"Say Cheese" - Heißhunger-Gericht mit Käse - erschien (HC, geb.) 2021 im LV.Buch (Landwirtschaftlicher Verlag GmbH, Münster).
Bereits die Bucheinbandseiten (außen wie innen) sind sehr appetitanregend ...
"Say Cheese" - Heißhunger-Gericht mit Käse - erschien (HC, geb.) 2021 im LV.Buch (Landwirtschaftlicher Verlag GmbH, Münster).
Bereits die Bucheinbandseiten (außen wie innen) sind sehr appetitanregend und zeigen mit Käse überbackenes Brot (ein Gedicht!, toppt jedes Schmalz- und Knobibrot z.B. aus Studentenzeiten) und bereits die Hinweise des Verlags sind ein Garant für bestens gelingende Überraschungen und Rezepte mit Käse - wobei das bekannte Käsefondue nicht fehlt; jedoch auch viele wirklich ausgefallenere Rezepte zu finden sind.
Insgesamt folgen nach interessanter Einleitung 65 Rezepte (größtenteils mit Fotos), die es allesamt in sich - bzw. auf sich haben: Die Geschichte des geschmolzenen Käses wird ergänzt durch Profi-Tipps und Tricks zum Käseschmelzen und den Käsesorten wie Mozzarella, Cheddar, Greyerzer etc.), die am besten zum Schmelzen geeignet sind und den Gerichten einen unverwechselbaren, oft pikanten Geschmack geben.
Gegliedert sind die zahlreichen Rezepte in Brote, Nudeln, Gemüse, zum Dippen & Löffeln (Fondues, Ofenkäse und Suppen) und einer sehr guten Beschreibung zur detaillierten Zubereitung wird der käseliebende Gaumen oftmals mit einem entsprechenden Foto angeregt....
Ein Register und Bildnachweise runden dieses tolle Kochbuch ab.
Da wir Toast- und Sandwich-Fans sind und auch Pastagerichte nicht verachten, gehören zu unseren bisherigen Favoriten z.B. der "Apfel-Cranberry-Toast mit Brie", der auch mit Preiselbeeren sehr köstlich schmeckt,
Eine wirklich himmlische Kombination ist der Nudelauflauf mit Kürbis, Salbei und Cheddar; und das ist nur einer von vielen leckeren Nudelaufläufen und Gratins bis hin zu überbackenen Gnocchis (die ich seit Kinderzeiten liebe, da sie mich an eine sehr liebe Tante erinnern, die diese selbst herstellte; die Tomatensce. natürlich auch - mein Onkel kam aus Norditalien ;)
Raffinierte Suppenideen, die wir noch auf der Liste haben, sind z.B. Blumenkohlsuppe mit Greyerzer und Brokkolisuppe mit Blauschimmelkäse; (möglichst mildem englischem wie Stilton). Auch habe ich einen Käse entdeckt, den ich bis dato noch gar nicht kannte - und der sich ebenfalls zu "flüssigem Gold machen lässt".
Fazit:
Sehr gute beschriebene Rezepte, tolle Fotos zu leicht nachzubereitenden Gratins, Aufläufen, Toasts, Fondues und Suppen, die das Herz jeden Käseliebhabers höher schlagen lassen dürften! Wir sind jedenfalls von den Ergebnissen und dem außergewöhnlichen tollen Kochbuch begeistert und empfehlen es sehr gerne weiter! 5*
Jane Austen - "Von ganzem Herzen" (Die Briefe mit Illustrationen ihrer Zeit); ausgewählt und eingeleitet von Penelope Hughes-Hallett, erschien (HC, gebunden) 2021 im Verlag wbg Theiss, Darmstadt.
Bereits ...
Jane Austen - "Von ganzem Herzen" (Die Briefe mit Illustrationen ihrer Zeit); ausgewählt und eingeleitet von Penelope Hughes-Hallett, erschien (HC, gebunden) 2021 im Verlag wbg Theiss, Darmstadt.
