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Veröffentlicht am 23.09.2021

Hat mich gut unterhalten

Viele Erben verderben das Sterben (Ein Pippa-Bolle-Krimi 8)
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Im mittlerweile achten Band der Reihe verschlägt es Pippa Bolle nach Venedig, wo sie nicht nur ihrer blinden Nichte Mara zur Seite steht, sondern auch bald in einen Todesfall verwickelt wird. Die Familie ...

Im mittlerweile achten Band der Reihe verschlägt es Pippa Bolle nach Venedig, wo sie nicht nur ihrer blinden Nichte Mara zur Seite steht, sondern auch bald in einen Todesfall verwickelt wird. Die Familie Pazzoli ist zwar reich, aber auch schwierig, vor allem Patriarch Benito, der es nicht so mit Treue und daher viele Frauenbekanntschaften hat, und seine Töchter gleichzeitig kurz hält.

Venedig als Kulisse ist toll, und man erfährt auch ein bisschen etwas über diese besondere Stadt, auch, weil die beiden Autorinnen einen schönen, bildhaften Erzählstil haben, der einem schnell das Gefühl gibt, sich mit Pippa zusammen durch die Stadt zu bewegen. Besonders gut hat mir der Hinweis auf das eher unbekannte Denkmal der Partisanin gefallen.

Das Figurenensemble ist, wie gewohnt, begrenzt, die meisten der handelnden Charaktere haben mit der Familie Pazzoli zu tun und wohnen am (fikitiven) Canal Corto, der, wie der Name schon sagt, sehr kurz ist. Die Pazzolis haben ihr Geld u. a. mit einer Werft verdient, in der traditionelle venezianische Wasserfahrzeuge, wie die berühmten Gondeln, gefertigt werden. Allerdings hat Benito diese vor einiger Zeit geschlossen – der Patriarch wandelt wieder auf Freiersfüßen und beabsichtigt Venedig endgültig zu verlassen.

Benito tritt zwar selbst kaum auf, prägt aber das Geschehen, und vor allem die Anrainer des Canal Corto auf diverse, nicht immer gute, Weise. Pippa sitzt nun mittendrin und kann es natürlich nicht lassen, Dinge zu hinterfragen. Hin und wieder hatte ich Probleme, die Charaktere (z. B. Ida und Rosa) auseinanderzuhalten, nicht alle sind deutlich genug gezeichnet, allerdings betrifft das zumeist die Nebencharaktere. Zu Beginn gibt es eine Personenliste, die man ggf. zu Rate ziehen kann. Im Anhang findet sich außerdem ein Glossar für die venezianischen Begriffe sowie eine Zitat-Liste, denn in Venedig und von Benito wird Giacomo Casanova gerne zitiert.

Neben dem spannenden Kriminalfall ist auch wieder Humor an Bord, was man im Grunde schon an Titel und Cover erkennen kann. Aber es gibt auch durchaus ein paar ernste Themen, insgesamt ist der Roman eine gute Mischung. Auch die Auflösung hat mich überzeugt – ich habe bis zum Schluss gerätselt, was dahinter stecken könnte, eine wirkliche Idee hatte ich nicht – und das ist eher selten der Fall.

Sehr gut finde ich auch, wie hier auf das Thema Blindheit eingegangen wird, nicht nur, dass eine der Hauptcharaktere blind ist und auf deren Bedürfnisse eingegangen wird, es wird auch der Mut und das Können thematisiert, das Blinde mitbringen (müssen). Vor allem hat mir gefallen, dass Mara nicht als bedauernswert hingestellt wird, sondern als Mensch wie du und ich, der eben nur gewisse Besonderheiten und Bedürfnisse hat.

Die Pippa-Bolle-Reihe ist insgesamt lesenswert, und Band 8 hat seinen ganz eigenen Charme, auch wegen des Settings. Mich hat er gut unterhalten, ich empfehle ihn gerne weiter.

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Veröffentlicht am 28.08.2021

Zwei ungewöhnliche Ermittler

Hope Rides Again
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März 2019: Ausgerechnet am Tag der Parade zum St. Patricks Day treffen sich Joe Biden und Barrack Obama anlässlich eines Weltökonomieforums im Tribune Tower in Chicago. Obamas Blackberry verschwindet, ...

