Der Erste Weltkrieg ist zu Ende. Martha und Paul haben während der Infl ation 1923 alle Ersparnisse verloren und die finanzielle Lage ist prekär. Ihre Tochter Ella will unbedingt Ärztin werden, muss ihren Traum jedoch zunächst auf Eis legen und die Familie unterstützen. Sie tritt in die Fußstapfen ihrer Mutter und beginnt eine Schwesternausbildung. Dann kommen die Nazis an die Macht. Ella fiebert dem Studium entgegen, doch die Einschreibung an der Universität wird ihr untersagt. Als die Familie in eine schreckliche Lage gerät, ruhen alle Hoffnungen auf dem jüngsten Sohn Fredi. Er macht bei der Mordkommission Hamburg Karriere. Und lässt sich auf einen gefährlichen Pakt mit der Gestapo ein …
Der krönende Abschluss einer beeindruckenden Saga über die Menschen im Gängeviertel in Hamburg in einer bewegenden und wandelungsvollen Zeit.
Das Cover passt sehr gut in die Reihe und auch der Klappentext ...
Der krönende Abschluss einer beeindruckenden Saga über die Menschen im Gängeviertel in Hamburg in einer bewegenden und wandelungsvollen Zeit.
Das Cover passt sehr gut in die Reihe und auch der Klappentext ist gut gestaltet und macht Lust darauf das Buch zu lesen.
Der dritte und letzte Teil der Hafenschwester-Saga beginnt im Jahr 1923, die Weimarer Republik kämpft mit den Hinterlassenschaften des Ersten Weltkrieges. Die Inflation nimmt Ausmaße an, wie man sie sich bis dato noch nicht vorstellen konnte. Das Schicksal von Martha und ihren Lieben steht auch diesmal wieder im Mittelpunkt. Der Fokus liegt aber nun auf der neuen Generation, die immer mehr eine Stimme in der Gesellschaft bekommen. Rudi, Ella und Fredi gehen ihren Weg, studieren, machen eine Ausbildung und begegnen der Liebe in diesen unruhigen Zeiten.
Es gibt aber auch ein Wiedersehen mit Marthas Bruder, Heinrich sowie dem Papagei Lora, der mal wieder für die eine oder andere Erheiterung sorgt. Ich mag den Zusammenhalt in der Familie Studt, auch wenn es gerade für Ella nicht sehr einfach ist.
Das Schicksal der Familie in der Zeit der Weimarer Republik und dann in der Zeit des Nationalsozialismus ist von Umbrüchen und Herausforderungen geprägt. Der Roman ist in zwei Teile gegliedert, die jeweils den Namen der politischen Epoche tragen. Durch die verschiedenen Sichtweisen der Erzählung aus der Sicht von Martha und ihrer Familie hat der Roman ein sehr hohes Tempo, der Fokus liegt gerade zum Ende hin auf der Generation der Kinder und Enkel.
Meine Lieblingsfiguren sind Ella und Henny, so unterschiedlich die beiden Frauen sind, so sehr mag ich sie, denn sie sind überzeugend in ihrem Handeln und machen in Laufe der Geschichte eine großartige Entwicklung die sehr einnehmend ist. Herausragend ist der Autorin das „doppelte Spiel“ von Fredi gelungen, die Beschreibungen und die taktische Vorgehensweise sind phänomenal.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr gut und flüssig zu lesen, beschreibende Passagen und Dialoge halten sich gut die Waage. Der politische Hintergrund wird gut geschildert und auch Details, die vielleicht weniger bekannt sind, werden gut in die Geschichte eingebaut, ohne dass es belehrend wirkt. Insgesamt ist das Tempo in dem Roman sehr hoch, die verschiedenen Spannungsbögen ergänzen sich gut und greifen ineinander. Dieses Buch ist ein wahrer Pageturner, innerhalb weniger Tage habe ich dies über etwas 700 Seiten regelrecht inhaliert, es wird nie langweilig. Man bangt und hofft mit Martha und ihren Lieben.
Das Nachwort ist sehr informativ und hebt noch einmal wichtige historische Fakten hervor. Für mich ist der dritte Teil der Saga der Beste und damit ist Melanie Metzenthin ein fulminantes Finale geglückt.
Ein Sittengemälde einer Zeit, die vom Umbruch geprägt ist, von Schicksalsschlägen und Abschieden sowie eine Hommage an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus.
Das Buch:
Es handelt sich beim vorliegenden Buch um den dritten und letzten Teil der Hafenschwester-Trilogie. Das Buch kann zwar ohne Weiteres unabhängig von seinen Vorgängern gelesen werden, allerdings ...
