweise wieder melancholisch und ich spürte die bedrückende Stimmung, die die Nationalsozialisten und der Krieg mit sich bringen. Aber es war mir zu wenig, um mich zu überzeugen.

Gerade das Namedropping hat mich gestört. Nichts dagegen, dass die Namen erwähnt werden, wenn sie zur Handlung etwas beitragen, aber viele wurden einfach nur genannt, ohne dass sie für Frank oder Errázuriz im Laufe der Handlung von Belang gewesen wären, oder etwas für den Fortgang der Geschichte wichtiges beigetragen hätten.


Ein Plus ist der Epilog, der mir zeigte, was aus den einzelnen Namen geworden ist und auch die Literaturliste am Ende des Buches ist interessant.


Ein Highlight ist das Cover, was eine Frau an der Reling zeigt. Es schlicht gehalten und hat mich auch direkt angesprochen und macht auch Lust auf das Buch, da ich glaubte, einen spannenden Roman vorzufinden. Stattdessen bekam ich einen gut recherchierten Roman über die berühmten lebenden Personen der Zeit, einiges an Kunstverständnis und eine Handlung, die zwar stellenweise schön erzählt war, aber mich nicht überzeugen konnte.


Fazit


“Flucht nach Patagonien” von Jana Revedin ist ein ruhiger, melancholischer und stellenweise langatmiger Roman für Kunst- und Architekturinteressierte, aber nichts für jemanden, der sich für historische Begebenheiten aus der Zeit der 30er und 40er Jahre des 20. Jahrhunderts interessiert.

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