Bereits das Cover mit Titel und Untertitel weist darauf hin, dass dies ein ganz besonderes Buch ist: Ein Briefroman mit vielen Briefauszügen von Jane Austen (1775-1817), einer sehr bekannten britischen Schriftstellerin aus der Zeit des Regency, deren Hauptwerke (Stolz und Vorurteil, Emma) zu den Klassikern der englischen Literatur zählen und sich bereits direkt nach Erscheinen einer großen Beliebtheit erfreuten: Die Autorin, zeitlebens unverheiratet, was für diese Zeit ungewöhnlich war und für eine Frau oftmals bzw. meist in bitterer Armut endete, war durch ihre schriftstellerischen Fähigkeiten (in denen sie als Frau ihrer Zeit oft voraus war) dazu in der Lage, ein selbständiges Leben zu führen. Bereits dies verdient meinen großen Respekt.
Die Auswahl und Einleitung (Hughes-Hallett) sowie die wundervollen Illustrationen und beschaulichen Impressionen in Form von Tuschezeichnungen, Aquarellen, Aquatinta, Drucken und Stichen der damaligen Zeit entführen den Leser in die Welt von Jane Austen. Passende Romanausschnitte wurden den ausgewählten Briefen von Jane Austen hinzugefügt, wobei die meisten erhaltenen Briefe und ihre Korrespondenz an ihre Schwester Cassandra gerichtet waren, mit der Jane zeitlebens ein inniges Verhältnis verband und der sie sich sehr verbunden fühlte. Dem Vater war Jane Austen sehr zugewandt; sie war pflichtbewusst und eine liebevolle Schwester für ihre Brüder und besonders für Cassandra. Die Briefe verstärkten die familiäre Nähe; später sollte Jane Austen eine vergnügte und interessierte Tante werden und regen Briefkontakt mit ihrer Lieblingsnichte pflegen (sie selbst ist kinderlos geblieben). Auch davon zeugt dieser Briefroman, der in außergewöhnlicher Aufmachung und durch die wunderschönen Illustrationen die Bandbreite von Jane Austen betont und ihre Erfahrungen an den Orten, wo sie sich aufhielt. Auch die Reifung der Autorin zeichnen die Briefe und auch ihre Romane ab. So ist z.B. auch zu erfahren, dass Jane Austen als excellente Vorleserin galt.
Das Buch gliedert sich in diverse Schaffensperioden und Wohnorte von Jane Austen:
- Steventon (1796-1801) - stellen die frühen schöpferischen Jahre dar
- Bath (1801-1805) - erzählt von Abschieden und Ungewissheiten
- Southampton (1807-1809) - eröffnet neue Perspektiven
- Chawton (1809-1813) - schafft Jane Austen ein neues und geordnetes Zuhause
- Chawton (1813-1816) - bringen erfüllte Jahre mit sich
- Chawton und Winchester (1816-1817) behandeln die letzten Tage von Jane Austen.
Penelope Hughes-Hallett begibt sich nach der Brieflektüre (und dem Betrachten der Illustrationen, die schon außergewöhnlich sind und das Buch sehr aufwerten) mit dem geneigten Leser auf die Spuren von Jane Austen und es gibt sehr aufschlussreiche Anmerkungen zum Aufbewahrungsort der jeweiligen Briefe, die erhalten und handschriftlich verfasst wurden. Diese Anmerkungen haben mich ebenso fasziniert wie die Briefe und man wünscht sich, an die jeweiligen Orte zu reisen, wo sie heute aufbewahrt werden (u.a. in der British Library), um sie selbst in Augenschein nehmen zu können.
Ein Register und Bildnachweise runden das Buch ab, das man auszugsweise immer wieder mal zur Hand nehmen kann.
Fazit:
Eine außergewöhnliche Sammlung ausgewählter Briefe von Jane Austen, die das Herz jeden Fans der berühmten Autorin, deren Hauptwerke (Stolz und Vorurteil, Emma, Northanger Abbey, Mansfield Park) auch verfilmt wurden, höher schlagen lassen: Es ist ein intimer Einblick in ihre Welt und die neue Auswahl an Briefauszügen und passenden Romanausschnitten, zusammen mit wundervollen und sehr reichhaltigen Illustrationen, lassen Jane Austen als Frau und als Autorin des frühen 19. Jahrhunderts greifbarer werden. Ich kann dieses schmuckvolle und sehr interessante Buch in Briefauszügen zum Leben der Jane Austen mehr als empfehlen und vergebe 5* sowie eine Leseempfehlung an alle Jane-Austen Fans und solche, die es noch werden wollen! Es eignet sich auch hervorragend als ein außergewöhnliches Buchgeschenk!
