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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.02.2022

Eine einfache, aber unterhaltsame Geschichte

Die Sklavin des Wikingers
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Um ehrlich zu sein, traf das Cover und auch der Titel überhaupt nicht meinem Geschmack. Bei eBooks ist es mir meist egal, da ich das Cover eh kaum sehe und sie ohnehin in Schwarz / Weiß sind. Aber weder ...

Um ehrlich zu sein, traf das Cover und auch der Titel überhaupt nicht meinem Geschmack. Bei eBooks ist es mir meist egal, da ich das Cover eh kaum sehe und sie ohnehin in Schwarz / Weiß sind. Aber weder das alte noch das neue Titelbild passen zur Geschichte. Das wurmt mich schon irgendwie, es sollte doch zu mindestens stimmig sein. Da ich das eBook von „Die Sklavin des Wikingers“ noch mit altem Cover habe, weiß ich nicht, ob zwischenzeitlich auch ein paar Fehler korrigiert worden sind. In meiner Version wimmelte es vor allem am Ende vor falschen Namen. Schon blöd, wenn die Äbtissin plötzlich drei verschiedene Namen innerhalb nur eines Kapitels verpasst bekommt. Abgesehen davon schlummerte noch der ein oder andere Logikfehler in der Geschichte. Zwar nicht so fatal, dass es mich aus dem Lesefluss gerissen hätte, aber gestört hatten sie mich schon.

Nun könnte der Verdacht entstehen, dass „Die Sklavin des Wikingers“ ein Flop für mich gewesen ist, aber dem war nicht so. Ich mochte die Geschichte um die schöne fränkische Grafentochter Mechthild und den Wikinger Ragnar ganz gern. Gut, es war jetzt keine literarische Meisterleistung, dafür war der Schreibstil an manchen Stellen schon recht einfach und mit Sicherheit auch nicht unbedingt passend zur rauen Zeit um 850. Dennoch gelang es Megan McFadden, mich an die Ereignisse zu fesseln und mir zu zeigen, wie schwer das Leben damals gewesen war. Da ich historische Geschichten mag, konnte mich die dadurch entstandene Atmosphäre mitnehmen. Hier hatte ich schon den Eindruck, dass die Autorin gut recherchiert hatte und mir ein überzeugendes Bild malte.

Zu Beginn fand ich den Handlungsaufbau irritierend. Der auktoriale Erzähler führte mich durch die Geschehnisse, doch beleuchtete er innerhalb einzelner Kapitel manchmal bis zu drei verschiedenen Figuren. Da war ich noch in der Gefühlswelt des einen Charakters versunken, da wurden mir die Gedanken einer anderen Person um die Ohren gehauen. Als ich mich jedoch daran gewöhnt hatte, war es kein Problem mehr und verlieh der Geschichte auch eine zwar recht eigenwillige Dynamik.

Die Protagonisten waren mir allesamt sehr sympathisch, auch wenn ich Mechthild nicht zu einhundert Prozent glaubwürdig empfand. Sie war für die damalige Zeit schon recht wild und ungestüm. Besonders als Grafentochter empfand ich ihr Verhalten oft einen Tick zu drüber. Dafür mochte ich ihren Scharfsinn, der manchmal aber auch in fehlgeleiteter Eitelkeit endet. Das machte sie aber menschlich und somit sympathisch für mich.
Der raue Ragnar war ein kraftvoller Mann, dem ich den Wikinger voll abnahm. Schade fand ich nur, dass ich eigentlich fast gar nichts über die Wikinger und ihre Kultur erfuhr. Im Grunde spielte die Geschichte nur an der fränkischen Küste, dort, wo einst das Land der Grafentochter Mechthild gehörte. Natürlich braucht es da auch einen anständigen Antagonisten, der seine Rolle super ausfüllte. Arnulf war an Fiesigkeiten und Bösartigkeit kaum zu überbieten. Aber das brachte Würze in die Story, da die Entwicklungen durch seine Handlungen extrem undurchschaubar wurden.

