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Veröffentlicht am 25.09.2021

Wow, was ein großartiger Psychothriller!

Im Versteck
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Der gut situierte Fotograf Paul Böger kauft sich in den toskanischen Bergen ein Haus. Es liegt am Ende eines kaum befahrbaren Weges und ist völlig verwahrlost. Paul kündigt seinen Job und zieht sofort ...

Der gut situierte Fotograf Paul Böger kauft sich in den toskanischen Bergen ein Haus. Es liegt am Ende eines kaum befahrbaren Weges und ist völlig verwahrlost. Paul kündigt seinen Job und zieht sofort in die eigentlich unbewohnbare Hütte ein. Von nun an vermeidet er jeden menschlichen Kontakt und versteckt sich in der Einsamkeit. Denn er ist auf der Flucht. Auf der Flucht vor sich selbst und seinem unbezwingbaren Trieb, Schlimmes zu tun. Und dann verschwindet ein kleines Mädchen.

"Im Versteck" ist mein erstes Buch von Sabine Thiesler. Ein Psychothriller, der am 13. September 2021 im Heyne-Verlag erschienen ist. Und ich muss sagen, dass mich diese knapp 600 Seiten von der ersten Seite an komplett in den Bann gezogen habe. Ich konnte diesen grandiosen Thriller wirklich nicht aus der Hand legen, denn dies ist eine Geschichte, die mich unheimlich gepackt hat. In Lesepausen habe ich über den Inhalt weiter nachgedacht und auch nach dem Beenden des Buches hallt das Geschehen bei mir immer noch nach. Paul Böger, ein freier Fotograf aus Hamburg, der auf den ersten Blick ein sympathischer und smarter Typ ist. Doch die Autorin hat hier sehr deutlich gezeigt, dass er mit seinem freundlichen Auftreten nur eins verbergen muss: seine Neigung zu kleinen Mädchen, die er entführt, brutal vergewaltigt und anschließend feige ermordet. Für ihn ist es ein Zwang, den er immer wieder zu unterdrücken versucht. Eine Sucht, die er einsieht, doch sich professionell helfen zu lassen kommt für Paul nicht infrage. Deshalb will er sich selbst therapieren, indem er sich eine verfallene Bruchbude in der Toskana, oberhalb von Ambra, kauft. Isoliert im Wald, weit und breit keine Nachbarn, vor allem keine Mädchen. Das ist sein Plan und somit will er sich und kleine Mädchen schützen. Er bricht alle Zelte in Hamburg ab, seinem besten Freund und Mitbewohner Donnie fällt dies besonders schwer. Da der unheimlich sympathische Künstler Donnie nichts von Pauls' abartigen Neigungen und Taten ahnt, wundert er sich mit der Zeit immer mehr über das launenhafte Verhalten seines Freundes. Während Paul in der Toskana die Bewohner geschickt täuscht, findet Donnie zufällig eindeutige Hinweise, dass mit ihm was nicht stimmt. Sein Verhalten und sein Handeln haben für ein spannendes Ende gesorgt, sodass er für mich ein großer Held in dieser Geschichte ist.

Ich habe selten Mitleid mit einem Täter, aber hier hat Sabine Thiesler es definitiv geschafft, dass meine Gefühle Achterbahn gefahren sind. Einerseits wird jede Tat von Paul abartig und abscheulich geschildert. Wie er seinen widerlichen Trieb zuerst versucht zu unterdrücken, es jedoch nicht schafft. Seine Gedanken dazu lassen in sein Innerstes blicken. Andererseits wird sehr klar und erschreckend verdeutlicht, wieso er so geworden ist, wie er ist. Aus einem Opfer wird Täter, der Verlauf hat mich angeekelt und geschockt. Durch Rückblicke aus seiner Vergangenheit lernte ich Paul als kleines Kind kennen. Wie sein Leben dank seiner abscheulichen Mutter verlaufen ist, hat mir richtig Gänsehaut beschert. Ihm ist als Erwachsener definitiv klar, dass er abscheuliche Taten verübt und dass seine kranke Seele nicht normal ist. Er hasst sich selbst dafür, dass konnte ich zwischendurch immer wieder gut herauslesen. Es ist wie in der Realität: bei pädophilen Menschen fängt es zunächst im Kopf an. Dafür verurteile ich niemanden, wirklich nicht. Denn für solche Gedanken kann man zunächst nichts, wie im Fall Paul. Hier konnte ich jedoch verstehen, wie sie entstanden sind. Aber was ich verurteile ist ganz klar, wenn nichts gegen diese Gedanken unternommen wird. Denn ohne professionelle Hilfe kann es leider sehr schnell eskalieren, indem die Gedanken nicht mehr zu unterdrücken sind. So werden, wie bei Paul, abartige Triebe freien Lauf gelassen. Dann ist es zu spät, auch sich selbst zu verstecken und sich selbst zu therapieren bringt nichts mehr.