In "Im letzten Licht des Herbstes" (erschienen im Heyne-Verlag, 2021, HC geb., 332 S.) entführt uns die kanadische Autorin Mary Lawson in die kanadische Kleinstadt Solace (Nord-Ontario), in der das Leben ...
In "Im letzten Licht des Herbstes" (erschienen im Heyne-Verlag, 2021, HC geb., 332 S.) entführt uns die kanadische Autorin Mary Lawson in die kanadische Kleinstadt Solace (Nord-Ontario), in der das Leben der HauptprotagonistInnen (Elizabeth, Clara und Liam) sowie einiger anderer Personen gehörig durcheinandergewirbelt wird; der Roman spielt im Herbst 1972.
Clara (8) vermisst ihre Schwester Rose (16) sehr; diese ist seit vielen Tagen nicht mehr aufgetaucht und nach einem weiteren Streit mit ihrer Mutter einfach verschwunden. Zunehmend verzweifelt, sitzt sie jeden Tag nach der Schule am Fenster, um nicht den Augenblick zu verpassen, wenn ihre geliebte Schwester wiederkommt. Von Woche zu Woche wird es schwieriger, da die Sorge um Rose natürlich auch ihre Eltern umtreibt. "Nichts ist mehr normal" und genau das wünscht sich Clara, die man im Roman als sehr tapfer, auch verantwortungsvoll und klug kennenlernt: Sie füttert Moses, den Kater der netten und älteren Nachbarin Mrs. Elizabeth Orchard, die im Krankenhaus liegt und Clara verspricht, dass sie bald wieder nach Hause kommt.
Elizabeth erzählt in Rückblicken (im Krankenhaus) aus ihrem Leben mit Charles, ihrem Ehemann, der vor einigen Jahren gestorben ist. Sie liebt Kinder, hat auch in ihrem Beruf mit Kindern gearbeitet und leider ist die Ehe kinderlos geblieben; Charles jedoch und ein kleiner Junge, der vor 30 Jahren viel Freude in das Leben von Charles und Elizabeth brachte, sind immer gegenwärtig.
Liam Kane erbt das Haus von Elizabeth und zieht, sein Leben mit Fiona und als Buchhalter in Toronto hinter sich lassend, und zieht in Mrs. Orchards Haus. Wird er es verkaufen - und irgendwo anders ein neues Leben beginnen - oder bleibt er, der erst einmal große Schwierigkeiten hat, sich in der kleinen Stadt im Norden heimisch - und wohlzufühlen? Clara, die den Kater füttert (Moses nimmt immer Reißaus, wenn Liam nach Hause kommt und soll am Ende noch eine Schlüsselrolle einnehmen, was mir sehr gut gefallen hat), geht weiterhin ins Haus und trifft eines Tages auf den "Störenfried", den sie bei näherer Betrachtung wohl doch eher nett findet; mit ihm die Kisten wieder auspackt, die er eingepackt hat (Mrs. Orchards Sachen) und sich eine Annäherung anbahnt, die soweit geht, dass das verstörte Mädchen Vertrauen fasst und Liam etwas anvertraut, was zum Auffinden der Schwester führen könnte...
Meine Meinung:
Selten habe ich einen Roman gelesen, der in solcher Weise in die emotionale Tiefe geht; Entwicklungen aufzeigt, die teils tragisch und auch traurig (Elizabeth) wie auch andererseits hoffnungsvoll sind und an den richtigen Stellen auch leisen Humor anklingen lassen. Die Spannung wird durch den Wechsel der Erzählperspektiven der drei Hauptfiguren gut aufgebaut und das Hauptthema ist das spurlose Verschwinden von Rose: Man zittert mit Clara, wann die Schwester und ob sie unbeschadet wiederkommt; erahnt das Dilemma und die Verstörung, die dieser Verlust auf ein kleines Mädchen wie auf seine Familie sich auswirkt; kein Stein bleibt in solch einem Falle auf dem anderen.