Wie eingangs schon erwähnt, war der Titel überhaupt nicht passend zum Inhalt der Geschichte. Nur weil Ragnar Mechthild „Sklavin“ nennt, war sie weit davon entfernt, Sklavenarbeit zu leisten. Der Kern der Ereignisse lag im Grunde bei der Gewinnung von Land, jeder wollte irgendetwas erobern. Dazwischen wurde dann das zarte Band der Liebe bei mehreren Figuren geknüpft.
Sinnliche Szenen waren rar gesät, aber da es zum Gesamtbild der Geschehnisse passte, fand ich das nicht besonders schlimm. Sie wurden mit reichlich blumiger Sprache ausgeschmückt, sodass auch jene LeserInnen gefallen daran finden werden, die nichts mit erotischen Momenten anfangen können.

Insgesamt hatte mich „Die Sklavin des Wikingers“ gut unterhalten und ich wollte auf jeden Fall wissen, wie alles endet. Die historische Seite der Geschichte gefiel mir und auch wenn ich mir mehr Wikinger gewünscht hätte, war das Buch lesenswert.

Fazit:
Eine einfache, aber unterhaltsame Geschichte mit historischem Ambiente und einigen Schmachtmomenten. Perfekt für zwischendurch und wenn ihr nicht viel nachdenken wollt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.01.2022

Anspruchsvoller Knobelspaß für die ganze Familie

Escape-Rätsel - Die verborgene Bibliothek
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Cover und Titel mochte ich total, denn als Buchliebhaberin wäre es natürlich mal mein Traum, eine verborgene Bibliothek zu entdecken. Und so konnte ich es kaum erwarten, mich ins Rätselabenteuer zu stürzen, ...

Cover und Titel mochte ich total, denn als Buchliebhaberin wäre es natürlich mal mein Traum, eine verborgene Bibliothek zu entdecken. Und so konnte ich es kaum erwarten, mich ins Rätselabenteuer zu stürzen, während der Rest der Familie etwas Verhaltener war.
Ein kleiner Rückblick frischte unsere Erinnerungen bezüglich der Ereignisse aus Band 1 und 2 auf. Dieses Mal ohne Details zu verraten, die wir vorher gerätselt hatten. Ihr könnt zwar das Buch ohne Vorkenntnisse zu den ersten Teilen spielen, aber um im Kontext der Rahmenhandlungen bleiben zu können und kleine Andeutungen zu verstehen, empfehle ich vorne zu beginnen.

Nun ließen wir uns also wieder dank unserer Neugier einsperren und fanden uns als Erstes in einer verborgenen Bibliothek wieder. An dieser Stelle der Tipp: Rätselt bei Tageslicht oder sehr hellem Kunstlicht. Manche Farben waren sich so ähnlich, dass sie abends im Schein einer Glühlampe nur schwer auseinanderzuhalten waren. Mit der Taschenlampenfunktion des Smartphones konnten wir das Problem dann aber zum Glück fix beheben.

Die verschiedensten Denkaufgaben waren vielfältig und von unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden durchzogen. Bei manchen Knobeleien mussten wir gehörig um die Ecke denken, anderes war wiederum ziemlich schnell gelöst. Ein bisschen maulig wurden wir bei manchen Aufgaben, wo die Lösung aus Zahlencodes bestand. Diese benötigten wir, um mithilfe der Decodierscheibe den neuen Hinweis zu finden. Blöd bloß, wenn wir das falsch gelöst hatten und zu einem Gegenstand gelangten, der noch gar nicht an der Reihe war und wir damit andere Aufgaben übersprangen. Nur weil ich mir die Buchstaben der Hinweise immer sorgsam mitschrieb und wusste, dass uns pro verschlossenen Raum je 10 Rätsel erwarteten, wussten wir, dass wir falsch aufgelöst hatten. Das ist extrem unglücklich und müsste besser gelöst werden.