Das Buch:
Es handelt sich beim vorliegenden Buch um den dritten und letzten Teil der Hafenschwester-Trilogie. Das Buch kann zwar ohne Weiteres unabhängig von seinen Vorgängern gelesen werden, allerdings macht es deutlich mehr Freude, wenn man die Vorgeschichten kennt und mit Martha bereits die Gängeviertel und das schwere Leben der Ärmsten kennengelernt hat.
Worum geht’s?
Martha und Paul führen inzwischen ein gutes Leben, selbst wenn sie durch die Hyperinflation Anfang des 20. Jahrhunderts sämtliche Ersparnisse verloren haben. Ihre Kinder können trotz allem ihre Wege gehen. Am Ende der 20er Jahre wird Hitler immer populärer und die Sorge vor einem weiteren Krieg nimmt deutlich zu, die Lebenssituation wird angespannter, der Ton rauher. Aber trotz aller Widrigkeiten finden Martha und ihre Familie immer einen Weg, ihr Leben lebenswert zu halten und ihre Lieben vor dem Tod zu bewahren.
Charaktere:
Diesmal stehen Marthas Kinder Rudi, Fredi und Ella im Vordergrund. Es geht hauptsächlich um deren Entwicklung am Ende der Schulzeit bis hin zu einem eigenständigen Leben, welches durch die Wirren des 2. Weltkrieges alles andere als vorhersehbar sein kann.
Fredi ist hierbei mein absoluter Favorit, was nicht bedeutet, dass ich Rudi und Ella nicht mag. Vielmehr ist es so, dass Fredi einfach eine beeindruckende Figur ist. Als Sandwichkind der Familie war er bisher eher ruhig und unauffällig, ging aber eben seinen Weg. In diesem Teil bekommt er den Raum, der ihm zusteht und den füllt er zur Gänze aus. War es früher Rudi, der stets die große Klappe hatte, ist es heute Fredi, der seinem großen Bruder aus der Patsche hilft – und diese Patsche ist gewaltig und vor allem lebensbedrohlich. Fredi ist einfallsreich und mutig. Während des Krieges bewahrt er die Nerven und durch seine besonnene Art, einige hilfreiche Kontakte – durchaus auch in die zwielichtige Welt Hamburgs – und jede Menge Courage rettet er viele Leben. Dabei scheut er sich nicht, sich selbst in Gefahr zu begeben, nicht zuletzt dadurch, dass ihm sein vermeintlicher Freund Werner Rohrbeck eigentlich jeden Moment auf die Schliche kommen könnte – wenn er intelligent genug wäre. Melanie Metzenthin schreibt Fredi in die Herzen ihrer Leser. Dabei bleibt die Figur absolut glaubwürdig. Zeugnisse dieser Zeit belegen, dass es Menschen wie Fredi wirklich gab, die vorbehaltlos geholfen haben.
Am Anfang des Romans ist Rudi ein Frauenheld, der das Nachtleben liebt und sehr zum Unmut seiner Eltern einen Lebenswandel lebt, der so gar nicht zur Familie Studt passen will. Auch wenn er sich verändert hat, jetzt aufmüpfig ist und beinahe rebellisch, ist Rudi überhaupt nicht unsympathisch. Vielmehr lässt die Autorin ihren Leser beide Seiten – sowohl die des „Kindes“ als auch die der Eltern – betrachten, sodass sich jeder selbst seine Gedanken machen kann, wie er mit den unterschiedlichen Situationen umgehen würde. Ich sah mich oftmals hin- und hergerissen, denn natürlich kann ich mich noch gut daran erinnern, wie ich in diesem Alter war und gleichzeitig bin ich heute selbst Mutter. Die Autorin bewertet hierbei nicht, sondern zeigt die Situationen, sodass man selbst die Freiheit hat, sich ein Urteil zu bilden.
Bei Rudi hat der Leser hin und wieder das Gefühl, dass er nicht die Gemeinschaft der Familie sondern ausschließlich sein eigenes Leben im Blick hat. Da er jedoch häufiger Unterstützung von der Familie braucht und auch bekommt um überhaupt weiterzukommen, ist diese selbstverständlich überaus enttäuscht, was zeitweise auch deutlich zutage kommt. Trotz allem halte ich Rudi nicht für wirklich egoistisch; er ist unbedacht, denke ich, und handelt erst, bevor er die Konsequenzen überdenkt. Die Figur des Rudi ist die Figur, die sich im Laufe des Romans am deutlichsten wandelt und damit lange Zeit unberechenbar bleibt. So überrascht Rudi auch am Ende des Romans, als er endlich die Chance bekommt, Fredi seinen Einsatz am Anfang des dritten Reiches zu danken.