Auch Elizabeth stellt sich der Frage, inwieweit sie dafür verantwortlich war, dass vor 30 Jahren ein Vorfall für zwei Familien tragische Folgen hatte: Sie mochte den kleinen Jungen auf Anhieb und merkte, dass die Mutter die Zwillingsschwestern (zweimal zwei Mädchen) bevorzugte. Für Liam blieb weder mütterliche Zuwendung noch Liebe. Dieses grauenhafte Verhalten von Annette, einer mir sehr unsympathischen Figur, das darin mündete, Elizabeth vorzuhalten, sie habe Schlimmes getan, um von ihrer eigenen Unfähigkeit abzulenken, fand ich sehr betrüblich. Vor allem für den kleinen Liam, der das Trauma einer frühkindlichen emotionalen Vernachlässigung zeitlebens mit sich herumtrug. An sich selbst und seiner Beziehungsfähigkeit zweifelte; ungern mit anderen Menschen zusammen war und in den letzten Jahren seiner Ehe mit Fiona eher unglücklich war: Solace sollte für ihn ein Ort werden, um sich selbst zu finden.
Fazit:
Mary Lawson hat die Schicksale dieser drei Menschen so berührend miteinander verwoben, dass es mir eine Freude war (eine große), diesen Roman, den ich als zutiefst menschlich empfunden habe und der trotz trauriger Passagen auch immer Hoffnungslichter setzte, zu lesen. Gefühlvoll und authentisch beschreibt dieser Roman die Katastrophe, wenn ein 16jähriges Mädchen plötzlich verschwindet und die Eltern wie auch die kleine Clara verzweifelte Wochen ausharren müssen; nichtwissend, ob Rose noch am Leben ist oder nicht. Es geht auch um positive zwischenmenschliche Beziehungen (nachbarschaftlichen, wie sie Clara zu Mrs. Orchard pflegt), ungewollte Kinderlosigkeit und die Liebe zu Kindern, die das Leben erhellen, aber auch um problematische Verhältnisse zwischen einer Mutter und deren Sohn, die mir sehr nahegingen, da ich dies auch als eine Form von Gewalt erachte (Entzug von Liebe und Zuwendung im frühkindlichen Alter). Trotz aller Konflikte ist dieses Buch das warmherzigste und authentischste, das ich seit Langem gelesen habe! Daher erhält es eine absolute Leseempfehlung und 5* von mir mit einem Dank an die Autorin und auch an die Übersetzerin Sabine Lohmann.
Ein sehr gut recherchierter und stilistisch sehr niveauvoll geschriebener historischer Roman, der mir viele interessante und schöne Lesestunden in längst vergangenen Zeiten bescheren konnte. Die Autorin ...
Ein sehr gut recherchierter und stilistisch sehr niveauvoll geschriebener historischer Roman, der mir viele interessante und schöne Lesestunden in längst vergangenen Zeiten bescheren konnte. Die Autorin hat sich mit dem Bau des Globus und dessen Schwester, der Sphaera Copernicana sehr intensiv beschäftigt und den Bau der beiden wissenschaftlich hochinteressanten Objekte sehr detailliert beschrieben. Der Auftraggeber, Herzog Friedrich III. hatte sich damit einen Lebenstraum erfüllt - etwas Unsterbliches zu schaffen. Allerdings konnte er dies nicht ohne die Hilfe der Ritterschaft - den Ständen. Zum Tragen kommen in diesem Zusammenhang auch Ränkeschmiede, die es in der Politik immer schon gegeben hat, wobei der Kanzler des Herzogs hierbei eine wichtige und eindeutige Rolle spielt. Eingebettet ist die historische Geschichte um die Entstehung des Globus in die Familiengeschichte um Sophie, die früh ihre Mutter und später auch ihren Vater und ihren Bruder verliert. Letzterer nimmt in dem Roman um Rache und Vergeltung auch eine wichtige Posiition ein. Sophie muss immer wieder für sich selbst entscheiden, sie wächst an jenem, was sie erlebt und setzt sich immer wieder neue Ziele, für die es sich lohnt zu kämpfen - ohne an dem Erlebten zu zerbrechen. Dies hat mich in dem Roman von Katrin Burseg sehr beeindruckt, da es auch glaubwürdig wiedergegeben ist. Eine sehr wichtige Rolle nimmt auch der Protagonist Farid ein, ein Perser, der die Expedition nach Gottdorf zurück begleitet und das Gärtnerhandwerk - ebenso wie Sophie - erlernen möchte. Als Tochter eines Gärtnermeisters erfreute ich mich auch an den Details, die die Entstehung des "Neuwerks" in aller gärtnerischen Pracht beschrieben einschließlich der Pflanzennamen - und der Erwähnung des Gottorfer Codex, in dem alle Pflanzen von bedeutenden Pflanzenmalern festgehalten wurden.