Kennt ihr ein Herbarium? Glückwunsch, dann wird dieses Escape-Rätsel zu einem Kinderspiel für euch. Wir kannten diesen Ausdruck überhaupt nicht und nur dank einer Suchmaschine wussten wir, wonach wir in dem Raum, indem wir eingeschlossen waren, Ausschau halten mussten. Faires halber möchte ich erwähnen, dass im Anschluss das Wort erklärt wurde, aber das kam mir eindeutig zu spät. Warum? Weil laut der Altersangabe des Verlages dieses Escape-Rätsel für kleine Knobelfüchse ab 8 Jahren ist. Tut mir leid, aber das finde ich einfach zu niedrig angesetzt, wenn nicht dafür Sorge getragen wird, dass Kinder wissen, wonach sie suchen müssen. Dass es hier und da noch andere schwierige Wörter gab, geschenkt. Da konnten wir Erwachsenen weiterhelfen. Beim Herbarium allerdings waren wir alle raus. Schade.

Ansonsten aber mochten wir das „Escape-Rätsel – Die verborgene Bibliothek“. Besonders der Lesejunior war hier gern dabei, denn es gab viele unterschiedliche Matheaufgaben zu bewältigen. Seine Lieblingsaufgabe, das Treppenrechnen, wurde allerdings zu einer echten Mammutaufgabe. Wie gut, dass er super im vierstelligen Bereich rechnen kann, das sollten aber alle interessierten Mini Detektive auch sicher beherrschen. Sonst könnte das XXL-Rechnen zu einer Angelegenheit mit viel Frustpotenzial werden.

Auf jeden Fall wurde im „Escape-Rätsel – Die verborgene Bibliothek“ das junge wie auch das alte Gehirn mächtig gefordert und trainiert. Um die Ecke denken war gefragt, Mathematik, Rechtschreibung und das Allgemeinwissen wurden aufgefrischt oder erweitert. Am meisten machte uns die Teamarbeit Spaß. Meistens hatte immer jemand von uns eine Idee, wie die aktuelle Aufgabe zu lösen sein könnte.
Mein Highlight war jedoch, dass wir dieses Mal mit Ausnahme der Decodierscheiben kein einziges Mal in das Buch schneiden mussten. Denn die Aufgaben, wo wir das hätten machen sollen, waren so angelegt, dass es mit dem Lösen auch super funktionierte, ohne das Buch in seine Einzelteile zerlegen zu müssen.
Das „Escape-Rätsel – Die verborgene Bibliothek“ ist voll Koloriert und die Zeichnungen von Merle Goll und Sabine Mielke begleiteten uns durch jede Seite. Hier solltet ihr aber auch auf Details besonders gut achten, denn manchmal verstecken sich dort Hinweise oder gar Lösungen.
Die Umsetzungen von Text und Illustrationen waren stimmig und ergänzten sich perfekt. So hatten wir immer das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein.

Fazit:
Anspruchsvoller Knobelspaß für die ganze Familie. Mathematik-Fans bekommen hier definitiv glänzende Augen, allerdings sollte das Rechnen im Tausenderraum gut sitzen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 28.10.2021

Nichts Halbes und nichts Ganzes, aber mit schönen Momenten

Der Uhrmacher in der Filigree Street
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Manchmal sind die originalen Cover einfach viel schöner, als die für den deutschen Markt erschaffenen. So ging es mir auch mit diesem hier. Ich mag es nicht besonders gern, wenn Loblieder schon auf dem ...