Da in der Toskana plötzlich ein Mädchen verschwindet und als Leiche auftaucht, ist dort jeder in Aufruhr. Paul scheint dies nicht zu interessieren. Als die ahnungslose Kriminalpolizei in Hamburg versucht, Pauls' schreckliche Taten aufzuklären, gerät er zunächst nur als harmloser Zeuge in den Fokus der Ermittlungen und sie befragen ihn in seinem neuen Zuhause. So kommuniziert die Kripo mit dem Commissario Neri, der in dem friedlichen Dorf für Recht und Ordnung sorgt. Beide Seiten versuchen, die Morde aufzulösen und eventuelle Parallelen zu finden. Während die deutschen Ermittler professionell an die Sache rangehen und analysieren, kommen Neri und sein leicht vergesslicher Kollege nicht weiter. Neri ist zwar ein sympathischer Dorfpolizist, bei diesem kniffligen Fall kommt er jedoch schnell ins Schwitzen. Dass er komplizierte Fälle nicht gewohnt ist, merkt man schnell und deutlich.

Was mich am meisten erschüttert hat, waren die Scherben, die Paul hinterlassen hat. Er hat nicht nur kleine Mädchen umgebracht, sondern direkt ganze Familien ausgelöscht. Diese nehmen ebenfalls Platz in der Handlung ein. Was diese schrecklichen Taten mit den Eltern der toten Mädchen gemacht hat, hat mich emotional richtig mitgenommen. Das Leid der Eltern wurde authentisch beschrieben und war deutlich zu spüren, was mich sprachlos hinterlassen hat. Ich als Mutter konnte dies absolut nachvollziehen, denn ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, wenn eines meiner Mädchen sowas passieren würde. Dieser emotionale Teil ist nichts für Zartbesaitete.

Dieser dramatische und spannende Thriller ist gut durchdacht und flüssig, emotional und authentisch geschrieben. Die Protagonisten werden gut in den Fokus gesetzt, die komplette Handlung wird detailliert erklärt und logisch beendet. Diese verstörende Geschichte besitzt eine unglaublich intensive Atmosphäre, die ich die ganze Zeit gespürt habe. Die Autorin hat mich ganz tief in die seelischen Abgründe von Paul blicken lassen, diese kranke Seele möchte man definitiv nicht begegnen. Nicht die Ermittlungen der Polizei, sondern die persönlichen Schicksale der Opfer und Täter stehen im Vordergrund. Das Ganze wird von Sabine Thiesler flüssig, spannend, fesselnd, packend, dramatisch und lebendig dargestellt, da stellen sich einem die Nackenhaare auf. Nichtsdestotrotz kommt der italienische Flair nicht kurz, was mir gut gefallen hat. Dieser nachdenkliche Thriller zeigt, dass das Böse zwar ganz nah bei einem sein kann, sich jedoch perfekt zu tarnen weiß. Schreckliche Mädchenmorde und eine düstere Kindheit ergeben einen atemberaubenden Thriller!

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Veröffentlicht am 23.09.2021

Wer sich in der analogen Welt nicht zurechtfindet, der wird auch online immer ein Außenseiter sein!

Instagrammatik
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Alles ist neu in der Helene-Fischer-Gesamtschule, denn zum Schrecken des Cholerikums gibt es eine neue Schulleiterin, die ein digitales Update im Gepäck hat. G8 trifft auf 5G: Der Medienwagen hat jetzt ...

