Konnte mich trotz Spannung nicht überzeugen
CraveMeine Meinung zu Crave ist sehr zwiegespalten. Einerseits konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen, weil die Geschichte mich wirklich gefesselt hat, andererseits gab es einige Aspekte, die ich sehr ...
Meine Meinung zu Crave ist sehr zwiegespalten. Einerseits konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen, weil die Geschichte mich wirklich gefesselt hat, andererseits gab es einige Aspekte, die ich sehr problematisch fand, vor allem die Protagonistin Grace hat mich oft wütend gemacht.
Aber zuerst zum Positiven: Das Setting der Geschichte, ein Internat in Alaska hat mir sehr gut gefallen. Die Atmosphäre ist mythisch und unheimlich. Der Schreibstil dagegen sehr locker und humorvoll, hat perfekt zu einem Jugendbuch gepasst.
Ich finde aus der Grundidee und der ganzen Internatsgeschichte hätte man so viel mehr machen können. Mir war der Fantasy-Anteil zu gering; es dauert sehr lang, bis man abgesehen von ein paar Andeutungen überhaupt etwas von den übernatürlichen Wesen mitbekommt. Dann wurden sie gar nicht richtig eingeführt, sodass man nicht mal wusste, wie genau man sich Aussehen, Gewohnheiten etc. vorstellen soll.
Die Liebesgeschichte stand eindeutig im Vordergrund, was mich nicht gestört hätte, wenn erstens nicht so viele Klischees erfüllt worden wären und ich zweitens mehr von den Gefühlen und der Chemie zwischen den Charakteren gespürt hätte, anstatt nur die übertriebene körperliche Anziehung. Eigentlich hat sich ein Großteil der Geschichte darum gedreht, wie attraktiv Grace Jaxon findet. Die Annäherung der beiden verlief viel zu überstürzt und überhaupt nicht realistisch.
Sowohl Grace als auch Jaxon waren mir als Charaktere eigentlich ganz sympathisch. Zusammen haben sie mich aber irgendwann hauptsächlich genervt. Jaxon ist auf den ersten Blick der typisch mysteriöse, düstere Typ, man merkt aber schnell, dass mehr in ihm steckt. Was mich bei ihm am meisten gestört hat, war sein übertriebener Beschützerinstinkt und sein zwar gutgemeintes, trotzdem oft übergriffiges Verhalten, was nicht als solches thematisiert, sondern im Gegenteil auch noch romantisiert wurde.
Grace hätte so eine starke Protagonistin sein können. Leider verfällt sie Jaxon direkt zu Beginn und verhält sich die meiste Zeit, als wäre sie völlig von ihm verblendet. Dass sie selbst bemerkt, wie klischeehaft sie sich verhält, macht es leider auch nicht besser. Wenn das der Versuch war, mit Klischees zu spielen, dann ging das ziemlich daneben.
Egal, wie problematisch Jaxon sich verhält, Grace nimmt ihn immer in Schutz und vertraut ihm Blind, ohne seine Handlungen zu hinterfragen. Einmal dachte ich, sie würde ihn endlich zurechtweisen, da hat sie einen Satz später schon wieder gesagt, wie toll sie sein Verhalten findet. Dieses bedingungslose Vertrauen und Akzeptanz wären vielleicht in Ordnung, wenn die Charaktere sich richtig kennen würde. Aber weder wusste Grace die meiste Zeit irgendetwas über Jaxon, noch hat er sich ihr Vertrauen durch sein Handeln verdient. Wenn man bedenkt, in welcher kurzen Zeitspanne die Geschichte stattfindet (wenige Tage), wirkt das Ganze noch unglaubwürdiger.
Auch abgesehen von ihrer Beziehung zu Jaxon hat Grace sich im Laufe der Geschichte zunehmend naiv verhalten und war viel zu vertrauensselig. Selbst wenn ihr etwas merkwürdig vorgekommen ist, ist sie den Dingen nie auf den Grund gegangen. Insgesamt fand ich ihr Verhalten sehr unrealistisch und gar nicht passend, zu dem Eindruck, den ich anfangs von ihr bekommen habe.
Eine Entwicklung der Charaktere hat eigentlich gar nicht stattgefunden, wenn dann eine negative. Leider gab es auch Nebencharaktere, die zu Beginn der Geschichte interessant vorgestellt wurden und, die viel Potenzial gehabt hätten, aber ab der Hälfte gar nicht mehr vorkamen, weil sich alles nur noch um Grace und Jaxon gedreht hat.
Die Handlung insgesamt war bis auf wenige Ausnahmen relativ vorhersehbar, wobei ich es trotzdem durchweg spannend fand. Leider waren viele Aspekte der Handlung nicht ganz logisch und auch das Ende war für mich nicht wirklich rund.