Eine magische Reise durch eine mystische Welt
Inhalt:
Am Abend vor ihrem elften Geburtstag schreibt Kate einen Brief an ihren Onkel Herbert. Onkel Herbert hat sich bei der Familie selten blicken lassen. In den Augen von Kates Eltern ist er faul ...
Inhalt:
Am Abend vor ihrem elften Geburtstag schreibt Kate einen Brief an ihren Onkel Herbert. Onkel Herbert hat sich bei der Familie selten blicken lassen. In den Augen von Kates Eltern ist er faul und verantwortungslos. Dafür hat Onkel Herbert aber eine Menge Geld.
Am Tag ihres elften Geburtstags erwacht Kate erwartungsfroh. Die Sensation ist dann, dass plötzlich eine lebensgroße Lokomotive mit einem Kohlewagen vor ihrer Haustür auftaucht. Daneben steht ihr Onkel und präsentiert dieses Gefährt stolz als ihr Geburtstagsgeschenk.
Die Freude von Kate, aber auch von ihrem kleinen Bruder Tom, ist übergroß. Doch hält sie nicht lange an. Denn eine Lok ist zwar was ganz besonderes, aber irgendwie wird das Spielen damit schnell langweilig. Als Kates Eltern fordern, dass der Onkel das Geschenk wieder mit nach Hause nimmt, ist Kate dennoch sehr traurig.
Doch mitten in der Nacht passiert etwas Seltsames. Im Führerhaus leuchtet ein mattes Licht. Als Tom und Kate rausgehen, um sich die Lok genauer anzusehen, trauen sie ihren Augen kaum. Es wurden, wie von Onkel Herbert versprochen, Schienen verlegt und alles ist zur Abfahrt bereit. Das stillgelegte “Spielzeug“ erwacht zum Leben.
Das Abenteuer ihres Lebens erwartet die Geschwister. Denn die Lok hat ein Ziel und das führt durch den Wald, zu einem Bahnhof, an dem Tiere mit Fahrkarten seit nunmehr dreißig Jahren darauf warten, dass sie endlich abgeholt werden.
Mit neuen Wagons ausgestattet und mit tierischen Fahrgästen an Bord geht es los. Es beginnt eine Reise durch Nebel umwobene Wälder, Wüsten, das himmelblaue Meer und schneebedeckte Berge.
Meinung:
Lev Grossmann hat mit „Der Silberpfeil“ eine Geschichte geschrieben, die von der ersten Seite an zu verzaubern versteht. Sobald Tom und Kate den Zug bestiegen haben, gibt es kein Zurück mehr. Der erste Halt findet an einem Bahnsteig statt. Doch anstatt Menschen warten hier allerhand verschiedener Tiere darauf, dass die Reise beginnen kann. Jedes Tier trägt eine Fahrkarte im Maul bzw. im Schnabel. Denn nur mit einer solchen ist der Zugang zum Zug gestattet.
Doch bevor die Reise richtig beginnen kann, haben Kate und Tom noch einen Wunsch frei. Onkel Herbert taucht wie von Geisterhand an der zweiten Station, dem Abstellgleis, auf. Ein Zug besteht nämlich, so erfahren Kate und Tom, nicht nur aus einer Lok und einem Kohlewagen. Dazu gehören vielmehr einige Wagons mehr: Ein Güterwagen, ein Schlafwagen, Abteilungswagen, ein Speisewagen, ein Wagen fürs Personal und natürlich ein Küchenwagen. Die Geschwister begegnen der neuen Welt mit Staunen, frohem Mut und mit zunehmend größeren Ambitionen.
Allmählich werden sie immer mutiger und wünschen sich noch weitere Wagons hinzu. Ein Bibliothekswagen, ein Süßigkeitenwagen, ein Schwimmwagen und ein Plattformwagen, von dem aus man in die Sterne schauen kann, und natürlich ein Geheimniswagen. Onkel Herbert macht sich Notizen. Wenige Zeit später steht ein Zug voller bunter Wagons zur Verfügung. Und schon kann die Fahrt weitergehen.
Kate, Tom und unzählige tierische Fahrgäste fahren durch die Berge, durch die dunkelsten Wälder, Berge und über das Meer. Einige Fahrgäste steigen aus, andere kommen hinzu. So z.B. eine Eisbärendame, die völlig erschöpft durchs Meer geschwommen ist, um den Zug noch rechtzeitig zu erreichen; ein Pangolinbaby und ein Stachelschwein, vor dem die anderen Fahrgäste eine Menge Respekt haben.
Bald schon erfahren die beiden Geschwister, dass der Zug auch mit ihnen sprechen kann. In der Führerkabine zwischen Rohren, Anzeigen und Hebeln verbirgt sich eine Rolle, die wie bei einer Schreibmaschine, bedruckte Seiten ausspuckt. Darüber gelingt es der Lok, sich den Kindern mitzuteilen. Ihre größte Angst ist es, dass ihr das Feuer ausgeht. Und bald schon haben Kate und Tom mehr zu tun, als ihnen lieb ist. Immer wieder neues Brennmaterial beschaffen, aufpassen, dass nur qualifizierte Tiere zusteigen, für Zufriedenheit im Zug sorgen …
Neben vielen unerwarteten Abenteuern verspricht dieses Buch Lesestunden voller Magie und ist unterhaltsam-kurzweilig und vor allem lehrreich zugleich.
Der Leser erfährt durch die Gespräche der Tiere im Zug mehr über ihre Spezifika und Lebensräume.
Lev Grossmann greift zudem das Thema Umweltschutz und die Zerstörung von Lebensräumen auf. Unverblümt berichtet er davon, welche Tierarten kurz vor der Ausrottung stehen. Und natürlich erfährt man ganz nebenbei auch noch ein paar interessante Fakten über Lokomotiven.
Begleitet wird die Geschichte von gelungenen Schwarzweißillustrationen im Disney-Zeichenstil.
Fazit:
Lev Grossmann unternimmt mit seinen Leser und Figuren in „Der Silberpfeil“ eine magische Reise durch eine mystische Welt auf der alle Beteiligten Abenteuer bestehen und neue Freunde finden werden. Die kunstfertige, altersgerechte Bildsprache lässt die Geschichte authentisch erscheinen und bietet so auch kleinen Lesen Identifikationsmöglichkeiten. Die Dialoge sind niedlich, witzig und sehr informativ zugleich.
Das Träumen verzaubert bekanntlich das Leben. Ich empfehle diese Geschichte daher jungen und älteren Leser/innen, die das Träumen noch nicht verlernt haben.
Buchzitate:
Für bestimmte Menschen gibt es nichts Schöneres, als in einem Zug unterwegs zu sein und nur in Gesellschaft eines guten Buchs zu frühstücken. Kate gehörte zu dieser Sorte Mensch.