Alles ist neu in der Helene-Fischer-Gesamtschule, denn zum Schrecken des Cholerikums gibt es eine neue Schulleiterin, die ein digitales Update im Gepäck hat. G8 trifft auf 5G: Der Medienwagen hat jetzt Netflix, die Schulbücher gibt's als Podcast, die Referate werden per Videokonferenz gehalten. Doch es gibt auch positive Aspekte: Mithilfe von YouTube-Tutorials wird endlich der Lehrermangel ausgeglichen, und die Schüler*innen haben keine Angst mehr vor Mathe: der Dreisatz in zwei Sätzen. Selbst Herr Schröder, der gerade zum ersten Mal eine Dienst-E-Mail verfasst hat, wittert Pionierluft und möchte Klick-Millionär werden – Opa-Gangnam-Style. Und seine Klasse soll ihm dabei helfen …

"Instagrammatik: Das streamende Klassenzimmer" ist der neue Comedy-Roman vom beliebten Comedy- und Erfolgslehrer Herr Schröder (Johannes Schröder). Zusammen mit Simon Slomma ist die lustige, kurzweilige Lektüre am 2. August 2021 im Ullstein-Verlag erschienen. Zahlreiche witzige Anekdoten aus dem streamenden Unterricht eines Klassenzimmers der Helene-Fischer-Gesamtschule haben mich wunderbar unterhalten, denn Herr Schröder lehrt seinen Schülern Instagrammatik auf seine lockere Art und Weise. Aber vorher muss auch er sich erst einmal in der digitalen Welt zurechtfinden. Schnell kommt er auf den Geschmack, denn die Idee, Klick-Millionär auf Instagram zu werden, reizt ihn immer mehr. Hilfesuchend wendet er sich an seine Schüler, die viel mehr Ahnung vom Online-Leben haben, als er ahnt. Anstatt sich Likes zu kaufen, nimmt er bei ihnen Nachhilfe, um möglichst schnell eine hohe Reichweite zu erzielen. Dafür muss er schließlich auch regelmäßige Besuche im Habibitat am Lidl wahrnehmen.

Doch die neue Schulleiterin Frau Windkampf, die sich von Herrn Schröder sexuell beleidigt fühlt, benimmt sich mehr als merkwürdig, denn sie tauscht das Lehrerzimmer gegen eine Begegnungslounge um und ein Staubsaugerroboter flitzt fleißig durchs Schulgebäude. Aus einem pädagogischen Tag für die Lehrer wird es schnell zum digitalen Detox à la Montessori-Erlebnispädagogik zum Anfassen im Schwarzwald, wo Schröder von Datenträger-Alpträumen geplagt wird. Denn nicht nur das HFG wird komplett umgestaltet, es gibt keine Türen mehr, Chipsysteme werden für die Lehrer eingeführt, Hybridunterricht, digitale Klassenbücher, Online-Meetings anstatt Lehrerkonferenzen und Smartboards anstatt einer Tafel sind für Schröder ein bisschen viel auf einmal. In Sachen Datenschutz geht schließlich einiges schief und Schröder taucht mit seinen Schülern gemeinsam in die digitale Welt ein.

35 kurze Kapitel plus Prolog und Epilog bringen humorvolle Stimmung in die lebendige Geschichte, der trockene Humor von Herrn Schröder fand ich klasse. Auch seine Schüler haben für einige Lacher gesorgt. Ihre WhatsApp Nachrichten, die zwischendurch offenbart wurden, haben für eine tolle Abwechslung gesorgt. Der Schreibstil ist schön locker, flüssig und natürlich ultramodern, ich war mit dem Buch ruckzuck durch. Auch weitere Kollegen von Schröder wurden hier auf witzige und skurrile Weise dargestellt, sodass der Gesamtinhalt absolut stimmig ist. Mir hat die Doppelstunde Instagrammatik sehr gut gefallen, daher gibt es von mir eine glatte eins!

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Veröffentlicht am 22.09.2021

Ein schauriger Spannungsroman mit dichter Atmosphäre und paranormalen Handlungen!