Fazit:
Ein rundum gelungenes Buch, ein historischer Roman mit Tiefgang und zahlreichen Details, die gute Recherche erfordern. Stimmig in der Handlung, flüssig und sehr gut geschrieben. Gerne würde ich weitere Werke der Autorin lesen!
War ich bereits von "Offene See" des schottischen Autors Benjamin Myers sehr begeistert; steht "Der perfekte Kreis" dem vorigen Roman in nichts nach: Hier entführt uns Myers in die Welt der sagenumwobenen ...
War ich bereits von "Offene See" des schottischen Autors Benjamin Myers sehr begeistert; steht "Der perfekte Kreis" dem vorigen Roman in nichts nach: Hier entführt uns Myers in die Welt der sagenumwobenen Kornkreise in England und zu zwei sehr interessanten jungen Männern, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber eines gemeinsam haben: Den Mythos um die Kornkreise zu nähren und nach Schönheit zu streben (dabei jedoch nie die Wahrheit zu offenbaren). So lassen uns die beiden, die eine tiefe Freundschaft verbindet, an ihren Kornkreis-Projekten teilhaben:
Südengland im Sommer 1989
Redbone und Calvert, jene beiden Freunde, um die es im Roman geht (und um so vieles mehr, dass eine Rezension nicht ausreicht), die sich schon länger kennen, begeben sich wieder im Verlauf des Sommers '89 auf ihre "nächtlichen Missionen", um Großes zu erschaffen, um Kornkreise in die vollreifen (und später dürregeplagten) Felder Südenglands zu arbeiten, die sich immer auf eine Nacht erstreckt.
Redbone, ein früherer Punker und als Relikt aus dieser Zeit momentan in seinem VW-Bus lebend, ist oft in Erinnerungen versunken, etwas "versponnen", vom Mond gebannt, geht gemächlichen Schrittes durchs Leben und ersinnt (oftmals in bewusstseinserweitertem Zustand) die unglaublich komplexen, sich steigernden, ideenreichen Muster, die in seinem Kopf entstehen, die er in Plänen entwirft (die später als potentielle Beweismittel stets entsorgt werden) und die er seinem Freund Calvert kurz vor ihrer jeweiligen nächtlichen Mission als Skizze zeigt, die er stets freihändig und ohne Hilfsmittel entwirft. Er lehnt (aus seiner Vergangenheit resultierend) Obrigkeiten stets ab und das Anlegen und Schaffen der Kornkreise ist für ihn ein Akt der Befreiung, gegen die Ordnung zu verstoßen.
Calvert ist im Gegensatz zu Redbone eher introvertiert. Versteckt aus eigenen Gründen sein Gesicht stets hinter einer Sonnenbrille und einem Rauschebart und sucht für ihr Vorhaben stets mit militärischer Präzision (er war bei einer Spezialeinheit des SAS und wurde viele Jahre militärisch gedrillt) die geeigneten "Leinwände" (Felder) aus, die möglichst abgelegen platziert sind, so dass mit keinen unvorhergesehenen Störungen von außen zu rechnen ist.
Er lebt in einem winzigen Haus, ist im Winter eher depressiv und teilt die Vorfreude des Freundes auf den Sommer, besonders auf ihre nächtlichen Missionen, in denen sie immer besser werden.