Manchmal sind die originalen Cover einfach viel schöner, als die für den deutschen Markt erschaffenen. So ging es mir auch mit diesem hier. Ich mag es nicht besonders gern, wenn Loblieder schon auf dem Einband “gesungen” werden. Also die Schlagwörter wie “Betörend” – Guardian gehören für mich nicht auf ein Cover. Ich möchte selber entscheiden, wie ich das Buch empfinde. Zudem schraubt es meine Erwartungen an ein Buch unbewusst in die Höhe und das ist mir hier leider auch passiert.
Ich hätte es schöner gefunden, wenn der Verlag noch dichter am Original geblieben wäre, denn im Grunde war das Cover stimmig zum Inhalt der Geschichte.

Der Einstieg in „Der Uhrmacher in der Filigree Street“ war kein leichter und es fiel mir extrem schwer, in der Geschichte anzukommen. Es begann sehr ruhig und ausführlich. Natasha Pulley nahm sich viel Zeit, das viktorianische Zeitalter anhand damals üblicher Alltagsabläufe und Jobs darzustellen. Als leuchtendes Paradebeispiel diente Nathaniel Steepleton, der als Telegrafist im Innenministerium arbeitete. Er selbst nennt sich Thaniel, was mich zu Beginn schon stolpern ließ, weil ich glaubte, einen Druckfehler entdeckt zu haben. Aber nein, erst viele Kapitel später klärte sich auf, warum er lieber Thaniel hieß.
Ansonsten besaß Thaniel ein extremes Pflichtbewusstsein mit tadellosen Umgangsformen, was ihn lange Zeit steif wirken ließ. Dennoch hatte ich den Eindruck, dass er ein herzensguter Mensch, der nicht nur seine verwitwete Schwester finanziell unterstützte, sondern auch vorurteilsfrei gegenüber seinen Mitmenschen war. Zudem konnte Thaniel Töne sehen, weil sie sich ihm farbig darstellten.
Das komplette Gegenstück zu Thaniel war Grace Carrow, die gern gesellschaftliche Regeln umging und statt eine Dame von Stand zu sein, lieber im Labor den Äther erforschte. Durch ihren unbändigen Charakter war sie mir von Beginn an sympathisch, leider erlosch das irgendwann, und ich empfand Grace einfach nur noch als eine sehr schreckliche Person, der ich viel Abneigung entgegenbrachte.
Zu Thaniel hingegen bekam ich nie einen wirklichen Draht, er berührte mich emotional nur minimal, aber ich mag ihm zu Gute halten, dass er der einzige Charakter in diesem Buch gewesen ist, der sich wirklich schlüssig weiterentwickelt hatte.

Doch zum Glück gab es noch zwei Figuren in „Der Uhrmacher in der Filigree Street“, die mich begeistern konnten. Nämlich Mori, der Uhrmacher aus der Filigree Street, und sein mechanischer Oktopus Katsu. Die beiden waren so goldig, der eine sogar im Wortsinn und erfreuten mich.
Mori glänzte durch seine freundliche japanische Zurückhaltung, die jedoch gut gespickt mit Humor und einem großen mysteriösen Touch versehen war. Am meisten faszinierten mich seine Talente als Uhrmacher, denn ihm gelang es seinen Meisterwerken förmlich Leben einzuhauchen.

Der Spannungsaufbau zog nur quälend langsam an und ich stellte mir dauernd die Frage, wann es denn nun endlich richtig losgehen würde in „Der Uhrmacher in der Filigree Street“. Am Anfang fand ich es ja ganz nett, dass ich Ruhe und Zeit bekam, die Charaktere näher kennenzulernen, auch wenn sich manche Entwicklungen als sehr vorhersehbar entpuppten. Aber irgendwann fing der distanzierte Schreibstil an, mich zu nerven. Als dann endlich das auf dem Klappentext angekündigte Ereignis eintrat, wurde es kaum detailliert dargestellt und recht früh abgefrühstückt. Die Jagd und Ermittlung nach dem Bombenbauer rutschte zu tief in die Versenkung, dass ich mich fragte, wo genau jetzt der sagenumwobene Krimianteil lauerte.
Aber auch den Fantasyanteil suchte ich schon ein bisschen verzweifelt. Ja, hier und da war es ein wenig magisch und auch minimal unerklärlich, aber so richtig tief in eine Fantasy Welt tauchte ich hier nun wirklich nicht ab.
Das Einzige, dass wirklich gut in „Der Uhrmacher in der Filigree Street“ zur Geltung kam, waren die historischen Schauplätze. Egal ob viktorianisches England oder kaiserliches Japan, die intensive Recherche von Natasha Pulley war in jedem Winkel spürbar. Besonders die japanischen Schauplätze und die Handlungsstränge mit Mori habe ich geliebt. Den Rest leider nicht.