Das Schattenhaus
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Ich mag die Thriller und Krimis von Tess Gerritsen unheimlich gerne und ich lese schon seit Jahren ihre Bücher. Ich wurde bis jetzt noch nie enttäuscht, auch wenn mich zwischendurch mal die ein oder andere ...

Ich mag die Thriller und Krimis von Tess Gerritsen unheimlich gerne und ich lese schon seit Jahren ihre Bücher. Ich wurde bis jetzt noch nie enttäuscht, auch wenn mich zwischendurch mal die ein oder andere Geschichte nicht zu hundert Prozent in den Bann gezogen hat. Lesenswert finde ich all ihre Werke aber allemal, so auch "Das Schattenhaus", ein Mystery-Romance-Thriller, der am 12. Juli 2021 im ‎Blanvalet-Verlag erschienen ist. Ein Spannungsroman, der mir unheimlich gut gefallen hat. Diese unheimliche und spannende Geschichte war mal was anderes und ich finde es toll, dass die Autorin diesen Mix auf Papier gebracht hat. Sie hat mir hiermit bewiesen, dass sie ihre vielfältige Fantasie nicht nur in Thriller oder Krimis hervorragend einsetzen kann. Mir hat dieser Roman mit mutmaßlichen Gespenstersichtungen und paranormalen Aktivitäten sehr gut gefallen und es hat nicht lange gedauert, bis Tess Gerritsen mich voll und ganz in ihren Bann gezogen hat.

Zum Inhalt: Ein unheimliches altes Haus, eine verschwundene Frau und ein dunkles Geheimnis, das tief in die Vergangenheit reicht ...

Nach einem tragischen Ereignis flüchtet Ava von Boston auf eine abgelegene Halbinsel an der Küste Maines. Dort mietet sie ein altes herrschaftliches Haus und hofft, endlich zur Ruhe zu kommen und Inspiration für ihr neues Buch zu finden. Obwohl das Haus zunächst düster und unheimlich wirkt, übt es doch eine unerklärliche Anziehungskraft auf sie aus. Dann beginnt sie plötzlich seltsame Geräusche zu hören, und eines Nachts glaubt sie eine schattenhafte Gestalt hinter den Vorhängen in ihrem Schlafzimmer zu sehen. Von den Dorfbewohnern erfährt sie von dem mysteriösen Verschwinden ihrer Vormieterin. Als Ava beginnt nachzuforschen, kommt sie hinter ein verstörendes Geheimnis, das verzweifelt gewahrt werden soll …

Die Kochbuchautorin Ava ist hier die Hauptprotagonistin und es wird komplett aus ihrer Perspektive geschrieben. Tess Gerritsen verbindet mysteriöse, spannende und erotische Elemente, die eine rätselhafte und schaurige Geschichte ergeben. Die unheimliche Atmosphäre, die hier von Anfang bis Ende herrscht, passt sehr gut zum Gesamtinhalt. Ich konnte mir das Setting, was an der Küste Maines stattfindet, klasse vorstellen, genau wie das Schattenhaus Brodie's Watch. Der bildhafte Schreibstil der Autorin sorgt für klare und deutliche Bilder, die ich während des Lesens vor Augen hatte. Wenn Ava regelmäßig, aber plötzlich bewegliche Schatten gesehen und den Hauch von kühlem Wind und starken Salzwassergeruch wahrgenommen hat, dann habe ich mich oft gefragt, ob sie diese Halluzinationen wirklich wahrnimmt oder ob es Stress- und alkoholbedingte Folgen sind. Denn nicht nur sie kann diese geisterhafte Erscheinungen klar und deutlich erkennen, auch ihre Vormieterinnen scheinen dieselbe Gabe gehabt zu haben. Als Ava dann auch noch von mysteriösen Geschehnissen aus der Vergangenheit erfährt, will sie unbedingt die ganze Wahrheit wissen. Doch sie muss schnell feststellen, dass ihre Vergangenheit und ihre damit verbundenen Schuldgefühle gegenüber ihrer Schwester nicht ruhen. Was es mit ihren Schuldgefühlen auf sich hat, wird nach und nach immer deutlicher und der Grund ihrer Flucht ins Schattenhaus wird erläutert. Wie sie am Ende mit ihrer Schuld umgeht, hat mich leider etwas enttäuscht, da ich mit einer anderen Reaktion gerechnet habe. Sie kann der Wahrheit einfach nicht ins Gesicht schauen, auch nicht nach den schrecklichen Ereignissen an der Küste Maines, die ihr dort widerfahren sind. Im Laufe der Handlung wurde Avas' Charakter, der mit der Zeit immer mehr an Tiefe gewonnen hat, deutlicher. Ja, sie hat ein großes Alkoholproblem und steckt in Depressionen. Ihre Fantasien mit dem toten Captain Brodie, dem das Haus vor vielen Jahren gehört hat, faszinieren und ängstigen sie zugleich. Doch es scheint, dass sie diese Welt braucht, die der Geist des Hauses von ihr fordert.