März 2019: Ausgerechnet am Tag der Parade zum St. Patricks Day treffen sich Joe Biden und Barrack Obama anlässlich eines Weltökonomieforums im Tribune Tower in Chicago. Obamas Blackberry verschwindet, und die Suche danach führt den ehemaligen Präsidenten und seinen ehemaligen Vize in ein wahnwitziges Abenteuer – denn die beiden können in Chicago niemandem trauen, und so müssen sie unbedingt selbst ermitteln.

Barack Obama und Joe Biden – ein ehemaliger und ein zukünftiger US-Präsident – als Ermittlungsbuddys – für mich klingt das interessant und auch humorvoll, zumal, wenn ich mir das Cover ansehe. Und so ist es denn auch. Besonders gelungen finde ich, dass der Autor Biden selbst in Ich-Form erzählen lässt. Ein Joe Biden, der kein Vizepräsident mehr ist, und deshalb, wie jeder andere auch, auf ein normales Flugzeug angewiesen ist, der aber auch schon überlegt, ob er sich selbst zur Wahl stellen soll. Ein Joe Biden, der ein bisschen altmodisch, aber dann wieder erstaunlich gewandt wirkt. Ein Joe Biden, der mir schnell sympathisch geworden ist.

Dies ist bereits der zweite Band, in dem die beiden zusammen ermitteln, Band 1 steht noch auf meiner To-do-Liste. Es ist herrlich, welche Verwicklungen sich der Autor ausgedacht hat, und welche Erfahrungen er besonders seinem Ich-Erzähler angedeihen lässt, der sich nicht nur in einem unterirdischen Labyrinth verirrt, sondern auch 24 Etagen zu Fuß überwinden muss und das mit bluttriefendem Hemd. Zudem werden ihm immer wieder Steine in den Weg gelegt, nicht zuletzt auch von Obama und dessen Bodyguard Steve, aber am Ende ist der Fall gelöst – zufriedenstellend für Biden und auch für den Leser. Die Geschehnisse sind turbulent, alles spielt sich – sehr geballt – an nur einem Tag ab, der Autor verzichtet aber auch nicht auf einen guten Schuss Gesellschaftskritik.

Unterm Strich darf man hier keinen ernsthaften Krimi erwarten, aber wahrscheinlich tut das auch niemand, der zu diesem Roman greift. Wer das Ganze also nicht allzu ernst nimmt, erhält einen humorvollen Roman, der die beiden Politiker einmal von einer ganz anderen Seite zeigt, aber auch mit Gesellschaftskritik aufwartet. Ich vergebe gute 4 Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die gerne auch humorvoll/satirisch angehauchte Kriminalromane mit ungewöhnlichen Ermittlern mögen.

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Veröffentlicht am 23.08.2021

Interessantes Thema

Der Granatapfeldieb
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Venedig 1498: Der Straßenjunge Luciano kommt gerade so über die Runden – bis ihn eines Tages der Küchenchef des Dogen auswählt und unter seine Fittiche nimmt.

Der Doge ist lebensbedrohlich erkrankt, das ...

Venedig 1498: Der Straßenjunge Luciano kommt gerade so über die Runden – bis ihn eines Tages der Küchenchef des Dogen auswählt und unter seine Fittiche nimmt.

Der Doge ist lebensbedrohlich erkrankt, das Gerücht um ein Buch, in dem nicht nur steht, wie man Gold machen kann, sondern das auch ewiges Leben verspricht, kommt ihm gerade recht – und er ist nicht der einzige, der es darauf abgesehen hat.

Schnell wird klar, dass es sich bei dem Küchenchef, Amato Ferrero, um keinen normalen Koch handelt, und auch seine Beziehung zu Luciano wirft bald Fragen auf. Ferrero lehrt den Jungen viel mehr als nur Kochen – und der Leser erfährt dabei auch Interessantes. Ferrero kocht nicht nur leckere Speisen, nein, er ist auch fähig, mit ihnen zu manipulieren, je nachdem Gespräche zu beeinflussen, sie in bestimmte Richtungen zu lenken, und das allein durch ganz normale Kochzutaten. Ich finde das faszinierend.