Ziemlich spät erkannte ich, dass sich es sich in diesem Buch alles hauptsächlich nur um Nathaniel drehte. Dadurch plätscherte die Story so vor sich hin, weil der Eindruck bei mir entstand, dass Natasha Pulley viel erzählen wollte, aber nie so wirklich auf den Punkt kam. Zudem blieb alles so wahnsinnig emotionsarm, was wohl auch an der Erzählperspektive lag. Der auktoriale Erzähler wirkte stellenweise seltsam distanziert und ich konnte selten den Gefühlen der Figuren wirklich nachspüren. Schade.

Irgendwann kam ich an den Punkt, an dem ich mir wünschte, das Buch möge enden. Zum Glück wurde es im letzten Viertel tatsächlich noch einmal so richtig spannend, sodass mich zumindest das Ende, auch wenn es schon leicht kitschig war, ein bisschen aussöhnen konnte.

Fazit:
Für mich war das leider nichts Halbes und nichts Ganzes. Im Grunde wurde hier zum Großteil Thaniels Lebensgeschichte erzählt. Krimi oder Fantasy war hier nur ganz minimal angehaucht zu finden, eher würde ich das Ganze als einen soliden historischen Roman gewürzt mit etwas Mysterium einstufen.

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Veröffentlicht am 03.10.2021

Mehr ein Actionbuch statt eines Thrillers

Regenesis
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Ans Lesen von „Regenesis: Die dunkle Seite“ ging ich ohne große Erwartungen, da der Klappentext als solches fast nichts im Detail verriet. Auch das Cover war schlicht gehalten und ließ lediglich die Vermutung ...

Ans Lesen von „Regenesis: Die dunkle Seite“ ging ich ohne große Erwartungen, da der Klappentext als solches fast nichts im Detail verriet. Auch das Cover war schlicht gehalten und ließ lediglich die Vermutung zu, dass es sich hier um Experimente mit DNS handeln könnte, beziehungsweise das sich die Handlungen darum drehen würden. Verstärkt wurde dieser Eindruck auch durch den Titel.

Da ich ein Faible für Asiatisches habe, war ich natürlich ganz begeistert, dass das erste Kapitel direkt in Tianjin, China spielte. Anfänglich fand ich die Erzählungen auch recht interessant, jedoch begann Paul Lung hier und da ausschweifend zu werden. Zudem erwarteten mich ellenlange Kapitel, die mir irgendwie die Lesefreude raubten. Ich mag superlange Kapitel nicht besonders und ich hätte mir für mehr Spannungsaufbau kürzere gewünscht.

Relativ schnell kristallisierte sich heraus, dass es zwei Handlungsstränge gab, mit je einer Hauptfigur. Da wäre zum einen Zihao, der in China mit seinem Sohn Makao lebt. Die Beziehung zwischen Vater und Sohn empfand ich als eng und so wunderte es mich auch nicht, dass Zihao alles versuchte, um sein verschollenes Kind wieder zu finden.
Zum anderen erwartete mich noch Elaine, die in Marseille, Frankreich, zu Hause und eine IT-Expertin ist.
Seltsamerweise konnte ich zu keinem der beiden Protagonisten eine Verbindung aufbauen. Weder litt ich, noch fieberte ich mit ihnen mit. Ihre Erlebnisse prallten irgendwie an mir ab und ich blieb bis zum Schluss nur der ewige Betrachter.
Ich kann nicht einmal genau sagen, woran das lag, denn der Schreibstil war angenehm flüssig und unterhaltsam. An manchen Stellen wurde er sehr technisch, jedoch bemühte sich Paul Lung es auch für absolute Laien wie mich verständlich zu erklären.