Die Seele von Captain Brodie, der vor vielen Jahren auf hoher See starb, ist für Ava ein Hoffnungsschimmer in ihrer tristen Situation. Doch auch hier kam es zu einer Wendung, die für sie nicht mehr zu ertragen war. Ihre Flucht aus dem Haus gestaltet sich schwieriger als gedacht. Die Geschichten um den Captain und seinem Schattenhaus zwischendurch fand ich unheimlich interessant und sie haben den Spannungsbogen weiter in die Höhe getrieben. Außerdem habe ich im Verlauf der Handlung immer mehr mitgerätselt und versucht herauszufinden, was der Wirklichkeit entspricht und was Halluzinationen sind. Dies hat mich schnell durch die Seiten fliegen lassen. Neben der spannenden Haupthandlung gab es Einblicke in einigen Rezepten der Food-Autorin, da sie sich weiter um ihr Kochbuch kümmern muss und diese gleichzeitig für Ablenkung der mysteriösen Geschehnisse sorgen. So kocht und backt sie, probiert neue Rezepte aus, die während des Lesens den Appetit anregen.

Die hier beschriebenen Sexhandlungen wirken nicht obszön, ich persönlich fand sie passend zum Gesamtinhalt. Das "Schattenhaus" ist abwechslungsreich und gut lesbar geschrieben. Obwohl ich mit meiner Vermutung, was das Finale angeht, recht hatte, hat mich der Roman klasse unterhalten. Es gibt nicht viele Wendungen, die mich überrascht haben, trotzdem hat es der Geschichte nicht geschadet. Die dichte und unheimliche Atmosphäre, die hier durchgehend geherrscht hat, hat mir einige Gänsehautmomente beschert. Oft gab es Situationen, die sich in Brodie's Watch dermaßen zugespitzt haben, dass es mir wirklich schwergefallen ist, das Buch an die Seite zu legen. Der Mix aus Spannung, Übersinnliches und Mystery, gepaart mit Erotik, ist Tess Gerritsen gut gelungen. Ich finde das Buch klasse, deshalb gibt es von mir eine klare Leseempfehlung. Eine wirklich gelungene, düstere und aufwühlende Story mit unentrinnbarer Sogwirkung!

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Veröffentlicht am 17.09.2021

Ein extrem spannender Thriller, der permanente Gänsehaut verursacht!

Totenschrein (Ein Sayer-Altair-Thriller 3)
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Am 2. August 2021 hat Ellison Cooper ihren dritten Sayer-Altair-Thriller "Totenschrein" herausgebracht, der im Ullstein-Verlag erschienen ist. Die beiden Vorgänger "Totenkäfig" und "Knochengrab" haben ...

Am 2. August 2021 hat Ellison Cooper ihren dritten Sayer-Altair-Thriller "Totenschrein" herausgebracht, der im Ullstein-Verlag erschienen ist. Die beiden Vorgänger "Totenkäfig" und "Knochengrab" haben mir richtig gut gefallen, weshalb ich mich auf diese Fortsetzung so gefreut habe. Auch dieser Thriller hat mich überzeugt und komplett in den Bann gezogen. Mich fasziniert nicht nur der spannende, authentische und unheimlich flüssige Schreibstil der Autorin, auch das Setting passt wieder perfekt zu diesem unglaublich verstörenden und packenden Inhalt. Ihre Protagonisten sind tief ausgearbeitet, die mir mittlerweile sehr ans Herz gewachsen sind. Auch die beiden Hunde, die sich im Hintergrund aufhalten und trotzdem präsent sind, mag ich sehr. Denn der dreibeinige Therapiehund Vesper und die Polizeihündin Kona sind klasse und runden ein sympathisches und taffes Ermittlungsteam hervorragend ab.