Mit Ella geht der Leser oft durch viele Emotionen, was darin begründet ist, dass sie stets und ständig hinter Rudi zurück zu stehen scheint und darüber hinaus eine Frau ist. Während Fredi mit einer Kommissarslaufbahn zufrieden ist, möchte Ella unbedingt Medizin studieren. Diesen Wunsch hatte sie bereits als kleines Mädchen und ihre Eltern haben sie immer darin bestärkt. Bedingt durch Rudis Leben und Entscheidungen scheint diese Möglichkeit jedoch mehr als einmal auf der Kippe zu stehen. Hier kommt der Moment, in dem Leser wieder zwischen zwei Figuren steht, die im Grunde liebenswert sind und deren Beweggründe man verstehen kann. Und trotzdem wird sich der eine Leser in die eine Richtung und der andere in die andere Richtung gezogen fühlen, schätze ich. Ich glaube, ich war häufiger wütend wie Ella, als dass ich Rudis Unverständnis für die Gefühle seiner Schwester geteilt hätte.
An Ella zeigt Melanie Metzenthin außerdem eindrucksvoll wie weit und wie schnell die Emanzipation der Frau fortschreitet. War es am Ende des 19. Jahrhunderts nicht vorstellbar, dass eine unverheiratete Frau eine Affäre hatte, lebt Ella ihre unverheiratete Beziehung zum Franzosen Phillippe Morel sehr offen. Andererseits zeigt sie aber auch die alten, durchaus noch vorhandenen Strukturen an der Verbindung zwischen Henny und Fredi. Während Ella es sich nicht vorstellen kann, nicht selbst zu arbeiten, richtet sich Henny, mit noch nicht einmal 20 Jahren, ganz darauf ein Hausfrau und Mutter zu sein. Dass sich hinter dieser Frau ein wirklich intelligenter Kopf verbirgt, auf den Fredi ganz sicher nicht verzichten möchte, würzt diese Verbindung zusätzlich.
Auf diese Art und Weise und gepaart mit historischen Hintergründen zeichnet die Autorin ein wunderbar authentisches Bild der Menschen und deren Leben in Hamburg bevor der 2. Weltkrieg ausbricht und danach im Krieg. Dass sie selbst Hamburgerin ist, die ihre Stadt liebt, dürfte kaum zu übersehen sein. Auch zeigt sie eindrucksvoll auf, wie schleichend der Prozess war, als Hitler die Macht in Deutschland übernahm. Insbesondere der Unglaube der Menschen und das Vertrauen darauf, dass die Politik alles richten würde, ließen diesen Prozess überhaupt erst zu. Damit wird der Roman, obwohl er über eine Zeit vor 100 Jahren berichtet, überaus aktuell.
Schreibstil:
Metzenthins Schreibstil ist bildgewaltig, temporeich und emotional. Die Autorin erlaubt sich keinerlei Längen; im Gegenteil, es geht zeitweise Schlag auf Schlag - eben so, wie zumindest ich mir diese Zeit vorstelle - und man kommt kaum zu Atem. Trotz der Länge des Buches wird der Leser es kaum einmal aus der Hand legen wollen.
Das historische Hamburg entsteht beim Lesen so selbstverständlich vor dem inneren Auge, dass der Leser sich in den Straßen von Rothenburgsort wiederfindet und aus einem der Schrebergärten die Bombennächte mit den Protagonisten beobachten wird. Die Geschichte, die die Autorin zu erzählen hat, entwickelt sich in einer furchtbaren Zeit und sie verschont den Leser nicht vor den Grausamkeiten. Der Leser sollte sich also darauf einstellen, dass hier nicht die heile Welt einer vergangenen Zeit präsentiert wird und sie verschont auch die sympatischen Figuren nicht!
Historische Hintergründe:
Wie stets ist der Roman sauber recherchiert. Dadurch erhält er seine Lebendigkeit und Authentizität. Insbesondere die Zeit während des 3. Reiches ist überaus bedrückend, da die Autorin die wahren historischen Fakten mit den Schicksalen ihrer Protagonisten verknüpft. Dabei ist sie sehr eindringlich in ihrem Schreiben. Man kann sich der Stimmung nicht entziehen, man fühlt einfach. Im ersten Teil des Buches gewinnt der Leser den einen oder andren Charakter lieb und muss ihn dann durch den wirklich schweren zweiten Teil des Buches begleiten. So bangt der Leser mit seinem Liebling mit. Und wie bereits in den vorangegangenen Teilen der Reihe ist Melanie Metzenthin nicht zimperlich, ihren Figuren zu Gunsten der Authentizität der Geschichte auch böse Schicksale zu geben. Denn niemand blieb in dieser Zeit verschont!
In einem sehr interessanten Nachwort erzählt sie dann auch, was wahr ist und was Fiktion. Man sollte es unbedingt lesen, denn genau hier wird spätestens klar, wie grausam diese Zeit wirklich war.