Den beiden Handlungssträngen folgte ich mithilfe der auktorialen Erzählperspektive, was den Eindruck des bloßen Zuschauens für mich noch einmal verstärkte. Bald schon war mir klar, dass ich Ziahos Handlungsstrang interessanter und auch spannender empfand. Leider wollte insgesamt der Funke für diese Geschichte nicht bei mir überspringen.
Manche Ereignisse waren wirklich schrecklich vorhersehbar und hier fand ich es extrem schade, dass die Handlung nicht immer zum Bild des Protagonisten passen wollte. Egal ob Elaine oder Zihao, ich hatte öfter den Eindruck, dass Paul Lung sich möglicherweise nicht tief genug mit der Charakterausarbeitung auseinandergesetzt hatte.
An dieser Stelle ein unverfängliches Beispiel: Zihao war, bevor er ein Hafenmitarbeiter wurde, beruflich in einem anderen Bereich Profi, verhielt sich aber an manchen Stellen der Geschichte wie ein blutiger Anfänger. Das fand ich nicht schlüssig.
Aber auch bei Elaine gab es Momente, wo einzelne Erzählfäden einfach ergebnislos ins Nichts verliefen und bei mir Fragen zurückließen.

Bei etwa der Hälfte des Buches wandelte sich zum Glück die Atmosphäre. Es wurde eingängiger und spannender, sodass ich tatsächlich von den kommenden Ereignissen gebannt wurde. Allerdings entwickelte sich die Story eher zu einem Actionbuch statt zu einem Thriller.
Das ist an sich nichts schlimmes, denn gute Action lese ich ganz gerne mal. Dies hier hätte auch gut und gerne verfilmt sein können mit den klassischen Actionhelden, die wir so aus dem Kino kennen.
So störte es mich dann final auch nicht mehr, dass ich emotional einfach in „Regenesis: Die dunkle Seite“ auf der Strecke blieb.
Das Finale war spektakulär und völlig typisch für einen ordentlichen Knall und Bumm-Actionstreifen. Insgesamt kam mir das Thema rund um „Regenesis“ zu kurz und ich hatte das Gefühl, dass es sehr oberflächlich abgehandelt wurde. Im Fokus standen eher die beiden Protagonisten, die aus unterschiedlichen Motiven handelten.

Fazit:
Mehr ein Actionbuch statt eines Thrillers. Insgesamt konnte mich die Geschichte unterhalten und waren solide erzählt. Vom Hocker riss mich das Buch jedoch nicht und auch emotional fehlte mir einfach der Biss.

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Veröffentlicht am 22.09.2021

An sich ein gutes Buch, wenn man Band 1 kennt

Die verhängnisvolle Stille
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Das schlichte Cover mit seinem schwarz-weißen Touch und der blutroten Schrift gefiel mir ganz gut. Allerdings erschloss mich mir im Nachhinein nicht, warum dieses Motiv fürs Cover gewählt wurde und der ...

Das schlichte Cover mit seinem schwarz-weißen Touch und der blutroten Schrift gefiel mir ganz gut. Allerdings erschloss mich mir im Nachhinein nicht, warum dieses Motiv fürs Cover gewählt wurde und der Titel war für mich nicht passend. Denn eins war dieser Thriller ganz sicher nicht: still.