Zum Inhalt: Zwölf vermisste Mädchen, ein grausamer Ritualmörder...
FBI Senior Agent Sayer Altair hat nach ihrem letzten spektakulären Fall etwas Ruhe gefunden. Sie beschäftigt sich mit neurowissenschaftlicher Forschung, alles ist gut. Doch dann wird am Einstein Memorial mitten in Washington D.C. ein Polizist erschossen. Neben ihm die Leiche eines Mädchens. In ihrer Hand hält sie eine Axt. Doch das ist nicht das einzig merkwürdige. Um sie herum stehen neun geschnitzte Affenfiguren, die einen Kreis bilden. Alles deutet auf einen Ritualmord hin. Altair übernimmt den Fall. Sie ahnt, dass der Täter bald wieder zuschlagen wird, denn das Mädchen war nur eine von mehreren vermissten Jugendlichen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Genau dieser Wettlauf ist so rasant, spannend, verstörend und brutal, der FBI Senior Agent Sayer Altair und ihrem Team alles abverlangt und im weiteren Verlauf sehr persönlich für sie wird. Sie ist die Hauptprotagonistin und eine taffe Neurowissenschaftlerin, die im Nationalen Zentrum für die Analyse von Gewaltverbrechen des FBI die Gehirnstrukturen von Serienmördern erforschte. Obwohl sie hauptsächlich als Neurowissenschaftlerin arbeitet, ist sie auch eine aktive Agentin in der Critical Incident Response Group des FBI. Als solche hat sie immer Bereitschaft und muss diesmal einen Psychopathen finden, der erst Ruhe findet, wenn er sein schreckliches, wahnhaftes und grausames Ritual vollständig beendet hat. Die Zeit rennt und auch wenn Altair glaubt, dem Mörder auf den Fersen zu sein, wurde ich von Wendungen überrascht, die nicht zu erahnen waren. Ich hatte permanent Gänsehaut, da nicht nur die Mädchenmorde detailliert beschrieben wurden, auch die Vorgehensweise des Täters und die Schauplätze haben für eine düstere Atmosphäre und unheimliche Bilder gesorgt. Welche Symbolik hinter den Morden, einzelner Elemente und den Tatinszenierungen steckt, kam nach und nach verständlich ans Licht. Warum es von einem Doppelmord zu einem Massenmord mit Entführung ausgeartet ist, wurde von der Autorin spektakulär und unheimlich interessant beschrieben und erklärt. Falsche Zeugen tauchen auf, behindern die Ermittlungen und führen sie auf falsche Fährten, sodass ich in oft am Miträtseln war, wie diese Handlungen zu den schrecklichen Taten passen. Am Ende wird auch dieser Punkt aufgeklärt, von dem ich nichts geahnt habe.

Neben den rasanten Ermittlungen erzählt in eigenen Kapiteln ein Mädchen aus ihrer Gefangenschaft. Sie schildert ihre Angst authentisch und versucht mit allen Mitteln, sich und ihre Mitgefangenen zu befreien. Für mich war sie ein sehr starker Charakter, der auch in dieser ausweglosen Situation versucht hat, die Nerven zu bewahren. Da aus ihrer Perspektive geschildert wurde, habe ich auch einige Details über den Täter erfahren können. Ihr ganzes Verhalten hat mich beeindruckt und ihre Rolle in der ganzen Situation hat mir sehr gut gefallen, besonders am Ende.