Fazit:
Mit diesem Buch gelingt der Autorin der würdige Abschluss einer überaus lesenswerten Familiensaga, das sich durchaus auch ein zweites Mal zu lesen lohnt. Einmal angefangen, lässt einen die Geschichte nicht wieder los. 5 von 5 Sternen.
Hamburg, November 1923: Martha und Paul haben im Zuge der Inflation ihre Ersparnisse verloren. Die Finanzen sind knapp. Martha und Paul schaffen es aber ihre Familie irgendwie durchzubringen. Während Rudi ...
Hamburg, November 1923: Martha und Paul haben im Zuge der Inflation ihre Ersparnisse verloren. Die Finanzen sind knapp. Martha und Paul schaffen es aber ihre Familie irgendwie durchzubringen. Während Rudi Jura studiert, gerät er in eine kritische Situation. Die Familie ist für Rudi da und findet eine Möglichkeit ihm zu helfen, damit er sein Studium zu Ende bringen kann. Das bedeutet jedoch das Ella, die Medizin studieren möchte, ihren Traum mit dem Studium zunächst für zwei Jahre zurückstellen muss. Sie tritt in die Fußstapfen von Martha und beginnt eine Schwesternausbildung. Als Ella ihrem Traum Ärztin zu werden endlich näher rückt, kommen die Nazis an die Macht. Ihr Traum Ärztin zu werden zerbricht, denn keine ausgebildete Krankenschwester soll einem deutschen Mann eine Studienplatz wegnehmen. Rudi möchte seiner Schwester als Anwalt zur Seite stehen. Doch er hat sich einflussreiche Feinde gemacht und wird von der SA in ein Konzentrationslager verschleppt. Um Rudi zu helfen geht Fredi ein gefährliches Bündnis mit der NSDAP ein ...
Ich bin gut in die Geschichte hereingekommen. Man spürt wieder die tiefe Verbundenheit zwischen Martha, Paul und den Kindern.
Martha und Paul sind zunächst noch sehr präsent. Je weiter man in die Geschichte eintaucht und die Jahre voranschreiten, rücken mit dem Älterwerden die Kinder in den Vordergrund. Am meisten wird die Geschichte in diesem Band durch Alfred (Fredi), dem zweitgeborenen, geleitet.
Für diesen Roman hat die Autorin umfangreich recherchiert. Die Autorin beschreibt die Nachkriegszeit, Weimarer Republik und die Zeit des Nationalsozialismus.
Die Protagonisten sind authentisch dargestellt, die Geschichte ist realistisch beschrieben und ich konnte mir alles bildhaft vorstellen. Der Roman ist trotz seiner 700 Seiten Umfang kurzweilig und spannend, so dass man ihn gar nicht mehr aus der Hand legen mag. Ich fühlte mich jederzeit beim Lesen gut unterhalten.
Das Cover ist mit seinem Prägedruck, wie auch schon die beiden Vorgänger der Reihe, wieder sehr hochwertig gearbeitet. Die Innenseiten (Klappseiten) zeigen historische Fotos vom Hamburger Hafen und vom Hamburger Bahnhof.
Ein interessantes und lehrreiches Nachwort gibt Aufschluss über fiktive und reale Personen.
"Die Hafenschwester: Als wir an die Zukunft glaubten" von Melanie Metzenthin – ist der letzte Band einer Trilogie.
Als ich das Buch zum ersten Mal in den Händen hielt, dachte ich, oje, das kann dauern. ...
"Die Hafenschwester: Als wir an die Zukunft glaubten" von Melanie Metzenthin – ist der letzte Band einer Trilogie.
Als ich das Buch zum ersten Mal in den Händen hielt, dachte ich, oje, das kann dauern. Aber genau das Gegenteil war der Fall, die Geschichte um die Hamburger Krankenschwester Martha Studt und ihrer Familie war absolut faszinierend und nicht eine Minute langweilig.
Der dritte Band spielte in der Zeit zwischen den Kriegen bis ca. 1955. Die Autorin Melanie Metzenthin hat es auf eine unnachahmliche Weise verstanden die tatsächlichen Ereignisse mit der Geschichte der Familie Studt zu verbinden. Durch ihre einfühlsame Art fühlte ich mich gleich mit dem Schicksal der Familie verbunden, ohne dass ich die anderen Bände kannte. Ich habe mitgelitten, war schockiert wieviel Böses in manchen Menschen steckte und immer wieder überrascht zu sehen, dass es Menschen gibt, die ihr eigenes Leben einsetzen, um anderen Menschen zu helfen. Das Buch bekommt von mir eine klare Leseempfehlung. selten habe ich ein Buch so "verschlungen"!