Gleichzeitig erlebt man das Venedig des ausgehenden 15. Jahrhunderts hautnah, auch, wenn vieles in diesem Roman fiktiv ist. Die ein oder andere historische Persönlichkeit tritt aber dennoch auf, oder wird zumindest erwähnt, wie z. B. der Papst Alexander VI, Rodrigo Borgia. Auch die vielen faszinierenden Entwicklungen jener Zeit, wie z. B. der Buchdruck, finden Platz im Roman.
Mir hat gut gefallen, wie die Autorin erzählt, wie sie den Leser mitnimmt, ihm Bilder malt und ihn Gerüche wahrnehmen lässt.

Luciano und auch Ferrero sind der Autorin gut gelungen. Luciano erzählt selbst in Ich-Form aus der Rückschau als alter Mann. Manchmal möchte man ihn schütteln, aber da er trotz allem immer ehrlich und loyal ist, kann man seine Handlungen größtenteils verstehen. Ein bisschen unnötig finde ich persönlich seine „Liebesgeschichte“, aber ohne kommt wohl kaum ein Roman aus.

Besonders faszinierend ist aber Amato Ferrero, der nicht nur ein formidabler Koch ist, sondern ein Geheimnis wahrt, dass er schließlich nach und nach an Luciano weitergeben möchte.

Da ein Buch eine gewichtige Rolle spielt, finde ich es eine gelungene Idee, dass jedes Kapitel in seiner Überschrift das Wort „Buch“ trägt. Leider gibt es kein Nachwort, in dem die Autorin ein bisschen mehr über ihre Intention, das Buch zu schreiben, oder über Wahrheit und Fiktion erzählt. Auch andere Boni sind nicht enthalten.

Mir hat der Roman gut gefallen, er ist historisch gut verortet, hat aber auch eine Hauch Mystery zu bieten. Mir hat vor allem der große Fokus auf die Kochkunst, aber auch die mitschwingende Problematik Althergebrachtes vs. neue Erkenntnisse gefallen. Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 21.06.2021

Interessant

Die Akte Adenauer
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Philipp Gerbers Eltern sind bereits 1939 aus Deutschland in die USA ausgewandert. Philipp kämpfte daher im 2. Weltkrieg für die USA und ist nach dem Krieg für den amerikanischen Geheimdienst in Deutschland ...

Philipp Gerbers Eltern sind bereits 1939 aus Deutschland in die USA ausgewandert. Philipp kämpfte daher im 2. Weltkrieg für die USA und ist nach dem Krieg für den amerikanischen Geheimdienst in Deutschland tätig. 1953 steht er kurz vor der Beendigung seines aktiven Dienstes und der Rückkehr in die USA, als man ihn bittet, zum noch nicht lange bestehenden BKA zu wechseln und den Tod eines Mitarbeiters zu klären.

Der Autor hat sich eine spannende Zeit ausgesucht, kurz vor der zweiten Bundestagswahl, es gibt noch alte Nazi-Seilschaften, und die USA sorgt in eigenem Interesse mit allen Mitteln für die Westorientierung der Regierung. Kommunismus ist der neue Feind, und dafür macht man sich den alten Feind auch schon mal zum Mitstreiter.

Philipp Gerber ist jemand, der seine eigene Meinung hat, und sich nur ungern in eine bestimmte Richtung drängen lässt. Er hat, wie jeder andere seiner Zeit, sein persönliches Päckchen zu tragen, aber er steht zu seinen Idealen und Werten – und zu seinen Gefühlen. Als er die Journalistin Eva Herden kennenlernt, arbeitet er mit dieser zusammen, obwohl sie für eine kommunistische Zeitung schreibt.

Die Thematik sorgt dafür, dass eine Reihe Persönlichkeiten der damaligen Zeit auftauchen, wie z. B. Konrad Adenauer, Robert Lehr und Herbert Wehner. Ich bin alt genug, um einige davon noch selbst erlebt zu haben. Immer wieder lädt der Roman so auch zum eigenen Recherchieren ein, und man kann ev. noch Neues lernen.Dem Autor gelingt es gut, die Atmosphäre jener Zeit einzufangen und die Charaktere wirken authentisch.