Die Charaktere der Protagonisten sind gut ausgearbeitet, besonders Altair und ihr kleines, aber feines Team waren mir sehr sympathisch. Sie kommen lebendig und authentisch rüber, auch dessen Gedanken und Handlungen konnte ich super nachvollziehen. Altair gibt nicht auf, denn diese schreckliche Mordreihen hält sie permanent auf Trab. Dass sie nebenbei auch noch heimlich beobachtet und verfolgt wird, lässt ihre Nerven blank liegen. Was der mysteriöse Verfolger von ihr will, hat mich richtig überrascht. Denn das war wieder eine von vielen Überraschungen, die Ellison Cooper gelungen ist. Die beste Überraschung fand ich jedoch ganz am Ende. Denn mit diesem Ausgang, der gleichzeitig ein ganz fieser Cliffhanger ist, hat mich sprachlos gemacht. Deshalb hoffe ich auf eine schnelle Fortsetzung.

Dieser Thriller kann unabhängig von den vorherigen Bänden gelesen werden, da es jedes Mal ein neuer, in sich abgeschlossener Fall ist. Für ein besseres Verständnis aus Altairs' Privatleben ist es jedoch von Vorteil, wenn man ihr von Anfang an folgt. So kommen die überraschenden Wendungen viel besser und deutlicher rüber. Die Beweggründe des psychopathischen Monsters wurden gut erklärt, die gleichzeitig sehr informativ waren. Denn die Autorin hat mir schockierende Einblicke einer kranken und psychotischen Seelen gewährt. Dass es diese Krankheit wirklich gibt, hat diese Story noch authentischer erscheinen lassen. Sie hat mit einem realistischen Krankheitsbild und ihrer fiktiven Fantasie gespielt, sodass ein hervorragender Thriller entstanden ist. Dieser enthält außerdem noch einige historische Hintergründe aus dem alten Ägypten, die nicht weniger spannend und interessant waren. Altägyptische Mythologie, hingerichtete Schüler, verschwundene Mädchen, falsche Augenzeugen, ein kranker Psychopath und falsche FBI-Agenten ergeben einen großartigen Thriller. Natürlich ist auch wieder Altairs' Studienteilnehmer 037 dabei, der es nicht lassen kann, Spielchen mit ihr am Telefon zu treiben. Seine Anrufe haben mir immer ganz besonders gut gefallen, denn auch er offenbart ein Geheimnis, was mich sprachlos hinterlassen hat.

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Veröffentlicht am 16.09.2021

Mysteriöse Vorkommnisse in Nightbow!

Dreamcatchers
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Ein spannender Thriller, der eine gute Portion Mystery enthält, das erwartet euch in "Dreamcatchers: Grahams Lehren" von Chris Bennett, der am 29. Juni 2020 im Gegenstromschwimmer Verlag erschienen ist. ...

Ein spannender Thriller, der eine gute Portion Mystery enthält, das erwartet euch in "Dreamcatchers: Grahams Lehren" von Chris Bennett, der am 29. Juni 2020 im Gegenstromschwimmer Verlag erschienen ist. Mir hat diese schon fast filmreife Story sehr gut gefallen, obwohl ich kein großer Fan von Mysterygeschichten bin. Hier hat die Mischung jedoch gepasst, denn der Plot ist gut und geschickt durchdacht, der mich in eine alptraumhafte Geschichte entführt hat. Teilweise blutig, manchmal mysteriös - Stück für Stück konnte ich zwei Handlungsstränge verstehen und miteinander verbinden. Obwohl ich lange im unklaren darüber war, wie verstörende Alpträume, die in einem Sonnenblumenfeld stattfinden, mit einer Wohngemeinschaft in Nightbow zusammenhängen. Zoey, die von diesen Alpträumen geplagt ist, verzweifelt immer mehr, denn sie kann ihre Träume überhaupt nicht deuten. Mit ihrem sehr sympathischen Therapeuten Bosman kommt sie dank eines speziellen Therapieverfahrens den Ursachen immer näher. Nach gründlicher Recherche führt sie der Weg nach Nightbow. Dort erwartet sie eine verschworene Wohngemeinschaft, die gezielt Menschen ermordet. Dort kommen unfassbare Erkenntnisse ans Licht, womit ich nicht gerechnet habe. Der Autor hat sich mit der Auflösung Zeit gelassen und mich somit mächtig auf die Folter gespannt. Immer mehr Puzzleteile finden ihren Platz, sodass am Ende ein komplettes und schlüssiges Bild entsteht.