Meiner Meinung nach ist es wichtig zu wissen, dass “Die verhängnisvolle Stille” der zweite Band der Columbia River Serie ist. Wer Interesse daran hat, diesen Thriller zu lesen, der sollte vorher zwingend “Die verschollene Schwester” lesen. Ich habe dies nicht getan und muss sagen, dass ich es bereut habe.

“Die verhängnisvolle Stille” ist ein sehr persönlicher Thriller. Im Mittelpunkt stehen zwei Ermittler, die unterschiedlichen polizeilichen Behörden angehören und die verschiedenen Fälle private Komponenten zu den Protagonisten hatten.
Detective Mason Callahan soll einen brutalen Mord in Portland untersuchen. Seine Freundin, Agentin beim FBI, Ava McLane, wird unerwartet zum Schnittpunkt dieser Ermittlung und einer weiteren. So weit klingt das alles superspannend und ich kann an dieser Stelle auch festhalten, dass es auch im Grunde genommen so gewesen ist. Das Problem war aber, dass ich trotz Rückblicke die Beziehung zwischen den beiden Protagonisten nur schlecht greifen konnte. Scheinbar wurde diese nämlich in Band eins aufgebaut. Da viel das Privatleben von Mason und Ava mit in diese Geschichte reinspielte, fehlten mir am Ende wichtige Details. Dies führte dazu, dass mich die Story nicht so abgeholt hatte, wie ich es mir gewünscht hätte.

Die Charaktere fand ich ausnahmslos interessant. Sie waren unterschiedlich aufgebaut, hatten verschiedene Eigenschaften und ich konnte sie gut auseinanderhalten. Jedoch hatte ich öfter den Eindruck, dass besonders bei den Personen aus den Ermittlerteams mir einfach viel zu viele Schnittpunkte in der sich entwickelten Beziehung untereinander fehlten.
So blieb ich gefühlt nur Zuschauerin und mir gelang es bis zum Schluss nicht, eine intensive Beziehung zu den Protagonisten aufzubauen. Was wirklich schade gewesen ist, da sie mich so intensiv an ihrem Privatleben haben teilhaben lassen.

Durch die Geschichte geführt wurde ich vom auktorialen Erzähler. In seiner Funktion versuchte er mir allerlei Hintergrundinfos zu den einzelnen Figuren mit an die Hand zu geben. Allerdings fehlt mir oft ein wenig der Kontext, sodass mich dieses Füllhorn an Details mehr verwirrte als ins Geschehen brachte. Es dauerte relativ lange, bis ich wirklich in “Die verhängnisvolle Stille” angekommen war.
Es lag aber keinesfalls am Schreibstil, denn dieser war flüssig, sehr detailliert und verständlich. Außerdem verstand es die Autorin reichlich Spannungsmomente zu erzeugen. Dieser Thriller strotzte nur so vor Emotionen und Action.

Der Handlungsaufbau war geschickt. Es gab zwei Hauptstränge, in denen ich jeweils einen Protagonisten begleiten durfte. Hinzu kam noch eine Nebengeschichte, die eine direkte Verknüpfung mit Ava, aber offensichtlich keinen Bezug zu ihren Ermittlungen hatte. Ich mochte diesen Nebenstrang, da dieser zusätzlich meine Neugierde anstachelte und ich gespannt darauf war, wie sich dieser weiterentwickeln würde.

Das Ende fand ich ein wenig kitschig. Es passte zum Handlungsaufbau, war aber vorhersehbar und wollte für mich nicht ganz stimmig ins große Ganze passen. Dieser Part hätte sicherlich auch charmanter gelöst werden können. Aber dies ist jedoch nur mein persönliches Empfinden.

Fazit:
An sich ein sehr spannend konstruierter Thriller. Da mir leider Band 1 nicht bekannt war, konnte mich diese Geschichte lange Zeit nicht abholen und richtig fesseln. Dennoch bietet dieses Buch alles, was ein guter Thriller für eine packende Unterhaltung benötigt.

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