Der Fall ist interessant und spannend und wartet mit einer Reihe überraschender Wendungen auf. Die letztliche Auflösung habe ich zwar schon geahnt, sie gefällt mir aber dennoch gut und ist auch nachvollziehbar.

Als Bonus gibt es eine Karte des Bonns der 1950er Jahre, ein lesenswertes Nachwort des Autors sowie ein Interview mit ihm. Ich freue mich, dass es sich um den ersten Band einer neuen Reihe handelt, die sich mit „spektakulären Skandalen der deutschen Nachkriegsgeschichte beschäftigt“, Band 2 ist bereits angekündigt.

Setting und Thematik des Romans sind interessant, die Charaktere wirken authentisch, die Erzählung ist atmosphärisch und ich freue mich auf Band 2. Ich vergebe gute 4 Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 05.06.2021

Invita ermittelt in ihrer alten Heimat

Der Schatz Salomos
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260 n. Chr.: Die Sklavin Invita reist mit ihrer Herrin und deren Vater, dem römischen Statthalter, nach Divodurum, der Stadt, in der sie früher lebte. Ob sie wohl endlich das Geheimnis ihrer Herkunft lösen ...

260 n. Chr.: Die Sklavin Invita reist mit ihrer Herrin und deren Vater, dem römischen Statthalter, nach Divodurum, der Stadt, in der sie früher lebte. Ob sie wohl endlich das Geheimnis ihrer Herkunft lösen kann? Doch dann findet sie eine Leiche und ein alter Freund wird der Tat verdächtigt – Invita muss wieder einmal Detektivin spielen.

Der dritte Band der Reihe führt weg aus Trier ins heutige Metz. Invita lebte dort seit sie denken kann als Sklavin des Cornelius Felix, bis dieser sie vor neun Monaten an den Statthalter verschenkte. In Divodurum herrscht keine gute Stimmung, die Stadt ist überfüllt mit Flüchtlingen, antisemitische Reden werden geschwungen, und dann gibt es noch Todesfälle, die auf Flüche hindeuten.

Invita erzählt wie gehabt in Ich-Form und durchaus selbstkritisch, so ist man immer nah bei ihr und ihren Gedanken. Auch in diesem Band ist sie wieder recht umtriebig, allerdings erkennt man sie in der Gegenwart ihrer früheren Herrn kaum wieder, viele schlechte Erinnerungen sorgen dafür, dass sie regelrecht erstarrt, wenn sie einen von ihnen trifft. Das hält sie aber nicht davon ab, u. a. im Hause der Cornelier nach Beweisen zu suchen und sich dadurch in Gefahr zu begeben. Generell handelt sie oft unüberlegt.

Erzählt wird wieder spannend, auch wenn viel Spannung durch Invitas Einzelgänge entstehen, aber man fühlt auch mit dem jüdischen Juwelier Salomo mit,der der Taten verdächtigt wird, und seinem Vater, dem Medicus Isaac, und hofft, dass es gut für die beiden ausgehen möge. Auch Marcella, die Herrin Invitas, die Christin ist, mischt mit und ist ebenfalls wegen ihres Glaubens in Gefahr. Auf der Antagonistenseite gibt es ein paar Charaktere, die man direkt nicht leiden kann – vielleicht ein bisschen zu viel Klischee und Schwarzweiß-Zeichnung, aber es passt recht gut, zumal auch Invitas eigene Geschichte tangiert wird.

Die Auflösung ist nachvollziehbar, und man kann als Leser auch gut miträtseln.

Ich besitze noch die alte Auflage, mittlerweile gibt es eine Neuauflage aus dem Piper-Verlag, der nun auch endlich den vierten Band herausbringen wird, dieser ist bereits angekündigt. Meine Auflage enthält neben einem Nachwort der Autorin mit historischen Anmerkungen auch ein Glossar und eine Karte des römischen Metz sowie das Foto der Grabstele Iunia Curmillas.

Band 3 der Reihe hat mir wieder gut gefallen und ich freue mich nun auf Band 4. Ich vergebe 4 Sterne und eine Leseempfehlung für die Reihe.