Um was geht es? Eine verschworene Wohngemeinschaft. Eine alte Tradition. Ein Keller voller Leichen. Seit Tagen hat sich Beatrice Morgans Verlobter nicht gemeldet. In großer Sorge folgt sie ihm nach Nightbow, Kalifornien. Von ihm fehlt jede Spur und die Suche erscheint völlig hoffnungslos. Schnell erkennt sie, dass die Kleinstadt beherrscht wird von Gewalt und Korruption. Und auch die Studenten-WG, bei der er zuletzt wohnte, hütet ein dunkles Geheimnis. Im Laufe ihrer Nachforschungen zeigen sich Beatrice die grässlichen Abgründe hinter dem Verschwinden ihres Verlobten. Zugleich hat die Wohngemeinschaft einen neuen potenziellen Mitbewohner ins Auge gefasst. Doch dieser passt keineswegs in das traditionelle Auswahlschema. Und das hat schreckliche Konsequenzen zur Folge...

Ich wurde in die US-Universitätsstadt Nightbow in Kalifornien entführt, wo mir schnell klar war, dass dort nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Taxifahrten können dein Unglück bedeuten und Besuche an der Universität sind nicht immer mit Glück verbunden. Die komplette Handlung ist außerordentlich lebendig, der Autor schreibt detailliert, spannend, flüssig, modern und gelegentlich poetisch. Ich hatte von Anfang bis Ende unheimlich klare Bilder im Kopf, was mir richtig gut gefallen hat. Bei einigen Details war Chris Bennett meiner Meinung nach etwas zu detailverliebt, was ich dann persönlich etwas langatmig fand. Dies waren jedoch Ausnahmen, ansonsten ließ sich die mysteriöse und oft brutale Handlung sehr gut lesen.

Die Protagonisten, die ich hier nach und nach kennengelernt habe, entwickeln sich im Verlauf immer weiter und gewinnen so an Tiefe. Auch die unsympathischen Charaktere kommen authentisch rüber, was mir auch sehr gut gefallen hat. Besonders Beatrice, die eine Reise nach Nightbow in Kauf genommen hat, um ihren Verlobten Theodore zu suchen und zu finden . Was ihr dort widerfährt, hat mich richtig mitgenommen. Schreckliche Ereignisse, die sich immer mehr zuspitzen, entwickeln sich zu einem emotionalen Desaster. Diese kamen sehr glaubhaft rüber, sodass ich richtig mit Beatrice mitgelitten habe. Über ihre Wendung war ich sehr traurig. Diese war jedoch nötig, um die Handlung so authentisch wie möglich wirken zu lassen.

Auch die Wohngemeinschaft mit den dunklen Geheimnissen konnte ich mit der Zeit besser kennenlernen. Die Wendungen, die mit ihnen einhergehen, waren oft überraschend. Kasidy wurde mir immer sympathischer, ihre Gedanken und Handlungen konnte ich immer mehr nachvollziehen. Im Gegensatz zu ihren Brüdern besitzt sie ein Geheimnis, wovon sie erst später erfährt. Die Geschichte nimmt somit ein tolles Ende. Auch für Dr. Bosman hat sich einiges verändert, denn die Zeit mit Zoey hat ihm die Augen geöffnet.

Die Story kam manchmal etwas verwirrend rüber, was die Neugier auf Antworten und den Spannungsbogen sehr in die Höhe treibt. Cliffhanger an den richtigen Stellen haben mich zum weiterlesen gezwungen. Viele Fragen entwickelten sich im Verlauf, dessen Auflösungen erst spät verraten wurden. Aber der Weg bis dahin war spannend, düster und erschreckend. Die überraschenden und unvorhersehbaren Entwicklungen der Protagonisten sind dem Autor sehr gut gelungen. Gewalt, Korruption und Grahams Lehren haben mich in eine spannende Welt versetzt, sodass ich für diesen Inhalt eine klare Leseempfehlung ausspreche. Das Cover ist zwar schlicht, es hat mich aber auf den ersten Blick angesprochen. Je mehr ich die Geschichte verstanden habe, desto klarer wurde mir, dass diese Sonnenblume für Zoey der Anfang vom Ende ist.

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