Wir erleben nun die beiden in den Nächten, in denen das jeweilige Kornkreisprojekt praktisch umgesetzt wird - vom Alton-Kenneth-Pfad über ein Sonnenpendel, ein Wal und eine Schnecke bis hin zu dem Throstle-Henge-Asteroidencollier und dem opus magnum: Dem Honigwabe-Doppelhelix-Projekt; allen ist jeweils ein Kapitel gewidmet. Amüsiert liest man die Zeitungsberichte am nächsten Tag, die ein Teil des Vergnügens von Redbone und Calvert darstellen und sozusagen ein Teil des Lohns ihrer schweißtreibenden Arbeit. Wobei sie stets darauf achten, keinen Halm zu knicken und so das Korn nicht beschädigen (was ein Farmer sehr zu schätzen weiß).
Eine gewisse Spannung ist bei jedem Projekt vorhanden, da immer die Gefahr der Entdeckung lauert und beide Freunde (einem unverhandelbaren Ehrenkodex folgend) sich dessen immer bewusst sind.
"Der nächste Kornkreis ist immer ein Leuchtturm, ein Licht der Hoffnung in der seltsamen Geisterlandschaft ihrer einsamen Existenz". (S. 166)
So wird auch die englische Landschaft von Myers sehr wertschätzend beschrieben; bildhaft und poetisch, wie es seine Art ist und sein unverwechselbarer Schreibstil darstellt. Sprachlich ist dieser Roman ein Lesegenuss, der jedoch sehr anspruchsvoll ist und die Konzentration des Lesers erfordert.
Die Themen sind vielfältig: Vor allem geht es um Freundschaft zwischen zwei sehr unterschiedlichen Menschen, die es dennoch schaffen, völlig symbiotisch Kornkreise anzulegen, die äußerst komplizierte Muster aufweisen und dennoch ohne viel Worte (aber in weiter Entfernung) zur Perfektion gebracht werden. Es geht um Lebenssinn, Traumata (für Calvert ist die nächtliche Mission, in der man ihn auch mitunter durchaus militärisch erleben kann ;), eine Form der Therapie; darum, etwas Sinnvolles, Magisches zu erschaffen, das die Menschen in den Bann schlägt und zum Überlegen bringt.
Myers versteht es auf sehr berührende, sensible Weise, jeden Satz sehr bildhaft und kraftvoll sowie ausdrucksstark auf unsere "Leinwand" des Buches zu projizieren, so dass man immer wieder über das Gelesene nachsinnen und die Poesie und Schönheit des Textes, die den ersonnenen Mustern von Redbone ziemlich gleichkommt, einfach genießen kann.
Es gibt auch literarische "Seitenhiebe" auf den Motorsport, die Aristokratie in England, die noch heute eine gewisse Macht ausübt (Grundbesitz).Die detaillierten und wunderschönen Beschreibungen der Natur auf dem Lande bei Nacht, die szenarisch kaum übertroffen werden kann, zeugt von der Liebe des Autors zur Natur. Gegen Ende des Sommers bedauert man das trockene, ausgedörrte England - das symbolisch stehen könnte für die heutige Zeit der Klimakatastrophe mit Dürreperioden und Starkregen, Unwettern, die bereits begonnen hat. Mit Redbone zweifelt man daran, "dass dieser große kreisende, verschmutzte Planet es schafft, die Kolonialisierung der Menschheit zu überstehen" (Zitat S. 61).
Man könnte diesen Roman durchaus als denkwürdigen Weck- oder Aufruf dazu verstehen, den Planeten Erde zu schützen, statt ihn weiterhin zu plündern und zu konterminieren. Demut gegenüber der Natur, Achtung und Respekt zu haben - und danach zu handeln! Im weitesten Sinne geht es somit auch um die Zukunft der Menschheit, die ohne diese Achtung vor der Natur, vor der Erde, die uns Nahrung gibt und überhaupt erst leben lässt, ihrem eigenen Untergang geweiht ist. Denn "die Zukunft hat schon begonnen"!
Von mir eine absolute Leseempfehlung und 5* an Redbone's nächtlichem Betrachterhimmel ....